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Mia Griesel kann am Wochenende im hinteren Paarkreuz des ttc berlin eastside aufschlagen (Bild: Dr. Stephan Roscher).
Langstadt beendet Punktrunde gegen Spitzenreiter Weinheim

Doppelspieltag für Berlin im Süden und Südwesten

Dr. Stephan Roscher 28.02.2025

Langstadt. Drei interessante Partien, auf deren Ausgang man keine Wetten abschließen möchte, stehen am Wochenende im Damen-Oberhaus auf dem Programm. Wenn Langstadt am Samstag Ligaprimus Weinheim empfängt, ist dies bereits die Abschiedsvorstellung der Hessinnen in der Punktrunde, die man erst in den Play-offs wiedersehen wird. Rekordmeister Berlin begibt sich auf eine weite, beschwerliche und sportlich anspruchsvolle Tour nach Süd- und Südwestdeutschland. Weil und Dachau heißen die Gegner.

 

Samstag, 15 Uhr: TSV Langstadt – TTC 1946 Weinheim

Der TSV Langstadt, aktueller Tabellendritter, wird als erstes Team der 1. Bundesliga Damen die Punktrunde der Saison 2024/25 beenden. Dies wird bereits am kommenden Samstag der Fall sein, wenn die Südhessinnen zum zwölften Mal an die Tische gehen. Der Gegner könnte anspruchsvoller nicht sein. Spitzenreiter Weinheim kommt, der in den letzten beiden Spielzeiten Vizemeister wurde. Zudem waren die Weinheimerinnen der Langstädter Halbfinalgegner im Juni 2024 und katapultierten die Hessinnen erst im “Golden Match” aus dem Meisterschaftsrennen.

Ungeachtet der Landesgrenze von Hessen zu Baden-Württemberg, die die beiden Rivalen trennt, kann man bei einer Entfernung von lediglich 65 Kilometern durchaus von einem Derby sprechen. Und Derbys unterliegen bekanntlich eigenen Gesetzen, sodass sich Schreiner und Co. trotz zuletzt drei Niederlagen durchaus etwas ausrechnen.

Die Südhessinnen haben noch etwas gutzumachen. Im Hinspiel in Weinheim Ende Oktober machten sie – obwohl mit Thailand-Ass Orawan Parang angetreten – keine allzu gute Figur und blieben beim 2:6 chancenlos. Danach wurde es immer besser mit 13:1 Punkten aus den nachfolgenden sieben Partien, bis zu jenem ominösen 9. Februar, als man bei einem ersatzgeschwächten ESV Weil kein Land sah, einem Spiel, dem zwei etwas unglückliche 4:6-Niederlagen vor 14 Tagen auf der Bayern-Tour folgten.

Auch der Gast von der Bergstraße hat in der Rückrunde nicht mehr so stabil gespielt wie zuvor – man verbuchte lediglich 3:5 Punkte gegenüber 11:1 in der Vorrunde. Letzten Sonntag musste man in heimischer Halle ein 3:6 gegen Kolbermoor quittieren. Da war erstmals die Weltklasse-Chinesin Liu Weishan für den TTC am Start, die erkennbare Anlaufschwierigkeiten hatte. Einiges deutet darauf hin, dass Weinheims Rückrunden-Neuverpflichtung, die vor zweieinhalb Jahren auf Platz 17 der Weltrangliste notiert war, in Langstadt am Tisch stehen wird. Sollte die 25-jährige Angriffsspielerin inzwischen besser akklimatisiert sein und in Normalform auflaufen, könnte sie den Unterschied ausmachen. Allerdings musste die Nummer zwei Yuan Wan gegen Kolbermoor verletzungsbedingt passen. Es bleibt folglich abzuwarten, wer am Samstag in Langstadt auflaufen wird.

Auf jede Fall werden die Langstädterinnen versuchen, über Kampf und Teamspirit die Partie offen zu gestalten, zumal man ja bei bisher 10:0 Punkten in eigener Halle (auswärts 3:9!) als äußerst heimstark gelten darf und die Mehrzahl der Fans im Rücken haben wird.

Als Favorit geht der Gastgeber gewiss nicht in die Partie, zumal es keine Anzeichen dafür gibt, dass Orwan Parang endlich wieder im Langstädter Aufgebot stehen könnte. Eher ist zu vermuten, dass die spielstarke Linkshänderin erst zu den Play-offs wieder in Deutschland erscheinen wird.

"Weinheim hatte in der Rückrunde, genau wie wir, die eine oder andere personelle Schwierigkeit zu bewältigen“, so der Sportliche Leiter Manfred Kämmerer. „Wir lassen uns aber von den letzten Ergebnissen nicht täuschen. Sie sind auch gegen uns der Favorit. Wir hatten zuletzt einige krankheitsbedingte Ausfälle in der ersten und zweiten Damen-Mannschaft. Hoffen wir mal, dass bis zum Wochenende alle wieder fit sind."

Die Ausgangslage scheint relativ klar. "Durch die beiden Niederlagen gegen Dachau und Kolbermoor haben wir nahezu keine Chance mehr auf den zweiten Tabellenplatz, der ja zum direkten Einzug ins Play-off-Halbfinale berechtigt“, erläutert Trainerin Anna Rauch. „Somit werden wir am Ende auf einem der Plätze zwischen drei und fünf einlaufen. Welcher Rang das sein wird, spielt nicht mehr die ganz große Rolle. Dennoch wollen wir natürlich unseren heimischen Fans zum Abschluss der regulären Saison nochmal ein richtig gutes Spiel liefern.“

Nach dem Schlussakkord gegen Weinheim geht es für den TSV weiter in den Play-offs, doch das dauert noch, da die Bundesliga-Punktrunde noch bis zum 4. April läuft. Erst danach wird es richtig ernst.

Weinheims Manager Christian Säger äußert sich, wie sein Langstädter Kollege, nicht konkret zur Aufstellung und betont: “Das wichtigste wird sein, ein gesundes, komplettes Team für das Spiel bereit zu haben. Dann ist auch alles möglich. In Langstadt ist es immer schön zu spielen. Volle Halle und keine weite Anfahrt sind weitere Vorteile.“

 

Samstag, 16 Uhr: ESV Weil – ttc berlin eastside

War da nicht was? Ja klar, am 17. November letzten Jahres gewann Aufsteiger Weil das Hinspiel in der Berliner “Heyse25” mit 6:4. Nachdem die “Eisenbahnerinnen” eine Woche zuvor bereits Kolbermoor geschlagen hatten, was aber manche noch als Zufallstreffer verbucht hatten, war mit dem Sieg in der Hauptstadt schlagartig auch den letzten Zweiflern klargeworden, dass die Truppe aus dem Dreiländereck nicht vergleichbar ist mit der, die vor zwei Jahren den Klassenerhalt verfehlte. Vom Berlin-Spiel an hatten die Weilerinnen auch den Nimbus des Favoritenschrecks als Etikett anheften, was sie in der Rückrunde durch Siege gegen Weinheim und Langstadt noch untermauerten. Besonders die 18-jährige Waliserin Anna Hursey und die 26-jährige Chilenin Daniela Ortega entpuppten sich als die Trumpfasse des neuen ESV.

Der ttc eastside hat noch vier Partien in der regulären Punktrunde zu bestreiten, so viel wie kein anderer Klub. Um die Play-off-Teilnahme sicher einzutüten, benötigt man noch einen Punkt – und der soll nach Möglichkeit bereits am Samstag in Weil erspielt werden. Natürlich könnte man auch Nina Mittelham, Shan Xiaona und Ding Yaping auf die Reise schicken, dann wäre ein Erfolg natürlich wahrscheinlicher, doch diesen Weg geht der Serienmeister ganz bewusst nicht und will auch in dieser Saisonphase seinen talentierten Nachwuchsspielerinnen das Vertrauen schenken. Die Rede ist von Mia Griesel und Josi Neumann. Als “Leitwölfin” ist erneut die 24-jährige Sabina Surjan eingeplant – dieses Trio war auch im Hinspiel in der Hauptstadt im Einsatz.

Doch es wird auch eine äußerst interessante Debütvorstellung geben: Auf der Spitzenposition wird die 18-jährige Japanerin Yuka Kaneyoshi, Rückrunden-Neuzugang des ttc eastside, zu ihrem ersten Einsatz kommen, dem tags darauf in Dachau der zweite folgen soll. Man darf gespannt sein auf die junge Japanerin, die als großes Talent gilt, den Ligabetrieb aber noch nicht kennt. Wir werden sehen, ob sie auf Anhieb entscheidende Akzente setzen kann.

Nach zuletzt zwei weniger erfolgreichen Spielen möchte der Gastgeber, der mit soliden 10:10 Punkten auf dem fünften Tabellenplatz steht, gerne wieder zurück in die Erfolgsspur. Ob dies gelingen kann, wird man sehen. Dadurch dass Kaneyoshi und Surjan bei Berlin vorne spielen, kann Mia Griesel an Position drei aufschlagen, wo sie gewiss nicht einfach zu besiegen wird. Und ihre Kollegin Josi Neumann, inzwischen 15, verfügt trotz ihres jugendlichen Alters inzwischen bereits über einige Erfahrung im Damen-Oberhaus und dürfte am Wochenende gemeinsam mit Griesel ein starkes zweites Paarkreuz bilden.

“Nach den beiden Niederlagen gegen Bingen und Kolbermoor sind wir natürlich bestrebt, unser Punktekonto wieder etwas aufzubessern“, so Weils Abteilungsleiterin Doris Spiess. „Momentan haben wir zumindest vier Spielerinnen, die gesund und fit sind, eventuell auch fünf. Damit und mit den Zuschauern im Rücken sollte es zumindest theoretisch möglich sein, das Vorrunden-Ergebnis zu wiederholen. Wobei es natürlich darauf ankommt, mit welcher Aufstellung Berlin an den Start geht und wie die Tagesform unserer Spielerinnen ist.“

Andreas Hain, Manager des ttc berlin eastside, der nach Beendigung seiner Amtszeit als Vorstandsvorsitzender des DTTB nun wieder die Geschicke des Vereins übernommen hat, dämpft die Erwartungen mancher Tischtennisfans, dass das Team nun plötzlich mit allen Topstars auflaufen werde: “Wir haben in dieser Saison keinen Fokus auf die Bundesliga und wollen unsere Nachwuchsspielerinnen in ihrer langfristigen Entwicklung unterstützen. Wir spielen am Wochenende daher mit unserem Stammspielerinnen in der Bundesliga: Sabina Surjan, Mia Griesel, Josi Neumann. Zu ihrem Debüt kommt die Japanerin Yuka Kaneyoshi, auch erst 18 Jahre alt. Wir wollen gerne zumindest noch den einen fehlenden Punkt für die Teilnahme an den Play-offs am Wochenende holen.“

 

Sonntag, 14 Uhr: TSV Dachau 65 - ttc berlin eastside

Der TSV Dachau spielt bisher eine tolle Saison. 13:7 Punkte und Platz zwei belegen dies. Vor der Saison waren viele Beobachter stark auf Kolbermoor als Herausforderer mit Titelambitionen fixiert, das ja auch weiter alle Chancen besitzt. Doch das andere Team aus Oberbayern hatte man weniger im Fokus, wohl auch, weil man glaubte, dass der Weggang von Liu Yangzi eine große Lücke hinterlassen würde. Doch die hat die neue Asiatin, die südkoreanische Defensivstrategin Byun Seoyoung, ganz flott geschlossen.Byun steht momentan auf der Spitzenposition 13:4 und spielt zudem ein prächtiges Doppel mit der jungen Koharu Itagaki. Und dann wäre da ja auch Sabine Winter, die zur Überraschung vieler vor Beginn der Runde auf einen Antitopbelag auf der Rückhand umgestellt hat und inzwischen brandgefährlich mit diesem Material agiert. Ihre gegenwärtige 12:4-Bilanz vorne spricht eine eindeutige Sprache. Das Spitzenpaarkreuz Dachaus zählt zum Besten, was die Liga zu bieten hat.

Und hinten steht man ja auch nicht gerade schlecht da. Mit der Ende Januar 15 gewordenen Koharu Itagaki, der 26-jährigen englischen Penholder-Spielerin Tin-Tin Ho sowie der 20 Jahre alten Naomi Pranjkovic verfügt man auch im zweiten Paarkreuz über ein gutes Potenzial mit drei Stammkräften, die immer für Punkte gut sind.

Vermutlich werden bei dem attraktiven, namhaften Gegner viele Zuschauer in die Turnhalle der Montessori-Schule kommen, die dem Heimteam den Rücken stärken werden. Man hält den bisherigen Saisonrekord mit 370 Fans, die vor fünf Wochen zum Derby gegen Kolbermoor erschienen waren.

Ein Spiel, das schwer einzuschätzen ist. Dachau ist sehr stark und gerade in heimischer Halle eine Macht. Berlins Pluspunkt könnte Mia Griesel im hinteren Paarkreuz sein. Was Yuki Kaneyoshi zu leisten imstande ist, können wir noch nicht einschätzen. Jedenfalls wird die junge Japanerin gerade in Dachau schwer gefordert sein. Gleich im zweiten Bundesligaspiel der Karriere auf Seoyoung und Winter zu treffen, ist hammerhart. Man darf extre gespannt sein, wie sie sich aus der Affäre ziehen wird.

Das Hinspiel am 08.12. gewann Dachau mit sage und schreibe 6:1 in der Hauptstadt, doch da spielten sich die Oberbayern in einen kleinen Rausch, während beim ttc eastside wenig bis nichts zusammenlief. Am Sonntag werden die Karten neu gemischt, es könnte ein ganz anderes Spiel werden, bei dem die Tagesform der entscheidende Faktor zu werden verspricht.

“Spannender kann es nicht sein“, meint Dachaus Trainer Alexander Yahmed. “Berlin braucht die Punkte genauso wie wir, die ganze Tabellensituation macht alles dramatischer denn je. Wir freuen uns auf Berlin und werden, so hoffe ich, an unsere guten Leistungen der letzten Zeit anknüpfen.“

 

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