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In Rio strahlten die DTTB-Herren über Bronze. 2020 gäbe es aber auch gegen eine der beiden anderen Edelmetallfarben keine Einwände (Foto: ITTF)
DTTB-Asse spielen vom 24. Juli bis 6. August um die olympischen Medaillen im Tischtennis

DOSB-Nominierung für Tokio: Dimitrij Ovtcharov und Petrissa Solja führen deutsches Olympia-Aufgebot an

MS 19.05.2021

Frankfurt. Das deutsche Tischtennis-Aufgebot für die Olympischen Spiele in Tokio steht fest. Der Deutsche Olympische Sportbund (DOSB) bestätigte in seiner Nominierungssitzung am Dienstagabend erwartungsgemäß die vom Deutschen Tischtennis-Bund (DTTB) vorgeschlagenen acht Namen. Die Austragung der Sommerspiele ist nach der pandemiebedingten Verschiebung im Vorjahr für den Zeitraum 23. Juli bis 8. August vorgesehen. Der DTTB kämpft in den Wettbewerben Mannschaft, Einzel und Mixed mit der Maximalzahl an Startern um olympische Medaillen.

Das deutsche Aufgebot wird angeführt von Dimitrij Ovtcharov und Petrissa Solja, den in der Weltrangliste auf den Positionen neun und 20 aktuell am höchsten eingestuften DTTB-Vertretern. Bei den Herren komplettieren Rekord-Europameister Timo Boll und Olympia-Debütant Patrick Franziska die DTTB-Auswahl, die nach Silber 2008 und zweimal Bronze (2016, 2012) auch in Tokio wieder zum engsten Kreis der Medaillenanwärter gehört. Die von Han Ying und Shan Xiaona ergänzten Damen, die 2016 unerwartet das Finale erreichten und nur von China gestoppt wurden, setzen auf Erfahrung und gehen mit demselben Team wie in Rio de Janeiro in das Rennen um Edelmetall. Als Ergänzungsspieler reisen Benedikt Duda und Nina Mittelham mit der DTTB-Auswahl nach Japan und in das olympische Dorf. In das Mannschaftsturnier rücken die beiden allerdings nur bei verletzungs- oder krankheitsbedingtem Ausfall eines Nationalteamkollegen.

Im Einzel wird Deutschland durch den Olympiadritten von London 2012, Dimitrij Ovtcharov, den bereits zum sechsten Mal an Olympischen Spielen teilnehmenden Fahnenträger von 2016, Timo Boll, Europe-Top-16-Siegerin Petrissa Solja und Han Ying vertreten, die in Rio das Viertelfinale erreichte. Im Mixed werfen die European-Games-Gewinner und WM-Dritten Franziska/Solja alles andere als chancenlos ihren Hut in den Ring. Insgesamt gewann Deutschland bislang sieben Medaillen bei den Sommerspielen – dreimal Silber und viermal Bronze.

Doppelstarker Duda ergänzt Deutschlands Weltklasse-Trio

Bei der Nominierung der Herren-Mannschaft gab es für die ersten drei Positionen keinerlei Diskussionen. Dimitrij Ovtcharov, Timo Boll und Patrick Franziska, die zusammen Gold bei den European Games gewannen, sind als die Nummern 9, 11 und 16 des ITTF-Rankings die unumstrittenen Stars unter den Stars des großen Weltklassekaders von Bundestrainer Jörg Roßkopf. Seine erste Berufung als Ergänzungsspieler der Olympia-Mannschaft verdiente sich der 27 Jahre alte Benedikt Duda mit starken Leistungen gegen zahlreiche Weltklassespieler, konstanten Topresultaten in der TTBL und seinen herausragenden Qualitäten als Doppelspieler. Herren-Bundestrainer Jörg Roßkopf erläutert: „Unsere interne Nominierung des Top-Trios stand, wenn bei allen die Gesundheit mitspielt, seit Langem fest. Die drei haben als Mannschaft das Potenzial, um jede Farbe der Medaillen zu spielen.“ Für die Position des vierten Manns in Wartestellung hatte Roßkopf, der als Spieler selbst olympisches Silber im Doppel mit Steffen Fetzner (1992) und Bronze im Einzel (1996) für Deutschland gewann, allerdings die Qual der Wahl. Neben dem Weltranglisten-41. Duda hatten auch Portugal-Open-Sieger Dang Qiu, der Deutsche Meister Ricardo Walther und WTT-Star-Contender-Finalist Ruwen Filus Argumente auf ihrer Seite. Roßkopf sagt: "Die Nominierung von ‚Benne‘ ist keine Entscheidung gegen die anderen, die wertvolle Bestandteile unserer Mannschaft sind. Neben seiner Klasse als Einzelspieler war ‚Bennes‘ hohe Qualität als Doppelspieler ein gewichtiges Plus, zumal er als Linkshänder gleich zwei Optionen für das Doppel bietet, dem bei Olympia eine wesentliche Rolle zukommt. ‚Benne‘ gehört in Tokio voll zum Team und muss jede Sekunde bereit sein, eingesetzt zu werden."

Schöpp vertraut dem Silber-Trio von Rio 2016

Der Vorschlag an den DOSB bei der deutschen Damen-Mannschaft bereitete den DTTB-Verantwortlichen mehr Kopfzerbrechen, standen für die wichtige Position drei doch gleich zwei nahezu gleichwertige Spielerinnen zur Wahl. Die getroffene Entscheidung ist gleichwohl eine nachvollziehbare. Damen-Bundestrainerin Jie Schöpp sprach neben der Weltranglisten-20. Petrissa Solja und der nur zwei Plätze hinter ihr notierten Abwehrkünstlerin Han Ying der 38 Jahre alten Shan Xiaona ihr Vertrauen aus, die sich im März beim WTT-Contender-Turnier in Katar bei ihrem Viertelfinaleinzug in bestechender Form präsentierte. Damit geht in Tokio exakt das Trio an den Start, das 2016 in Rio dem Druck im Halbfinale gegen Japan standgehalten und am Ende Silber gewonnen hatte. Mit der unliebsamen, aber nicht weniger wichtigen Rolle als ergänzende vierte Spielerin muss die 24-jährige Nina Mittelham vorliebnehmen. Schöpp erklärt: „‘Nana‘ (Anmerkung: Shan Xiaonas Spitzname) und Nina stehen sich als Einzelspielerinnen praktisch in nichts nach. Aber im olympischen System kommt auch dem Doppel eine enorme Bedeutung zu. Die erprobte und zuverlässige Qualität des international erfolgreichen Weltklasse-Duos Shan/Solja ist ein wertvoller Faktor im Teamgefüge.“ Schöpp lobt die Reaktion von Mittelham, die mit der DTTB-Auswahl Gold bei den European Games gewonnen hatte: „Nina hätte natürlich gerne gespielt. Aber sie hat die Entscheidung, die wir lange und gewissenhaft diskutiert haben, voll akzeptiert. Ihr kommt in vielerlei Hinsicht in Tokio als vierter Spielerin eine wichtige Aufgabe im Team zu. Sie wird viele Erfahrungen sammeln können: Ihre Zeit bei Olympischen Spielen wird kommen.“

Prause: „Wir spielen um Medaillen“

Sportdirektor Richard Prause blickt insgesamt zuversichtlich auf die Sommerspiele in Japan, bis zu deren Ausrichtung allerdings noch viele Fragen offen sind. Ursprünglich waren die Spiele für den Zeitraum vom 24. Juli bis zum 9. August 2020 angesetzt. Ende März 2020 entschied das Internationale Olympische Komitee (IOC) jedoch, die Olympischen Spiele aufgrund der Covid-19-Pandemie zu verschieben. Prause weiß: „Die Spiele werden stattfinden, aber vieles wird diesmal für die Sportlerinnen und Sportler anders sein, angefangen damit, dass wahrscheinlich keine oder in eingeschränkter Zahl nur in Japan beheimatete Zuschauer zugelassen sein werden bis hin zu sehr strengen Hygieneregeln und Hygienemaßnahmen aufgrund der Pandemie.“

Die Vorbereitung seiner Nationalmannschaften, die vor Tokio noch drei gemeinsame Lehrgänge bestreiten, stimmt den DTTB-Sportdirektor zuversichtlich: „Auch wenn natürlich wegen Covid-19 Wettkampftraining in Gestalt von Turnieren diesmal nur extrem eingeschränkt möglich war, fahren wir sehr gut vorbereitet und mit zwei starken Mannschaften nach Tokio." Ihre letzte offizielle Formüberprüfung bestreiten die deutschen Athleten bei den Europameisterschaften in Warschau (22. bis 27. Juni), ergänzend sind interne Vorbereitungsevents in Planung. Prause erklärt: "Wir werden alles versuchen, um auf die Sekunde topfit zu sein. Die Erfahrung hat gezeigt, dass bei Olympischen Spielen eine Menge geschehen kann. Wir spielen mit der Mannschaft, im Einzel und im Mixed um Medaillen. Aber wir wissen auch, dass am Ende, um Edelmetall zu gewinnen, wirklich alles in dem einen, richtigen Moment passen muss."

Goldmedaillen im Mixed werden zuerst vergeben

Beim olympischen Tischtennisturnier (24. Juli bis 6. August) fallen an den drei ersten Tagen die Entscheidungen im Mixed-Wettbewerb, der neu in das olympische Programm aufgenommen wurde. Vom ersten Tag an werden auch die Einzelkonkurrenzen ausgetragen, in denen am 29. (Damen) und 30. Juli (Herren) die Goldmedaillen vergeben werden. Die am 1. August beginnenden Mannschaftswettbewerbe küren am 5. (Damen) und 6. August (Herren) die neuen Olympiasieger. Pro Nation und Geschlecht dürfen drei Spieler im Mannschaftsturnier und maximal zwei Athleten im Einzelwettbewerb an den Start gehen. Pro Land ist maximal ein Mixed qualifiziert.


Das deutsche Aufgebot bei den Olympischen Spielen in Tokio

Herren-Team: Dimitrij Ovtcharov (Fakel Gazprom Orenburg, Russland / Weltrangliste: 9; Olympia-Teilnahmen: 2008, 2012, 2016), Timo Boll (Borussia Düsseldorf / WR: 11; OT: 2000, 2004, 2008, 2012, 2016), Patrick Franziska (1. FC Saarbrücken TT / WR: 16; OT: -). Ergänzungsspieler: Benedikt Duda (TTC Schwalbe Bergneustadt / WR: 41; OT: -)
Damen-Team: Petrissa Solja (TSV Langstadt / WR: 20; OT: 2016), Han Ying (KTS Enea Siarka Tarnobrzeg, Polen / WR: 22; OT: 2016, Shan Xiaona (ttc berlin eastside / WR: 41; OT: 2016). Ergänzungsspielerin: Nina Mittelham (ttc berlin eastside / WR: 39; OT: -)
Herren-Einzel: Dimitrij Ovtcharov, Timo Boll
Damen-Einzel: Petrissa Solja, Han Ying
Gemischtes Doppel: Patrick Franziska/Petrissa Solja

Die 7 Medaillengewinne Deutschlands im Tischtennis

Gold: -
Silber: 3
Bronze: 4

1992, Barcelona
Silber Herren-Doppel: Jörg Roßkopf/Steffen Fetzner
1996, Atlanta
Bronze Herren-Einzel: Jörg Roßkopf
2008, Peking
Silber Herren-Mannschaft: Timo Boll, Dimitrij Ovtcharov, Christian Süß
2012, London
Bronze Herren-Einzel: Dimitrij Ovtcharov
Bronze Herren-Mannschaft: Timo Boll, Dimitrij Ovtcharov, Bastian Steger
2016, Rio de Janeiro
Silber Damen-Mannschaft: Han Ying, Petrissa Solja, Shan Xiaona
Bronze Herren-Mannschaft: Timo Boll, Dimitrij Ovtcharov, Bastian Steger

Rückblick Rio 2016

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