Dachau. Nach den beiden überraschend einseitigen Partien am Samstag, musste eigentlich zur Abrundung des Wochenend-Spieltags in der 1. Bundesliga Damen noch ein Krimi folgen. Tatsächlich erlebten etwas über 160 Tischtennisfans am Sonntagnachmittag in Oberbayern einen solchen. Der Tabellenzweite Dachau konnte sich, trotz eines starken Schlussspurts der Berlinerinnen, die beinahe noch einen 0:4-Rückstand wettgemacht hätten, mit 6:4 gegen den amtierenden Deutschen Meister und Pokalsieger in einem hochklassigen Duell durchsetzen.
Der Gastgeber legte einen tollen Start hin. Zunächst wurden beide Doppel gewonnen: Seoyoung Byun/Koharu Itagaki besiegten Sabina Surjan/Josi Neumann mit 3:1, Sabine Winter/Naomi Pranjkovic die Berlinerinnen Yuka Kaneyoshi/Mia Griesel mit 3:2. Das vordere TSV-Paarkreuz trumpfte anschließend auf: Defensiv-Ass Seoyoung Byun ließ Sabina Surjan keine Chance, und eine ganz starke Sabine Winter brachte der jungen japanischen Defensivspielerin Yuka Kaneyoshi – ebenfalls in drei Sätzen – die erste Niederlage in Deutschland bei. 4:0 zur Pause, Dachau schien auf einen Kantersieg zuzusteuern.
Doch im zweiten Abschnitt der unterhaltsamen Partie wandelte sich das Bild: Berlin trat nun stärker, konsequenter und selbstbewusster auf, die Dachauerinnen zeigten sich beeindruckt. Im umkämpften Duell der 15-jährigen DTTB-Nachwuchs-Asse setzte sich Josi Neumann mit 11:9, 13:11 und 12:10 gegen Koharu Itagaki durch. Allerdings sorgte eine überzeugende Naomi Pranjkovic, die mit ihrer wohl besten bisherigen Saisonleistung aufwartete, mit einem 3:2 über Mia Griesel dafür, dass der alte Abstand einstweilen bestehen blieb, doch Berlin hatte noch einiges im Köcher.
Zunächst punktete das Spitzenpaarkreuz des ttc eastside doppelt. Yuka Kaneyoshi zeigte beim 9:11, 11:9, 11:7, 12:10 gegen Seoyoung Byun, der Sieg kam im Zeitspiel zustande, dass sie das Geduldsspiel Abwehr gegen Abwehr gut beherrscht. Und Sabina Surjan glänzte, ein wenig überraschend, gegen Winter und überließ der deutschen Nationalspielerin ebenfalls nur einen Satz. 3:5 aus Berliner Sicht, sollte da noch etwas gehen?
Das hintere Paarkreuz musste es erweisen. Und da ging es nochmals hoch spannend zu, denn Koharu Itagaki konnte eine 2:0-Satzführung gegen Mia Griesel nicht ins Ziel bringen, der vierte Punkt für die Gäste. Doch die bärenstarke Naomi Pranjkovic war an diesem Tag einfach nicht zu schlagen, entschied auch das umkämpfte Match gegen Josi Neumann mit 14:12, 13:11 und nochmal 13:11 zu ihren Gunsten und bescherte ihrem Team damit den siebten Saisonsieg.
“Wir sind froh, dieses Heimspiel gewonnen zu haben”, so ein erleichterter TSV-Trainer Alexander Yahmed. “Es war das erwartet schwere Spiel, nachdem wir gesehen hatten, wie Berlin einen Tag vorher in Weil aufgetreten ist. Machtwinnerin war heute ohne Frage Naomi mit drei Punkten, aber dieser Sieg war nur als Team möglich. Besonders die zwei Doppel am Anfang waren sehr wichtig. Ich freue mich über ein weiteres starkes Heimspiel von uns mit den Zuschauern im Rücken.“
„Es war uns klar, wenn wir die Doppel nicht treffen, dass wir schnell mit 0:4 hinten liegen können, genau so kam dann auch", so eastside-Manager Andreas Hain. "Aber danach war alles offen und eigentlich hätten wir mit einem Punktgewinn nach Hause fahren müssen. Doch trotz vieler hoher Führungen von Mia und Josi, alleine Josi vergab neun oder zehn Satzbälle gegen Pranjkovic, konnten wir hier leider keinen Punkt gewinnen. Das war schon sehr enttäuschend und da erwarte ich, trotz jugendlichem Alter unserer Spielerinnen, mehr Abgeklärtheit." Ein Sonderlob des Managers erhielt die junge Defensivstrategin Yuka Kaneyoshi: "Überragend war unser Neuzugang aus Japan, der sich gegen die Abwehrspielerin von Dachau erst clever ins Zeitspiel spielte und dann souverän gewann." Ein kurzer Blick zurück und dann nach vorne: "Drei Punkte waren unser Ziel, leider sind es nur zwei aus dem Wochenende geworden, trotzdem sind wir jetzt sicher in den Play-offs und da schauen wir dann mal, was möglich ist. Angst haben wir vor keinem Gegner."
Der TSV Dachau 65, 15:7 Punkte, hat nur noch ein Spiel vor sich und empfängt am 09.03. den ESV Weil. Manches deutet derzeit darauf hin, dass man auf dem zweiten Tabellenplatz ins Ziel einläuft und sich direkt für die Halbfinal-Runde Ende Mai/Anfang Juni qualifiziert. Es könnte aber, je nachdem wie die Konkurrenz noch spielt, sogar noch die Spitzenposition werden, aber rein theoretisch auch noch Platz drei. Schon ein Remis gegen Weil genügt, um nicht mehr von Rang zwei verdrängt werden zu können.
Der ttc berlin eastside bleibt mit 7:13 Zählern auf dem sechsten Tabellenplatz. Für die Play-offs ist man qualifiziert und geht da zunächst in der Viertelfinal-Runde Ende April an die Tische. In der Punktrunde hat man noch zwei schwere Heimspiele vor der Brust und könnte sich im Erfolgsfall noch um einen oder zwei Plätze verbessern. Man empfängt noch Weinheim am 22.03. und Kolbermoor am 04.04.
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