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Annett Kaufmann peilt mit der SV Böblingen gegen den ESV Weil den ersten Bundesligasieg seit 14 Monaten an (Bild: Joaquim Fereira).
SV Böblingen – ESV Weil, SV DJK Kolbermoor – ttc berlin eastside, TTG Bingen/Münster-Sarmsheim - TTC 1946 Weinheim

Drei wegweisende Duelle, Topspiel in Kolbermoor

Dr. Stephan Roscher 28.01.2022

Böblingen. Nach vierzehntägiger Pause dürfte es am Sonntag in der 1. Bundesliga Damen wieder hoch hergehen. Drei Partien stehen an, die es alle wirklich in sich haben. Zwei Begegnungen drehen sich um das höchst ergiebige Thema Klassenerhalt, eine spielt sich in höheren Regionen ab, wenn der frischgebackene Pokalsieger den Abonnementsmeister zum immer wieder brisanten, prickelnden Duell empfängt.

 

Sonntag, 10.30 Uhr: SV Böblingen – ESV Weil

Die Lage für den ESV, der das Hinspiel im Oktober mit 6:4 gewonnen hatte, stellt sich vor dem Baden-Württemberg-Derby relativ entspannt dar. Mit 8:8 Punkten steht man auf dem vierten Tabellenplatz und braucht aus sechs ausstehenden Partien vielleicht noch einen Sieg, um auch in der Saison 2022/23 erstklassig aufzuschlagen.

Allerdings sieht man sich am Sonntag mit der vermutlich stärksten Böblinger Mannschaft seit Jahren konfrontiert. Für Gotsch und Co., die noch immer keinen Punkt auf dem Konto haben, geht es um alles. Wenn man vom letzten Platz noch wegkommen möchte, muss man genau jetzt mit dem Punkten anfangen. Eigentlich wäre ein Remis, mit dem die Weilerinnen durchaus leben könnten, schon zu wenig für die Gastgeberinnen. Ein Sieg muss es sein, es wäre der erste seit 14 Monaten.

Und dazu wird man aller Wahrscheinlichkeit nach mit Qianhong Gotsch, Annett Kaufmann sowie den beiden Winterneuzugängen, Leonie Hartbrich und der am letzten Wochenende in Böblingen eingetroffenen Taiwanerin Lin Chia-Hsuan, auflaufen. Natürlich zählt auch Mitsuki Yoshida weiterhin zum Kader, doch an den Tisch darf natürlich immer nur eine Nicht-Europäerin – und da wird die 24-jährige Lin gewiss erst einmal den Vorzug erhalten. Man darf sehr gespannt sein auf ihre Bundesliga-Premiere.

Die Partie wird erneut im noch unvollendeten Tischtenniszentrum am Böblinger Silberweg 20 ausgetragen. „Das Tischtenniszentrum wird sauber sein“, ist sich SVB-Manager Frank Tartsch sicher. Letzten Dezember gegen Langstadt war das nicht der Fall gewesen und die Punkte waren ohne Kampf an den Gegner gegangen. Coachen werden diesmal Sönke Geil und Evelyn Simon. Zuschauer sind zugelassen nach der 2G+ Regelung.

„Unser Ziel ist es, mit einem Sieg gegen Böblingen alles klar zu machen“, sagt Doris Spiess. „Allerdings sind wir uns bewusst, dass Böblingen alles daran setzen wird, den Klassenerhalt noch zu schaffen, und daher wohl mit der stärksten Besetzung antreten wird. Es wird sicher schwer für uns, aber nicht unmöglich.“ Die ESV-Abteilungsleiterin weiter: „Bei uns sind wieder alle Spielerinnen mit dabei, wir werden es auf alle Fälle den Böblingern nicht leicht machen und wären auch mit einem Unentschieden zufrieden.“

 

Sonntag, 13.00 Uhr: SV DJK Kolbermoor – ttc berlin eastside

Normalerweise ist es DAS Spiel der Spiele in der 1. Bundesliga Damen. Bei der augenblicklichen Tabellenkonstellation gilt dies aber nur bedingt. Zwar läuft bei den Hauptstädterinnen in der Liga – man ist Spitzenreiter mit 13:1 Punkten – und in der Champions League, wo man das Halbfinale erreicht hat, alles nach Plan. Doch bei Kristin Lang und Kolleginnen ist bisher ein wenig Sand im Getriebe. 7:9 Punkte und Platz fünf sind normalerweise nicht das, was dieser Mannschaft gemäß ist. Zuletzt hatte man auch noch Riesenpech, als man in Weil auf die beim Einspielen verletzte Svetlana Ganina verzichten musste und bei der 3:6-Niederlage drei Matches kampflos an den Gegner gingen.

Andererseits haben die SV DJK-Asse den Berlinerinnen schon etwas voraus. Sie haben nämlich bereits einen Titel in der Tasche, schließlich konnten sie vor drei Wochen in Hannover den Pokalsieg feiern, während der ttc eastside im Halbfinale gegen Langstadt das Nachsehen hatte. Natürlich kam im Pokalwettbewerb bei Kolbermoor Georgina Pota zum Einsatz, was die Qualität merklich erhöhte.

Berlin wird in hochkarätiger Besetzung anreisen. Wie auch immer man es dreht und wendet: Auf jeden Fall ist es ein attraktiver, stets prickelnder Bundesliga-Klassiker, der den Fans in Oberbayern bevorsteht. Diesmal könnte es deutlich enger werden als beim Hinspiel im Oktober, das mit 6:1 deutlich an Mittelham und Co. ging.

„Gegen Berlin zu spielen ist deshalb etwas Besonderes, weil es einfach ein sehr starker Gegner mit vielen Top-Spielerinnen ist“, sagt Kolbermoors Trainer und Abteilungsleiter Michael Fuchs im Vorfeld der Begegnung. „Trotzdem bleibt es auch ein ganz normales Bundesligaspiel. Wir sind sicher Außenseiter und können deshalb ohne Druck in das Spiel gehen. Wir freuen uns, dass wir mal wieder ein Spiel mit Zuschauern durchführen können und hoffen, dass auch unter den strengen Vorgaben (2G+) möglichst viele Zuschauer kommen werden.“

eastside-Manager Andreas Hain schiebt Kolbermoor die Favoritenrolle zu, was aber eher taktisch zu sehen ist, da es die zu erwartende Aufstellung nicht rechtfertigt. „Wir wollen möglichst schnell den ersten Platz in der Tabelle sichern und werden dementsprechend mit einer starken Mannschaft antreten“, kündigt Hain an. „Erstmals wird auch unser zweiter Rückrunden-Neuzugang Cheng Hsien -Tzu mit von der Partie sein.“ Und dann folgt in seinem Statement die Passage mit der Favoritenrolle: „Da der Deutsche Pokalsieger sicherlich als Favorit ins Spiel gehen wird, müssen wir gut gewappnet sein, um in Kolbermoor zu bestehen.“   

 

Sonntag, 14.00 Uhr: TTG Bingen/Münster-Sarmsheim – TTC 1946 Weinheim

Weinheim vs. Bingen – da war doch was …. Richtig. Es war das Premierenspiel des TTC in der 1. Bundesliga. Am 5. September 2021 hatte halb Weinheim diesem Match entgegengefiebert und die Fans in der gut besuchten Halle hatten ebenso wie das Klubmanagement mit einem ganz engen Duell zweier Teams auf Augenhöhe gerechnet. Doch es kam ganz anders. Die TTG spielte ihren erwartungsvollen Gegner in Grund und Boden, wobei natürlich auch die engen Matches alle an den früheren Vizemeister gingen, und siegte mit 6:1. Das war ein richtiger Auftaktschock für den TTC 46 gewesen, der sich aber in den Folgewochen davon erholte und gerade gegen Topteams wie Kolbermoor oder Langstadt tolle Leistungen ablieferte. Und bei den Rheinhessinnen setzte nach zwei genialen Auftritten zu Beginn der Runde eine bis dato noch nicht beendete Durststrecke ein.

Und jetzt ist nach wie vor große Spannung angesagt, aus dem Schneider, was die Abstiegsfrage betrifft, sind nämlich beide noch nicht. Weder Bingen mit 4:10 Punkten auf Platz sieben noch Weinheim mit 5:11 Zählern auf Rang sechs. Man muss nämlich damit rechnen, dass die SV Böblingen in ihrer verstärkten Rückrundenbesetzung in den verbleibenden sechs Partien den einen oder anderen Punkt eintüten wird, vielleicht sogar noch recht viele, und der Vorsprung noch dahinschmilzen könnte wie der Schnee in der Märzsonne. Deshalb sind natürlich beide Teams bestrebt, mitzunehmen, was geht und in Eichhörnchen-Manier Punkte zu sammeln, in der Hoffnung, dann nicht mehr in die Bredouille zu geraten. 

So oder so dürfte es sich um ein richtungsweisendes Spiel im Kampf um den Ligaverbleib handeln, das am Sonntagnachmittag in der Sporthalle am Binger Mäuseturm steigt. Und bei dem die Gastgeberinnen nicht in der ursprünglich erhofften Besetzung an die Tische gehen können.

„Wir wissen um die Bedeutung des Spieles“, sagt TTG-Teamcoach Frank Liesenfeld. „Leider können wir durch Verletzung, Krankheit und Anreiseschwierigkeiten nicht mit unserer besten Aufstellung die Partie bestreiten. Dennoch werden wir versuchen, das bestmögliche Ergebnis zu erspielen.“

„Gefühlt ist jedes Spiel ein wichtiges. Aber natürlich ist das in Bingen schon ein für beide Seiten bedeutendes Match“, stellt Weinheims Manager Christian Säger fest. „Der Gewinner kann sich doch ein Stück weiter vom Abstiegsplatz acht absetzen. Wir werden mit fünf Spielerinnen nach Bingen reisen und wollen versuchen, die Hinspielniederlage wettzumachen.“ Säger beschließt sein Statement mit der Einschätzung: „Ich denke, es ist ein 50:50 Spiel.“

 

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