Cluj-Napoca. Es ist die EM der Überraschungen in Cluj-Napoca, doch Deutschlands Herren bleiben weiterhin davon verschont. Zwar war Tschechien im Viertelfinale der erwartet schwere Prüfstein für die Mannschaft von Bundestrainer Jörg Roßkopf, doch Patrick Franziska, Benedikt Duda und Dang Qiu nahmen auch diese Hürde am Freitagabend mit 3:1. Am Samstag um 18 Uhr deutscher Zeit trifft die DTTB-Auswahl, die von Ruwen Filus und Kay Stumper ergänzt wird, auf Dänemark.
Patrick Franziska: "Gegen Jancarik sind es immer knappe Spiele"
Herren-Bundestrainer Jörg Roßkopf hatte mit nichts anderem als mit einer solch schweren Partie gerechnet: "Wir wussten, dass die Tschechen eine sehr gute Mannschaft haben und dass es die erste schwere Aufgabe bei dieser EM wird. Aber meine Jungs haben das gut gemacht. Wichtig war natürlich der Gewinn des dritten Einzels durch Dang Qiu, das hat er, auch wenn es zwischenzeitlich knapp war, verdient nach Hause geholt. Morgen wird es interessant: Dänemark geht morgen mit einer kompletten Linkshändermannschaft gegen uns an den Start. Sie haben bisher ein tolles Turnier gespielt und mit Portugal und England zwei favorisierte Teams bezwungen."
Benedikt Duda legte beim 3:1 über die Tschechen den Grundstein zum Erfolg. Nach verlorenem ersten Durchgang dominierte der Deutsche Einzel-Meister die folgenden drei Sätze gegen Tomas Polansky. Nach dem Match gestand die Nummer des Silbermedaillenteams von Tokio: "Heute war ich noch nervöser als beim ersten EM-Spiel. Ich hatte vor längerer Zeit auch schon einmal gegen Polansky verloren. Aber heute ich habe sehr gut gespielt und konne unsere Mannschaft in Führung bringen."
Im Einser-Duell mit dem Bad Homburger TTBL-Akteur Lubomir Jancarik zog anschließend Europe-Top-16-Gewinner Patrick Franziska zwar den Kürzeren, ließ jedoch im vierten Spiel im Vergleich mit Polansky trotz kleiner Wackler keinen Zweifel an seinen Führungsqualitäten aufkommen. Zuvor war Dang Qiu gegen die Nummer 325 der Weltrangliste, Jiri Martinko, seiner Favoritenrolle trotz eines Satzverlusts gerecht geworden. Franziska sagte nach dem Halbfinaleinzug: "Auch wenn ich das erste Einzel verloren haben, so bin ich dennoch zufrieden mit meiner Leistung. Ich denke, ich habe gut gespielt. Gegen Jancarik sind es immer so knappe Matches. 2019 bei der EM in Nantes habe ich mit 2:0 geführt und am Ende knapp im Entscheidungssatz gewonnen, heute war es umgekehrt. Morgen wollen wir nun gegen Dänemark in das Halbfinale einziehen.
Danish Dynamite im Halbfinale
Die hoch motivierten Tschechen werden am Samstag in Sachen Siegeswillen und Mut wohl noch getoppt werden: von den Dänen. Dänemark ist erstmals seit 2009, in der Hochphase seines langjährigen Star-Spielers Michael Maze, wieder der Einzug in die Medaillenränge gelungen. Nach dem überraschenden Sieg in der Vorrunde über Ex-Europameister Portugal in Bestbesetzung gelang Jonathan Groth, Anders Lind und Tobias Rasmussen gegen die an Position drei gesetzten Engländer das nächste Kunststück. Matchwinner war der 22-jährige Anders Lind, der sowohl Liam Pitchford als auch im Schlusseinzel Paul Drinkhall jeweils im Entscheidungssatz bezwingen konnte.
„Das ist jetzt der wahrscheinlich der großartigste Moment in meinem Leben, aber während des Spiels war es die reine Hölle“, erzählte Lind im Anschluss. „Ich war müde, ich hatte Schmerzen, alles fühlte sich schlecht an.“ Vor einem halben Jahr hatte er sich bei einem Autoanfall zwei Rückenwirbel gebrochen und ist nach einer langwierigen Reha erst seit rund einem Monat wieder im Training. „Dann spiele ich hier das beste Tischtennis meines Lebens. Ich weiß nicht, wie das passiert ist. Es ist ein wahres Wunder“, beschrieb der Linkshänder.
Generationswechsel auch durch Russland
Auch ein junges russisches Team läutet bei dieser EM den Generationswechsel ein. Vladimir Sidorenko (19 Jahre), Lev Katsman (20) und Maksim Grebnev (19) rangen die erfahrenen Österreicher um den 42-jährigen Team-Europameister von 2015, Robert Gardos, noch nach 0:2-Rückstand nieder und sind ins Halbfinale eingezogen. Für die Wende sorgte ausgerechnet Katsman, der im Viertelfinale sein erstes Einzel bei dieser EM absolvierte.
Sidorenko war es nach einem Fünf-Satz-Sieg von Grebnev in der Verlängerung gegen Daniel Habesohn vergönnt, den Schlusspunkt zu setzen. Wäre es nach der nominellen Nummer drei der Russen hinter den Strategen Kirill Skachkov und Alexander Shibaev persönlich gegangen, hätte er sich gar nicht an den Tisch gestellt. "Ich wollte nicht spielen. Der Druck war immens beim Stand von 2:2 im Spiel um eine Medaille“, gab der ehemalige Schüler-Europameister nach dem Match zu. Er habe den Trainer gebeten, Skachkov spielen zu lassen – vergeblich. Gegen Gardos gewann Sidorenko schließlich in fünf Durchgängen nach 1:2-Satzrückstand. Grebnev und Katsman hatten schon bei der Individual-EM in Warschau aufhorchen lassen, als sie Überraschungs-Europameister im Doppel wurden.
Mitfavorit Schweden souverän / Revanche-Match für deutsche Damen um 9 Uhr gegen Portugal
Russland trifft nun auf die an Position zwei gesetzten Schweden, für die bislang alles nach Plan läuft. Gegen EM-Gastgeber Rumänien in der Runde der besten Acht gab nur der WM-Finalist von 2019, Mattias Falck einen Punkt ab.
Bei den Damen stehen sich am Samstag um 9 Uhr MESZ Deutschland und Portugal in einer Neuauflage des Viertelfinals von 2019 gegenüber, in dem Deutschland in Bestbesetzung unterlegen war. Titelverteidiger Rumänien trifft auf Frankreich, das überraschend deutlich Österreich um Europas Nummer eins Sofia Polcanova besiegte.
Herren-Viertelfinale
Deutschland - Tschechien 3:1
Benedikt Duda - Tomas Polansky 3:1 (-9,5,8,5)
Patrick Franziska - Lubomir Jancarik 2:3 (-8,-8,1,9,-8)
Dang Qiu - Jiri Martinko 3:1 (3,10,-10,7)
Franziska - Polansky 3:1 (6,-8,10,2)
Dänemark - England 3:2
Österreich - Russland 2:3
Schweden - Rumänien 3:1
Samstag, 2. Oktober
Halbfinale am Samstag, 1 Tisch
Deutschland - Dänemark, 18 Uhr MESZ
Russland - Schweden, 12 Uhr
Sonntag, 3. Oktober
Finale Damen, 12 Uhr
Finale Herren, 15.30 Uhr
Deutschland
Tschechien
Rumänien liegt in der Zone mit osteuropäischer Sommerzeit und ist Deutschland eine Stunde voraus. Alle hier angegebenen Zeiten entsprechen der mitteleuropäischen Sommerzeit.
Dienstag, 28. September
1. Gruppenspiel Damen und Herren
Damen, Gruppe A: Spanien – Slowakei 1:3
Maria Xiao - Tatiana Kukulkova 3:0 (11,8,4)
Galia Dvorak - Barbora Balazova 0:3 (-5,-7,-2)
Sofia-Xuan Zhang - Ema Labosova 0:3 (-7,-11,-8)
Maria Xiao - Barbora Balazova 1:3 (-10,4,-6,-5)
Herren, Gruppe A: Belarus – Ukraine 2:3
Pavel Platonov - Yevhen Pryshchepa 3:1 (7,9,-8,6)
Aleksandr Khanin - Yaroslav Zhmudenko 0:3 (-7,-4,-9)
Gleb Shamruk - Anton Limonov 3:2 (-7,10,-2,5,9)
Aleksandr Khanin - Yevhen Pryshchepa 2:3 (8,-7,6,-4,-3)
Pavel Platonov - Yaroslav Zhmudenko 2:3 (-4,5,-9,13,-8)
Mittwoch, 29. September
2. Gruppenspiel Damen und Herren
Damen: Deutschland – Slowakei 3:0
Nina Mittelham - Tatiana Kukulkova 3:1 (7,-9,9,4)
Sabine Winter - Barbora Balazova 3:0 (3,8,3)
Annett Kaufmann - Ema Labosova 3:0 (8,11,3)
Herren: Deutschland – Ukraine 3:0
Patrick Franziska – Yaroslav Zhmudenko 3:0 (8,7,9)
Benedikt Duda – Yevhen Pryshchepa 3:0 (5,9,7)
Dang Qiu – Anton Limonov 3:0 (3,2,3)
Donnerstag, 30. September
3. Gruppenspiel Damen und Herren
Deutschland - Spanien 3:1
Nina Mittelham - Maria Xiao 2:3 (-11,6,2,-11,-8)
Sabine Winter - Sofia-Xuan Zhang 3:1 (-10,4,13,8)
Chantal Mantz - Galia Dvorak 3:0 (5,6,8)
Mittelham - Zhang 3:2 (-11,-9,9,4,6)
Deutschland - Belarus 3:0
Dang Qiu - Pavel Platonov 3:1 (9,-8,2,7)
Patrick Franziska - Vladislav Rukletsov (7,7,6)
Ruwen Filus - Gleb Shamruk 3:0 (2,6,8)
Freitag, 1. Oktober
Damen-Viertelfinale
Deutschland - Polen 3:0
Sabine Winter - Katarzyna Wegrzyn 3:1 (9,-7,7,8)
Nina Mittelham - Natalia Bajor 3:1 (10,-8,8,8)
Chantal Mantz - Anna Wegrzyn 3:0 (0,7,11)
Portugal - Ukraine 3:1
Österreich - Frankreich 0:3
Rumänien - Luxemburg 3:0
Herren-Viertelfinale am Freitag
Deutschland - Tschechien 3:1
Dänemark - England 3:2
Österreich - Russland 2:3
Schweden - Rumänien 3:1
Samstag, 2. Oktober
Halbfinale am Samstag, 1 Tisch
Damen
Deutschland - Portugal, 9 Uhr MESZ
Rumänien - Frankreich, 15 Uhr
Herren
Deutschland - Dänemark, 18 Uhr MESZ
Russland - Schweden, 12 Uhr
Sonntag, 3. Oktober
Finale Damen, 12 Uhr
Finale Herren, 15.30 Uhr
Damen
Gruppe A: Deutschland, Spanien, Slowakei
Gruppe B: Rumänien, Italien, Belgien
Gruppe C: Österreich, Belarus, Serbien
Gruppe D: Ukraine, Tschechien, Slowenien
Gruppe E: Ungarn, Portugal, Kroatien
Gruppe F: Polen, Schweden, England
Gruppe G: Russland, Luxemburg, Griechenland
Gruppe H: Niederlande, Frankreich, Türkei
Herren, Gruppe A: Deutschland, Belarus, Ukraine Gruppe B: Schweden, Belgien, Griechenland Gruppe C: England, Slowakei, Serbien Gruppe D: Österreich, Polen, Spanien Gruppe E: Portugal, Dänemark, Türkei Gruppe F: Frankreich, Russland, Niederlande Gruppe G: Kroatien, Tschechien, Italien, Ungarn Gruppe H: Slowenien, Rumänien, Luxemburg, Finnland
Modus
Die Endrunde dieser EM wird mit 24 Damen- und 26 Herren-Teams mit einer Gruppenphase, gefolgt von der K.-o.-Runde ausgetragen. Bei den Damen sind es acht Dreier-Gruppen, bei den Herren sechs Dreier- und zwei Vierer-Gruppen. Nur die jeweiligen Gruppensieger erreichen die Hauptrunde, die mit dem Viertelfinale beginnt. Bis zum Titelgewinn muss eine Mannschaft also fünf Spiele absolvieren, davon zwei in der Gruppe. Die Mannschaften in den Herren-Gruppen G und H sogar eines mehr.
Deutschlands Herren sind Titelverteidiger und als höchste europäische Mannschaft in der Weltrangliste der Kalenderwoche 35 (Ende August) als Kopf der Gruppe A gesetzt, deren Sieger im Viertelfinale Position eins einnehmen wird. An Position acht, ans andere Ende des Hauptfeldes, kommt der Gewinner der Gruppe B. Die DTTB-Damen sind als Topgesetzte ebenfalls der Kopf der Gruppe A.
Spielsystem
Gespielt wird im Mannschaftswettbewerb mit maximal fünf Einzeln bis zum dritten Gewinnpunkt eines Teams (Spielreihenfolge: A1 – B2, A2 – B1, A3 – B3, A1 – B1, A2 – B2). Alle Begegnungen werden auf drei Gewinnsätze gespielt. Vor Beginn des dritten Einzels darf der Mannschaftskapitän/Trainer seine Nummer eins oder zwei gegen einen vierten Spieler austauschen.
Herren
Damen
Sportliche Leitung / Trainer-Team
Medizinische Abteilung
Organisatorische Leitung
Kolja Rottmann
Schiedsrichter
Gert Selig (Waldalgesheim)
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