Krakau. Vom heutigen Mittwoch bis zum Samstag stehen bei den European Games in Krakau (Polen) die abschließenden Mannschafts-Wettbewerbe auf dem Programm. Die beiden topgesetzten deutschen Teams kämpfen in einem Zwölferfeld ab Donnerstag im Viertelfinale um die Verteidigung ihrer vor vier Jahren in Minsk gewonnenen Titel. Die Damen beginnen um 13 Uhr gegen Schweden, die Herren bekommen es um 19 Uhr mit dem Gewinner des Achtelfinal-Duells zwischen Polen und Belgien zu tun, die erst heute Abend (19 Uhr) aufeinandertreffen.
Aktualisierung: Belgien hat die Gastgebernation mit 3:1 besiegt.
In den Mannschafts-Konkurrenzen geht es ebenso wie im gestern beendeten Einzel-Turnier, in dem der 16 Jahre alte Franzose Felix Lebrun und die Rumänin Bernadette Szöcs die Goldmedaillen holten, um prestigeträchtige Titel und wertvolle Weltranglistenpunkte, nicht aber um einen direkten Startplatz für die Olympischen Spielen 2024 in Paris. Dieser wurde, anders als vor vier Jahren in Minsk, bei den 3. Europaspielen in Krakau nur für die Mixed-Konkurrenz ausgeschrieben, in der Europameister Dang Qiu und die EM-Zweite Nina Mittelham mit dem Gewinn der Goldmedaille punktgenau ablieferten.
Vier bis fünf Stunden Aufwand für eine Trainingseinheit
Nach dem Triumph im Mixed und dem vorzeitigen Aus im Einzel-Wettbewerb – Qiu, Mittelham und Ying Han unterlagen im Viertelfinale, Dimitrij Ovtcharov eine Runde zuvor – hatten die DTTB-Athleten drei Tage Zeit, um sich auf ihre beiden Viertelfinal-Aufgaben am Donnerstag zu konzentrieren. Die Tagesabläufe wurden dabei zur Routine. Aufgrund der langen Fahrtzeit zum Training wurde bei Damen und Herren täglich jeweils nur eine zweistündige Einheit angesetzt, der zeitliche Aufwand wäre zu groß gewesen. Herren-Bundestrainer Jörg Roßkopf veranschaulicht: „Der eine oder andere hätte gerne auch zweimal trainiert. Aber für ein zweistündiges Training gehen mit der langen Fahrzeit des Shuttlebusses und der individuellen Vorbereitung praktisch immer vier bis fünf Stunden drauf.“ Lang wurden den Deutschen die Tage jedoch im Athletendorf nicht: Sie füllten sich mit Videostudium der Gegner, Physiotherapie, Waschen, Krafttraining, Dehnungsübungen, Gesellschaftsspielen und Ausruhen. Roßkopf gibt ein Beispiel: „Wir sitzen dann auch etwas länger als normal beim Essen zusammen, quatschen viel, trinken Kaffee oder Cappuccino zusammen. Es sind alle sehr gerne zusammen. Das stärkt den Mannschaftsgeist.“
Deutschlands Herren am Donnerstag gegen Gastgeber Polen oder Belgien
Teamgeist wird Deutschland beim Unternehmen Titelverteidigung auf jeden Fall brauchen. Bei den Herren wollen vor allem die in der unteren Hälfte stehenden Herausforderer Schweden und Frankreich dem Favoriten das Leben schwer machen. Im Halbfinale könnte der Mannschafts-Europameister von 2014, Portugal, auf die DTTB-Auswahl warten, die für die Team-Wettbewerbe mit dem von einer Schulterverletzung genesenen Rekord-Europameister Timo Boll und dem frischgebackenen WTT-Contender-Tunis-Finalisten Patrick Franziska komplettiert wird.
Zuvor jedoch müssen die DTTB-Herren am Donnerstag um 19 Uhr im Viertelfinale Gastgeber Polen oder Belgien aus dem Weg räumen. Schon das ist keine leichte Aufgabe, wie Bundestrainer Jörg Roßkopf unterstreicht: „Polen hat eine junge, sehr motivierte Mannschaft. Kubik, Kulczycki, Redzimski und der erfahrene Dyjas sind uns ja bekannt. Die Polen brennen natürlich darauf, zuhause vor eigenem Publikum gut zu spielen und sind als Gegner eine echte Herausforderung. Das gilt aber genau so auch für Belgien, die ebenfalls eine aufstrebende Mannschaft mit Zukunft haben. Mit Nuytinck und Allegro haben sie zwei in der Bundesliga aktive Spieler, Rassenfosse wird im nächsten Jahr die TTBL verstärken und Lambiet kennen wir auch. Was Polen und Belgien gemeinsam haben: Beide verfügen über ein sehr gutes Doppel. Dem Doppel kommt ja bei den European Games ein hoher Stellenwert zu, da mit ihm jedes Mannschaftsspiel beginnt. Deshalb müssen wir von Beginn an voll da sein.“ Welches deutsches Duo spielen wird, ist noch offen: Mit den WM-Dritten Ovtcharov/Franziska und der möglichen Kombination Qiu/Boll stehen Roßkopf zwei schlagkräftige Optionen zur Verfügung.
Roßkopf: „Werden alles in den Mannschafts-Wettbewerb hineinwerfen“
Der Titelverteidiger geht hungrig in das Turnier. Jörg Roßkopf sagt: „Wir werden versuchen, für den Mannschafts-Wettbewerb den Restart-Knopf zu drücken - mal schauen, ob das klappt! Unsere Vorbereitung am Mittwoch besteht aus unserem Training von 16 bis 18 Uhr. Danach machen wir bereits am frühen Abend eine Besprechung mit einem Ausblick auf unsere beiden möglichen Gegner, in der wir auch schon unsere Aufstellung für das morgige Match intern bekannt geben werden. Denn erst noch auf den Ausgang des Matches zwischen Polen und Belgien zu warten, das erst um 19 Uhr beginnt, das wäre ein viel zu später Zeitpunkt. Wir werden jetzt alles, was wir haben, in den Mannschafts-Wettbewerb hineinwerfen.“
Deutschlands Damen treffen um 13 Uhr auf Schweden
Der Viertelfinalgegner der an Position eins gesetzten deutschen Damen heißt am Donnerstag am 13 Uhr Schweden. Die Skandinavierinnen besiegten heute in ihrem Achtelfinalmatch die Mannschaft der Slowakei mit 3:2. Erwartungsgemäß setzten die Schwedinnen ihre Nummer eins, Abwehrass, Linda Bergström, in die Spitzenposition. Sie gewann ihre Einzel gegen Tatiana Kukulkova und Ema Labosova, während Filippa Bergand gegen Kukulkova Punkt drei besteuerte. Christina Källberg, die nominelle Nummer zwei, blieb sieglos, bestätigte ihre Gefährlichkeit aber bei ihrer knappen Fünfsatzniederlage gegen Barbora Balazova. Wie stark insbesondere Bergström agieren kann, bewies sie auch im Achtelfinale des Einzel-Wettbewerbs im Duell der Defensivspielerinnen, als sie gegen Ying Han bereits mit 2:1 nach Sätzen führte.
Schritt für Schritt bis in das Finale
Damen-Bundestrainerin Tamara Boros bereitete sich heute mit der Mannschaft des Europameisters und Titelverteidigers, die nach dem Einzel-Turnier von Xiaona Shan und Sabine Winter komplettiert wurde,von 12 bis 14 Uhr mit einer intensiven Einheit in der Trainingshalle auf den Beginn des Mannschafts-Turniers vor. Vor dem Abschlusstraining hatte Boros gestern ihren Spitzenspielerinnen Ying Han und Nina Mittelham gestern einen spielfreien Tag gegönnt. Tamara Boros berichtet: "Etwa gegen 15 Uhr waren wir dann heute zurück im Athletendorf gewesen und haben gemeinsam gegessen. Die letzte Einheit vor dem Spiel gegen Schweden, das heute knapp gewinnen konnte, lief gut. Wir sind fokussiert auf das Match und wollen unbedingt Schritt für Schritt alle Hürden nehmen, um das Finale zu erreichen. Jetzt gehen unsere Spielerinnen noch einmal zur Behandlung zu unserem Physiotherapeuten Peter Heckert und dann sind wir fit für morgen."
Tamara Boros: "Kämpfen um zweite Chance gegen Rumänien, die wir dann nutzen wollen"
Tamara Boros hofft darauf, im Endspiel auf die an Position zwei gesetzte Mannschaft des Dauerrivalen Rumänien zu treffen: "Unser Ziel ist der Titel und im Finale hoffen wir auf eine gelungene Revanche für die im Einzel-Turnier verlorenen Viertelfinalspiele von Ying und Nina gegen Samara und Szöcs. Wir wollen unsere zweite Chance nutzen, wenn wir sie bekommen." Unabhängig von den Ergebnissen ist für Boros auch die Gewöhnung an das olympische Spielsystem von Bedeutung: "Da wir dieses System sonst nicht spielen, müssen wir jede Chance nutzen, damit Erfahrungen zu sammeln. Es ist Teil unserer Vorbereitung für Paris. Es ist außerdem ein gutes Training für das Doppel, das in diesem System eine wichtige Rolle spielt."
Die Spiele am Donnerstag
Damen-Mannschaft, Viertelfinale
Deutschland - Schweden 13 Uhr
Portugal - Ukraine 10 Uhr
Frankreich - Polen 16 Uhr
Rumänien - Ungarn 19 Uhr
Herren-Mannschaft, Viertelfinale
Deutschland - Belgien 19 Uhr
Portugal - Rumänien 16 Uhr
Frankreich - Dänemark 10 Uhr
Schweden - Slowenien oder Slowakei 13 Uhr