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Leben, lernen und trainieren vorerst daheim, die DTTI-Mitglieder (v.l.) Tobias Slanina, Benno Oehme, An Duy Dang, Anastasia Bondareva, Tayler Fox und Felix Köhler (Foto: Metzlaff)
Das Deutsche Tischtennis-Internat in Düsseldorf bleibt noch bis mindestens 19. April geschlossen

DTTI im Corona-Modus: Schule via E-Mail, Training back to the roots

MS 24.03.2020

Düsseldorf. Nichts ist derzeit, wie es war. Die Maßnahmen zur Eindämmung der Coronavirus-Pandemie hinterlassen tiefe Spuren in allen Bereichen des Lebens, der Alltag des Leistungssports ist davon nicht ausgenommen. Geschlossen ist auch das Deutsche Tischtennis-Zentrum (DTTZ) in Düsseldorf, in dem das Deutsche Tischtennis-Internat (DTTI) untergebracht ist.

Die zehn Nachwuchsathlete, die normalerweise im Stadtteil Grafenberg leben, trainieren und die Partnerschulen des Deutschen Tischtennis-Bundes (DTTB) besuchen, weilen derzeit daheim bei ihren Familien. „DTTZ und DTTI sind, wie alle Sporteinrichtungen in Nordrhein-Westfalen, derzeit bis mindestens 19. April geschlossen. Alle Lehrgänge und Maßnahmen wurden abgesagt. Das ist erst einmal der Stand der Dinge. Die Maßnahmen werden, falls nötig, stets nach Empfehlung beziehungsweise Vorgabe der Behörden angepasst“, erklärt Richard Prause. Der Sportdirektor des DTTB ergänzt: „Für die notwendige Schließung gab es nur Verständnis und keinerlei Diskussionen. Die Gesundheit steht absolut im Vordergrund.“

Was fehlt, wird nachgeschickt

Die Pädagogische Leiterin des Internats, Ildiko Imamura, schildert die Tage vor der Schließung: „Dienstags hatten wir den Jugendlichen mögliche Entwicklungen aufgezeigt und sie gebeten, zur Sicherheit schon einmal eine Reisetasche mit den wichtigsten Utensilien für mehrere Wochen vorzubereiten, alle haben da noch etwas ungläubig geschaut. Drei Tage später wurden dann alle Hallen via Anordnung geschlossen – ohne jede Ausnahme.“ Das Bild, das Freitag, der 13. März 2020, produzierte, hat sich, wohl unauslöschlich, in die Erinnerung der ehemaligen ungarischen Nationalspielerin eingebrannt: „In einem komplett leeren DTTZ zu stehen, in dem sonst so viel Leben ist, das war schon irgendwie gespenstisch!“

Schon in den Tagen vor der Schließung hatten Imamura immer wieder Anrufe besorgter Eltern erreicht: „Das ist ja nur zu verständlich. Viele wollten vor allem wissen, welche Maßnahmen im Falle einer Ansteckung im DTTI getroffen würden.“ Zutritt zu den Räumen haben inzwischen auch Imamura und DTTI-Organisationsleiter Tim Metzlaff, der im ständigen Austausch über neue Entwicklungen mit DTTZ-Betreiber Borussia Düsseldorf und den Ämtern steht, nicht mehr. Nur noch Klaudia Enz, die als Mitarbeiterin des Vollzeitinternats ihren Wohnsitz im DTTZ hat, darf alle Bereiche betreten. Ildiko Imamura ist froh über die vertrauensvolle Unterstützung vor Ort: „Das ist für uns alle, insbesondere aber für die Kinder sehr wichtig, denn natürlich hat nicht jeder alles mitnehmen können. Wenn jemand etwas vergessen hat, beispielsweise ein Buch oder Unterlagen, dann sendet Klaudia es nach.“ 

Lehrstoff und Nachhilfe via E-Mail

Die Schützlinge des Internats, die nun auf unbestimmte Zeit bei ihren Familien weilen, sind die Bundesligaspielerinnen Yuki Tsutsui (TuS Bad Driburg) und Anastasia Bondareva (Einzelspielbetrieb VfR Fehlheim/Mannschaftsspielbetrieb SV DJK Kolbermoor) sowie acht Jungen: Jüngster Bewohner ist der 14-jährige André Bertelsmeier vom TTC GW Bad Hamm. „Oldie“ im Internat ist der sechs Jahre ältere Benno Oehme vom TTC Fulda-Maberzell. Trainieren und lernen müssen die zehn Talente auf unbestimmte Zeit daheim - in Absprache mit der DTTI-Leitung. Ildiko Imamura fungiert aus dem Home-Office heraus als zentrale Schnittstelle zwischen den beiden Partnerschulen und den Internatsschülern. Die Pädagogin ist Koordinatorin und Ansprechpartnerin in Personalunion. Sie erläutert: „Das Lehrpersonal des Lessing-Gymnasiums und der Hulda-Pankok-Gesamtschule hält mit den Schülern via E-Mail Kontakt und übermittelt Aufgaben. Teilweise werden diese kontrolliert, teilweise nicht. Das ist vom Stoff und von den Lehrern abhängig.“ Imamura selbst organisiert mittels Whatsapp-Gruppen und Telefonaten den regelmäßigen Austausch mit ihren Schützlingen, lässt diesen aber auch Raum: „Es ist eine Situation, an die sich alle langsam gewöhnen müssen. Auch mental ist der Umgang mit dieser Situation für die Jugendlichen nicht einfach.“ Zusätzlich zur Vermittlung des Lehrstoffs via E-Mail über die Schulen bietet das DTTI zudem auch in den Zeiten des Coronavirus Nachhilfe an. Die Nutzung ist freiwillig: „Für die Oberstufe steht ein Gymnasiallehrer als Ansprechpartner bei Bedarf zur Verfügung.“

Individuelles Training – back to the roots

Schwieriger als die Vermittlung des Unterrichtsstoffes gestaltet sich während der Quarantäne der Zugang zu Trainingsmöglichkeiten. Waldläufe, Gymnastik und eingeschränktes Krafttraining sind zwar auch daheim möglich, das Training am Tisch allerdings fällt weitgehend flach. DTTB-Sportdirektor Richard Prause: „In Abstimmung mit Bundesstützpunktleiter Dirk Wagner, DTTZ-Trainerin Tamara Boros sowie mit Athletiktrainer Benjamin Schmitz suchen wir nach individuellen Lösungen – sozusagen back to the roots. Der eine oder andere, aber leider nicht alle, haben auch noch irgendwo einen Tisch im Keller, um mit Bruder, Schwester, Mutter, Vater oder einem Tischtennisroboter zu trainieren, vielleicht auch mal ein Many-Balls-Training zu machen.“ Prause und Imamura hoffen auf die baldige Rückkehr zur Normalität, zumindest so weit wie möglich. Die beiden sind sich einig: „Wir sind froh, dass wir in unseren Kadern bislang noch keinen Corona-Fall zu beklagen haben. Wir hoffen, dass die Krise bald ein Ende hat und möglichst viele Menschen gesund bleiben. Das ist das Wichtigste.“

Bundesweites Tischtennis-Internat seit 1985

Beheimatet ist das Deutsche Tischtennis-Internat in Düsseldorf seit der Fertigstellung des DTTZ im August 2006. Der Grundstein für die Zusammenführung von Leistungssport und Schule wurde jedoch bereits 20 Jahre zuvor vom damaligen DTTB-Präsidenten Hans Wilhelm Gäb gelegt. Gäb, später auch Initiator und treibende Kraft für die Errichtung des Deutschen Tischtennis-Zentrums, sorgte für die Durchsetzung des Projekts, das 1985 im Duisburger Stadtteil Wedau als erstes bundesweites Tischtennis-Internat seinen Betrieb aufnahm. Zweieinhalb Jahre später erfolgte der Umzug nach Heidelberg, seit 2006 weilt das DTTI nun unter dem Dach des Deutschen Tischtennis-Zentrums in Düsseldorf. Rund 140 Schüler durchliefen das Internat an den verschiedenen Standorten seit 1985. Die Erfolgreichsten: Oliver Alke, Nicole Delle, Cornelia Faltermaier, Steffen Fetzner, Sascha Köstner, Nina Mittelham, Katja Nolten, Dimitrij Ovtcharov, Christiane Praedel, Jörg Roßkopf, Elke Schall-Süß, Nicole Struse, Christian Süß und Torben Wosik.

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