Frankfurt. Große Ehre für Eberhard Schöler. Eine 28-köpfige Jury mit Bundesinnenminister Dr. Hans-Peter Friedrich an der Spitze berief „Mr. Pokerface“ in die Hall of Fame des deutschen Sports. Er ist der erste deutsche Tischtennisspieler, dem diese hohe Auszeichnung zuteil wird. Neben Schöler wurden noch 20 weitere neue Mitglieder, die im Zeitraum zwischen 1945 bis zu den Olympischen Spielen von 1972 in München im Sport Herausragendes geleistet haben, in die von der Stiftung Deutsche Sporthilfe gegründete Hall of Fame des deutschen Sports berufen.
Seinen größten sportlichen Erfolg feierte Schöler bei den Weltmeisterschaften 1969 in München mit der Silbermedaille im Einzel und mit der Mannschaft. Mit neun Einzeltiteln bei Nationalen Deutschen Meisterschaften steht der 70-Jährige zudem gemeinsam mit Timo Boll und Conny Freundorfer an der Spitze der Ewigen Bestenliste. 1974 beendete er seine internationale Karriere, im August 1979 zog er sich vom aktiven nationalen Leistungssport zurück.
Dem Tischtennissport ist Schöler aber bis heute in hohen Funktionen auf nationaler und internationaler Bühne erhalten geblieben. 1981 übernahm Schöler das Amt des Sportwartes im Deutschen Tischtennis-Bund. Von 1993 an war er langjähriger Vizepräsident Sport bzw. Vizepräsident Leistungssport des DTTB. Heute ist Schöler stellvertretender Präsident der Europäischen Tischtennis Union und Mitglied im Board of Directors des Weltverbandes ITTF. 1966 wurde ihm das Silberne Lorbeerblatt der Bundesrepublik Deutschland für herausragende sportliche Leistungen verliehen. Im August 2009 erhielt Schöler das Bundesverdienstkreuz am Bande.
Hall of Fame des deutschen Sports
In einer zweijährigen Vorauswahl hatten die Spitzenverbände des Deutschen Olympischen Sportbundes und die Mitglieder des Verbandes Deutscher Sportjournalisten nahezu 200 Sportler und Persönlichkeiten der deutschen Sportgeschichte zur Wahl vorgeschlagen. Die Auswahl wurde dann zunächst auf 25 Vorschläge mit den meisten Stimmen verdichtet, von denen sich 23 Kandidaten der Wahl stellten. Bei der jetzt erfolgten Wahl erhielten 21 Kandidaten die Stimme von mindestens der Hälfte der Jury-Mitglieder (Quorum) und wurden somit in die Hall of Fame des deutschen Sports“ gewählt.
Die offizielle Aufnahme findet am 20. Mai im Beisein von Bundespräsident Christian Wulff im Rahmen der Benefiz-Gala Goldene Sportpyramide in Berlin statt. Die Deutsche Sporthilfe hat die Hall of Fame des deutschen Sports anlässlich der Verleihung der Goldenen Sportpyramide 2006 an Franz Beckenbauer ins Leben gerufen und bei dieser Gelegenheit alle bisherigen Preisträger sowie posthum Willi Daume und Josef Neckermann aufgenommen. Heute besteht die Hall of Fame des deutschen Sports aus insgesamt 66 Persönlichkeiten.
Künftig sollen jährlich drei bis fünf Kandidaten neu in die Hall of Fame gewählt werden. Die Berufung kann auch posthum erfolgen. Das Vorschlagsrecht haben die Stiftung Deutsche Sporthilfe, der Deutsche Olympische Sportbund (DOSB) und der Verband Deutscher Sportjournalisten (VDS).
Derzeit existiert die Hall of Fame rein virtuell im Internet und tourt zusätzlich als Wanderausstellung mit Öl-Porträts der Mitglieder, die vom Bensheimer Maler Hans Borchert angefertigt wurden, durch ausgewählte deutsche Städte. Nächste Station: Stadtmuseum in Gera vom 26. Mai bis 26. Juni 2011.
Die Hall of Fame des deutschen Sports - die 21 Neuaufnahmen 2011
Hans-Jürgen Bäumler, Eiskunstlauf, geb. 28. Januar 1942 in Dachau
Bildete in den 60er Jahren mit Marika Kilius das Traumpaar auf dem Eis,
zweimal Weltmeister, zweimal Olympiasilber
Prof. Dr. Hugo Budinger, Hockey, geb. 10. Juni 1927 in Düsseldorf
Prägte als Spieler, Trainer und Funktionär das deutsche Nachkriegs-Hockey
wie kein anderer, Olympiabronze 1956
Prof. Dr. Karin Büttner-Janz, Turnen, geb. 17. Februar 1952 in Hartmannsdorf
In München 1972 mit zwei Goldmedaillen (Stufenbarren, Pferdsprung) und drei
weiteren Olympiamedaillen (1968/1972) erfolgreichste Turnerin und
DDR-Sportlerin
Heidemarie Ecker-Rosendahl, Leichtathletik, geb. 14. Februar 1947 in
Hückeswagen
Das Gesicht von München 1972: Gold im Weitsprung und mit der 4x100m-Staffel,
Silber im Fünfkampf, zweifache Sportlerin des Jahres
Heinz Fütterer, Leichtathletik, geb. 14. Oktober 1931 in Illingen
"Der weiße Blitz" drang in den 50er Jahren als erster Europäer in die
Phalanx der US-Amerikaner im Sprint ein, Olympiabronze 1956, 3x
Europameister, 2x Weltrekordler
Armin Hary, Leichtathletik, geb. 22. März 1937 in Quierschied bei
Saarbrücken
Erster Mensch in 10,0 sek. über 100m; zweifacher Olympiasieger (100m, 4x100m
Staffel), zweifacher Europameister, Weltrekordler
Willi Holdorf, Leichtathletik, geb. 17. Februar 1940 in Blomesche
Wildnis/Schleswig-Holstein
Erster deutscher "König der Athleten", Olympiasieger 1964 im Zehnkampf mit
dramatischem Zieleinlauf beim 1.500m Lauf, Sportler des Jahres
Dr. Erhard Keller, Eisschnelllauf, geb. 24. Dezember 1944 in Günzburg
Schnellster auf dem Eis über 500m bei zwei Olympischen Spielen 1968 und
1972, Sprint-Welt- und Europameister, Weltrekordler
Bernhard Kempa, Handball, geb. 19. November 1920 in Oppeln/Oberschlesien
Bester Handball-Spieler der Welt in den 50er Jahren, zweifacher Weltmeister
im Feldhandball, als Trainer Europapokalsieger in der Halle, Erfinder des
Kempa-Tricks
Marika Kilius, Eiskunstlauf, geb. 24. März 1943 in Frankfurt/Main
Bildete in den 60er Jahren mit Hans-Jürgen Bäumler das Traumpaar auf dem
Eis, zweimal Weltmeister, zweimal Olympiasilber, Weltmeisterin im
Rollkunstlauf
Ingrid Krämer-Gulbin, Wasserspringen, geb. 29. Juli 1943 in Dresden
Dreifache Olympiasiegerin im Kunst- und Turmspringen, Sportlerin des Jahres
in BRD und DDR, Fahnenträgerin der gesamtdeutschen Olympiamannschaft von
1964
Willy Kuhweide, Segeln, geb. 6. Januar 1943 in Berlin
Legende des Segelsports, lange Zeit Synonym für das Segeln in der
Bundesrepublik, Olympiasieger 1964, Olympiabronze 1972, vierfacher
Weltmeister
Martin Lauer, Leichtathletik, geb. 2. Januar 1937 in Köln
Herausragender Hürdensprinter und Zehnkämpfer, Olympiasieger 1960 mit der
4x100m Staffel, Weltrekordler über die Hürdensprintstrecken und mit der
Staffel
Ulrike Nasse-Meyfarth, Leichtathletik, geb. 4. Mai 1956 in Frankfurt/Main
Zweifache Hochsprung-Olympiasiegerin, als Sechzehnjährige in München 1972
und 12 Jahre später in Los Angeles, Weltrekordlerin, vierfache Sportlerin
des Jahres
Helmut Recknagel, Skispringen, geb. 20. März 1937 in
Steinbach-Hallenberg/Thüringen
Olympiasieger 1960, Weltmeister 1960/1962, 3x Sieger der
Vierschanzentournee, DDR-Sportler des Jahres, Fahnenträger der
gesamtdeutschen Mannschaft 1960
Eberhard Schöler, Tischtennis, geb. 22. Dezember 1940 in Flatow/Westpreußen
Deutschlands erster Weltklassespieler im Tischtennis, WM-Zweiter im Einzel
und mit der Mannschaft 1969, zweimal WM-Dritter im Einzel, "Mister
Pokerface"
Renate Stecher, Leichtathletik, geb. 12. Mai 1950 in Süptiz bei Leipzig
Erfolgreichste deutsche Leichtathletin aller Zeiten, dreifache
Olympiasiegerin (1972, 1976), erste Frau der Welt unter 11,0 sek. über 100m,
mehrfache Weltrekordlerin
Georg Thoma, Nordische Kombination, geb. 20. August 1937 in Hinterzarten
Olympiasieger 1960, Weltmeister 1966 in der Nordischen Kombination,
sensationeller Sieger des Neujahrsspringens der Vierschanzen-Tournee 1962,
Sportler des Jahres
Bernhard Carl Trautmann ("Bert"), Fußball, geb. 22. Oktober 1923 in Bremen
Erster deutscher Star im Mutterland des Fußballs, rettete mit einem
Genickbruch 1956 den Sieg im Cup-Finale, Englands Fußballer des Jahres 1956,
545 Liga-Spiele
Lieselotte Westermann-Krieg, Leichtathletik, geb. 2. November 1944 in
Sulingen/Nieders.
Erster deutscher Diskus-Star, warf als erste Diskuswerferin über 60m,
Olympia-Zweite 1968, vierfache Weltrekordlerin, zweifache Sportlerin des
Jahres
Klaus Wolfermann, Leichtathletik, geb. 31. März 1946 in Altdorf bei Nürnberg
Deutschlands bester Speerwerfer in den 70er Jahren, Olympiasieger 1972,
Europa-Cup-Sieger 1973, Weltrekordler, zweifacher Sportler des Jahres