Dippoldiswalde. Kathrin und Carlos Mühlbach leben und lieben Tischtennis – als Ehepaar, Trainingspartner, Hotelbetreiber und Mixed-Duo. In einem persönlichen Interview erzählt die frühere Nationalspielerin, wie sich aus einem Match bei einem kleinen Heimatturnier eine Ehe, ein Familienbetrieb und ein gemeinsamer sportlicher Traum entwickelten. Warum ihre bessere Hälfte ohne Antitopspin-Belag nicht kann und wie sie gemeinsam von Edelmetall bei den Tischtennis-Finals in Erfurt träumen. Ein Gespräch über Liebe, Leidenschaft und den ganz normalen Wahnsinn eines tischtennisverrückten Familienlebens, in dem Humor und Hingabe eine große Rolle spielen.
Frage: Erinnert ihr euch an den Moment, als ihr euch zum ersten Mal begegnet seid? Hat Tischtennis dabei eine Rolle gespielt?
Kathrin Mühlbach: Tischtennis hat eine entscheidende Rolle gespielt – wir haben uns bei einem offenen Turnier in meinem Heimatort Dippoldiswalde kennengelernt, das mein Bruder und mein Vater organisiert hatten. Männer und Frauen traten gegeneinander an, und Carlos und ich wurden in dieselbe Gruppe gelost. Unser Match habe ich damals noch klar gewonnen – für Carlos ein prägendes Erlebnis, da ich die erste Frau war, gegen die er bis dahin verloren hatte. Das hat ihn beeindruckt und brachte uns ins Gespräch. Wir blieben in Kontakt, chatteten viel und lernten uns bei gegenseitigen Besuchen besser kennen. Zwei Jahre später, am 12. Dezember 2012, haben wir geheiratet.
Gab es einen Moment, in dem ihr gemerkt habt: „Wir sind nicht nur ein Paar, sondern auch ein echtes Team – am und neben dem Tisch?
Mühlbach: Von Anfang an haben wir als Team harmoniert. Wir streiten kaum und führen ein sehr ausgeglichenes Leben. Gemeinsam betreiben wir das Bahnhotel in Dippoldiswalde mit einer integrierten Tischtennisschule, in der wir Einzeltraining und Lehrgänge anbieten. Da wir den Großteil des Tages miteinander verbringen, funktioniert das nur, weil wir uns so gut verstehen. Wir ergänzen uns perfekt und haben Spaß daran, gemeinsam den Alltag zu bewältigen.
Hat sich eure Beziehung über die Jahre durch den Sport verändert oder vielleicht sogar gestärkt?
Mühlbach: Da wir beide tief im Tischtennis verwurzelt sind, haben wir großes Verständnis für die Wettkampfphasen und das viele Reisen. In Beziehungen ohne gemeinsames Hobby kann das oft problematisch sein. Wenn möglich, begleiten wir uns gegenseitig zu Turnieren, was uns zusätzlich verbindet.
Welche Rolle spielt Tischtennis in eurer Ehe – ist es eher eine Verbindung oder manchmal auch eine Herausforderung?
Mühlbach: Seitdem wir Eltern sind, ist die Organisation unseres Alltags anspruchsvoller geworden. Ein Elternteil muss immer für die Kinder da sein, wodurch gewisse Kompromisse nötig sind. Glücklicherweise unterstützen uns meine Eltern sehr und übernehmen nicht selten Aufgaben im Hotel und die Kinderbetreuung von Emilia und Leonardo – sieben und vier Jahre alt. Unsere Selbstständigkeit mit Familie und Tischtennis unter einen Hut zu bringen, ist nicht ohne. Ein 24-Stunden-Job. Da kommt es manchmal zu Situationen, in denen einem alles etwas über den Kopf wächst, aber das schweißt uns als Team noch enger zusammen.
Wie sieht ein typischer Tag bei euch aus? Gibt es „tischtennisfreie Zonen“?
Mühlbach: Carlos ist sehr tischtennisverrückt – er schaut am liebsten rund um die Uhr Tischtennisvideos und Streams der TTBL oder WTT (lacht). Unser Tag beginnt mit dem Frühstück für unsere Hotelgäste, das wir zusammen vorbereiten. Anschließend übernehme ich bürokratische Aufgaben. Nachdem wir die Kinder zur Schule und in den Kindergarten gebracht haben, startet eine gemeinsame Trainingseinheit. Meistens nicht länger als eine Stunde, aber dafür sehr intensiv. Nach dem Mittagessen empfangen wir gegen 14 Uhr neue Gäste, erledigen Hausarbeiten und holen unsere Kinder ab. Unsere Tochter hat bereits seit zwei Jahren großes Interesse am Tischtennis, ähnlich wie ich damals in ihrem Alter. Neben dem Vereinstraining trainieren wir täglich etwa eine Stunde mit ihr.
Bei welchen Tischtennis-Themen seid ihr völlig unterschiedlicher Ansichten?
Mühlbach: Carlos spielt mit einem Antitop-Belag auf der Rückhand – für mich wäre das unvorstellbar. Trotzdem fasziniert mich sein Spielstil. Taktisch sind wir uns sehr ähnlich, da wir beide viel von meinem Bruder, Hermann Mühlbach, gelernt haben, der Carlos’ Antitop-Spielweise mitentwickelt hat.
Ist es schwieriger, Kritik vom eigenen Partner anzunehmen als von einem Trainer oder Mitspieler?
Mühlbach: Manchmal schon. Da wir uns in- und auswendig kennen, wissen wir aber auch genau, wie wir uns am besten coachen können. Wenn die Möglichkeit besteht, geben wir uns gegenseitig Tipps und unterstützen uns auf Turnieren.
Welche besonders emotionalen oder lustigen Momente habt ihr gemeinsam im Sport erlebt?
Mühlbach: Unser größter gemeinsamer sportlicher Höhepunkt steht hoffentlich noch bevor. Mit etwas Glück in der Auslosung ist es unser Ziel, bei den TT-Finals eine Medaille im Mixed zu gewinnen. Bei kleineren Turnieren haben wir schon Titel gewonnen, aber das Niveau einer Deutschen Meisterschaft ist natürlich eine ganz andere Herausforderung. Ein Highlight war auch, Carlos bei seinem größten sportlichen Erfolg zu begleiten: dem Gewinn der kolumbianischen Meisterschaft – damals noch ohne Antitop! Mein persönlich schönster Moment war der Sieg gegen Petrissa Solja im Viertelfinale der Deutschen Meisterschaften 2013. Mit Carlos als Coach war es ein unbeschreibliches Gefühl, ins Halbfinale einzuziehen und Bronze zu gewinnen. Da liefen Freudentränen.
Habt ihr eine spezielle gemeinsame Taktik?
Mühlbach: Unser Ziel ist es, unsere Gegner mit unserem „ekligen“ Spielstil zu überraschen. Meine kurze Noppe auf der Rückhand und Carlos’ Antitop auf der Rückhand sind eine Kombination, die vielen Mixed-Paarungen Probleme bereitet. Wir möchten unsere Gegner ärgern und setzen auf taktisch clevere Platzierungen statt auf lange Ballwechsel. Unser Ziel ist es, die Konkurrenz durch die Hölle zu schicken (schmunzelt).
Wie seht ihr eure gemeinsame Zukunft im Tischtennis? Habt ihr eine Vision oder ein Ziel?
Mühlbach: Carlos spielt aktuell auf seinem höchsten Niveau und ist im oberen Paarkreuz der 2. Bundesliga erfolgreich. Dennoch sind wir keine Profis mehr und verfolgen über eine Medaille in Erfurt hinaus keine großen sportlichen Ziele. Vielmehr möchten wir unseren Kindern die bestmögliche Unterstützung bieten und sie vielleicht sogar erfolgreicher machen als wir es sind oder waren.
Wie bereitest du dich mit Carlos gemeinsam auf die TT-Finals vor?
Mühlbach: Nach Saisonende beginnt unsere gezielte Vorbereitung. Wir trainieren mit der Ballmaschine, um bestimmte Spielsituationen nachzustellen, und suchen uns passende Trainingspartner. Zudem planen wir eine Reise zu meinem Bruder Herrmann nach Bayern, wo er mit seiner Frau Valeria – einer ehemaligen ukrainischen Nationalspielerin – ein starkes Mixed-Duo bildet. Dort können wir uns optimal auf das Turnier vorbereiten.
Kannst du uns schon verraten, mit wem du im Doppel antrittst?
Mühlbach: Auch im Doppel spiele ich an der Seite eines Antitopspin-Belags. Auf die bevorstehenden Spiele mit Sabine Winter freue ich mich ganz besonders. Gemeinsam haben wir bereits mehrfach Edelmetall gewonnen, und 2010 krönten wir unser letztes Jugendjahr mit dem Deutschen Meistertitel bei den Erwachsenen. Da wir beide im selben Jahr (1992) geboren sind, haben wir schon in der Jugend an gemeinsamen Lehrgängen teilgenommen und international Doppel gespielt. Wir sind schon lange sehr eng befreundet und harmonieren hervorragend. Als Sabine im Sommer 2024 bei uns im Hotel zu Gast war, entstand die Idee, es nach 15 Jahren noch einmal gemeinsam zu versuchen.
Was bedeutet euch die Teilnahme an den TT-Finals?
Mühlbach: Das ist ein ganz besonderer Erfolg für uns. Im letzten Jahr konnte sich Carlos bei der ersten Auflage aufgrund einer Terminüberschneidung nicht qualifizieren und war nur als Betreuer dabei. Wir haben uns die Qualifikation für die dieses Jahr fest vorgenommen. Während Carlos die Mitteldeutschen Meisterschaften gewann, holte ich den Titel bei den Norddeutschen Meisterschaften. Die TT-Finals werden das sportliche Highlight unseres Jahres!
Was macht die TT-Finals so besonders?
Mühlbach: Die Atmosphäre ist einzigartig! Das Event ist professionell organisiert, die digitalen Banden und der Videowürfel über den Tischen erinnern an große internationale Turniere. Die Teilnehmenden fühlen sich wie Superstars. Es ist das Highlight für deutsche Tischtennisspieler, bei dem insbesondere durch das breite Spektrum an Konkurrenzen viele alte Bekannte aufeinandertreffen – ein echtes Fest für die gesamte Tischtennis-Community.
Warum lohnt es sich für Zuschauer, live in Erfurt oder im Stream dabei zu sein?
Mühlbach: Wir bekommen oft gesagt, dass die Deutschen Meisterschaften ein Event sind, das insbesondere den Fans großartige Unterhaltung bietet. Die Besonderheit liegt vor allem am Teilnehmerfeld, da zum einen Stars wie zum Beispiel Dimitrij Ovtcharov, Annett Kaufmann und weitere Profis an den Start gehen. Nicht selten kommt es jedoch vor, dass Underdogs die „Großen“ ärgern oder für Überraschungen sorgen. Da spreche ich aus eigener Erfahrung – siehe mein unerwarteter Sieg gegen die damalige Mitfavoritin auf den Titel Petrissa Solja, 2013 in Bamberg.
Wie wichtig ist die Unterstützung des Publikums?
Mühlbach: Die Stimmung kann ein Spiel komplett verändern. Die Energie aus dem Publikum kann uns in eine Art Rausch versetzen und uns zu Höchstleistungen antreiben. Es fühlt sich großartig an, die Atmosphäre zu genießen und von der Halle gepusht zu werden.
Hast du eine Botschaft an die Fans?
Mühlbach: Kommt vorbei oder schaltet ein! Wir alle werden unser Bestes geben, um euch spannende und hochklassige Spiele zu bieten. Die Mischung aus Einzel, Doppel und Mixed in verschiedensten Leistungs- und Altersklassen macht das Event so einzigartig. Tischtennis-Fans sollten sich das nicht entgehen lassen!
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