Frankfurt/Main. Eltern bleiben Eltern, egal wie groß ihre Kinder sind, wie unabhängig oder weltgewand. Eltern von Tischtenniskindern teilen zusätzlich die strahlenden und die dunklen Momente der Sportkarriere und - ganz praktisch - die vielen, vielen Reisekilometer. Um 4.40 Uhr stiegen Martina und Heinz Duda in Bergneustadt ins Auto zum Frankfurter Flughafen, Anna Kaufmann dürfte das Haus in Bietigheim-Bissingen nicht viel später verlassen haben. "Wir sind noch im Chengdu-Rhythmus", nennt es Vater Heinz Duda.
Die kleine Abordnung von DTTB und TMG hatte die kürzeste Anreise am frühen Dienstagmorgen zum Frankfurter Flughafen. Präsidentin Claudia Herweg dagegen war aus Köln mit dem Zug sogar am Vorabend angereist, damit beim Empfang der beiden Mannschaften bei der für 7.05 Uhr geplanten Landung aus Singapur nichts schiefgehen konnte.
"Einmal Weltmeister muss schon sein!"
Doch zurück zu den Spieler-Eltern Duda und Kaufmann. Sie waren schon während der WM immer früh aufgestanden, um die Partien der Mannschaften ihrer Kinder Benedikt und Annett zu verfolgen, hatten aus der Ferne auf digitale Art seelischen Beistand geleistet, spürten jederzeit am Livestream-Bild, wie es um die Kinder steht. "Wir sehen schon an seiner Körperhaltung auf der Bank, wie es 'Benne' geht", beschreibt Vater Heinz. Die Einzel, die knapp verloren gingen wie gegen Sathiyan Gnanasekaran zum Auftakt des Gruppenspiels gegen Indien oder gegen Alexis Lebrun in der Viertelfinalschlacht gegen Frankreich zehrten auch an Nerven und Kräften der Eltern. Die enorme Anzahl an Netz- und Kantenbällen des Franzosen hatte die Dudas auch in fast 8.000 Kilometern Entfernung vom High Tech Zone Sports Center von Chengdu in Rage gebracht. "Als Mutter ist man auch emotional immer stark dabei. Wir Eltern hatten so einige schlaflose Nächte", beschreibt Mutter Martina. "Gegen Korea war's dann perfekt. 'A beautiful day for Benne', hat er Kommentator gesagt. 'A beautiful day for Mum and Dad', haben wir ergänzt", erzählt Vater Heinz vom Halbfinalerfolg der deutschen Mannschaft.
Zum Zeitpunkt seines größten Erfolgs erinnern sie sich auch an den kleinen Benedikt. Als Elfjähriger hatte er dem Reporter seiner Heimatzeitung für einen Bericht über die Tischtennis-verrückte Familie Duda, in der Vater, Mutter, beide Söhne, Onkel sowie Neffe aktiv sind bzw. waren, in den Block diktiert: "Einmal Weltmeister muss schon sein!". Was damals zur netten Schlagzeile wurde, ist 17 Jahre später fast wahr geworden.
Auf die WM folgen Bundesliga und WTT Contender in Slowenien
Der Bergneustädter Schwalben-Fanklub erwartet seinen WM-Helden am Wochenende zum Barbecue im Elternhaus. Der erste Weg der Dudas vom Frankfurter Flughafen führte jedoch nach Düsseldorf, dem Wohnort aller DTTB-Herren. "Ich mache jetzt erst mal ein paar Tage Pause", sagte Benedikt Duda bei der Ankunft mit Team Deutschland nach am Ende über 34-stündiger Rückreise von Chengdu über Singapur nach Frankfurt. "Also stehst du erst morgen wieder in der Halle", konterte Kay Stumper trocken neben ihm. Dudas Trainingsfleiß ist berüchtigt, und damit passt er perfekt zur ambitionierten Trainingsgruppe am Deutschen Tischtennis-Zentrum.
Auch Fanbo Meng sagt, nach seinen Plänen für die kommenden Tage gefragt: "Nach der WM ist vor dem nächsten Turnier und der TTBL. Ein Tag Pause, dann geht es weiter!" Wegen der China-Tour von WTT ruht zwar die TTBL für zwei Wochen, aber danach ist der Terminplan dicht gedrängt, nicht zu vergessen die Champions-League-Spiele ab dem 8. November. Den WTT Contender in Slowenien vom 31. Oktober bis 6. November haben ohnehin alle im Terminkalender stehen.
23. Oktober: Winter vs. Kaufmann in der Bundesliga
Mit der Damen-Bundesliga geht es sogar schon am 16. Oktober weiter. "Am 23. spielen Sabine und ich dann gegeneinander. In Chengdu hatten wir schon das Warm-up", erklärt Annett Kaufmann, die mit ihren Böblingerinnen im Heimspiel auf Sabine Winters Schwabhausen trifft. Kaufmann ist am Mittwoch allerdings erst einmal zurück im Alltag einer 16-Jährigen. Sie muss wieder zur Schule.
Damen
Ying Han (KTS Enea Siarka Tarnobrzeg POL / Top Nagoya JPN), Nina Mittelham (ttc berlin eastside / Kyushu Asteeda JPN), Xiaona Shan (ttc berlin eastside / Kyoto Kaguya JPN), Sabine Winter (TSV Schwabhausen), Annett Kaufmann (SV Böblingen)
Herren
Dang Qiu (Verein: Borussia Düsseldorf), Benedikt Duda (TTC Schwalbe Bergneustadt), Ricardo Walther (ASV Grünwettersbach), Kay Stumper (Borussia Düsseldorf), Fanbo Meng (TTC RhönSprudel Fulda-Maberzell)
Trainer-Team
Richard Prause (Sportdirektor), Tamara Boros (Damen-Bundestrainerin), Xiaoyong Zhu (Bundesstützpunkttrainer), Jörg Roßkopf (Herren-Bundestrainer), Lars Hielscher (Cheftrainer Düsseldorf)
Physiotherapeutinnen
Birgit Schmidt und Annette Zischka (OSP Hessen in Frankfurt/Main)