Frankfurt/Main. Erstmals seit dem Beginn der Pandemie vor 15 Monaten wird ab Dienstag wieder ein offizielles Championat im Tischtennis ausgetragen. Bei den im vergangenen September abgesagten Europameisterschaften 2020 spielen vom 22. bis 27. Juni in Warschau rund 220 Athletinnen um die Titel im Einzel, Doppel und Mixed. Darunter auch die elf deutschen Asse, die am Samstag mit der kompletten DTTB-Delegation in Polens Hauptstadt eintreffen. Ein Schutzkonzept der Organisatoren mit einer eigens eingerichtete ‚Bubble‘ (Blase) für die Sportler und ihr Begleitpersonal sollen das Gesundheitsrisiko bei der EM auf ein Minimum beschränken.
Bei Verlassen der Bubble droht Akkreditierungsentzug
Sportler, Trainer und medizinische Abteilungen eines Nationalverbandes bekommen in Warschau nur den Flughafen, die Torwar Arena und das Spielerhotel zu sehen, das mit seinem Bubble-Bereich den Kern des vom polnischen Verband zusammen mit der Europäischen Tischtennis-Union (ETTU) entwickelten Hygienekonzepts bildet. Die Bubble weitet sich durch festlegte Bewegungsbereiche auch auf die Trainings- und Wettkampfhalle aus. Hotel und Torwar Arena dürfen nur mit Sondergenehmigung eines ETTU-Offiziellen verlassen werden - bei Missachtung droht der Entzug der Akkreditierung.
Dreimal testen vor dem Einchecken ins Turnier
Schon vor dem Turnier hatten die Verbände zahlreiche Auflagen zu erfüllen. So wurden beispielsweise nur zwei mögliche Anreisetage, der 18. und der 19. Juni, für alle Delegationen vorgeschrieben. Sieben Tage vor dem Eintreffen mussten den Organisatoren negative PCR-Tests übermittelt werden. Maximal 72 Stunden vor Eintreffen zählte das Vorlegen eines zweiten PCR-Tests zu den Vorschriften. Voraussetzung für die Ausstellung der Akkreditierung ist ein Antigen-Test im Spielerhotel, auch für vollständig Geimpfte. Auch für die ungewünschte Situation eines positiven Tests, dem ein PCR-Test zur Ergebnisüberprüfung folgen würde, ist mit einem räumlich von der Bubble abgetrennten Quarantänebereich im Hotel vorgesorgt.
Leere Tribünen, keine Fotografen, wenige 1:1-Interviews
Die Tribünen der Torwar Arena, in der zu Nicht-Pandemiezeiten neben Sportveranstaltungen auch Popkonzerte bekannter Bands wie Aha, Gun’s Roses und One Republic vor bis zu 5000 Zuschauern stattfinden, werden bei den Tischtennis-Europameisterschaften leer bleiben. Damit aber nicht genug: Um die Sicherheit der 220 Spieler zu gewährleisten, wurde der Zugang zum Innenraum drastisch reduziert. Mit Ausnahme des offiziellen Turnierbildberichterstatters dürfen keine professionellen Fotografen den roten Boden betreten, sie müssen ihre Arbeit von der Pressetribüne aus verrichten. Auch die üblichen 1:1-Interviews für elektronische Medien und die schreibende Zunft soll es in Warschau so gut wie nicht und nur unter strengen Vorschriften geben. In einer Mixedzone werden den Journalisten aber in räumlicher Distanz zu den Sportlern die Gelegenheit für Fragen ermöglicht.
Richard Prause: „Der Schutz der Gesundheit ist das Wichtigste“
Am Tisch selbst gibt es für die Sportler bereits bekannte Vorschriften: So wird unter anderem nur mit einem einzigen Ball gespielt, der nicht von den Athleten angehaucht werden darf. Das verinnerlichte Händeabwischen auf dem Tisch ist ebenso verboten wie die Benutzung eines eigenen Handtuchs, auch die Handshakes nach dem Match bleibt aus. „Mit den Vorschriften für den Wettkampf können wir gut leben, sie sind nicht neu“, sagt Richard Prause, Für den DTTB-Sportdirektor steht der Schutz der Gesundheit im Vordergrund: „Die Pandemie ist noch nicht vorüber, deshalb müssen weiterhin die Sportler und auch alle Menschen im Umfeld solch einer Veranstaltung geschützt werden. Dazu ist es unerlässlich, dass vorgesehene Regelungen befolgt werden. Am Ende ist es doch das alles entscheidende, dass wir nicht zuletzt aufgrund eines solchen Schutzkonzeptes wieder in der Lage sind, ein Großevent wie die Europameisterschaften auszutragen, ohne die Gesundheit der Menschen zu gefährden.“
Erstes Training am Samstag
P.S. Erstmals zum Schläger greifen werden Deutschlands am Sonntag. Von 16.30 bis 19 Uhr sind sechs Tische in der Trainingshalle für den Deutschen Tischtennis-Bund reserviert. Einen Tag besteht die Möglichkeit zu zwei Einheiten: Einmal von 11 bis 12 Uhr an jeweils drei Tischen in der Aufwärm - sowie in der Trainingshalle. Von 17 bis 18 Uhr stehen den in allen Konkurrenzen zum Favoritenkreis zählenden Deutschen erstmals sechs Tischen in der Torwar Arena zur Verfügung, in der von Dienstag bis Sonntag die Europameister im Einzel, Doppel und Mixed ermittelt werden.
Am Sonntag ab 17 werden die Qualifikationswettbewerbe ausgelost. Nach derzeitigem Stand muss Sabine Winter als einzige DTTB-Starterin an der am Dienstag beginnenden Qualifikation im Einzel teilnehmen.
Herren
Damen
Herren-Doppel
Timo Boll/Patrick Franziska, Benedikt Duda/Dang Qiu
Damen-Doppel
Petriss Solja/Shan Xiaona, Nina Mittelham/Sabine Winter
Mixed
Patrick Franziska/Petrissa Solja, Dang Qiu/Nina Mittelham
Trainer
Richard Prause (Sportdirektor)
Jörg Roßkopf (Bundestrainer Herren)
Lars Hielscher (Assistenztrainer Herren)
Jie Schöpp (Bundestrainerin Damen)
Tamara Boros (Bundestrainerin DTTI / U23)
Medizinische Abteilung
Mannschaftsarzt: Dr. Thomas Garn (Düsseldorf)
Physiotherapeuten: Annette Zischka (OSP Hessen), Joachim Först (Düsseldorf)
Sportpsychologischer Experte: Dr. Christian Zepp (Frechen)
Schiedsrichter
Christoph Geiger (Bühl)
Organisationsleiter
Kolja Rottmann
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