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Die Medaillengewinner und das Team hinter dem Team in München (Foto: BeLa-Sportfoto)
Europameister Dang Qiu, die verletzte Nina Mittelham, Sportdirektor Prause, Bundestrainer Roßkopf, Präsidentin Herweg - die Stimmen des Schlusstags von München

EM-Zitate: "Es gab so viele emotionale Momente"

SH 21.08.2022

München. Europameister Dang Qiu, die verletzte Finalistin Nina Mittelham, Sportdirektor Richard Prause, Herren-Bundestrainer Jörg Roßkopf, DTTB-Präsidentin Claudia Herweg - die deutschen Stimmen des Schlusstags von München über eine Wahnsinnsatmosphäre, den bittersten Moment und keine Wachablösung.

Dang Qiu über seine Gefühle bei diesem Finale: „Es war Wahnsinn! Die Atmosphäre war Wahnsinn, die Zuschauer waren Wahnsinn. Schon als ich eingelaufen bin, habe ich gemerkt: Heute brennt die Halle. Es hat mir viel Spaß gemacht. Mit dem Ergebnis bin ich natürlich auch sehr zufrieden. Es war ein perfektes Finale für mich.“

Wann er sicher gewesen sei, dass er den Titel holen würde: „Sicher, dass ich gewinnen würde, war ich vielleicht bei 9:2 im Fünften. Das hört sich seltsam an, ist aber tatsächlich so. Man will keinen Punkt verschenken. Nachdem ich den zweiten Satz gewonnen hatte, habe ich gemerkt, dass das Momentum so ein bisschen auf meiner Seite lag. Die Zuschauer sind sowieso auf meiner Seite. So habe ich den Dritten ganz knapp gewonnen. Im Vierten bei 10:9 war es wichtig, dass ich den Gegenspin getroffen habe. Ich dachte, wenn ich danach im Fünften einen guten Start habe, sieht es für mich nicht so schlecht aus. Ein Wunschkonzert ist es aber nicht, schließlich habe ich einen Gegner, der gehörig mitredet. Im fünften Satz habe ich gemerkt, dass ich eine ziemlich gute Kontrolle über das Spiel habe.“

Welchen Druck er bei der EM verspürt hat: „Sieben oder acht Spieler hätten hier mit einem guten Lauf das Turnier gewinnen können. Gejagt war ich als an Position vier Gesetzter ohnehin. Ich hatte ein super letztes Jahr und wusste, dass viele denken, dass sie gegen mich nicht viel zu verlieren haben, auch wenn ich nicht so einen Legendenstatus wie Timo oder Dima habe.
Gegen Ibrahim Gündüz in der ersten Runde habe ich gemerkt, wie schnell die Emotionen auch runter gehen können. Da war ich eigentlich schon mit zwei Beinen draußen. Nachdem ich dieses Spiel gedreht habe, hatte ich kein richtig knappes Spiel mehr, sondern habe alles 4:1 oder 4:0 gewonnen. Dann ist die Welt ganz anders, aber die Marge im Tischtennis ist klein. Es geht verdammt schnell in jede Richtung.“

Nina Mittelham über ihre Verletzung: „Mir hat es in den Arm reingezogen. Ich habe gemerkt, dass ich keinen Ball mehr durchziehen kann und den Ball nur auf den Tisch zu bringen, ist nicht so mein Spiel. Am Ende hatte ich kein richtiges Gefühl mehr im Arm und konnte keine Kraft aufbauen. Es ist einfach ärgerlich.“

Darüber, ob sie die Silbermedaille trösten kann: „Es ist im Moment sehr schwer, sich über die Silbermedaille zu freuen. Bei so einem Turnier muss man erst einmal ins Finale kommen. Das ist ein sehr schwerer Weg. Wenn man dann die Chance hat, um Gold zu spielen und das Spiel nicht zu Ende bringen kann, ist das umso bitterer.“

Herren-Bundestrainer Jörg Roßkopf darüber, was sich für Dang Qiu durch den EM-Titel verändern wird: „Dieser Titel gibt ganz klar mehr Selbstvertrauen. Europameister im eigenen Land zu werden, ist etwas ganz Besonderes. Wie ich ihn kenne, wird er weiter akribisch arbeiten und seine nächsten Ziele verfolgen. 2024 bei Olympia will er dabei sein, aber das wollen andere auch. Nächste Woche spielt er für Düsseldorf schon wieder in der Bundesliga. Es geht direkt weiter für ihn.

Über die Ruhe, die Dang Qiu bei seinem ersten EM-Finale ausgestrahlt hat: „Dang hat schon viele Finals gespielt, sei es bei Deutschen Meisterschaften, beim WTT-Turnier in Lima oder für den Verein. Er hat immer geliefert. Wir haben gestern noch viel über dieses Finale heute gesprochen. Das hat er auch gebraucht. Man hat heute gemerkt, wie aufgeregt er war.
Sein Spiel ist einfach gut, weil er sehr sicher ist. Den ersten Satz musste er verarbeiten. Dass er den zweiten Satz nach Rückstand noch gewonnen hat, war sehr wichtig. Bei 0:2 wäre es schwierig gewesen. Er hat taktisch gut gespielt und hat sich sehr gut gefühlt. Er ist ruhig geblieben und hat am Ende souverän gespielt.“

Darüber, ob der Titel von Dang Qiu die Wachablösung im deutschen Tischtennis ist: „Das war keine Wachablösung. Dafür spielen die anderen noch zu gut. Man muss realistisch sehen, unter welchen Voraussetzungen Timo, Dima und Patrick hier angereist sind. Dang und Benedikt dagegen sind in Topform an den Start.“

Was dieses Jubiläum bedeutet, bei dem Dang Qiu 30 Jahre nach Roßkopfs EM-Einzel-Titel von Stuttgart Europameister im eigenen Land geworden ist: „Das bedeutet, dass ich 30 Jahre älter geworden bin und dass Dang ganz klar einen hervorragenden Titel geholt hat. Die Weltmeistertitel 1989 und der EM-Titel 1992 - das war der Startschuss auch für die Generationen, die danach gekommen sind. Wir haben in diesen 30 Jahren viele Europameistertitel gefeiert. Wir sind froh, dass wir diese guten Spieler haben, dass sie weiter so gut arbeiten und große Ziele vor Augen haben.

Über sein EM-Fazit im Herrenbereich: „Wir sind unter schwierigen Voraussetzungen hier angekommen. Ovtcharov, Boll und Franziska waren einen Tick angeschlagen. Sie hatten nicht die beste Form, mussten aber weiter daran arbeiten. Sie brauchen Wettkampfpraxis, und deshalb war es gut, dass sie hier gespielt haben.
Wir sind eine Mannschaft, die auch mal eine Pause braucht. Gleichzeitig ist Europa stärker geworden. Truls Möregardh und Darko Jorgic sind Top-10-Spieler, die hier an eins und zwei gesetzt waren. So gesehen waren wir gar nicht in der Favoritenrolle. Sie waren es, die liefern mussten. Wir stellen jetzt den Europameister. Wir können aber nicht wie bei den letzten beiden EMs immer oben stehen und noch den zweiten und dritten Platz erreichen.
Bei der Auslosung muss man sich Gedanken machen, das zu verändern. Da hatten wir ähnliches Pech wie die Schweden mit mehreren Spielern im selben Viertel.

Sportdirektor Richard Prause zur Damen-Bilanz nach dem Einzelwettbewerb: „Die Damen haben hier im Einzel ein super gutes Ergebnis erzielt. Mit drei Spielerinnen im Halbfinale können wir sagen: Wir haben geliefert. Dabei haben wir nicht nur drei Medaillen gewonnen, sondern die Damen haben auch die ganze Halle begeistert. Diese Emotionen hervorzurufen ist ebenfalls eine starke Leistung. Schon am Freitag hat es die Leute bei Sabines Spiel gegen Giorgia Piccolin, Nina gegen Jianan Yuan und parallel ‚Nana‘ gegen Shao Jieni kaum auf den Sitzen gehalten. Es gab so viele emotionale Momente. Zusammen mit den Medaillen im Einzelwettbewerb ist das eine starke Leistung. Das Finale ist, wie es ist. Vielleicht wäre es eine andere Medaille geworden, aber das 'Was wäre, wenn', habe ich mir abgewöhnt. Wir hatten mit Ying Han eine weitere Verletzte, wir hatten die deutschen Duelle. Über die Auslosung haben wir schon gesprochen und dass man diesen Modus von verschiedenen Seiten sehen kann. Insgesamt ist es eine herausragende Leistung unserer Damen gewesen. Hut ab! Gratulation auch ans Trainer-Team. Auch sie haben wieder eine ganz starke Leistung gebracht, an der ‚Tamy‘ (Erklärung: Damen-Bundestrainerin Tamara Boros) großen Anteil hatte.“

DTTB-Präsidentin Claudia Herweg über den Finaltag der European Championships: „Es war heute ein Happy End mit gemischten Gefühlen. Ich empfinde unglaubliche Freude für Dangi, der fürs gesamte Team für ein echtes Happy End gesorgt hat, und ich bin unendlich traurig und voller Mitgefühl für Nina. Wenn du dich mit dieser Performance ins Endspiel vorkämpfst und dann verletzt aufgeben musst, ist das einfach bitter.“

Über die Atmosphäre in der Rudi-Sedlmayer-Halle: „Ich habe schon viele Veranstaltungen erlebt, aber noch nicht viele mit einem solchen Publikum, so laut, so enthusiastisch. Die Mannschaft hatte Spaß ohne Ende. Einen herzlichen Dank an jeden einzelnen, der hier war. Es war wirklich unglaublich.“

Über die Leistung von Dang Qiu im gesamten Einzelturnier: „Er ist zwar die Nummer 13 der Welt, aber in der ersten Runde schon die Top-Performance abzurufen, ist manchmal nicht ganz einfach. Wie er es in den Runden danach gemacht hat und mit seinen 25 Jahren heute das Endspiel bei einer Heim-Europameisterschaft vor 5.00 Leuten dominiert bzw. kontrolliert, hat wirklich meinen tiefsten Respekt.“

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