Doha. Die Weltmeisterschaften 2029 werden nicht in Deutschland stattfinden. Bei der Vergabe der Individual-WM durch den Weltverband ITTF im Rahmen seiner jährlichen Vollversammlung in Doha ging der Zuschlag an den heimlichen Favoriten Brasilien. Es sind die ersten Welttitelkämpfe überhaupt auf dem südamerikanischen Kontinent in der rund 100-jährigen WM-Geschichte seit 1926. Am Sonntag hatte das prominente Zugpferd der Rio-Bewerbung zum richtigen Zeitpunkt geliefert: Hugo Calderano stand bei der WM in Doha im Einzel-Finale.
Der DTTB hatte einen inhaltlich wie visuell überzeugenden Auftritt abgeliefert, die Mehrheit der 208 ITTF-Delegierten stimmte beim sogenannten „Annual General Meeting“ jedoch für Rio de Janeiro, das 2016 Gastgeber der Olympischen Spiele war und Heimatstadt Calderanos ist. Wie Deutschland kam auch die einflussreiche Tischtennis-Supermacht China um ihren neuen Präsidenten Wang Liqin, zweifacher Olympiasieger und elffacher Weltmeister, kam nicht zum Zug. Nachdem die Chinesen sich ursprünglich für alle drei WM-Jahre beworben hatten, fokussierten sie sich zuletzt nur auf 2029.
„Natürlich hätten wir uns ein anderes Ergebnis gewünscht“, sagt Dr. Wolfgang Dörner, der DTTB-Vorstandsvorsitzende. „Wir hatten ein schlüssiges Konzept, waren exzellent vorbereitet und haben für unsere abwechslungsreiche Präsentation viel Lob bekommen. Leider hat es gegen Brasilien nicht gereicht. In der Sportpolitik ist es eben manchmal wie im Sport.“ Aufgeben werde der DTTB nicht. „Auch wenn es diesmal nicht geklappt hat: Wir wissen, dass wir WM können und wollen ein solches Event nutzen, um Tischtennis in Deutschland einen Schub zu geben“, so Dörner. „Zunächst müssen wir die Entscheidung von Doha intern analysieren und daraus unsere Schlüsse ziehen.“
WM 2027 in Kasachstan / Team-WM 2028 in Japan
Neben Brasilien, China und Deutschland waren auch die USA Kandidaten für 2029, scheiterten allerdings im ersten Wahlgang. Australien und Irak hatten ihre Kandidaturen zuvor zurückgezogen.
Zum ersten Mal in der ITTF war bei einem einzigen AGM über drei Welttitelkämpfe in Folge entschieden worden. Für 2027 war Frankreich mit großen Ambitionen ins Rennen gegangen, um den Olympia-Volkshelden Félix und Alexis Lebrun im eigenen Land die große Bühne zu bieten. Trotz einer vierminütigen Video-Grußbotschaft von Staatspräsident Emmanuel Macron an die Delegierten und des 100-jährigen Jubiläums des französischen Verbands FFTT in 2027 stimmte die große Mehrheit für Kasachstan, das damit erstmals WM-Ausrichter ist. Die Team-WM 2028 ging nach den Rückzügen von China, Italien und Irak ohne Gegenkandidaten an Japan.