Montpellier. Mit stehenden Ovationen verabschiedeten die Zuschauer in der ausverkauften Sud de France Arena ihren Publikumsliebling. Ihr begeisterndes Angriffstischtennis und ihr unbändiger Kampfgeist reichten zwar diesmal nicht ganz, um sich in einem ebenso hochklassigen wie spektakulären Finale des WTT Champions Montpellier mit dem Titel zu krönen. Doch trotz der 3:4-Niederlage und einem vergebenen Matchball in Durchgang sechs gegen die Weltranglistenfünfte Wang Yidi (China) ist Sabine Winter die große Gewinnerin des Premium-Events in Südfrankreich.
Die Spitzenspielerin des Bundesligisten TSV Dachau erreichte als erste Europäerin überhaupt das Finale eines Champions-Turniers und katapultiert sich mit 700 gewonnenen Weltranglistenpunkten in der am Dienstag erscheinenden Notierung des Weltverbands ITTF von Platz 26 auf ein neues Allzeithoch. Winter wird in zwei Tagen als 17. des Rankings erstmals in ihrer Karriere unter den Top 20 geführt – und ist damit gleichzeitig die neue Nummer 1 Europas. Zeit zum Feiern oder gar Verschnaufen bleibt der Bayerin nicht: Ab Dienstag startet die Aufsteigerin des Jahres 2025 beim mit 500.000 Dollar dotierten WTT Champions Frankfurt in der Süwag Energie ARENA: „Ich hoffe natürlich, dass in Frankfurt vor heimischem Publikum bei einer tollen Stimmung diese traumhafte Reise weitergeht.“
Wang Yidi gewinnt ein mitreißendes Finale
Die Chinesin Wang Yidi, Siegerin des WTT Champions Frankfurt 2023, setzte sich in einem mitreißenden Finale mit 8:11, 10:12, 11:5, 11:4, 6:11, 12:10 und 11:9 gegen die mehrfache Mannschafts- und Doppel-Europameisterin durch, die in Südfrankreich das – bisher – beste Turnier ihres Lebens spielte. Winter, die sich beim USA Smash vor wenigen Monaten gegen dieselbe Gegnerin bereits Matchbälle erspielt hatte, war auch im Finale von Montpellier nur einen Punkt vom Titelgewinn entfernt. Mit einer überragenden Leistung sicherte sie sich gegen die haushohe Favoritin nicht nur eine 2:0- und 3:2-Satzführung, sondern in Durchgang sechs mit dem Punktgewinn zum 10:9 auch ihre Chance zum Titelgewinn. Es sollte jedoch die einzige bleiben. Die Chinesin glich nervenstark mit einem Weltklassepunkt zum 10:10 aus und rettete sich zwei Ballwechsel später in den Entscheidungssatz. Dieser war an Dramatik nicht zu überbieten: Als die Deutsche bei 7:4 erneut vom Titelgewinn träumen durfte, punktete die Chinesin mit fünf unerreichbaren Schlägen in Serie. Winter gelang anschließend nicht minder spektakulär der 9:9-Ausgleich – es sollten an diesem Tag jedoch ihre letzten Punktgewinne bleiben.
Bundestrainerin Boros: "Sabine hat ein unglaublich starkes Turnier gespielt - ich bin stolz auf sie"
Bundestrainerin Tamara Boros zog eine ausschließlich positive Bilanz der Champions-Woche ihrer Spielerin: „Das Finale war von beiden Spielerinnen auf einem extrem hohen Niveau. Kleinigkeiten gibt es immer – vielleicht hätte Sabine bei ihrem Matchball eher einen langen Aufschlag machen sollen. Aber das sind situative Entscheidungen, und im Nachhinein ist man immer schlauer. Wang Yidi wusste aus dem ersten Vergleich vor wenigen Monaten, wie sie zu spielen hatte. Sie hat jede Chance genutzt und war sehr sicher in den Ballwechseln. Sabine hat die ganze Woche ein unglaublich starkes Turnier gespielt – ich bin sehr stolz auf sie.“
Starke Leistung im gesamten Turnier
Wer ein Finale nach Matchball mit 9:11 verliert, dem steht zunächst verständlicherweise die Enttäuschung ins Gesicht geschrieben – so auch bei Sabine Winter. Doch mit etwas Abstand wird auch bei der ersten Europäerin in einem Champions-Finale die Freude und der Stolz über das Erreichte die Niederlage deutlich überwiegen. Mit beeindruckenden Erfolgen hatte sich die Halbfinalistin des Europe Top 16 in das Finale gespielt: mit einem deutlichen 3:1-Auftakterfolg im deutschen Duell gegen Defensivstrategin Ying Han, mit einer 3:0-Gala gegen Rumäniens European-Games-Siegerin Bernadette Szöcs, die ohne den Hauch einer Chance blieb, mit dem Kunststück im Viertelfinale, gegen die Hongkong-Chinesin Doo Hoi Kem nach einem 0:3-Satzrückstand und Matchball noch als Siegerin den Tisch zu verlassen, sowie heute Vormittag mit einem 4:1-Sieg über die Weltranglisten-14. Shin Yubin aus Südkorea.
Endgültig in der Weltspitze angekommen
Die finale Niederlage gegen eine der mit Abstand besten Spielerinnen der Welt ist alles andere als ein Makel – ganz im Gegenteil. Ihre Leistung im Endspiel gegen Wang Yidi und das Abschneiden in den Runden zuvor unterstreichen: Sabine Winter, die mit ihrer Vorhand schon seit einem Jahrzehnt zur absoluten Weltspitze zu zählen ist und seit dem vergangenen Dezember durch den Wechsel auf ein langsameres Material ihre bis dahin schwächere Rückhandseite - Trainingseinheit für Trainingseinheit, Match für Match - zu einer eigenen Stärke und einem unangenehmen System für ihre Gegner weiterentwickelte, ist in Montpellier endgültig in der absoluten Weltspitze angekommen. Sabine Winter sagte: "Natürlich tut die Niederlage erst einmal weh, denn ich hatte meine Chance. Ich weiß aber auf der anderen Seite auch, dass ich ein fantastisches Turnier gespielt, auch im Finale."
Nächste Station Frankfurt
Zeit, den Erfolg zu feiern, bleibt nicht. Für die neue Nummer 1 Europas heißt es nach dem Finale und einem Abendessen mit Damen-Bundestrainerin Tamara Boros: Koffer packen. Aus Montpellier geht es für das Duo direkt weiter zum mit 500.000 Dollar dotierten WTT Champions in Frankfurt, dessen dritte Auflage von Dienstag bis Sonntag in der Süwag Energie ARENA ausgetragen wird. Die zweimalige Deutsche Meisterin würde sich ein ähnlich gutes Abschneiden auch vor heimischem Publikum wünschen: „Ich freue mich sehr auf Frankfurt und auf die deutschen Fans, die uns sicherlich ähnlich toll wie hier in Montpellier den Rücken stärken werden.“
Jetzt Karten sichern: WTT Champions Frankfurt ab 4. November
Die deutschen Fans fiebern dem Weltklassetischtennis in der Heimat bereits entgegen. Vom 4. bis 9. November findet in der Süwag Energie ARENA in Frankfurt die dritte Ausgabe des hochkarätig besetzten und mit 500.000 US-Dollar dotierten WTT Champions Frankfurt statt. Tickets sind über Reservix erhältlich.
Die Spiele am Sonntag
Damen-Einzel, Finale
Sabine Winter - Wang Yidi CHN 3:4 (8,10,-5,-4,6,-10,-9)
Halbfinale
Sabine Winter - Shin Yubin KOR 4:1 (7,2,8,-8,6)
Wang Yidi CHN - Joo Cheonhui KOR 4:2 (8,6,-8,-8,5,10)
Herren-Einzel, Finale
Truls Möregardh SWE - Sora Matsushima JPN 4:0 (9,8,7,9)
Halbfinale
Alexis Lebrun FRA - Truls Möregardh SWE 1:4 (-10,-7,-4,-5)
Sora Matsushima JPN - Jang Woojin KOR 4:1 (10,8,-10,7,8)
Links
Das deutsche Aufgebot beim WTT Champions Montpellier (28. Oktober bis 2. November)
Damen-Einzel
Ying Han (KTS Tarnobrzeg, Polen), Sabine Winter (TSV Dachau)
Herren-Einzel
Benedikt Duda (TTC Schwalbe Bergneustadt), Patrick Franziska (1. FC Saarbrücken-TT), Dang Qiu (Borussia Düsseldorf), Dimitrij Ovtcharov (TTC RhönSprudel Fulda-Maberzell)
Das deutsche Aufgebot beim WTT Champions Frankfurt (4.-9. November)
Damen-Einzel
Ying Han (KTS Tarnobrzeg, Polen), Sabine Winter (TSV Dachau), Nina Mittelham (ttc berlin eastside), Annett Kaufmann (SV DJK Kolbermoor)
Herren-Einzel
Benedikt Duda (TTC Schwalbe Bergneustadt), Dang Qiu (Borussia Düsseldorf), Patrick Franziska (1. FC Saarbrücken-TT), Dimitrij Ovtcharov (TTC RhönSprudel Fulda-Maberzell), Ricardo Walther (ASV Grünwettersbach), Andre Bertelsmeier (TSV Bad Königshofen)