Frankfurt/Montreux. Das erste internationale Highlight des Jahres 2019 lockt in die Schweiz: In Montreux spielen am Samstag und Sonntag die besten Damen und Herren des alten Kontinents beim Europe Top 16 um ein Preisgeld in Höhe von insgesamt 80.000 Euro sowie um drei direkte Startplätze für den World Cup im Herbst. Für Deutschland gehen der mit sechs Siegen geschmückte Titelverteidiger Timo Boll, der vierfache Gewinner Dimitrij Ovtcharov, die zweimalige Finalistin Petrissa Solja und Debütantin Nina Mittelham an den Start.
Ovtcharov will Titel Nummer fünf
Wie bereits im Vorjahr geht es auch 2019 am Genfer See bereits ab der ersten Runde per direktem K.o.-System ans Eingemachte. Dimitrij Ovtcharov nimmt den Turniermodus gelassen: "Ich begrüße das. Wir sind das ja von den Topveranstaltungen gewöhnt. Bei dem engen Terminkalender, den wir haben, ist das auch das Beste." Der Gewinner des europäischen Ranglistenturniers von 2012, 2015, 2016 und 2017 ist nach der Finalniederlage im Vorjahr gegen Timo Boll diesmal der Herausforderer: "Ich bin gut drauf. Mein Einsatz und Aufenthalt in der chinesischen Superleague Ende des Jahres und auch der anschließende Urlaub mit meiner Familie haben mir gut getan. Die Form stimmt und der Kopf ist frei. Auch wenn die Konkurrenz um den Titel stark ist: Ich will das Europe Top 16 natürlich zu gewinnen versuchen."
Boll: "Die Qualifikation für den World Cup wäre wichtig"
Ovtcharov, der im Vorjahr als Weltranglistenerster nach Montreux kam und sich 2019 nach einem Jahr voller Rückschläge aktuell auf Position 14 der ITTF-Notierung wiederfindet, ist in der Schweiz diesmal an Position drei hinter dem Schweden Matthias Falck, der Nummer 13 der Weltrangliste, gesetzt. Titelverteidiger und Nummer eins der Setzungsliste ist Superstar Timo Boll, der wie Ovtcharov heute im mondänen Montreux eintrifft. Seit seinem Debüt-Triumph im Jahr 2002 konnte sich der Düsseldorfer sechsmal in den Siegerpokal eingravieren lassen. Der Titelverteidiger, Weltranglistenfünfte und Europameister ist in der Schweiz der Gejagte. Der bescheidene Ausnahmesportler gibt als Zielsetzung zu Protokoll: "Die Qualifikation für den World Cup wäre wichtig. Wie meine Form derzeit ist, ist schwer zu sagen. In den letzten Spielen ging es etwas aufwärts. Aber bei dem direkten K.o.-System muss man von Beginn an auf der Hut sein."
Neuerung verhindert höhere Starterzahl
Herren-Bundestrainer Jörg Roßkopf weiß, dass er in Montreux zwei heiße Eisen ins Feuer wirft: "Beide sind gut drauf und reisen fit in die Schweiz. Vorrangiges Ziel ist natürlich die Qualifkation für den World Cup. Beide sind immer für den Titel gut und werden die Konkurrenten nicht unterschätzen." Härteste Konkurrenten der Deutschen sind laut Setzungsliste bei den Herren der zwischen Boll und Ovtcharov an zwei platzierte Schwede Matthias Falck, auf Position taucht der Engländer Liam Pitchford auf, der dem DTTB-Duo schon häufiger das Siegen schwer machte. Immer für eine Medaille gut sind unter anderem auch Weißrusslands Tischtennis-Denkmal Vladimir Samsonov, der Vorjahresdritte Jonathan Groth (Dänemark), Portugals Nummer eins Marcos Freitas und der Schwede Kristian Karlsson.
Eine Neuerung gegenüber dem Vorjahr verhinderte bei dem in den vergangen Jahren immer wieder modifizierten Stelldichein von Europas Spitze vor allem bei den Herren eine weitaus höhere Anzahl an deutschen Startern: 2019 sind, wie beim World Cup, erstmals nur zwei Athleten pro Nation zugelassen. Am härtesten trifft dies den 2018 unter den Top 20 etablierten Saarbrücker Patrick Franziska, der als Nummer 15 der Weltrangliste seinen Startplatz nur hauchdünn verpasste.
Petrissa Solja mit Ambitionen
Mit berechtigten Ambitionen reist Petrissa Solja (Langstadt) in die Schweiz. Nach zweiten Plätzen 2015 und 2017 gehört die in Montreux an Position fünf gesetzte Deutsche aus gutem Grund zu den Titelanwärterinnen. Die WM-Mixed-Bronzemedaillengewinnerin spielte zuletzt in glänzender Form und besiegte erst vor zwei Wochen bei den Hungarian Open ohne Satzverlust Europas aktuelle Nummer 1, die Weltranglisten-17. Sofia Polcanova aus Österreich. Die technisch vielleicht kompletteste Spielerin im Feld muss beim europäischen Ranglistenturnier keine ihrer Konkurrentinnen fürchten und geht entsprechend selbstbewusst das Turnier an. Solja: "Ich war in der letzten Zeit gut drauf und hoffe, meine Leistung auch am Wochenende abrufen zu können. Ich hoffe auf eine gute Auslosung und freue mich über jeden Sieg." Abhängig werden die Möglichkeiten der Linkshänderin auch von der Auswirkung einer Erkältung sein, die Solja zum Wochenbeginn plagte: "Zum Glück war es bis jetzt kein Fieber, nur leichte Halsschmerzen und etwas Schnupfen. Ich hoffe, es wird nicht schlimmer."
Debüt für Nina Mittelham
Deutschlands zweite Starterin feiert beim europäischen Ranglistenturnier der Damen ihr Debüt. Nina Mittelham geht ihre erste Teilnahme am Europe Top 16 gelassen an: "Ich freue mich sehr, dabei zu sein, bin aber nicht nervös. Die Spielerinnen kenne ich ja auch alle. Aber es ist ein anderes Format, eine andere Atmosphäre und dazu das direkte K.-o.-System. Ich bin sehr gespannt auf das, was mich erwartet." Mittelham weiter: "Die Form ist aktuell ganz okay. Zuletzt bei den Hungarian Open habe ich zwar nicht so toll gespielt, aber in der Bundesliga war es nun schon wieder viel besser. Mal sehen, was so geht in Montreux." Ähnlich wie Solja hatte auch die 22-jährige Berlinerin am Wochenbeginn Probleme mit einer Erkältung: "Es ist bislang aber nur ein minimaler Schnupfen. Solange es nicht schlimmer wird, ist es okay. Ansonsten bin ich aber fit. Warten wir einmal die Auslosung am Freitagabend ab, darauf bin ich sehr gespannt."
Damen-Bundestrainerin Jie Schöpp sagt vor dem Turnier: "Petrissa hat gut trainiert und Nina ist als Debütantin natürlich besonders motiviert. Beide sind auch ganz gut drauf. Allerdings haben beide leichte Erkältungen Anfang der Woche gehabt. Mal schauen, wie es vor Ort in Montreux ist." Bei den Damen sind Europas Nummer eins Sofia Polcanova (Österreich), Titelverteidigerin Bernadette Szocs, Ex-Europameisterin Elizabeta Samara (beide Rumänien) und die niederländischen Defensivkünstlerin Li Jie die am häufigsten genannten Medaillenkandidaten.
Zur Eventseite der ITTF, u.a. mit Auslosung und Ergebnissen
DIE TEILNEHMER- UND SETZUNGSLISTE
(Positionen in der Februar-Weltrangliste in Klammern)
Herren
1 (5) Timo Boll
2 (13) Matthias Falck SWE
3 (14) Dimitrij Ovtcharov GER
4 (17) Liam Pitchford ENG
5 (20) Vladimir Samsonov BLR
6 (21) Jonathan Groth DEN
7 (24) Marco Freitas POR
8 (30) Kristian Karlsson SWE
9 (31) Simon Gauzy FRA
10 (36) Emmanuel Lebesson FRA
11 (37) Daniel Habesohn AUT
12 (40) Ovidiu Ionescu ROU
13 (41) Tiago Apolonia POR
14 (46) Panagiotis Gionis GRE
15 (47) Kou Lei UKR
16 (148) Lionel Weber SUI
Damen
1 (17) Sofia Polcanova AUT
2 (18) Bernadette Szocs ROU
3 (20) Elizabeta Samara ROU
4 (25) Li Jie NED
5 (26) Petrissa Solja GER
6 (28) Matilda Ekholm SWE
7 (32) Georgina Pota HUN
8 (38) Britt Eerland (NED)
9 (41) Li Qian POL
10 (46) Ni Xialian LUX
11 (49) Polina Mikhailova RUS
12 (52) Hana Matalova CZE
13 (53) Nina Mittelham GER
14 (55) Barbora Balazova SVK
15 (63) Natalia Partyka POL
16 (84) Rachel Moret SUI
DER ZEITPLAN
Freitag, 1. Februar
19.00 Uhr: Auslosung
Samstag, 2. Februar (2 Tische)
09.45 - ca. 17.30 Uhr: Damen und Herren, Achtelfinale (je 1 Spiel Damen und Herren parallel)
18.15 - ca. 22 Uhr Uhr: Damen und Herren, Viertelfinale (je 1 Spiel Damen und Herren parallel)
Sonntag, 3. Februar (1 Tisch)
10.00 Uhr: Damen, Halbfinale
10.50 Uhr: Damen, Halbfinale
11.40 Uhr: Herren, Halbfinale
12.30 Uhr: Herren, Halbfinale
14.15 Uhr: Damen, Spiel um Platz 3
15.05 Uhr: Herren, Spiel um Platz 3
15.55 Uhr: Damen, Finale
16.45 Uhr, Herren, Finale
DAS AUFGEBOT DES DTTB BEIM EUROPE TOP 16
Herren: Timo Boll (Borussia Düsseldorf), Dimitrij Ovtcharov (Fakel Gazprom Orenburg, Russland)
Damen: Petrissa Solja (TSV Langstadt), Nina Mittelham (ttc berlin eastside)
Trainer: Jörg Roßkopf (Herren-Bundestrainer), Jie Schöpp (Damen-Bundestrainerin), Lars Hielscher (Assistenztrainer Herren)
Physiotherapeut: Peter Heckert (OSP Hessen)
Schiedsrichterin: Anja Gersdorf