Montreux. Acht DTTB-Asse traten heute in den Achtelfinalbegegnungen des mit 125.000 Euro dotierten Europe Top 16 Cup in Montreux (20. bis 23. Februar) an. Fünf von ihnen erreichten das Viertelfinale am Samstag. Aus deutscher Sicht waren die Höhepunkte das packende Duell zwischen Patrick Franziska und dem fünfmaligen Turniersieger Dimitrij Ovtcharov, das erfolgreiche Turnier-Comeback der lange verletzten zweimaligen Siegerin Ying Han, die beeindruckenden Aufholjagden von Sabine Winter und Xiaona Shan sowie der souveräne Viertelfinaleinzug von Dang Qiu. Für Aufsehen und Weltklasse-Tischtennis sorgten auch Benedikt Duda mit seinem hochklassigen Match gegen den Olympiafünften Felix Lebrun sowie die unglückliche Niederlage von Nina Mittelham.
Patrick Franziska gewinnt das deutsche Duell gegen Dima Ovtcharov
Es war ein echter Kampf der Giganten, der jedem Finale eines Europe Top 16 würdig gewesen wäre. Nach fünf hart umkämpften Sätzen setzte sich im deutschen Achtelfinal-Duell Patrick Franziska mit 11:9 im Entscheidungssatz gegen Dimitrij Ovtcharov durch. Der entscheidende Ballwechsel bei 10:9 ging an Franziska, den Gewinner von 2021, obwohl der fünfmalige Sieger Ovtcharov in der langen, hochklassigen Rallye bereits den 10:10-Ausgleich vorzubereiten schien.
Patrick Franziska war nach der hochklassigen Begegnung, in der er gegen seinen Nationalmannschaftskollegen bereits mit 1:2 in Rückstand lag, glücklich über seinen Sieg: "Das war ein ungemein hohes Niveau von uns beiden. Gegen Dima ist es unglaublich schwer zu spielen – zum einen, weil wir uns gut kennen, zum anderen, weil er unglaublich zäh ist und immer dranbleibt. Wir sind gut befreundet, aber im Spiel muss man das für eine kurze Zeit ausblenden. Auch im letzten Ballwechsel war er eigentlich am Drücker. Ich bin happy über meine Performance und freue mich, jetzt im Viertelfinale zu stehen."
Dimitrij Ovtcharov stand die Enttäuschung über das frühe Aus verständlicherweise ins Gesicht geschrieben: "Schade, dass wir schon im ersten Spiel gegeneinander antreten mussten. Ich bin in guter Form angereist. Ich denke, das habe ich in dem hochklassigen Match auch bestätigt. Es war ein gutes Spiel von uns beiden, in dem ich meine Chancen hatte – auch noch im fünften Satz. Gratulation an Patrick, der nach Rückstand einen starken Endspurt gezeigt hat."
Auf Franziska wartet nun am Samstag im Viertelfinale um 16:05 Uhr ein Duell mit dem Olympiadritten Felix Lebrun (Frankreich), der sich gegen den EM-Zweiten Benedikt Duda knapp im Entscheidungssatz behauptete.
Ying Han glücklich über ihr erfolgreiches Comeback
Als erste Deutsche hatte sich am Vormittag Ying Han bei ihrer Rückkehr auf die internationale Turnierbühne in das Viertelfinale gekämpft. Die 2024 von zwei Achillessehnesrissen in ihrer Karriere fast ein Jahr lang ausgebremste Europe-Top-16-Siegerin von 2023 und 2025 sagte nach dem 3:0-Erfolg über die Portugiesen Yu Fu: "Nach dem Sieg ist mir ein Stein vom Herzen gefallen, da alles gut lief. Ich war vor dem Spiel sehr nervös. Bei dem einen oder anderen kurzen Ball von ihr, als ich nach vorne laufen musste, dachte ich: 'Oh je...' Aber als ich diese Bälle dann bekommen habe, wurde ich immer sicherer, und dann lief alles ganz normal. Ich bin sehr froh über meinen Sieg und darüber, beim Europe Top 16 dabei zu sein."
Gegnerin von Ying Han im Viertelfinale um 11:45 Uhr wird die zweite Portugiesin im Feld. Jieni Shao warf heute die Titelverteidigerin Jia Nan Yuan (Frankreich) aus dem Medaillenrennen.
Sabine Winter nach erfolgreicher Aufholjagd im Viertelfinale
Am späten Abend musste Sabine Winter als letzte deutsche Spielerin an den Tisch. Die EM-Dritte von München 2022 bot den verbliebenen Zuschauern in der Halle einen spektakulären Fünfsatzkrimi. Wie schon bei der Weltmeisterschaft in Durban gelang der Dachauerin erneut ein Sieg über Polens European-Games-Halbfinalistin Natalia Bajor– diesmal jedoch unter völlig anderen Vorzeichen.
Die Deutsche Meisterin von 2022 und 2023 hatte sich erst vor drei Monaten für ein taktisches Experiment entschieden: Ein Antitopspin-Belag anstelle eines Angriffsbelags auf der Rückhand soll sie dabei unterstützen ihre stärkste Waffe, die Vorhand, noch besser und noch häufiger zum Einsatz bringen. Da eine derart radikale Umstellung selbst für eine Nationalspielerin nicht über Nacht zu bewältigen ist, wird derzeit jedes Match für die sympathische Bayerin zu einer neuen Lerneinheit.
Gegen die Polin Bajor, die sich am Vortag erfolgreich durch die Qualifikation gespielt hatte, lag Winter bereits mit 0:2 in Sätzen zurück, bevor sie ihr Spiel auf das System ihrer Gegnerin anpasste – mit Erfolg: Die Sätze drei, vier und fünf gingen an Winter, die nach einem abgewehrten Matchball schließlich mit 14:12 im Entscheidungssatz triumphierte und anschließend überglücklich sagte: ""Am Anfang hat Bajor mich ausgeblockt. Danach habe ich angefangen, meinen Antitopspin-Belag häufiger einzusetzen. Außerdem habe ich vermehrt lange Aufschläge gemacht – wahrscheinlich mehr als je zuvor in meinem Leben. Mit dem neuen Belag entwickeln sich im Match Spielzüge, die ich vorher selbst nicht kannte. Aber das ist nach nur drei Monaten mit dem Anti ganz normal."
Am Samstag um 14:45 Uhr trifft die Drittplatzierte von 2017 nun auf Europameisterin Sofia Polcanova aus Österreich: "Ich bin unglaublich glücklich, jetzt im Viertelfinale zu stehen. Morgen geht es gegen die Europameisterin. Ohne Anti habe ich im EM-Halbfinale von München 2022 verloren – mal sehen, wie es jetzt mit Anti läuft."*
Dang Qiu gewinnt Borussen-Duell gegen Anton Källberg mit 3:0
Schneller als erwartet endete das Duell der beiden Spitzenspieler von Borussia Düsseldorf. Ex-Europameister Dang Qiu besiegte seinen schwedischen Vereinskollegen Anton Källberg mit 3:0. Nach zwei umkämpften Auftaktsätzen zog der Deutsche im dritten Durchgang schnell davon und sicherte sich den Einzug ins Viertelfinale, in dem er morgen um 12:20 Uhr auf Europameister Alexis Lebrun (Frankreich) treffen wird.
Die beiden standen sich in den vergangenen Monaten bereits mehrfach gegenüber: Im Viertelfinale der EM in Linz sowie beim Singapore Smash siegte der Franzose, während Qiu in den beiden Champions-League-Viertelfinalspielen gegen Montpellier die Oberhand behielt. Dang Qiu blickte nach dem Sieg gegen Källberg bereits auf das Viertelfinale: "Anton hat heute sicherlich unter seinen eigenen Erwartungen gespielt, bei mir hingegen lief es gut. Morgen gegen Alexis ist alles offen. Wir haben jetzt schon sehr oft gegeneinander gespielt – da gibt es keine Geheimnisse mehr."
Xiaona Shan macht sich selbst gegen Pavade das Leben schwer
Xiaona Shan besiegte Frankreichs Hoffnung Prithika Pavade und atmete nach dem knappen 3:2-Erfolg erleichtert auf: "Ich habe mir das Leben selbst etwas schwer gemacht." Gegen die Linkshänderin zeigte die Deutsche eine erstklassige Leistung. Trotzdem geriet sie mit 1:2 Satzrückstand und ließ Pavade nach einer 5:1-Führung im Entscheidungssatz noch einmal ausgleichen. Die Berlinerin erkläret, warum ihr das derzeit häufiger passiert als normalerweise: "Ich habe fast ein Jahr aufgrund einer Verletzung nicht gut gespielt und viel verloren. Jetzt spiele ich zwar wieder viel besser, aber im Kopf habe ich immer noch Angst vor Niederlagen. Damit bringe ich mich manchmal selbst aus dem Rhythmus." Die EM-Dritte von 2022 trifft nun am Samstag im Viertelfinale um 15:25 Uhr auf die an Positon eins gesetzte Rumänin Bernadette Szöcs.
Benedikt Duda verliert Fünfsatzkrimi gegen Felix Lebrun
Benedikt Duda hat die Neuauflage der Duelle bei den Europameisterschaften in Linz und den WTT Finals in Fukuoka (Japan) gegen Felix Lebrun verloren. Nach zwei aufeinanderfolgenden Siegen des Deutschen war diesmal der Franzose an der Reihe. In einem hochdramatischen Krimi voller spektakulärer Hochgeschwindigkeits-Rallyes hatte der Olympia-Dritte am Ende knapp mit 11:9 im Entscheidungssatz die Nase vorn – und zudem bei einigen hauchdünnen Kantenberührungen auch das nötige Quäntchen Glück auf seiner Seite.
Der in glänzender Form nach Montreux gereiste Benedikt Duda wollte dies jedoch keinesfalls als Ausrede gelten lassen. Im Gegenteil: "Natürlich ist es schade, dass ich verloren habe. Aber es war ein Spiel auf sehr hohem Niveau. Seit seiner letzten Niederlage gegen mich hat er ein paar kleine Dinge umgestellt. Ich habe nach dem Singapore Smash meine Form wiedergefunden und bin insgesamt sehr zufrieden – sowohl mit meiner Leistung in der Qualifikation als auch mit meinem Match heute gegen Felix. Das ist sehr positiv. Bei dem einen oder anderen Ball hatte ich das Glück nicht auf meiner Seite, aber das gehört dazu und gleicht sich irgendwann aus. Beim nächsten Mal greife ich wieder an."
Nina Mittelham unterliegt Abwehrass Linda Bergström
Nina Mittelham hat den Einzug ins Viertelfinale des Europe Top 16 verpasst. Die Gewinnerin des Turniers von 2021 unterlag der schwedischen Abwehrspielerin Linda Bergström mit 0:3. Allerdings spiegelt das Ergebnis die knappe Partie allerdings überhaupt nicht wider. Die EM-Dritte von Linz verlor gegen die angriffslustige Defensivkünstlerin mit 10:12, 11:13 und 13:15 und sagte nach der Niederlage: "Das Ergebnis ist definitiv zu deutlich – ich hatte meine Chancen. Auch bedingt durch meine Verletzung im vergangenen Jahr habe ich seit über einem Jahr nicht mehr gegen eine Abwehrspielerin gespielt. Sie hat sehr gut gespielt, und ich habe viele einfache Fehler gemacht. Normalerweise liegen mir defensive Systeme, aber heute habe ich mich nicht so wohl dagegen gefühlt und hatte nicht das Vertrauen, voll in die Bälle hineinzugehen – nicht das Vertrauen, bei dem einen oder anderen Ball so entschlossen zu agieren, wie es nötig gewesen wäre."
Auch ein starker Endspurt im dritten Satz half am Ende nicht mehr: Trotz eines großen Rückstands kämpfte sich die Spitzenspielerin des TTC Berlin Eastside noch einmal heran und wehrte mehrere Matchbälle der Skandinavierin ab – konnte die Niederlage jedoch nicht mehr verhindern.
Links
Die Ergebnisse am Freitag
Herren, Achtelfinale
Benedikt Duda GER - Felix Lebrun FRA 2:3 (6,-6,15,-7,-9)
Patrick Franziska GER - Dimitrij Ovtcharov GER 3:2 (-7,11,-6,7,9)
Dang Qiu GER - Anton Källberg SWE 3:0 (12,9,7)
Alexis Lebrun FRA - Daniel Habesohn AUT 3:0 (8,1,6)
Darko Jorgic SLO - Eduard Ionescu ROU 3:2 (-18,7,-6,8,6)
Jonathan Groth DEN - Anders Lind DEN 3:1 (10,12,-11,2)
Marcos Freitas POR - Andrej Gacina CRO 3:0 (7,7,4)
Truls Möregardh SWE - Alvaro Robles ESP 3:1 (-10,7,9,7)
Damen, Achtelfinale
Bernadette Szöcs ROU - Maria Xiao ESP 3:0 (3,8,9)
Xiaona Shan GER - Prithika Pavade FRA 3:2 (-7,10,-11,6,7)
Elizabeta Samara ROU - Georgina Pota HUN 3:0 (7,5,6)
Nina Mittelham GER - Linda Bergström SWE 0:3 (-10,-11,-13)
Jia Nan Yuan FRA - Jieni Shao POR 2:3 (8,6,-4,-7,-7)
Ying Han GER - Fu Yu POR 3:0 (6,12,4)
Sabine Winter GER - Natalia Bajor POL 3:2 (-3,-12,12,9,12)
Sofia Polcanova AUT - Solomiya Brateyko UKR 3:0 (8,9,10)
Die Spiele am Samstag
Herren-Viertelfinale
16.05 Uhr: Patrick Franziska GER - Felix Lebrun FRA
12.20 Uhr: Dang Qiu GER - Alexis Lebrun FRA
13.00 Uhr: Darko Jorgic SLO - Jonathan Groth DEN
16.45 Uhr: Truls Möregardh SWE - Marcos Freitas POR
Damen, Viertelfinale
15.25 Uhr: Xiaona Shan GER - Bernadette Szöcs ROU
11.00 Uhr: Elizabeta Samara ROU - Linda Bergström SWE
11.40 Uhr: Ying Han GER - Jieni Shao POR
14.45 Uhr: Sabine Winter GER - Sofia Polcanova AUT
Die Viertelfinalspiele des Samstags in chronologischer Folge
11.00 Uhr: Elizabeta Samara ROU - Linda Bergström SWE
11.40 Uhr: Ying Han GER - Jieni Shao POR
12.20 Uhr: Dang Qiu GER - Alexis Lebrun FRA
13.00 Uhr: Darko Jorgic SLO - Jonathan Groth DEN
14.45 Uhr: Sabine Winter GER - Sofia Polcanova AUT
15.25 Uhr: Xiaona Shan GER - Bernadette Szöcs ROU
16.05 Uhr: Patrick Franziska GER - Felix Lebrun FRA
16.45 Uhr: Truls Möregardh SWE - Marcos Freitas POR
Sonntag, 23. Februar, Halbfinale und Finale
10 Uhr bis ca. 16 Uhr (inklusive Siegerehrungen)
Das DTTB-Aufgebot beim Europe Top 16
Herren
Patrick Franziska (1. FC Saarbrücken-TT), Dang Qiu (Borussia Düsseldorf), Dimitrij Ovtcharov (TTC RhönSprudel Fulda-Maberzell), Benedikt Duda (TTC Schwalbe Bergneustadt)
Damen
Ying Han (KTS Tarnobrzeg, Polen), Nina Mittelham (ttc berlin eastside), Xiaona Shan (ttc berlin eastside), Sabine Winter (TSV Dachau)
Trainer
Tamaro Boros (Damen-Bundestrainerin), Jörg Roßkopf (Herren-Bundestrainer)
Physiotherapeutin
Annette Zischka
Oberschiedsrichter
Sven Weiland
Die Starter-und Setzliste beim Europe Top 16 Cup 2025
Herren, Hauptfeld (21. bis 23. Februar)
Damen, Hauptfeld (21. bis 23. Februar)
Herren, in der Qualifikation ausgeschieden
Joao Geraldo POR
Liam Pitchford ENG
Tomislav Pucar CRO
Milosz Redzimski POL
Kristian Karlsson SWE
Chaitanya Vepa SUI
Damen, in der Qualifikation ausgeschieden
Giorgia Piccolin ITA
Rachel Moret SUI
Xia Lian Ni LUX
Hana Matelova CZE
Ivana Malobabic CRO'
Tatiana Kukulkova SVK