Thessaloniki. Ein perfekter Tag für den Deutschen Tischtennis-Bund. Nach dem Final-Triumph von Nina Mittelham über Yu Fu (Portugal) beim mit 100.000 Euro dotierten Europe Top 16 in Thessaloniki sicherte sich am Nachmittag auch Patrick Franziska bei seinem Debüt die Goldmedaille. Das Finale gegen den Portugiesen Marcos Freitas gewann der Saarbrücker ungefährdet mit 4:1 und tritt damit die Nachfolge von Timo Boll an, der in diesem Jahr auf seine Teilnahme verzichtet hatte. Franziska ist bei dem erstmals 1971 ausgetragenen Prestigeturnier nach dem siebenmal erfolgreichen Timo Boll und dem fünfmal siegreichen Dimitrij Ovtcharov überhaupt erst der dritte deutsche Gewinner bei den Herren.
Das Finale geriet trotz des verlorenen vierten Satzes, in dem 2014-Gewinner Marcos Freitas einen Matchball des Deutschen abwehrte, aus zu einer klaren Angelegenheit. Aus einem ganz einfachen Grund, wie Franziska im Anschluss erklärte: „Ich habe im Finale mein bestes Spiel bei diesem Turnier gemacht. Viel besser geht es überhaupt nicht. Es hat mich auch nicht aus dem Rhythmus gebracht, dass ich den vierten Satz verloren habe, denn ich war total fokussiert und überhaupt nicht nervös.“ Mit dem Sieg über Portugals EM-Zweiten von 2015 setzte der Saarbrücker einen glänzenden Schlusspunkt hinter seinen Triumphzug, der mit einem Zittersieg im Achtelfinale über den Österreicher Daniel Habesohn und der Abwehr von zwei Matchbällen begonnen hatte. Anschließend steigerte sich der olympische Silbermedaillengewinner mit der Mannschaft im Duell der Nationalmannschaftskollegen gegen Ruwen Filus (Fulda-Maberzell) bereits erheblich, bevor am heutigen Vormittag im Halbfinale der beeindruckende 4:2-Auftritt gegen Schwedens Weltranglistenneunten und WM-Zweiten Mattias Falck folgte. Bundestrainer Lars Hielscher freute sich für seinen Schützling: „Patrick hat grandios gespielt und dieser große europäische Titel wird ihm weiteres Selbstvertrauen geben. Er hat ein nicht ganz so leichtes Jahr hinter sich und dann bei Olympia bereits wieder eine Superform gezeigt. Wie er hier in Griechenland gespielt hat, war absolute Weltklasse. Falck im Halbfinale und Freitas waren sehr gut, aber Patrick war einfach der bessere Spieler.“
Was ihm der bislang größte Erfolg als Einzelspieler bedeutet, verbarg der 29 Jahre alte Franziska nicht. Nach dem Finalsieg verdrückte sich der Weltranglisten-18. ein paar Tränen und gestand: „Hätte man mich nicht direkt an der Box abgeholt, um zum Fernsehinterview in die Mixedzone zu gehen, wären es wohl ein paar mehr geworden. Ich bin einfach überglücklich und stolz und möchte mich auch bei allen bedanken, die mich immer die ganze Zeit unterstützt haben. Der gebürtige Hesse hob die Bedeutung des Turniers für ihn persönlich hervor. "Ich war damals 2004 in Frankfurt als jugendlicher Zuschauer dabei, jetzt habe ich dieses Prestigeturnier selbst gewonnen, das ist unglaublich. Ich bin total happy."
Absage von DTTB-Stars ermöglicht die deutschen Triumphe
Die Triumphe von Patrick Franziska und Nina Mittelham sind hochverdient. Dennoch wären die beiden deutschen Stars aufgrund der Teilnahme-Beschränkung auf maximal zwei Spieler pro Nation beinahe nicht einmal nach Griechenland gereist. Zustande kam ihr Start erst durch die Absage ihrer in der Weltrangliste noch besser eingestuften Nationalmannschaftskollegen. Rekord-Europameister Timo Boll, der Olympiadritte Dimitrij Ovtcharov, Europameisterin Petrissa Solja und Han Ying waren ursprünglich für Thessaloniki qualifiziert, hatten aber nach den Olympischen Spielen aufgrund anderweitiger Planungen bzw. leichter Verletzung (Ovtcharov) auf ihren Start verzichtet. Boll führt übrigens die Bestenliste mit sieben Europe-Top-16-Erfolgen zusammen mit Schwedens Legende Jan-Ove Waldner an, Ovtcharov sicherte sich bereits fünfmal den Turniersieg. Solja erspielte sich zweimal in Folge, 2019 und 2020, den prestigeträchtigen Titel.
Die Ergebnisse am Sonntag
Finale Herren
Patrick Franziska GER - Marcos Freitas POR 4:1 (10,8,6,-11,5)
Halbfinale
Patrick Franziska GER - Mattias Falck SWE 4:2 (8,8,11,-6,-9,8)
Marcos Freitas POR - Emmanuel Lebesson FRA 4:0 (6,10,11,6)
Finale Damen
Nina Mittelham GER - Yu Fu POR 4:1 (8,-8,6,3,12)
Halbfinale
Yu Fu POR - Bernadette Szocs ROU 4:3 (-8,9,-6,-7,10,8,8)
Nina Mittelham GER - Hana Matalova CZE 4:0 (2,4,8,8)
Ergebnisse
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Alle Ergebnisse vom Samstag
Damen, Viertelfinale
Nina Mittelham GER - Sofia Polcanova AUT 4:1 (3,7,-8,11,8)
Hana Matalova CZE - Georgina Pota CZE 4:3 (-7,7,-10,-5,10,9,7)
Yu Fu POR - Dora Madarasz HUN 4:0 (4,8,8,12)
Bernadette Szocs ROU - Ganna Gaponova UKR 4:1 (,4,11,2,-4,9)
Achtelfinale
Sofia Polcanova AUT (Setzungsposition 1) - Shao Jieni POR (13) 4:2 (7,-5,-6,8,7,6)
Nina Mittelham GER (5) - Barbora Balazova SVK (10) 4:3 (-7,9,-10,10,9,-5,7)
Georgina Pota HUN (8) - Aikaterini Toliou GRE (16) 4:2 (6,-13,-8,7,10,9)
Elizabeta Samara ROU (4) - Hana Matelova CZE (9) 1:4 (-8,-8,-6,12,-8)
Britt Eerland NED (3) - Dora Madarasz HUN (14) 2:4 (6,-9,10,-3,-6,-9)
Ni Xia Lian LUX (6) - Yu Fu POR (11) 2:4 (-7,-8,9,-8,9,-9)
Polina Mikhailova RUS (7) - Ganna Gaponova UKR (15) 1:4 (-4,11,-5,-6,-7)
Bernadette Szocs ROU (2) - Yana Noskova RUS (12) 4:1 (9,11,-11,6,7)
Herren, Viertelfinale
Mattias Falck SWE - Darko Jorgic SLO 4:1 (8,5,-5,10,5)
Patrick Franziska GER - Ruwen Filus GER 4:1 (-9,7,7,6,5)
Marcos Freitas POR - Simon Gauzy FRA 4:3 (10,-10,11,-10,9,-8,3)
Emmanuel Lebesson FRA - Liam Pitchford ENG 4:2 (5,7,-10,5,-10,10)
Achtelfinale
Mattias Falck SWE (Setzungsposition 1) - Yang Wang SVK (11) 4:0 (7,15,12,10)
Darko Jorgic SLO (6) - Andrej Gacina CRO (15) 4:1 (2,3,6,-8,9)
Kristian Karlsson SWE (8) - Ruwen Filus GER (12) 2:4 (-8,-6,6,6,-5,-5)
Patrick Franziska GER (3) - Daniel Habesohn AUT (14) 4:3 (8,-5,-7,7,-4,9,17)
Simon Gauzy FRA (4) - Panagiotis Gionis GRE (16) 4:1 (-6,7,4,9,6)
Marcos Freitas POR (5) - Jonathan Groth DEN (9) 4:2 (-11,5,-8,7,7,12)
Robert Gardos AUT (7) - Emmanuel Lebesson FRA (13) (-8,-5,9,-9,8,-13)
Liam Pitchford ENG (2) - Tomislav Pucar CRO (10) 4:2 (-3,4,3,6,-8,4)