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Gold und Bronze für Ying Han und Nina Mittelham (Foto: MS)
Dritte Plätze für Nina Mittelham und Dimitrij Ovtcharov / Gute Turnierbilanz

Europe Top 16: Überragende Ying Han verteidigt Titel, Silber für Dang Qiu

MS 26.02.2023

Montreux. Der Damen-Titel beim Europe Top 16 Cup bleibt auch im Jahr 2023 fest in deutscher Hand. Nach zweimal Petrissa Solja (2019 und 2020) und Nina Mittelham (2021) triumphierte Ying Han in Montreux (Schweiz) das zweite Mal in Folge. Die beste Abwehrspielerin der Welt besiegte im Finale des zweitwichtigsten kontinentalen Turniers Österreichs Europameisterin Sofia Polcanova, die Nina Mittelham (Berlin) auf den dritten Platz verwies. Bei den Herren gab es Silber für Europameister Dang Qiu und Bronze für den Weltranglistenzehnten Dimitrij Ovtcharov. Der Düsseldorfer und der Neu-Ulmer mussten im Finale und Halbfinale Titelverteidiger Darko Jorgic (Slowenien) zum Sieg gratulieren, der damit seinen Vorjahreserfolg wiederholen konnte.

Mit dem besten Ballwechsel des Spiels zum Titel

Der Finalerfolg Ying Hans über die Österreicherin Sofia Polcanova kam in fünf Sätzen zustande und bestätigte die herausragende Form der Abwehrspielern, die trotz des zwischenzeitlichen 1:1-Ausgleichs im Endspiel nicht ernsthaft in Gefahr geriet. Auch wenn die Europameisterin, wie beim Gewinn des zweiten Satzes, gute Lösungen fand, Han bewahrte stets die Ruhe steigerte sich während des Matches. Mit ihrem besten Ballwechsel des Spiels, vielleicht der gesamten Veranstaltung, krönte Ying Han ihre überragende Leistung und sicherte sich den Siegerinnenscheck in Höhe von 10.000 Euro. Die in Diensten von Polens Spitzenklub Tarnobrzeg stehende Düsseldorferin hat nach ihrem 11:5, 10:12, 11:9, 11:3 und 11:5-Erfolg allerdings keine große Zeit zum Feiern. Schon morgen fliegt sie, ebenso wie Dang Qiu, aus der Schweiz weiter zum WTT Star Contender-Turnier in das indische Goa.

Ying Han: "Freue mich riesig über die Titelverteidigung“

Vor dem Finale hatte Ying Han ihren Gegnerinnen Linda Bergström (Schweden), Bernadette Szocs (Rumänien) und am Morgen im Halbfinale Shao Jieni (Portugal) nicht die Spur einer Chance gelassen. Die Freude der Weltranglistenzehnten über ihren zweiten Triumph in Montreux war groß: „Ich freue mich sehr über die Titelverteidigung, denn Turniere sind ungemein schwer zu gewinnen, besonders als Abwehrspielerin. Hier in Europa kennen zudem alle mein Spielsystem sehr gut, das macht es nicht gerade leichter. Ich freue mich über meine Leistungen, aber schon morgen dreht sich das Karussell weiter. Dann geht es zum nächsten Turnier nach Indien, um wichtige Weltranglistenpunkte zu sammeln.“

Nina Mittelham verpasst um Haaresbreite ein deutsches Finale

Um ein Haar hätte es in Montreux ein deutsches Finale bei den Damen gegeben. Doch die Gewinnerin der Auflage des Jahres 2021, Nina Mittelham, unterlag in einem dramatischen Halbfinalkrimi der Österreicherin Sofia Polcanova nach 7:4- und 8:7-Führung mit 9:11 im Entscheidungssatz. Es war das erste Aufeinandertreffen der beiden Kontrahentinnen seit dem EM-Finale von München 2022, das Mittelham unmittelbar nach Beginn wegen einer Verletzung hatte aufgeben müssen. Mittelham sagte nach der knappen Niederlage: "Natürlich bin ich jetzt enttäuscht, dass ich das Halbfinale knapp verloren habe, denn ich hatte meine Chancen zum Sieg. Auf der anderen Seite muss ich aber auch sagen, dass ich mit der sportlichen Leistung bei diesem Turnier sehr zufrieden bin, auch wenn noch ein Tick zur Bestform fehlt. Am Ende des Spiels hatte ich vielleicht ein klein bisschen Angst vor dem Sieg."

Bundestrainerin Tamara Boros: „Tolles Ergebnis, aber es war mehr drin“

Damen-Bundestrainerin Tamara Boros, 2002 und 2006 für Kroatien Gewinnerin des Turniers, durfte mit Gold für Han und Bronze für Mittelham überaus erfolgreiche Ergebnisse verbuchen, sieht aber noch mehr Potential: „Es ist ein tolles Ergebnis, aber es war noch mehr drin. Sieht man nur die Platzierungen, dann ist das Ergebnis sehr gut, zumal Nina Mittelham vor dem Turnier nicht in der besten Form war. Es ist aber schade, dass wir kein deutsches Endspiel geschafft haben, denn die Chance war da. Aber Gratulation an beide: Ying hat überragend gespielt und Nina wieder einen wichtigen Schritt nach vorne gemacht.“

Dang Qiu: „Eigentlich hätte ich die ersten zwei bis drei Sätze gewinnen müssen“

Mit einer Silbermedaille beendete Dang Qiu seine Premiere beim Europe Top 16 Cup. Der 26 Jahre alte Düsseldorfer unterlag in einem Finale mit zahlreichen herausragenden Ballwechseln Titelverteidiger Darko Jorgic mit 2:4. In Montreux hatte Qiu zuvor im Halbfinale Truls-Möregardh-Bezwinger Liam Pitchford sowie am Samstag den Schweden Kristian Karlsson und den Portugiesen Marcos Freitas ausgeschaltet.

Der Slowene Jorgic sicherte sich mit einem 11:8, 11:9, 13:11, 7:11, 5:11 und 11:7-Erfolg den Titel und nahm gleichzeitig Revanche für das bei den Europameisterschaften in München gegen Dang Qiu verlorene Finale. Allerdings: Wäre das Endspiel in Montreux für den deutschen Weltranglistenelften ausgegangen, Jorgic hätte sich nicht beschweren dürfen. Die drei ersten Sätze dominierte der Deutsche Meister, gewann jedoch keinen der Durchgänge. Für das Penholder-Ass war der 0:3-Rückstand der Knackpunkt im Finale: „Das hätte nicht passieren dürfen. Eigentlich hätte ich mit 2:1 oder sogar mit 3:0 führen müssen. Das war dann kaum noch aufzuholen. Ich muss auch zugeben: Am Ende haben im Finale auch ein paar Körner gefehlt. Ich fühle mich sehr müde. Die letzten Wochen mit vielen Spielen in der TTBL und Champions League waren sehr anstrengend.“ Bundestrainer Jörg Roßkopf ergänzte: „Für die vielen Termine muss eine vernünftige Lösung gefunden, damit die Spieler sich auch etwas vorbereiten können.“

Dimitrij Ovtcharov ebenfalls von Jorgic gestoppt

Jorgic verdiente sich seinen Titel nicht nur durch den Finalerfolg über Dang Qiu. Wenige Stunden zuvor hatte der Slowene sich auch mit 4:2 gegen den fünfmaligen Gewinner Dimitrij Ovtcharov durchgesetzt und ebenfalls zwei Sätze gewonnen, in denen der Weltranglistenzehnte lange Zeit Vorteile hatte. Der fünfmalige Europe-Top-16-Sieger nutzte allerdings in den mit 10:12 verlorenen Sätzen zwei und drei seine Chancen nicht, um den Ausgang des Halbfinales vorzeitig in seine Richtung zu lenken. Der Olympiadritte haderte mit den verpassten Möglichkeiten: „Ich habe stark begonnen und bin in Führung gegangen, anschließend ist es mir leider nicht gelungen, die Sätze zwei und drei zu meinen Gunsten zu nutzen. Aber es war ein gutes Match." Bundestrainer Jörg Roßkopf zog ein insgesamt positives Fazit: „Unsere beiden Spieler haben ein starkes Turnier gespielt, gute Leistungen gezeigt und heute nur gegen einen sehr starken Jorgic verloren.“

DTTB-Präsidentin Claudia Herweg gratuliert

Unter den Besuchern des Turniers weilte auch DTTB-Präsidentin Claudia Herweg, die sich über die guten Leistungen der Deutschen und die ansprechende Turnierorganisation der Nachbarn aus der Schweiz freute: „Ich beglückwünsche Ying Han zu diesem großartigen Erfolg und ihrer hervorragenden Leistung. Auch Nina Mittelham bot ein zufriedenstellendes Halbfinale. Sie kann aber noch besser spielen und ich bin mir sicher, dass sie ihr Potential in den kommenden Turnieren wieder abrufen wird. Auch unseren Herren möchte ich gratulieren, auch wenn an diesem Wochenende Darko Jorgic der beste Spieler war: Dang liefert Woche für Woche, es kann nicht immer Platz eins sein. Bei Dima freut mich, dass er immer stärker wird und das letzte Quäntchen sicherlich zeitnah auch wieder da sein wird.“

11 deutsche Europe-Top-16-Gewinner, 25 Triumphe

Das kontinentale Ranglistenturnier wurde erstmals 1971 ausgetragen und firmierte mehr als drei Jahrzehnte unter dem Namen Europe Top 12. Drei deutsche Männer sind bislang in der Liste der Sieger zu finden, die zusammen 13 Erfolge sammelten: Siebenmal Timo Boll (2002, 2003, 2006, 2009, 2010, 2018, 2020), fünfmal Dimitrij Ovtcharov (2012, 2015, 2016, 2017, 2019) und bei seiner ersten Teilnahme im Jahr 2022 Patrick Franziska. Gemeinsame Rekordhalter sind Boll und Schwedens Genie Jan-Ove Waldner, der ebenfalls siebenmal erfolgreich war.

Bei den Damen sicherten sich bisher insgesamt acht DTTB-Athletinnen den prestigeträchtigen Titel, der mit dem Sieg von Ying Han in diesem Jahr bislang zwölfmal nach Deutschland ging. Jeweils zweimal gewannen Petrissa Solja (2019, 2020), Jie Schöpp (1994, 2003) und Qianhong Gotsch (1999, 2000), je einmal taucht der Name von Olga Nemes (1989), Nicole Struse (2004), Wu Jiaduo (2012), Nina Mittelham (2021) und Ying Han (2022, 2023) in der Siegerinnenliste auf. Rekordgewinnerinnen sind die Ungarin Beatrix Kishazi und Lia Jiao aus den Niederlanden mit jeweils vier Erfolgen.

Alle Ergebnisse auf einen Blick

Damen, Finale
Ying Han GER - Sofia Polcanova AUT 4:1 (5,-10,9,3,5)
Halbfinale
Ying Han GER - Jieni Shao POR 4:0 (5,10,4,5)
Nina Mittelham GER - Sofia Polcanova AUT 3:4 (-7,10,8,-7,-8,9,-9)
Viertelfinale
Ying Han GER - Bernadette Szocs ROU 4:0 (8,9,9,6)
Jieni Shao POR - Xia Lian Ni LUX 4:2 (7,-11,7,7,-6,4)
Nina Mittelham GER - Hana Matalova CZE 4:2 (-10,9,-7,3,5,9)
Sofia Polcanova AUT - Fu Yu POR 4:3 (8,-7,13,-13,8,-9,8)
Achtelfinale
Ying Han GER - Linda Bergström SWE 4:1 (5,-6,7,7,9)
Bernadette Szocs ROU - Natalia Bajor POL 4:0 (7,7,4,8)
Xia Lian Ni LUX - Barbora Balazova SVK 4:2 (6,4,-6,-5,6,9)
Jieni Shao POR - Jia Nan Yuan FRA 4:2 (4,4,8,-6,-9,7)
Nina Mittelham GER - Georgina Pota HUN 4:0 (9,9,15,3)
Hana Matalova CZE - Rachel Moret SUI 4:3 (-8,6,10,15,-8,-6,5)
Fu Yu POR - Christina Källberg SWE 4:3 (8,6,-9,8,-5,-8,6)
Sofia Polcanova AUT - Elizabeta Samara ROU 4:0 (4,12,3,6)

Herren, Finale
Dang Qiu GER - Darko Jorgic SLO 2:4 (-8,-9,-11,7,5,-7)
Halbfinale
Dimitrij Ovtcharov GER - Darko Jorgic SLO 2:4 (8,-10,-10,7,-4,-10)
Dang Qiu GER - Liam Pitchford ENG 4:3 (-6,4,5,-5,5,-10,8)
Viertelfinale
Truls Möregardh SWE - Liam Pitchford ENG (8,-4,3,3,-7,-4,
Dang Qiu GER - Kristian Karlsson SWE 4:2 (6,-11,9,9,-10,12)
Dimitrij Ovtcharov GER - Andrej Gacina CRO 4:1 (6,10,8,10,6)
Darko Jorgic SLO - Simon Gauzy FRA 4:2 (-5,4,9,-8,6,8)
Achtelfinale
Truls Möregardh SWE - Yang Wang SVK 4:1 (7,6,12,-9,9)
Liam Pitchford ENG - Tomislav Pucar CRO 4:2 (7,7,-7,13,-10,3)
Kristian Karlsson SWE - Emmanuel Lebesson FRA 4:2 (6,-8,-12,5,10,4)
Dang Qiu GER - Marcos Freitas POR 4:0 (10,6,6,6)
Dimitrij Ovtcharov GER - Robert Gardos AUT4:1 (-8,9,8,3,5)
Andrej Gacina CRO - Elias Hardmeier SUI 4:1 (3,-5,3,6,4)
Simon Gauzy FRA - Joao Geraldo POR 4:2 (8,10,8,-8,14,9)
Darko Jorgic SLO - Jonathan Groth DEN 4:0 (10,6,10,5)

Links

Weitere Informationen auf der Webseite der ETTU

Weitere Informationen auf der Turnier-Webseite des Veranstalters

Die Starter- und Setzungsliste beim Europe Top 16

Herren

1. Truls Möregardh SWE (WR 6)
2. Darko Jorgic SLO (WR 9)
3. Dimitrij Ovtcharov GER (WR 10)
4. Dang Qiu GER (WR 11)
5. Kristian Karlsson SWE (WR 19)
6. Liam Pitchford ENG (WR 25)
7. Andrej Gacina CRO (WR 27)
8. Simon Gauzy FRA (WR 32)
9. Marcos Freitas POR (WR 34)
10. Yang Wang SVK (WR 39)
11. Robert Gardos AUT (WR 44)
12. Tomislav Pucar CRO (WR 46)
13. Jonathan Groth DEN (WR 50)
14. Joao Geraldo POR (WR 51)
15. Emmanuel Lebesson FRA (WR 54)
16. Elias Hardmeier SUI (WR 477)


Damen

1. Ying Han GER (WR 10)
2. Sofia Polcanova AUT (WR 13)
3. Nina Mittelham GER (WR 15)
4. Jia Nan Yuan FRA (WR 18)
5. Fu Yu POR (WR 19)
6. Bernadette Szocs ROU (WR 32)
7. Hana Matelova CZE (WR 33)
8. Xia Lian Ni LUX (WR 37)
9. Elizabeta Samara ROU (WR 43)
10. Barbora Balazova SVK (WR 50)
11. Jieni Shao POR (WR 55)
12. Linda Bergström SWE (WR 57)
13. Georgina Pota HUN (WR 64)
14. Natalia Bajor POL (WR 65)
15. Christina Källberg SWE (WR 68)
16. Rachel Moret SUI (WR 106)

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