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Goldmedaille für Annett Kaufmann (Fotos: Marco Steinbrenner)
Mia Griesel wird bei den Schülerinnen glänzende Vierte

Europe Youth Top 10: Gold für Annett Kaufmann

Manfred Schillings 11.10.2020

Berlin. Die erste Goldmedaille des Tages ist perfekt. Beim Europe Youth Top 10 in Berlin sicherte sich Annett Kaufmann nach Platz zwei im Vorjahr nun den Titel, Mia Griesel wurde glänzende Vierte. Am Nachmittag ab 15.30 Uhr kann der DTTB in den Wettbewerben Jungen und Mädchen durch Kay Stumper, Sophia Klee oder Anastasia Bondareva weitere Medaillen gewinnen.

Schülerinnen: Kaufmann mit beeindruckendem Endspurt zu Gold

Die Favoritin hielt dem Druck Stand: Dank eines fulminanten Schlusstages mit drei Erfolgen sicherte sich Annett Kaufmann zwölf Monate nach dem zweiten Platz in Noordwijk (Niederlande) mit einer beeindruckenden 8:1-Bilanz die Goldmedaille in der Schülerinnen-Konkurrenz und damit ihren ersten großen kontinentalen Einzeltitel. Die Bundesligaspielerin des SV Böblingen stellte die Weichen zum hochverdienten Gold mit einem 3:1 über die Waliserin Anna Hurley und einem klaren 3:0 über Charlotte Lutz (Frankreich), bevor sie mit einem 3:1 über Sophie Earley (Irland) ihren Triumph endgültig unter Dach und Fach brachte. Nach dem Erfolg sprudelte es aus der Turniersiegerin heraus: „Ich bin so froh, dass ich den Druck gemeistert habe, auch heute in den entscheidenden Partien. Es macht mich stolz, dass ich gewonnen habe, obwohl ich an diesem Wochenende nicht mein bestes Tischtennis gezeigt habe. Diesmal haben Erfahrung, Taktik und viele kleine Dinge den Ausschlag gegeben.“

Bundestrainerin Lara Broich bestätigte die Analyse ihres Schützlings und ergänzt: „Annett hat sich sehr viel Druck bei ihrem ersten internationalen Wettkampf seit langer Zeit gemacht, der zudem auch noch in Deutschland stattfand. Für ihre Entwicklung war es sehr wichtig, dass sie sich diesem Druck gestellt und ihm standgehalten hat. Sie musste dabei wie Mia Griesel und Jele Stortz durch die vielen emotionalen Wellentäler, die solch ein Ranglistenturnier mit sich bringt. Annett war zwar nicht in Bestform, aber sie hat es geschafft, Qualitäten abzurufen, die ausreichen, um trotzdem solch ein Turnier zu gewinnen. Das war eine wichtige Erfahrung für sie.“

Mia Griesels vierter Platz ist ein Triumph

Die einzige Niederlage im Turnier kassierte Kaufmann am ersten Turniertag gegen ihre Nationalmannschaftskollegin Mia Griesel, die vor dem Schlusstag zusammen mit Lutz und Hurley ebenfalls eine 5:1-Bilanz aufwies. In den direkten Duellen mit den späteren Gewinnerinnen von Silber und Bronze kam die 14-jährige Zweitligaspielerin des MTV Tostedt heute jedoch nicht in die Nähe eines Sieges und beendete das Turnier mit einer glänzenden 6:3-Bilanz auf einem hervorragenden vierten Rang. Von Enttäuschung trotz Medaillennähe keine Spur bei der kampfstarken Angreiferin: „Ich bin total zufrieden mit meiner Leistung und dem vierten Platz. An solch ein Ergebnis hätte ich vorher nie geglaubt. Die Niederlagen heute gehen vollkommen in Ordnung, die Gegnerinnen waren einfach besser. Wenn überhaupt, dann ärgere ich mich über die verpassten drei Matchbälle gestern gegen die Rumänin Mei Rosu.“

Wer angesichts der ausgeglichenen Ausgangsposition von vier Spielerinnen mit einer 5:1-Bilanz vor dem Schlusstag eine verpasste Medaillenchance für Griesel vermutet, der sieht sich gewaltig getäuscht. Das Gegenteil ist der Fall. Die Niedersächsin ist auch ohne Edelmetall einer der großen Gewinnerinnen des Turniers und der vierte Platz ein Triumph. Noch zwei Tage vor Turnierbeginn war Griesel auf der Liste der Ersatzspielerinnen lediglich die Nummer elf. Griesel: „Da habe ich noch zu meiner Mutter gesagt: Als Nummer elf der Ersatzliste wird es mit einem Start eh nix.“ Um aber auch die kleinste Chance zu wahren, setzten sich Griesel und TTVN-Landesstrainer Nebojsa Stevanov am Donnerstagfrüh kurzfristig in Hannover ins Auto, um vorsorglich in Berlin den für einen Einsatz notwendigen Coronatest im Spielerhotel zu absolvieren. Dann ging alles rasend schnell: Nach kurzfristigem coronabedingten Ausfall einer Konkurrentin erhielt die Tostedterin 14 Stunden vor Turnierbeginn die Startzusage.  

Das Ergebnis ist bekannt. Griesel griff beherzt und erfolgreich die Konkurrenz mit einem Noppen-außen-Belag auf der Vorhand an, den sie erst seit rund zwei Monaten einem glatten Schlägerbelag vorzieht. Bundestrainerin Lara Broich: „Erst einmal ein dickes Dankeschön an die Niedersachsen, die sich sehr eingesetzt haben, obwohl es gar keine Sicherheit für einen Einsatz gab.“ Broich freute sich über die Leistung ihrer Spielerin: „Mias vierter Platz ist einfach nur stark. Es hat sich hier in Berlin deutlich gezeigt, dass die Entscheidung für ihren Spielsystemwechsel genau die richtige war. Mia hat noch viel Potential nach oben.“

Jele Stortz bleibt unter ihren Möglichkeiten

Auf Rang acht endete Jele Stortz, die allerdings mit ihrer 3:6-Bilanz spielgleich mit dem vor ihr platzierten Duo Bianca Mei Rosu (Rumänien) und Sophie Earley (Irland) ins Ziel kam. Trotz eines ansprechenden Schlusstages mit zwei Erfolgen war die Zweitligaspielerin der DJK Offenburg nicht zufrieden mit ihrem Abschneiden: „Ich habe einige Fünfsatzspiele unnötig verloren und war auch nicht immer konzentriert genug. Der letzte Tag war aber ganz okay.“ Das Talent aus Südbaden zeigte zwar immer wieder sein Potential, hatte aber auch viele Schwankungen im Spiel. Bundestrainerin Lara Broich wünscht sich in manchen Situationen mehr Emotionalität bei ihrem Schützling: „Jele müsste am Tisch noch ein wenig mehr aus sich herausgehen. Das fehlt ihr, um noch besser zu spielen. Sie benötigt zudem etwas mehr Substanz, um solch ein langes und anstrengendes Turnier auf einem hohen Niveau bis zum Ende durchzustehen.“

Insgesamt jedoch zeigte sich Broich hochzufrieden mit der Vorstellung ihrer drei Spielerinnen: „Solch ein Ranglistenturnier über drei Tage ist wie eine emotionale Achterbahnfahrt. Es war auch nicht einfach für unsere Spielerinnen, nach solch einer langen Wettkampfpause und unter Berücksichtigung der neuen Situation und den damit zusammenhängenden neuen Regeln den Rhythmus für ein Top 10 zu spielen. Sie haben ihre Sache sehr gut gemacht.“

Der Endstand der Schülerinnen-Konkurrenz

Schüler: Debüt mit Happy End für Lleyton Ullmann

Um 10.26 Uhr am Sonntagfrüh ballte Lleyton Ullmann die Fäuste und strahlte übers ganze Gesicht. Denn bereits das vorletzte Einzel des kontinentalen Ranglistenturnier brachte dem 14-jährigen Hamburger das von ihm erträumte Happy End: einen Matchgewinn bei seinem Top-10-Debüt. Das auch im nächsten Jahr noch spielberechtigte Talent des TSV Sasel, vom Deutschen Tischtennis-Bund als Nummer 49 der Europarangliste für sieben lehrreiche Lektionen gegen die kontinentale Spitze ins kalte Wasser geworfen, bezwang mit 11:8, 11:9 und 11:6 den 41 Plätze höher notierten Jakub Goldir. Der klare Erfolg über den in der ETTU-Spitze etablierten Slowaken brachte einen angenehmen Nebeneffekt. Bei gleicher Spielbilanz gab der bis dahin sieglose Ullmann die rote Laterne der Konkurrenz am Schlusstag an Goldir ab und belegte in der Endabrechnung den siebten Rang, spielgleich mit dem vor ihm platzierten Spanier Daniel Berzosa. Der Turniersieg ging mit nur einer Niederlage überraschend an den französischen Penholderspieler Felix Lebrun, Silber und Bronze holten die als Favoriten gestarteten Rumänen Julian Chirita und Andrei Teodor Istrate.

Für den über den Platz des Ausrichters als krasser Außenseiter in das Feld gerückten Norddeutschen ist der siebte Rang und das gewonnene Match gegen Goldir ein Riesenerfolg. Ullmanns Strahlen, das sich bis in die Augenwinkel zog, war beim Mediengespräch unschwer auch unter dem Mund-Nasen-Schutz zu erkennen: „Ich habe heute noch einmal lockerer gespielt als gestern und bin natürlich froh über den guten Abschluss bei meinem Debüt. Das ist ein echter Erfolg.“ Ullman ergänzt: „In Berlin mitzuspielen hat mich auf jeden Fall weitergebracht. Ich habe jeden Tag dazugelernt. Es war ein ganz anderes Niveau, als ich es von den bisherigen Turnieren gewohnt bin.“ Bundestrainer Chris Pfeiffer freute sich über den Erfolg seines Schützlings: „Es war deutlich zu erkennen, dass Lleyton von Spiel zu Spiel besser wurde, nachdem er seine Anfangsnervosität vom ersten Tag ablegt hatte. Es ist sehr erfreulich, dass er sein Potential unter Beweis gestellt hat und mit der europäischen Spitze mithalten kann.“

Der Endstand der Schüler-Konkurrenz


DIE ERGEBNISSE DER DEUTSCHEN

Schülerinnen (Mädchen 15)

1 KAUFMANN Annett GER 8:1
2 LUTZ Charlotte FRA 7:2
3 HURSEY Anna WAL 7:2
4 GRIESEL Mia GER 6:3
5 SOMMEROVA Helena CZE 4:5
6 EARLEY Sophie IRL
3:6
7 MEI ROSU Bianca ROU 3:6
8 STORTZ Jele GER 3:6
9 WILTSCHKOVA Dominika SVK 2:7
10 VAN HAUWAERT Julie BEL
2:7

1. Runde

Annett Kaufmann – Jele Stortz 3:0 (7,9,6)
Mia Griesel – Sophie Earley IRL 3:2 (8,8,-6,-8,11)
2. Runde
Kaufmann – Griesel 2:3 (7,-9,-7,2,-9)
Stortz – Dominika Wiltschkova SVK 3:0 (8,3,5)
3. Runde
Kaufmann - Helena Sommerova CZE 3:2 (9,-6,11,-8,9)
Griesel - Stortz 3:2 (-9,7,5,-7,5)
4. Runde
Kaufmann – Bianca Mei Rosu ROU 3:2 (-7,-11,4,12,8)
Stortz – Anna Hursey WAL 2:3 (-7,10,-2,13,-11)
Griesel – Sommerova CZE 3:1 (11,12,-6,6)
5. Runde
Kaufmann – Julie van Hauwaert BEL 3:0 (9,8,8)
Stortz – Sommerova CZE 0:3 (-8,-4,-6)
Griesel – Mei Rosu ROU 2:3 (9,-4,7,-2,-10)
6. Runde
Kaufmann – Wiltschkova SVK 3:1 (2,5,-9,4)
Stortz – Charlotte Lutz FRA 0:3 (-1,-7,-8)
Griesel – van Hauwaert BEL 3:1 (-9,11,6,7)
7. Runde
Kaufmann – Hursey WAL 3:1 (-10,7,9,7)
Stortz – Mei Rosu ROU 3:2 (8,8,-5.-5,10)
Griesel – Wiltschkova SVK 3:2 (-4,5,-8,7,8)
8. Runde
Kaufmann – Lutz FRA 3:0 (3,8,8)
Stortz – Earley IRL 0:3 (-8,-4,-5)
Griesel – Hursey WAL 1:3 (8,-3,-10,-9)
9. Runde
Kaufmann – Earley IRL 3:1 (-9,4,5,6)            
Stortz – van Hauwaert BEL 3:2 (10,-9,9,-5,9) 
Griesel – Lutz FRA 0:3 (-7,-8,-6)                   


Schüler (Jungen 15)

1 LEBRUN Felix FRA 6:1
2 CHIRITA Iulian ROU 5:2
3 ISTRATE Andrei Teodor ROU 5:2
4 MOVILEANU Darius ROU 5:2
5 ZALEWSKI Mateusz POL 4:3
6 BERZOSA Daniel ESP 1:6

7 ULLMANN Lleyton GER 1:6
8 GOLDIR Jakub SVK 1:6

1. Runde

Lleyton Ullmann – Mateusz Zalewski POL 0:3 (-6,-9,-8)
2. Runde
Ullmann – Daniel Berzosa ESP 0:3 (-9,-8,-8)
3. Runde
Ullmann – Darius Movileanu ROU 1:3 (-11,-8,12,-6)
4. Runde
Ullmann – Julian Chirita ROU 1:3 (-3,-8,9,-13)
5. Runde
Ullmann – Andrei Teodor Istrate ROU 1:3 (-13,9,-4,-4)
6. Runde
Ullmann – Jakub Goldir SVK 3:0 (8,9,6)
7
. Runde
Ullmann – Felix Lebrun FRA 0:3 (-2,-8,-9)  
 



Das deutsche Aufgebot in Berlin

Mädchen
Sophia Klee (SC Niestetal / ESV Weil)
Anastasia Bondareva (SV DJK Kolbermoor)
Jungen
Kay Stumper (1. FC Saarbrücken TT)
Schülerinnen

Annett Kaufmann (SV Böblingen)
Jele Stortz (DJK Offenburg)
Mia Griesel (MTV Tostedt)
Schüler
Lleyton Ullmann (TSV Sasel)
Sportdirektor
Richard Prause
Trainer
Zhu Xiaoyong (Bundestrainer Nachwuchskader 1 männlich)
Chris Pfeiffer (Bundestrainer Nachwuchskader 2 männlich)
Lara Broich (Bundestrainerin Nachwuchskader 2 weiblich)
Jaroslav Kunz (Honorartrainer)
Physiotherapeutinnen
Maria Först (Neuss)
Annette Zischka (Olympiastützpunkt Hessen)
Oberschiedsrichter
Sven Weiland
Vizepräsident Jugend
Ralf Tresselt
Organisation
Carina Beck (Jugendsekretärin)
Matthias Bomsdorf (Referat Jugend-/Leistungssport)

Weitere Infos
Webseite des European Youth Top 10 (ETTU)
Webseite des European Youth Top 10 (DTTB)

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