Krakau. Während die Asse des Deutschen Tischtennis-Bundes (DTTB) am späten Vormittag in der Hutnik Arena ihre letzte Trainingseinheit absolvierten, wurde einen Tag vor Beginn der Tischtennis-Wettbewerbe der 3. Europaspiele 2023 in Krakau (23. Juni bis 1. Juli) im Athletendorf die Auslosung vorgenommen. Deutschland stellt mit seinen beiden Mannschaften sowie im Herren- und Damen-Einzel mit den Weltranglistenneunten Dang Qiu und Ying Han viermal die Topgesetzten des Turniers. Dimitrij Ovtcharov und Nina Mittelham nehmen zudem Platz drei in der Liste der Einzel-Favoriten ein, das Mixed Nina Mittelham/Dang Qiu ist an Position vier eingestuft. DTTB-Sportdirektor Prause warnt davor, die guten Positionen auf dem Papier überzubewerten: „Setzungen allein gewinnen keine Medaillen.“ Vom 23. bis 27. Juni werden in Polen die Individual-Wettbewerbe ausgetragen, ab dem 28. Juni spielen die Teams um die Titel. Alle Begegnungen der Europaspiele können im Livestream verfolgt werden.
Auf Mittelham/Qiu warten ein Taktik-Duell und eine lebende Legende
Zum Turnierauftakt am Freitag um 13.30 Uhr müssen als Erste nur Nina Mittelham und Dang Qiu an den Tisch. Die Mixed-Konkurrenz mit insgesamt 16 Duos ist die einzige in Krakau, in der um ein Ticket für die Olympischen Spiele in Paris gekämpft wird. Die Europameister von 2021 treffen in der ersten Runde, dem Achtelfinale, auf die 59 Jahre alte, unorthodox spielende Tischtennis-Legende Xialian Ni und Luka Mladenovic aus Luxemburg. Bundestrainer Jörg Roßkopf weiß: „Ni und Mladenovic sind beide Materialspieler und agieren sehr klug. Gegen dieses Mixed kann man nicht seinen üblichen Rhythmus spielen. Hier wird die Taktik eine noch größere Rolle als normalerweise spielen. Das sind unangenehme Gegner, das ist alles andere als eine leichte Auftaktpartie.“
Gesetzte DTTB-Asse warten auf ihre Gegner
Im Einzelwettbewerb, in dem nur zwei Spieler pro Nationen an den Start gehen dürfen, greifen die DTTB-Asse in den Feldern mit 49 Damen und 50 Herren erst ab Samstag in der Runde der besten 32 in das Geschehen ein und wollen geschlossen in das Achtelfinale einziehen. Europe-Top-16-Siegerin Ying Han bekommt es entweder mit Elisavet Terpou aus Griechenland oder Giorgia Piccolin aus Italien zu tun. Die Silbermedaillengewinnerin von Minsk 2019 wird keine ihrer Gegnerinnen unterschätzen: „Ich bin zwar die Nummer eins in Europa, aber es gibt einige Gegnerinnen, die sehr unangenehm für mich zu spielen sind.“ Die in die untere Hälfte geloste EM-Zweite Nina Mittelham trifft entweder auf Maria Xiao aus Spanien oder Shuohan Men aus den Niederlanden.
Europameister Dang Qiu wartet auf den Sieger des Duells zwischen Paul Drinkhall (England) und Yevhen Pryshchepa (Ukraine) und geht motiviert in seine ersten Europaspiele: „Ich habe mir viel vorgenommen. Im vergangenen Jahr habe ich die EM gewonnen, beim Europe Top 16 war ich im Finale - ich würde mich natürlich freuen, auch beim dritten kontinentalen Top-Event weit zu kommen.“ Der Olympiadritte und 2015-Gewinner Dimitrij Ovtcharov wird entweder von Bence Majoros (Ungarn) oder Borgar Haug (Norwegen) herausgefordert. Die Gegner der Deutschen werden am Freitag in der zweiten Tageshälfte ermittelt.
DTTB-Teams könnten im Halbfinale auf Portugal treffen
Bei den am 28. Juni mit den Achtelfinalspielen beginnenden Teamwettbewerben sind die beiden deutschen Mannschaften an Position eins gesetzt. Die Titelverteidiger von Minsk und aktuellen Europameister greifen in dem zwölfköpfigen Feld erst einen Tag später im Viertelfinale erstmals in das Geschehen ein. Die Herren treffen dann auf den Sieger der Begegnung zwischen Polen und Belgien, die Damen auf den Gewinner der Auseinandersetzung zwischen Schweden und der Slowakei. Gegner laut Setzliste im Halbfinale wäre bei den Damen und Herren jeweils Portugal. Gefährlichster Konkurrent der deutlich favorisierten deutschen Damen ist das an Zwei gesetzte Rumänien. Bei den Herren wollen die in der unteren Hälfte stehenden Herausforderer Schweden und Frankreich Deutschland das Leben schwer machen. Herren-Bundestrainer Jörg Roßkopf sagt: „Dass Schweden und Frankreich gemeinsam in der zweiten Hälfte stehen, ist uns sicherlich nicht unrecht. Aber es kann in einem Turnier viel passieren. Deshalb konzentrieren uns grundsätzlich, sowohl in den Individual-Wettbewerben als auch mit der Mannschaft, immer nur auf unseren nächsten Gegner und schauen im Tableau erst gar nicht voraus.“
Gute Stimmung im Athletendorf der Stockbetten
Die deutsche Mannschaft freut sich, dass es nun am Freitag endlich los geht. Sportdirektor Richard Prause, der in Krakau auch die Funktion des Teilmannschaftsleiters Tischtennis bekleidet, berichtet über eine gute Stimmung im Team, das aktuell nur mit seinen Teilnehmern an den Individual-Wettbewerben Einzel und Mixed vor Ort ist. Wie bei den Olympischen Spielen sind auch bei den Europaspielen die Sportler gemeinsam untergebracht. Das Wohnheim der Wissenschaftlich-Technischen Universität AGH, die als eine der besten in Polen gilt, wurde zum Athletendorf umfunktioniert und beherbergt bis zum Ende der Spieler rund 3.500 Sportler aus 48 Nationen.
Richard Prause gibt einen kleinen Einblick: „Die Zimmer sind mit Stockbetten und einer soliden Grundeinrichtung zwar ein stückweit spartanisch, aber soweit ausreichend eingerichtet. Das war keine wirkliche Überraschung für uns, darauf waren wir durch die vom DOSB erhaltenen Informationen vorbereitet. Sehr gut ist die Verpflegung, das darf man durchaus betonen.“ Nina Mittelham und Dang Qiu reisten mit den Trainern Tamara Boros, Jörg Roßkopf und Lars Hielscher am Dienstag an, Dimitrij Ovtcharov und Ying Han stießen gestern zum Team. „Am 25. Juni stoßen für den zweiten Teil, die Mannschaftswettbewerbe, mit Timo Boll, Patrick Franziska, Xiaona Shan und Sabine Winter weitere vier Spieler zum Team, dann sind wir vollständig. Bis dahin haben wir uns alle im European-Games-Dorf schon so gut eingelebt, sodass die restlichen Vier sich schnell wohlfühlen werden.“
Langer Weg vom Dorf bis zur Halle
Etwas weniger glücklich ist Richard Prause mit der Distanz zwischen dem Athletendorf und der etwas außerhalb von Krakau gelegenen Spielhalle, der Hutnik Arena: „Der Weg vom Dorf bis zur Halle ist mit 35 bis 40 Minuten etwas lang. Wenn man zweimal an einem Tag in die Halle muss, ist das, je nachdem wie stark der Verkehr ist, schon ein größerer Zeitaufwand. Da hätten wir uns natürlich für die Sportler lieber eine kürzere Distanz gewünscht. Aber ab dem ersten Spieltag haben wir immerhin auch alle 20 Minuten einen Shuttle zur Halle, dann entspannt sich die Situation etwas und wir sind flexibler als an den beiden ersten Trainingstagen.“
Links
Alle Ansetzungen am 23. Juni in der Übersicht
Zu allen Ergebnissen auf der EG-Homepage
Übersicht aller Ansetzungen auf der EG-Homepage
Informationen und Ergebnisse auf der ETTU-Homepage
Zum Livestream der Tischtennis-Wettbewerbe
Die Spiele der Deutschen
Freitag, 23. Juli
Mixed, Achtelfinale
Nina Mittelham/Dang Qiu - Xialian Ni/Luka Mladenovic LUX 13.30 Uhr, Tisch 1
Samstag. 24. Juni
Damen-Einzel, Runde der besten 32
Ying Han - Elisavet Terpou GRE oder Giorgia Piccolin ITA
Nina Mittelham - Maria Xiao ESP oder Shuohan Men NED
Herren-Einzel, Runde der besten 32
Dang Qiu - Paul Drinkhall ENG oder Yevhen Pryshchepa UKR
Dimitrij Ovtcharov - Bence Majoros HUN oder Borgar Haug NOR
Donnerstag. 29. Juni
Damen-Mannschaft, Viertelfinale
Deutschland - Polen oder Belgien
Herren-Mannschaft, Viertelfinale
Deutschland - Schweden oder Slowakei
Das Tischtennis-Aufgebot für Krakau
Herren:
Damen:
Betreuer:
Unparteiische:
Die bisherigen deutschen Erfolge bei den European Games
Minsk 2019
Baku 2015