Gettorf. Für die Traueranzeige hat ihre Familie nicht das typische Porträt gewählt, sondern ein Tischtennis-Actionfoto. Edit Wetzel, konzentrierter Blick auf den herannahenden Ball, die Rückhand bereit zur Schnittabwehr - so kennt Tischtennis-Deutschland die Defensivakteurin, die zwischen 1959 und 1974 insgesamt 73 Mal das Nationaltrikot getragen hat. Im Alter von 83 Jahren ist die dreifache Deutsche Einzel-Meisterin am 15. Oktober in Schleswig-Holstein verstorben.
Wetzel gehörte unter ihrem Mädchennamen Buchholz in den 1960er- und 70er-Jahren zu den besten deutschen Spielerinnen und engagierte sich darüber hinaus jahrzehntelang ehrenamtlich im schnellsten Rückschlagspiel der Welt. Die Rechtshänderin holte mit der Nationalmannschaft zwei EM-Titel (1962 und 1968) und stand bei der Heim-WM 1969 in München im Einzel-Viertefinale. Fünfmal nominierte der DTTB sie für Weltmeisterschaften. Bei nationalen Titelkämpfen gewann Edit Wetzel insgesamt zwölf Titel sowie 18 weitere Medaillen. Als "herausragende Botschafterin ihres Sports" erhielt sie 2011 in Kiel die Verdienstmedaille des Verdienstordens der Bundesrepublik Deutschland. In der Landeshauptstadt von Schleswig-Holstein ist auch ihr Verein Kieler TTK Grün-Weiß beheimatet, bei dem sie Zeit ihres Lebens Mitglied blieb. Auch dies war eine Erfolgsgeschichte. Mit den Kielerinnen erreichte sie zwischen 1961 und 1974 mit Ausnahme von zwei Saisons jeweils das Endspiel um die Deutsche Mannschaftsmeisterschaft. Dreimal holte sie mit dem Team den Titel, wurde zusätzlich dreimal Deutscher Pokalmeister.
Trainerin und Vorbild für die Jugend
Insgesamt 35 Jahre lang trainierte Wetzel auch beim Turn- und Sportverein Russee. 30 Jahre lang war sie Trainerin im Turnverein Hassee-Winterbek (THW) Kiel. Auch in diesen beiden Vereinen war sie sozial engagiert und setzte sich für die Nachwuchsförderung ein. So war sie vielen Kindern und Jugendlichen ein Idol, das sie anspornte und ermutigte. "Durch ihr faires und kameradschaftliches Verhalten war sie ein unerreichtes sportliches Vorbild", dankt ihr der KTTK. Neben ihrem Einsatz im Ehrenamt für den Sport übernahm die berufstätige Mutter zweier Kinder, die in Neuwittenbek bei Kiel lebte, über zwei Jahrzehnte lang die Betreuung für ein Ehepaar.
Ab 1982 nahm Edit Wetzel zusätzlich am Spielbetrieb der Senioren teil und holte national und international weitere Titel. Bei der Senioren-Heim-EM 2013 in Bremen etwa wurde sie in der 70er-Klasse an der Seite ihrer Zwillingsschwester Ellen Haak Europameisterin im Doppel. Zu dieser Zeit, mit Anfang 70, half Wetzel noch regelmäßig in Kiels Regionalliga-Mannschaft aus und spielte zusammen mit Schwester Ellen standardmäßig in der Landesliga. Gleich mehrfach wurde das Team Meister, verzichtete dann jedoch auf den Aufstieg.
Bescheidenheit, Herzensgüte und lebensfrohe Natur
Edit Wetzels Familie schreibt im Nachruf: "Deine Bescheidenheit, Herzensgüte und lebensfrohe Natur leben in uns weiter und lassen dich nie vergessen." Es war eine Tischtennis-Familie, in die Wetzel hineingeboren worden war, und die Begeisterung für ihren Sport gab sie an ihre Kinder weiter. Mutter Luise Buchholz war in den 1950er-Jahren Spitzenspielerin des KTTK, ihr Vater war der Damenwart. Zusammen mit Ehemann Uwe Wetzel wurde Edit 1982 schleswig-holsteinischer Landesmeister im Mixed. Die gemeinsamen Kinder Sabine und Thorsten sind ebenfalls beim KTTK aktiv.
Die Beerdigung ist am 25. Oktober in Gettorf.