Houston. Chinas Fan Zhendong hat seinen ersten Einzel-Titel bei den Weltmeisterschaften gewonnen. Der 24 Jahre alte Weltranglistenerste gewann das Endspiel gegen Timo-Boll-Bezwinger Truls Mörgardh am Montagabend Ortszeit in Houston in vier Sätzen.
"Vor dem Finale war ich ziemlich nervös", gab Fan zu, "denn es ging ja nicht nur um mich, sondern um die Ehren unseres Nationalteams und meines Landes. Ich bin so froh, dass ich das Spiel gewonnen habe."
Sein 19-jähriger Kontrahent war in den vier Durchgängen nicht komplett chancenlos. Nach schnell verlorenem ersten Satz lag er im zweiten mit 5:2 und im vierten mit 7:3 in Führung, Olympia-Einzelfinalist Fan Zhendong bekam die Partie jedoch immer wieder unter Kontrolle. Enttäuscht war Möregardh nur kurzzeitig. Schon im Interview nach der Partie gab der ehrgeize gebürtige Växjöer zu Protokoll: "Es ist immer traurig, ein Finale zu verlieren. Dennoch habe ich mich gut behauptet. Er hat viel besser gespielt als ich. Schließlich ist er nicht ohne Grund die Nummer eins. Ich habe kein Gold verloren, sondern Silber gewonnen."
Ex-Weltmeister Bengtsson: "Truls hat insgesamt ein fantastisches Turnier gespielt"
"Ich wusste, dass ich unglaublich viel mehr Gas geben musste als in den vorherigen Spielen. Ich denke, ich habe trotzdem gut gespielt, auch wenn ich ein paar Chancen verpasst habe", analysierte Möregardh seine Partie gegenüber dem schwedischen Fernsehsender SVT, der zuvor schon das Herren-Doppel live und in voller Länge übertragen hatte. Schwedens Öffentlich-Rechtliche hatten auch vor zwei Jahren in Budapest das Einzel-Finale kurzfristig ins Programm gehoben, wo überraschend Mattias Falck Ma Long gegenüber gestanden hatte. "Immer wenn ich mein Spiel etwas umgestellt hatte, nahm er die neue Taktik sehr gut an", so Möregardh über Fan Zhendong und schloss: "Heute war er für mich unschlagbar."
Möregardh ist der siebte Schwede aller Zeiten, der bei den Weltmeisterschaften Silber im Herren-Einzel gewann, und er ist der erste Teenager auf Seiten der Skandinavier, der bei einer WM eine Medaille gewann, seit Stellan Bengtsson vor genau 50 Jahren, 1971, in Nagoya Gold holte. Und dieser Stellan Bengtsson saß als Coach bei Möregardh an der Box.
"Truls hat insgesamt ein fantastisches Turnier gespielt. Er hat im Turnierverlauf aus Rückständen immer wieder den Spieß umgedreht und Weltklassespieler links und rechts geschlagen. Er hat eine große Zukunft vor sich", sagt Nationaltrainer Bengtsson. SVT-Co-Kommentator Jan-Ove Waldner war ob der Erfolge seiner nachfolgenden Generation im Einzel und Doppel völlig aus dem Häuschen: "Es ist magisch, unglaublich toll. Das ganze Turnier ist fantastisch. Eine Gold- und eine Silbermedaille! Wir sind wieder an der Spitze, wo wir sein sollten", freute sich die Tischtennis-Legende, die vor 24 Jahren das letzte schwedische WM-Gold im Herren-Einzel holte.
Fan auf den Spuren des in Houston abwesenden Ma Longs
Für den zweifachen World-Cup-Sieger Fan Zhendong ist es der zweite so wichtige Einzel-Titel seiner Karriere. Fehlt im nun noch Olympia-Gold, um das in China so wichtige Trio der herausragenden Einzel-Turnier gewonnen zu haben, die einen der richtig großen Spieler im Reich der Mitte auszeichnen.
Zhendong nutzte dabei die Abwesenheit von Ma Long, dem Außerirdischen, gegen den er zuletzt immer das Nachsehen gehabt hatte - ob im WM-Endspiel 2017 oder bei Olympia in Tokio diesen Sommer. Chinas Trainer hatten auf Ma verzichtet, um vor den nächsten Olympischen Spielen in weniger als drei Jahren die jüngere Spieler-Generation in die Verantwortung zu nehmen.
Die Bronzemedaillen gingen an Timo Boll, der sich - an der Bauchmuskulatur verletzt - am Vortag dem Schweden in sieben Sätzen hatte geschlagen geben müssen, und an Fans Landsmann Liang Jingkun.
Damen: Erstes Einzel-Gold für Chinas Wang Manyu
Bei den Damen setzte sich erstmals Wang Manyu durch. Sie besiegte ihre Nationalteamkollegin Sun Yingsha mit 4:2, an deren Seite sie zuvor Gold im Doppel gegen Hina Hayata/Mima Ito aus Japan gewonnen hatte. Für die 22-jährige Nummer vier der Weltrangliste ist es der erste der großen Einzel-Titel. Die Team-Olympiasiegerin von Tokio hatte 2019 WM-Bronze gewonnen und am Vortag Topfavoritin Chen Meng in sieben Sätzen ausgeschaltet. Schon beide Damen-Halbfinals im George R. Brown Convention Center von Texas waren eine rein chinesische Angelegenheit gewesen. Sun Yingsha hatte sich gegen Wang Yidi durchgesetzt.
Herren-Einzel, Finale
Fan Zhendong CHN - Truls Möregardh SWE 4:0 (6,9,7,8)
Damen-Einzel, Finale
Wang Manyu CHN - Sun Yingsha CHN 4:2 (-11,7,-6,6,8,15)
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