1. Wie sehr ist das Thema schon präsent?
Das Thema ist in den Verbänden und Sportentwicklungs-Gremien schon seit Jahren ein Schwerpunkt. Im DTTB gab es lange ein eigenes Ressort „Mädchen und Frauen“, heute eine Arbeitsgruppe. Diese hat im vergangenen Jahr Standards für Vereine und Verbände zur Mädchen- und Frauenförderung entwickelt, welche vom DTTB-Präsidium und dem Beirat beschlossen wurden. Spezielle Turniere und Aktionen (z.B. Girls Team Cup) nur für Mädchen sind bereits lange auf dem „Markt“. Im Zuge der Engagement-Initiative Young Stars wurden bereits mehrere Trainer-Aus- und Weiterbildungen nur für junge Mädchen und Frauen angeboten. Jährlich findet das Mädchencamp statt, das in diesem Jahr erstmals mit einer Fortbildung für junge Trainerinnen kombiniert worden ist.
In den DTTB-Mitgliedsverbänden nimmt das Thema ebenfalls einen großen Raum ein. Der Tischtennis-Verband Württemberg-Hohenzollern (TTVWH) etwa erklärte 2014 zum „Jahr des Mädchen-Tischtennis“, forcierte zahlreiche Trainingstage, eigene Ranglisten und eigene Spieltage nur für Mädchen. Der Tischtennis-Verband Schleswig-Holstein (TTVSH) initiierte das Projekt „Girls Team 2014“, um Mädchen-Tischtennis auf unterschiedlichem Wege zu fördern (z.B. durch Trainerinnenausbildungen, Schulkooperationen, eigene Trainingsgruppen und Förderung des Gemeinschaftsgefühls). Auch weitere Verbände haben oder hatten sich dem Thema bereits angenommen.
2. Warum lohnt es sich, um die Mädchen und Frauen zu kämpfen?
Die soziale Komponente, die Mädchen und Frauen in die Vereine einbringen, tut jedem Klub gut. Schon aufgrund der relativ geringen Konkurrenz kommt man im Mädchen- und Frauenbereich deutlich schneller zu Erfolgen. Mädchen und Frauen eignen sich häufig sehr gut als Trainerinnen und Hilfscoaches. Diesen Aspekt sollte man nicht vernachlässigen, zumal viele Vereine über einen Rückgang im ehrenamtlichen Engagement klagen. Die Zahlen der DTTB-Kinder- und Jugendtrainerausbildungen verdeutlichen, dass dort der Anteil an Mädchen und jungen Frauen deutlich höher ist als im offiziellen Mannschafts-Spielbetrieb. Dies ist sicher mehr als ein Indiz.
3. Was können Vereine tun, um mehr Mädchen zu gewinnen und zu binden?
Die Erfahrungen der Vereine, in denen viele Mädchen und Frauen integriert sind, zeigen: Wenn sich Trainer/innen gezielt um die Mädchen bemühen und eine eigene Ansprache wählen, ist schon viel gewonnen. „Man braucht einen Kümmerer im Verein, der sich auf die Mädchen einlässt“, ist DTTB-Breitensportreferentin Marita Bugenhagen überzeugt. Gute Vereinsstrukturen tragen dazu bei. So sollte es zum Beispiel eine Trainerin im Verein geben, bestenfalls Frauen in Funktionsämtern, die in gewisser Weise als Vorbild für den Nachwuchs dienen. Im besten Fall – und wenn es die Infrastruktur/Kapazitäten hergeben – kann der Verein Anfänger-Trainingsgruppen nur für Mädchen anbieten. Worin viele Experten einer Meinung sind: Mädchen müssen sich vor allem wohlfühlen. Die soziale Komponente ist wichtig. Auf Wettkämpfe legen Mädchen im Gegensatz zu Jungs gerade zu Beginn in der Regel weniger Wert. Sie sind dafür technischen Fragestellungen aufgeschlossener. Die spielerische Komponente sollte im Training nicht zu kurz kommen. Statt Fußball zum Aufwärmen könnte auch mal zu Musik getanzt werden. Generell sollte das Rahmenprogramm bunter sein.
Ausführliche Best-Practice-Beispiele aus Vereinen und Tipps für das Training mit Mädchen folgen demnächst auf dieser Seite.
4. Warum sind Atmosphäre und der Wohlfühlfaktor für Mädchen so wichtig?
Christopher Dohrn, Trainer bei der SG Eilbeck/WTB 61 und Diplom-Sozialpädagoge, sagt: „Mädchen sind grundsätzlich schüchterner als Jungs, bei ihnen muss sich erst ein Selbstvertrauen herausbilden. Mädchen brauchen vor allem eine Atmosphäre, in der sie sich wohlfühlen. Gerade am Anfang müssen die Trainingsinhalte speziell auf sie ausgerichtet sein, insgesamt sehr viel spielerischer angelegt, weniger auf Wettkampf“, ist Dohrn überzeugt. Der Sportentwickler ist Experte in dem Thema, bei der SG Eilbeck/WTB 61 spielen gut 70 Mädchen, in ganz unterschiedlichen Leistungsklassen. Drei Viertel Spiel, ein Viertel Tischtennis sieht Dohrn als Credo im Anfängerinnen-Training. „Mit der Zeit erhöht sich dann der Tischtennis-Anteil. Mädchen wünschen sich auch mehr Techniktraining, weniger das freie Spielen. Und sie zeigen schnell Bereitschaft, Tischtenniswissen weiterzugeben. Dies sollte man nutzen und sie auch früh als eine Art Hilfscoach hinzuziehen“, betont er.
5. Welche Leitlinien gibt es und wo können sich Vereine bei Fragen hinwenden?
Was können Vereine und Verbände tun, damit sich das ändert? Der Deutsche Tischtennis-Bund hat in seiner Arbeitsgruppe zur Mädchen- und Frauenförderung Standards für Verbände und Vereine entwickelt, die vom Präsidium und dem Beirat beschlossen wurden. Darin heißt es unter anderem, dass ein Verein „grundsätzlich geschlechtergerechte Zugangsvoraussetzungen schafft“, „die Möglichkeit des weiblichen Spielbetriebs forciert“ oder eine „Trainerin hat“.
In der Präambel der Standards für Verbände heißt es: "Ziel der Mädchen- und Frauenförderung des DTTB und seiner Landesverbände ist die gleichberechtigte und selbstverständliche Teilhabe von Mädchen und Frauen im Tischtennis..." Unter anderem soll bei der Planung von Maßnahmen, Lehrgängen und Veranstaltungen für beide Geschlechter darauf geachtet werden, dass der Anteil der weiblichen Teilnehmenden bei mindestens 30 Prozent liegt.
Standards zur Mädchen- und Frauenförderung im Tischtennis für Vereine und Verbände
Standards für die Mädchen- und Frauenförderung in Vereinen (pdf-Datei)
Standards für die Mädchen- und Frauenförderung in Verbänden (pdf-Datei)
Das Team in der DTTB-Sportentwicklung hilft bei Fragen rund um das Thema Mädchen und Frauen gerne weiter. Greifen Sie zum Hörer oder mailen Sie uns. Ansprechpartnerin ist Marita Bugenhagen, bugenhagen.dttb@tischtennis.de, 069-69 50 19 23
Serie zur Mädchen- und Frauenförderung
Immer weniger Mädchen und Frauen spielen Tischtennis. Nur 20 Prozent beträgt der weibliche Anteil im DTTB, auch wenn es in Vereinen und Verbänden durchaus viele Positiv-Beispiele gibt. Dennoch sind die Zahlen rückläufig. Wie kann die Tischtennis-Gemeinde gemeinsam den Trend umkehren? Was kann man von Clubs lernen, in denen es besser läuft und welche Faktoren begünstigen die Mädchen- und Frauenförderung? Solchen und ähnlichen Fragen sind wir nachgegangen, die Arbeitsgruppe „Mädchen und Frauen“ im DTTB hat Standards für Vereine und Verbände entwickelt, welche von Präsidium und Beirat beschlossen wurden. Über zwei Wochen lang präsentieren wir Ihnen täglich Hintergrundinfos, Geschichten und Interviews zu dem Thema.
Teil 1: Rückläufige Zahlen, aber leichte Hoffnungsschimmer
Teil 2: Interview: „Wenn die Atmosphäre nicht stimmt, kann man Mädchen nicht halten“
Teil 3: 40 Jahre Damen-Bundesliga - ein Rückblick in drei Akten (I)
Teil 4: Mein Tischtennis-Leben: Nina Spalckhaver (18) aus Lübeck trainiert Flüchtlingskinder
Teil 5: Fünf Fragen - fünf Antworten
Teil 6: 40 Jahre Damen-Bundesliga - ein Rückblick in drei Akten (II)
Teil 7: Mein Tischtennis-Leben: Nachwuchstrainerin Nathalie Schröter vom TSV Butzbach
Teil 8: Mädchen-Training: Anregungen und Tipps
Teil 9: 40 Jahre Damen-Bundesliga - ein Rückblick in drei Akten (II)
Teil 10: Bundesweites Damen-Turnier mit Kennenlernen und Kinderbetreuung: BW Datteln macht's vor
Teil 11: Spielerische Wettkampfformen für Mädchen
Teil 12: Anja Gersdorf: Der Traum vom Highlight Olympia und kreativen Ideen
Teil 13: Interview mit Dr. Petra Tzschoppe: Frauen als Schlüssel zur Problemlösung für Vereine
Teil 14: Interview Eva Jeler: Über Selbstbewusstsein, Souveränität und Investitionen
Teil 15: Wiebke Julius: Sportreferentin, Demokratietrainerin, Tischtennisspielerin
Teil 16: Der "Perfekte Mädchentrainer"
Teil 18: Best Practice: Es geht auch anders!
Standards zur Mädchen- und Frauenförderung für Vereine und Verbände
Was können Vereine und Verbände tun, damit sich das ändert? Der Deutsche Tischtennis-Bund hat in seiner Arbeitsgruppe zur Mädchen- und Frauenförderung Standards für Verbände und Vereine entwickelt. Darin heißt es unter anderem, dass ein Verein „grundsätzlich geschlechtergerechte Zugangsvoraussetzungen schafft“, „die Möglichkeit des weiblichen Spielbetriebs forciert“ oder eine „Trainerin hat“.
In der Präambel der Standards für Verbände heißt es: "Ziel der Mädchen- und Frauenförderung des DTTB und seiner Landesverbände ist die gleichberechtigte und selbstverständliche Teilhabe von Mädchen und Frauen im Tischtennis..." Unter anderem soll bei der Planung von Maßnahmen, Lehrgängen und Veranstaltungen für beide Geschlechter darauf geachtet werden, dass der Anteil der weiblichen Teilnehmenden bei mindestens 30 Prozent liegt.
Standards zur Mädchen- und Frauenförderung im Tischtennis für Vereine und Verbände
Standards für die Mädchen- und Frauenförderung in Vereinen (pdf-Datei)
Standards für die Mädchen- und Frauenförderung in Verbänden (pdf-Datei)