Wetzlar. „Wetzlar hat Maßstäbe für kommende Deutsche Meisterschaften gesetzt.“ Dieses Fazit hat Michael Geiger, der Präsident des Deutschen Tischtennis-Bundes (DTTB), nach drei Tagen Nationale Deutsche Meisterschaften gezogen. Nicht nur organisatorisch, sondern auch sportlich sei die Veranstaltung in Mittelhessen „herausragend“ gewesen, sagte Deutschlands oberster Tischtennis-Funktionär in der Bilanz-Pressekonferenz am Finaltag.
Maßstäbe hat die Meisterschaft 2019 auch bei der Zuschauerzahl gesetzt: Insgesamt 8200 Zuschauer kamen an den drei Tagen in die Rittal-Arena – vor fünf Jahren, als die nationalen Titelkämpfe zum ersten Mal in Wetzlar stattfanden, waren es 7700. Damals wie heute waren der Samstag und der Sonntag mit jeweils 3300 Zuschauern ausverkauft. Für ihn sei das schon klar gewesen, sagte Michael Geiger, als sich Wetzlar erneut beworben hatte: „Die Halle ist fantastisch, liegt zentral in Deutschland. Und hier gibt es ein tischtennisbegeistertes Umfeld.“
Auch Andreas Hain, Präsident des gastgebenden Hessischen Tischtennis-Verbandes (HTTV), hatte im Vorfeld keine Bedenken: „Sonst hätten wir es ja nicht noch mal in Wetzlar gemacht“, sagte er und dankte der Stadt, die sich sehr für die Veranstaltung engagiert habe. „Die Schwachpunkte, die wir vor fünf Jahren hier vielleicht hatten, haben wir gemeinsam ausgemerzt.“
Wendelin Müller, Leiter des Sportamtes der Stadt Wetzlar, sprach von einem „Highlight“ im Wetzlarer Sportjahr: „Das war eine fantastische Veranstaltung für uns als Sportstadt. Wir hatten Gäste aus ganz Deutschland – nicht nur Spieler, sondern auch Zuschauer.“ Man wolle nun gemeinsam versuchen, sagte Andreas Hain, in drei, vier Jahren die Jugend-Europameisterschaft nach Wetzlar zu holen.
Auch die sportliche Bilanz des DTTB fiel nach den drei Turniertagen positiv aus. Heike Ahlert, Vizepräsidentin Leistungssport, sah „hoffnungsvolle Talente“ nachkommen – allen voran die 15-jährige Sophia Klee (SV Niestetal), die erst im Viertelfinale gegen Kristin Lang ausgeschieden war, und das Final-Doppel Säger/Hajok. „Wir sind auf einem sehr guten Weg“, sagte Ahlert zufrieden.
"Arrivierten können noch ein Tick draufsetzen"
DTTB-Sportdirektor Richard Prause nahm in Wetzlar eine Aufbruchstimmung wahr, wie er sagte, und nannte als Beispiele Dang Qiu (Grünwettersbach) und Kilian Ort (Bad Königshofen). „Die Arrivierten können aber oft noch ein Tickchen draufsetzen, wenn es darauf ankommt.“ Prause blickte daher optimistisch auf die kommenden Aufgaben: die WM im April in Ungarn, die European Games im Juni in Minsk und schließlich die Olympischen Spiele 2020 in Tokio: „Wir haben eine herausragende Generation, auf die wir noch einige Jahre mit ruhigem Gewissen setzen können.“
Um weiterhin Topsport bei Deutschen Meisterschaften bieten zu können, „müssen wir aber den vollen Terminkalender entzerren“, sagte Prause und unterstützte damit auch die deutschen Topstars: Dimitrij Ovtcharov hatte mit Verweis auf die hohe Belastung seine Teilnahme in Wetzlar abgesagt, Timo Boll aus dem gleichen Grund angekündigt, dass dies seine letzte Deutsche Meisterschaft war. Auch wegen Bolls Abschied waren die Sympathien des vorwiegend hessischen Publikums in Wetzlar auf der Seite des Odenwälders und deutschen Rekordmeisters