Tokio. Vier Sätze lange wehrte sich Han Ying im Viertelfinale der Olympischen Spiele in Tokio nach Leibeskräften, doch die Doppel-Weltmeisterin und aktuelle Weltranglistendritte Sun Yingsha aus China war eine Nummer zu groß.
In ihrem ersten Aufeinandertreffen mit der 20-jährigen chinesischen Kronprinzessin nach dem Karriereende der dreifachen Olympiasiegerin Ding Ning war Han Ying schnell auf den Beinen, versuchte es mit verschiedenen Schnittvariationen und griff gelegentlich auch an oder blockte. Doch Sun Yingsha war perfekt auf die Defensivqualitäten der Einzel-Finalistin der European Games von 2019 eingestellt, verteilte mit ihrem harten Vorhand-Topspin den Ball über den ganzen Tisch und hielt dabei die eigene Fehlerzahl in Grenzen – abgesehen von einer kleinen Schwächephase in der Mitte des dritten Satzes. „Ich habe alles versucht, aber keine Löcher gefunden, und sie konnte alles machen. Ich wollte zunächst mal einen Satz gewinnen, aber das war schwer. Wenn ich meinen Rhythmus gefunden hatte, stellte sie das Spiel sofort wieder um. Aber es hat Spaß gemacht", kommentierte Han Ying.
Das Team wusste um die Stärke von Sun gegen Abwehr, ein Funken Hoffnung hatte man aber ob der Tatsache, dass die beiden noch nie aufeinander getroffen waren. „Sun hat das Maximum gespielt, sehr fest gespielt, aber auch sehr sicher. Wir hatten gehofft, vielleicht im Spiel eine Lösung zu finden. Sie haben ja noch nicht gegeneinander gespielt. Am Anfang hat sie viel über Yings Vorhand gespielt, was eigentlich gut für Ying ist. Aber sie hat dann schnell wieder umgestellt. Sie ist schon eine Weltklassespielerin", analysierte Damen-Bundestrainerin Jie Schöpp.
Im Halbfinale trifft Sun Yingsha, für die es die ersten Olympischen Spiele sind, am Mittwoch erwartungsgemäß auf Japans Nummer eins, Mixed-Olympiasiegerin Mima Ito. Im anderen Duell der Vorschlussrunde stehen sind Suns Nationalteamkollegin und Weltranglistenerste Chen Meng und Yu Mengyu aus Singapur gegenüber, die nicht nur überraschend, sondern auch deutlich mit 4:1 die in Tokio an Position fünf gesetzte Japanerin Kasumi Ishikawa aus dem Turnier warf.
Zweite Olympia-Teilnahme, zweites Viertelfinale für Han Ying
Für Han Ying bleibt es trotz ihres Ausscheidens ein weiterer großer Erfolg in ihrer Karriere. Schon bei ihrer Olympia-Premiere in Rio de Janeiro 2016 hatte die Weltranglisten-22. das Einzel-Viertelfinale erreicht. Und auch damals traf sie auf eine Chinesin; sie unterlag der späteren Olympiasiegerin Ding Ning ebenfalls mit 0:4.
"Ich werde jetzt erst einmal einen Tag ohne Tischtennis machen und meinen Akku etwas aufladen. Und dann kämpfe ich 100 Prozent für die Mannschaft“, schaut sie positiv in die Zukunft. Für Deutschlands Damen mit Han Ying, Petrissa Solja, Shan Xiaona und Ergänzungsspielerin Nina Mittelham geht es am 1. August im Achtelfinale des Mannschaftswettbewerbs gegen Australien weiter.
Damen-Einzel, Viertelfinale
Han Ying - Sun Yingsha CHN 0:4 (-8,-3,-8,-6)
Kasumi Ishikawa JPN - Yu Mengyu SIN 1:4 (8,-5,-12,-6,-2)
Chen Meng CHN - DOO Hoi Kem HKG 4:2 (-6,-6,6,9,1,8)
Mima Ito JPN - Jeon Jihee KOR 4:0 (5,1,10,6)
Halbfinale am Donnerstag
Sun Yingsha CHN - Mima Ito JPN, 5 Uhr MESZ
Chen Meng CHN - Yu Mengyu SIN, 4 Uhr MESZ
Spiel um Gold und Bronze, ebenfalls am Donnerstag
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Herren-Team: Dimitrij Ovtcharov (Fakel Gazprom Orenburg, Russland), Timo Boll (Borussia Düsseldorf), Patrick Franziska (1. FC Saarbrücken TT), Ergänzungsspieler: Benedikt Duda (TTC Schwalbe Bergneustadt)
Damen-Team: Petrissa Solja (TSV Langstadt), Han Ying (KTS Enea Siarka Tarnobrzeg, Polen), Shan Xiaona (ttc berlin eastside), Ergänzungsspielerin: Nina Mittelham (ttc berlin eastside)
Herren-Einzel: Dimitrij Ovtcharov, Timo Boll
Damen-Einzel: Petrissa Solja, Han Ying
Gemischtes Doppel: Patrick Franziska/Petrissa Solja
Teilmannschaftsleiter: Richard Prause (Sportdirektor)
Trainer-Team: Jörg Roßkopf (Bundestrainer Herren), Jie Schöpp (Bundestrainerin Damen), Lars Hielscher (Assistenztrainer)
Physiotherapeut: Peter Heckert (OSP Hessen)
Arzt: Dr. Antonius Kass (Düsseldorf)
Schiedsrichterin: Anja Gersdorf (Düsseldorf)
Öffentlichkeitsarbeit: Benedikt Probst (Frankfurt/Main)