Neu-Isenburg/Hannover. Berlin, Hannover und Braunschweig machen es vor: Der DTTB hat - gefördert vom Bundesministerium für Gesundheit und dem Deutschen Olympischen Sportbund (DOSB) - mit drei Partnervereinen ein Modellprojekt für Migrantinnen und Migranten ab 60 Jahren gestartet, das jetzt Halbzeit hat.
Betreut von DTTB-Projektleiterin Doris Simon und Udo Sialino (Ressortleiter Gesundheitssport im DTTB) haben Steglitzer TTK, SG Letter 05 und TTC Magni Tischtennisgruppen mit dem besonderen Fokus auf die Gesundheitsförderung von älteren Menschen mit Migrationshintergrund gelegt. Das an das Kursprogramm Gesundheitssport Tischtennis angelehnte Programm enthält Herz-Kreislauf-Training mit Rundlauf-Variationen, Koordinationstraining mit Schläger und Ball sowie Spaß-Wettkämpfe, Kräftigungsübungen und Entspannung. „Die Gruppen sind motiviert, wissen den Abwechslungsreichtum unserer Sportart zu schätzen und haben Spaß an dem vielfältigen Bewegungsangebot“, zieht Koordinatorin Simon die Zwischenbilanz.
„Mit Begeisterung und Wissensdurst dabei“
Migrantinnen und Migranten im Seniorenalter sind generell in deutschen Sportvereinen unterrepräsentiert und in der Regel nicht leicht über die bereits bestehenden gesundheitsfördernden Angebote zu erreichen, zudem gibt es nicht selten Sprachbarrieren. Bundesgesundheitsministerium und Deutscher Olympischer Sportbund haben als Reaktion darauf das Projekt „Zugewandert und Geblieben (ZuG)“ ins Leben gerufen, das diese Gruppe gezielt anspricht.
„Wenn die Menschen aus aller Welt erst einmal den Weg in die Sporthalle gefunden haben, sind sie mit Begeisterung und Wissensdurst beim Tischtennis dabei“, sagt Doris Simon. So ist die Erfahrung der drei Tischtennis-Vereine. Passend zum Angebot der Klubs gab es kürzlich in Niedersachsen das C-Trainer-Fortbildungswochenende „Sport interkulturell“, das Steglitzer TTK, SG Letter 05 und TTC Magni intensiv zur Vertiefung ihrer Kenntnisse und zum Erfahrungsaustausch genutzt haben (siehe Foto).
Ridder-Melchers: „DTTB mit großer Herausforderung angetreten“
Ilse Ridder-Melchers, Ehrenmitglied des DOSB und Initiatorin von ZuG gemeinsam mit Walter Schneeloch, DOSB-Vizepräsident für Breitensport und Sportentwicklung, sowie Bundesgesundheitsminister Hermann Gröhe, weiß um die Hindernisse und hatte zu Beginn gesagt: „Der Deutsche Tischtennis-Bund ist mit einer großen Herausforderung angetreten. Er will die Zielgruppe mit dem qualitätsgesicherten Gesundheitssport-Angebot ‚Tischtennis’ für eine aktive, vereinsgebundene Lebensführung begeistern. Das mit dem Qualitätssiegel SPORT PRO GESUNDHEIT versehene Herz-Kreislauf-Training geht über das gewohnte Tischtennis-Spiel hinaus.“
Ziel des DTTB und der Vereine ist, die Teilnehmer über das ZuG-Projekt hinaus in bestehende Hobbygruppen zu integrieren bzw. neue Freizeitgruppen zu installieren, die den Klubs dauerhaft Mitglieder sichern und die Mitglieder selbst langfristig in Bewegung hält. Das ist bisher ganz gelungen, wie Doris Simon beobachtet hat. „In allen Vereinen ist es sehr schnell zu einer Vermischung der ZuG-Teilnehmer mit einer anschließend stattfindenden ‚normalen‘ Tischtennis-Freizeitgruppe gekommen. Viele ZuG-Teilnehmer spielen dort einfach weiter.“
Über das Projekt ZuG: Zugewandert und Geblieben“
Im 2013 ins Leben gerufenen Projekt „Zugewandert und Geblieben (ZuG)“ geht es um die älteren Menschen aus beispielsweise der Türkei, Russland oder Vietnam, Frauen und Männer der ersten Zuwanderergeneration. Nicht wenigen von ihnen ist die deutsche Vereinskultur fremd, ebenso wie der gesundheitsfördernde Faktor der Bewegung.
Bundesgesundheitsminister Hermann Gröhe sagt auf der DOSB-Website: „Der Anteil älterer Menschen mit Zuwanderungsgeschichte steigt. Trotzdem gehören sie zu den Gruppen, die am wenigsten durch Angebote der Gesundheitsförderung erreicht werden – gerade, wenn es um Bewegung und Sport geht.“
Von 2013 bis 2016
Der DOSB startete das von Gröhes Ministerium geförderte Projekt im Juni 2013. Fünf Sport-Organisationen sind beteiligt: Neben dem DTTB sind es der DJK-Bundesverband, die Sportjugend im Landessportbund Brandenburg, der Landessportbund Nordrhein-Westfalen und der Landessportverband Schleswig-Holstein.
Voraussetzung ist die Umsetzung des Projekts mit jeweils mindestens drei Vereinen. Die wiederum arbeiten mit Migrantenorganisationen und lokalen Partnern wie der Arbeiterwohlfahrt (AWO) zusammen, um gezielt über 60 Jahre alte Migrantinnen und Migranten anzusprechen, und entwickeln dann gemeinsam Sportangebote in den Vereinen. Von leichten Bewegungsspielen über Wassergymnastik, Tanz und Schach bis zu Walking und Tischtennis sind ganz unterschiedliche Sportarten dabei.
ZuG läuft bis Juli 2016 und wird mit 590.000 Euro aus Mitteln des Bundesministeriums für Gesundheit gefördert. Wissenschaftlich evaluiert wird es von der Friedrich-Alexander-Universität Erlangen Nürnberg.