Hamburg. Sommerzeit, Ferienzeit, Reisezeit. Für viele. Aber nicht für alle. Für die Stadt Hamburg ist dies der Grund, daheimgebliebenen Kindern und Jugendlichen zahlreiche Freizeitaktivitäten anzubieten, darunter selbstverständlich auch Tischtennis, das kostenlos in Eimsbüttel angeboten wird.
Die Hamburger Aktion, eingeführt 1969, nennt sich Ferienpass und ist mehr als ein halbes Jahrhundert später längst ein Selbstläufer und ein von den Hanseaten vielgenutztes Angebot. So weit, so gut. Wäre da nicht ein Thema, das seit dem Frühjahr Deutschland pausenlos in Atem hält: Corona! In Zeiten des Abstandhaltens und Maskentragens war die Fortsetzung des Ferienpasses mit seinem riesigen Angebot im Sommer 2020 alles andere als eine Selbstverständlichkeit.
Tischtennisspaß ohne bürokratische Hürden
Doch Hamburg öffnete seine Tischtennis- und Sporthallen früh und ohne Einschränkung. Nicht nur für den Ferienpass. Auch alle anderen Vereine können im Sommer durchgehend ihre Trainingszeiten beibehalten und Freizeitaktivitäten offerieren. Warum dies in der Hansestadt problemlos möglich wurde, während der Rest Deutschlands bei Hallenöffnungen oftmals vor verwaltungstechnischen Hürden steht, erläutert Arne Klindt, Vizepräsident Sportentwicklung des DTTB: „Die Rechtsverordnung der Stadt, noch während der Schulzeit alle Hallen zu öffnen, hat den Grundstein gelegt. Im Gegensatz zu anderen Bundesländern wurde auf bürokratische Hürden weitgehend verzichtet. Vereine müssen – wie in fast allen anderen Branchen - zwar ein Schutz- und Hygienekonzept auf Nachfrage vorweisen können. Sie mussten es aber nicht bei einer Behörde einreichen und im Vorwege genehmigen lassen, sondern durften ihre Halle automatisch und unverzüglich nutzen – natürlich unter Beachtung der Regelungen der Rechtsverordnung und ihres Schutzkonzeptes. In fast allen anderen Bundesländern geht man hingegen den umgekehrten, viel zeitintensiveren Weg: Erst Konzept und Antrag, dann Prüfung, irgendwann folgt dann die Genehmigung.“
Unterstützung durch die Politik
Verwaltungstechnische Entbürokratisierung, die im hohen Norden Hand in Hand geht mit der Unterstützung durch die Politik, wie der Hamburger Klindt berichtet: „Es gibt den klaren politischen Willen der Hamburgischen Bürgerschaft, dass in diesen Sommerferien so viele Ferienaktivitäten vor Ort wie nur irgend möglich angeboten werden – ob es nun Ferienangebote an Schulen, von Jugendeinrichtungen, von Jugendverbänden und damit auch von Sportvereinen sind. Damit möchte man Kindern und Jugendlichen nicht nur einen Ausgleich für viele ausgefallene Sommerfreizeiten und Sommerreisen bieten, sondern auch wieder ihre Persönlichkeit stärken und soziales Lernen ermöglichen. Dafür werden zusätzliche Mittel in Höhe von 2 Millionen Euro genehmigt, damit beispielsweise Sportvereine zusätzliche Aktivitäten anbieten können. Jeder Verein darf auf Basis seines Dauernutzungsvertrags in die Halle rein, Anträge müssen nur für Extrazeiten gestellt werden.“
Kostenlos Schläger schwingen beim ETV Hamburg
Vom beispielhaften Automatismus der hanseatischen Hallenöffnungen profitieren sämtliche Vereine, wie das Beispiel des ETV Hamburg zeigt. Die Tischtennisabteilung des Eimsbütteler Turnverbandes ist rund 200 Mitglieder stark, der Gesamtverein bringt es auf insgesamt mehr als 15.000 Mitglieder und zählt damit zu den 50 größten in Deutschland. Wer innerhalb des Ferienpasses Ferienspaß mit Tischtennis erleben möchte, der kann jeweils am Freitag von 17 Uhr bis 18.30 Uhr beim ETV den Schläger schwingen – kostenlos selbstverständlich und unter Anleitung eines Trainers.
Die Dreifeldhalle in Eimsbüttel liegt im Herzen Hamburgs, leistungsmäßig reicht die Tischtennis-Palette des ETV von der Bezirksklasse bis hin zur Hobbygruppe für Neu- und Wiedereinsteiger in den Freizeitsport. Während der Sommerferien tummeln sich seit Ende Juni täglich zehn Kinder an fünf Tischen, wie ETV-Tischtennis-Abteilungsleiter Jochen Lüder verrät: „Wir machen nun seit mehr als eineinhalb Jahrzehnten beim Hamburger Ferienpass mit. In diesem Jahr ist durch Corona alles etwas anders, denn durch die Sicherheitsvorgaben ist der Ablauf natürlich ein komplett anderer. Wo sich sonst sorglos viele Kinder tummelten, sind wir nun Einschränkungen unterworfen, außerdem müssen die Eltern ihre Kinder anmelden. Aber wir hatten direkt am ersten Freitag eine volle Halle! Es ist ein tolles Angebot für die daheimgebliebenen Kinder – und dazu auch noch kostenlos. Verwaltungstechnische Hürden gab es überhaupt keine.“
Ferienangebote als Chance zur Mitgliedergewinnung
Der ETV Hamburg profitiert von seinem Angebot, aber auch für alle anderen Vereine in Deutschland mit geöffneten Hallen hofft DTTB-Vizepräsident Arne Klindt auf eine über die Sommerferien hinausreichenden Effekt: „Die Bedeutung dieser Maßnahmen ist weitreichend. Die Kinder und Jugendlichen, aber natürlich auch deren Eltern, freuen sich über jede Form der möglichen Aktivität. Und Ferienzeit mit offenen Hallen kommt natürlich auch den Vereinen zugute. Diese können nach den Einschränkungen durch die Pandemie ihren Mitgliedern nun im Sommer regelmäßiges Training anbieten. Außerdem erhalten sie die Möglichkeit, über das Ferienangebot auch nicht organisierte Freizeitspieler zu erreichen und somit neue Mitglieder zu gewinnen.“
Zum Tischtennis-Angebot des Hamburger Ferienpasses
Wir möchten Ihnen auf tischtennis.de ab in loser Folge einige jener Vereine vorstellen, die bereits wieder den Trainingsbetrieb aufgenommen haben.
Unser Beispiel
In Schwarza: Freitags Konzept eingereicht, montags wieder trainiert
Falls auch bei Ihnen schon wieder die Bälle über die Netze fliegen, dann würden wir gerne die ganz persönliche Geschichte Ihres Vereines erfahren. Welchen organisatorischen und bürokratischen Hürden standen Sie auf dem Weg zur Wiedereröffnung gegenüber? Welches Tischbuchungssystem setzen Sie im Training ein? Wie haben Ihre Mitglieder die Öffnung nach monatelanger Schließung angenommen? Welche neuen Strukturen hat Ihr Verein für den Umgang mit der Pandemie geschaffen? Wir freuen uns auf Ihre Geschichte und einige Informationen zu Ihrem Verein! Und gerne auch auf Ihre Fotos aus dem Corona-Training und/oder auf Ihr Video. Unsere Kontaktadresse ist: schillings.dttb@tischtennis.de.
Chronologie der Meldungen zu COVID-19 auf der DTTB-Website
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