Frankfurt am Main. Es war der perfekte Rahmen für den Auftakt zu einem der internationalen Tischtennis-Highlights des Jahres. Im Melia City Frankfurt, dem exklusiven Eventhotel an der Senckenberganlage, ging am Freitagnachmittag unter eloquenter Moderation von WTT-Europamanager und Conférencier Jonny Cowan die Auslosung für das mit 500.000 US-Dollar dotierte WTT Champions Frankfurt über die Bühne, in der vom 3. bis 10. November in der Süwag Energie ARENA die 32 besten Spielerinnen und Spieler der Welt um die Titel kämpfen. Die internationale Elite war für die Ziehung durch Japans Star Tomokazu Harimoto und Puerto Ricos Aushängeschild Adriana Diaz vertreten, für Deutschland betraten der Weltranglisten-Zehnte Patrick Franziska und Olympia-Entdeckung Annett Kaufmann das Podium.
Gemeinsam mit Harimoto und Diaz zogen Franziska und Kaufmann, unlängst gemeinsam bei den Europameisterschaften in Linz Bronzemedaillengewinner im Mixed, die Zahlenchips für die Auslosung. Die Herren zeichneten unter Anleitung von WTT-Oberschiedsrichterin Tina Crotta für die Entstehung des Turnierbaums der Damen verantwortlich, umgekehrt führten die Damen den Herren ihre Kontrahenten zu.
Annett Kaufmann: „Ich spiele trotzdem weiter mit Patrick Mixed“
„Ich spiele trotzdem weiterhin mit ‚Franz‘ Mixed“, sagte Annett Kaufmann, nachdem ihr Mixedpartner ihr Chinas Weltranglisten-14. Qian Tianyi für die erste Runde beschert hatte. „Es hätte schlimmer kommen können“, relativierte die Olympia-Team-Vierte von Paris. „Ein einfaches Los gibt es hier nicht. Hier sind die besten 30 der Welt am Start“, sagt Kaufmann, und ergänzt lachend: „Und ich bin die mit der Wildcard.“ Die zweite Wildcard-Inhaberin ist Chinas Weltranglisten-41. He Zhuojia. Die 18-jährige Kaufmann ist aktuell die Nummer 106 der Welt.
Zweimal kreuzten Kaufmann und Qian bislang die Klingen, zweimal siegte die Favoritin - 2022 beim Feeder in Olomouc (2:4), 2023 beim WTT Contender Doha (1:3). In der vergangenen Woche hat Kaufmann am Deutschen Tischtennis-Zentrum in Düsseldorf viel mit der Thailänderin Orawan Paranang trainiert, ebenfalls eine Linkshänderin wie Kaufmann selbst und Qian Tianyi. „Ohne es da schon zu wissen, war es die ideale Vorbereitung. Ich spiele sonst nicht so oft gegen Linkshänderinnen. Ich mag es eigentlich nicht so, gegen mich selbst zu spielen. Aber Qian Tianyi spielt ja auch ein bisschen anders. Ich werde jedenfalls mit einer guten Taktik gegen sie ins Spiel gehen. Und ich weiß, dass ich gut spielen kann.“
Saarbrücker Vereinsmeisterschafts-Duell zwischen Franziska und Jorgic
Kaufmann "revanchierte" sich wenig später beim gebürtigen Hessen Patrick Franziska. Das Erstrundenmatch des Lokalmatadors ist wie das Finale der Vereinsmeisterschaft des 1. FC Saarbrücken-TT. Die Nummer zwei der ersten Mannschaft, Patrick Franziska, gegen die Nummer eins, Darko Jorgic. „Darko und ich haben schon so viele offizielle Spiele gegeneinander gemacht und noch mehr im Training. Wir sind sehr gut befreundet. Zuletzt in Lima hat er mit 4:0 gewonnen“, erzählte Patrick Franziska und bezog sich auf die Finalniederlage beim WTT-Contender-Turnier im August. Beim Star Contender Goa zu Jahresbeginn hatte er das bessere Ende für sich. Und in Saarbrücken sowieso: „Bei den Trainingsmatches gewinne meist ich, aber da ist er nicht so konzentriert. Ich hoffe, das Heimpublikum trägt mich zum Sieg.“
Hohe Hürde für Nina Mittelham / EM-Revanche für Dang Qiu?
Die Erstrunden-Auslosung für die insgesamt acht deutschen Stars darf als anspruchsvoll, aber nicht als unlösbar eingeordnet werden. Allerdings: Neben Kaufmann erwischte vor allem die EM-Dritte Nina Mittelham eine besonders hohe Hürde. Die erst seit wenigen Wochen von ihren Bandscheibenproblemen genesene Europe-Top-16-Gewinnerin von 2021 trifft sofort auf die Weltranglisten-Sechste Miwa Harimoto, die vergangene Woche beim WTT Champions Montpellier erst im Finale ihrer Teamkollegin Satsuki Odo unterlag. Xiaona Shan, Mittelhams Vereinskollegin beim ttc berlin eastside, bekommt es mit Elizabeta Samara (Rumänien) zu tun, die bisher zumeist den Kürzeren gegen die Deutsche zog.
Der Düsseldorfer Dang Qiu muss im ersten Einzel die Hürde Marcos Freitas nehmen, damit es im Achtelfinale unter Umständen zur EM-Viertelfinal-Revanche gegen seinen Nachfolger als Europameister, den Franzosen Alexis Lebrun, kommen kann. Der allerdings muss sich zum Auftakt gegen keinen Geringeren als Vorjahressieger Lin Yun-Ju (Taiwan) behaupten.
Benedikt Duda (Bergneustadt), der durch Platz zwei bei der EM in Linz und seinen Halbfinaleinzug beim Champions Montpellier kometenhaft in die Top 20 aufstieg, trifft bei seinem ersten Turnierauftritt als Weltranglisten-17. zunächst auf den Kanadier Edward Ly, bevor im Achtelfinale möglicherweise ein Duell mit dem Weltranglisten-Zweiten Lin Shidong (China) warten könnte. Auf Dimitrij Ovtcharov, aktuell auf Platz 18 notiert, wartet ein Auftaktvergleich mit Englands Nummer eins Liam Pitchford. Wahrscheinlicher Gegner im Achtelfinale wäre Schwedens Olympia-Silbermedaillengewinner Truls Möregardh. Ricardo Walther (Grünwettersbach), der sich über eine nationalmannschaftsinterne DTTB-Ausscheidung die DTTB-Wildcard gesichert hatte, trifft zunächst auf Spaniens Mixed-Europameister Alvaro Robles.
Chinas Damen sind auch diesmal die Favoritinnen
Bei den Damen ist die Vorjahresfinalistin und 2021-Weltmeisterin Wang Manyu vor Titelverteidigerin Wang Yidi an Position eins gesetzt. Die beiden Chinesinnen sind die Nummern zwei und drei der Welt. Sie müssen sich in der Süwag Energie ARENA mit hochkarätigen Kontrahentinnen messen, darunter ihren Nationalmannschaftskolleginnen Chen Xingtong, Kaufmann-Gegnerin Qian Tianyi und WTT-Wildcard-Inhaberin He Zhuojia. Nachdem Japan an diesem Wochenende bereits einen chinesischen Sieg beim WTT Champions Montpellier verhinderte, wollen die gefährlichsten Herausforderinnen der Stars aus dem Reich der Mitte auch in Frankfurt auf das Siegerpodest. Die besten Chancen hierzu dürfen sich die Finalistinnen von Montpellier, Gewinnerin Satsuki Odo und die Zweitplatzierte Miwa Harimoto sowie 2020-Mixed-Olympiasiegerin Mima Ito ausrechnen. Aus Taiwan und Südkorea zählen Cheng I-Ching und Shin Yubin zum Kreis der Medaillenanwärterinnen. Die europäischen Hoffnungen bei den Damen ruhen außer auf den deutschen Schultern vor allem auf Rumäniens European-Games-Champion Bernadette Szöcs.
Chinas Asse jagen Montpellier-Sieger Felix Lebrun
Im Feld der Herren möchte China die kleine Schmach der Vorwoche wiedergutmachen, als trotz des Starts der Nummern zwei, vier und neun der Welt der Titel in Montpellier an Frankreichs Überflieger und Olympiadritten Felix Lebrun ging. Der Publikumsliebling wird sein Erstrundenspiel gegen seinen Landsmann Simon Gauzy am Sonntag austragen.
Die Duelle von Europas Assen mit dem Rest der Welt versprechen in Frankfurt Spannung und Weltklasse-Tischtennis. China hat mit dem zuletzt unerwartet anfälligen Weltranglisten-Ersten Wang Chuqin und Lin Shidong nur zwei Eisen ins Feuer. Lin Gaoyuan fiel am Freitag kurzfristig aus. Japan kommt unter anderem mit dem Montpellier-Finalisten Tomokazu Harimoto. Brasilien hofft auf ein starkes Turnier des Olympiavierten Hugo Calderano, während Taiwans Star Lin Yun-Ju in Frankfurt seinen Vorjahrestriumph wiederholen möchte. Die gefährlichen Südkoreaner An Jaehyun, Lim Jonghoon und Oh Jungsun sind ohnehin stets für jede Überraschung gut.
Herren-Einzel, 1. Runde (32)
Patrick Franziska – Darko Jorgic SLO, Sonntag (3.11.), 20.50 Uhr
Dang Qiu – Marcos Freitas POR, Montag (4.11.), 20.15 Uhr
Benedikt Duda – Edward Ly CAN, Montag (4.11.), 21.25
Dimitrij Ovtcharov – Liam Pitchford ENG, Dienstag (5.11.), 19.40 Uhr
Ricardo Walther – Alvaro Robles ESP, Dienstag (5.11.), 15.45 Uhr
Damen-Einzel, 1. Runde (32)
Nina Mittelham – Miwa Harimoto JPN, Montag (4.11.), 18.30 Uhr
Annett Kaufmann – Qian Tianyi CHN, Dienstag (5.11.), 19.05 Uhr
Xiaona Shan – Elizabeta Samara ROU, Dienstag (5.11.), 16.20 Uhr