Budapest. Die Hoffnungen auf den Finaleinzug endeten für Deutschlands Asse bei den mit 170.000 Dollar dotierten Hungarian Open in Budapest in der Vorschlussrunde gegen die beiden Titelfavoriten aus Japan: Dimitrij Ovtcharov unterlag dem Weltranglistenfünften Tomokazu Harimoto, Han Ying der Weltranglistendritten Mima Ito - beide gewannen später auch den Titel vor Yukaya Uda und der Taiwanesin Cheng I-Ching. Zwei Medaillen hatte es gestern bereits für den DTTB gegeben: Gold im Doppel für Benedikt Duda/Patrick Franziska sowie Silber für das Mixed Franziska/Petrissa Solja.
Dimitrij Ovtcharov: "Das Maximum herausgeholt"
Das Duell der Nummern zehn und fünf der Welt war diesmal ein ungleiches. Zwar ging Ovtcharov mit dem Selbstvertrauen seines Sieges vom letzten Vergleich im November bei den Austrian Open in das Match, jedoch fehlten dem gesundheitlich angeschlagenen World-Cup-Gewinner von 2017 heute einfach die notwendige Kraft und Spritzigkeit, um dem 16 Jahre alten Wunderkind über die gesamte Matchdauer Paroli bieten zu können. Ovtcharov probierte alles, erarbeite sich im ersten Durchgang mit 9:8 und im zweiten mit 8:2 Führungen, die der German-Open-Halbfinalist jedoch nicht zu einem Satzgewinn nutzen konnte. Der Olympiadritte von London war in Anbetracht der Umstände jedoch mit seinem Match und dem Halbfinaleinzug in Ungarn zufrieden: "Heute habe ich gar nicht so schlecht gespielt, konnte aber einfach die Spannung nicht halten und habe deshalb alle offenen Ballwechsel verloren, die normalerweise meine Stärke sind. Das Ergebnis ist klarer, als es das Spiel war, aber heute hat er verdient gewonnen. Mit dem Halbfinaleinzug habe ich in Ungarn das Maximum herausgeholt. "
Arzttermin statt Training am Montag
Ein starker Virusinfekt zwang Ovtcharov vor zwei Wochen in Montreux beim Europe Top 16 über Nacht zur Absage. In der Woche danach musste er für seinen russischen Arbeitgeber in Orenburg mangels ausgedünnter Personaldecke jedoch bereits wieder seinen sportlichen Verpflichtungen nachgehen, Zeit zur Genesung blieb nicht. Diese will sich der Europameister von 2013 und 2015 nach seiner Rückkehr nach Deutschland nun nehmen: "Der Infekt ist einfach noch nicht nicht auskuriert - Hals, Nase, Ohren und der Kopf schmerzen. Wohl selten habe ich ein Turnier in solch einer schlechten körperlichen Verfassung gespielt wie diesmal, nachdem ich Dienstag einen Rückschlag mit Fieber hatte. Morgen geht es zum Arzt und dann wird die Krankheit auskuriert, bis ich wieder vollständig fit bin."
Jörg Roßkopf: "Es ist gut für uns gelaufen"
Herren-Bundestrainer Jörg Roßkopf war mit der Leistung seiner Spieler bei den Hungarian Open zufrieden: "Das Turnier ist gut für uns gelaufen: Dass Dima soweit gekommen ist, ist in Anbetracht seiner körperlichen Verfassung sehr bemerkenswert. Es ist nun aber extrem wichtig für ihn, auch die Pause einzulegen, die ich ihm verordnet habe, damit er seine Krankheit komplett auskuriert." Roßkopf sah viel Positives in Budapest: "Benedikt Duda hat top gespielt, unter anderem bei seinem Sieg über Koki Niwa. Dang Qiu hat Simon Gauzy geschlagen und direkt nach dem Titelgewinn bei den Portugal Open ein gutes Folgeturnier gespielt. Und Patrick Franziska, der im Einzel gegen einen unangenehmen Gegner verlor, hat mit Gold im Doppel und Silber im Mixed seine überragenden Qualitäten als Doppelspieler unter Beweis gestellt."
Ito auch von starker Han Ying nicht zu schlagen
Bei den Damen erreichte erstmals seit 2017 Han Ying wieder das Halbfinale eines World-Tour-Turniers. Wie damals in Tschechien erwies sich aber auch diesmal die Japanerin Mima Ito als zu stark für die Düsseldorferin, die bei Polens Champions-League-Sieger Tarnobrzeg unter Vertrag steht. Die beste Nichtchinesin der Welt bezwang die European-Games-Finalistin in fünf Sätzen und stellte ihre herausragenden Qualitäten auch gegen Defensivspielerinnen unter Beweis. Nach dem 7:11, 9:11, 12:10, 7:11 und 4:11 gegen die Japanerin sagte die an Position 27 in der Welt notierte Deutsche Meisterin von 2018: "Ich hatte mir vorgenommen, heute etwas mehr zu riskieren. Aber Ito spielt saustark gegen Abwehr, sie hat mich erst gar nicht so zu meinen Schnittwechseln und damit zu guten Chancen kommen lassen. Ich bin insgesamt sehr zufrieden mit meinen Leistungen in Ungarn und freue mich, nach langer Zeit wieder ein Halbfinale erreicht zu haben."
Jie Schöpp: "Die Mädels haben ein gutes Turnier gespielt"
Damen-Bundestrainerin Jie Schöpp war mit den Leistungen Han Yings, aber auch der übrigen Nationalspielerinnen zufrieden: "Han Ying hat toll gekämpft und es erstmals nach langer Zeit wieder mit guten Leistungen und knappen Siegen gegen starke Spielerinnen in ein Halbfinale geschafft, das ist sehr erfreulich. Nina Mittelham hat nach der schwächeren Leistung in Spanien nun in Budapest wieder gut gespielt und das Viertelfinale erreicht, was ihr in der World Tour auch noch nicht so oft gelungen ist. Shan Xiaona hat eine solide Leistung gezeigt, war aber etwas müde von den vielen Turnieren in den letzten Wochen. Petrissa Solja hatte das Pech, die Leidtragende in dem nicht wünschenswerten deutschen Duell der ersten Runde mit Nina zu sein. Dafür aber hat sie ja im Mixed das Finale erreicht. Wir sind mit den Hungarian Open zufrieden - die Mädels haben ein gutes Turnier gespielt."
Duda und Mittelham erreichten Viertelfinale
Im Viertelfinale ausgeschieden waren gestern Benedikt Duda und Nina Mittelham. Der Bergneustädter, der zuvor mit einem Erfolg über den Weltranglisten-15. Koki Niwa (Japan) für einen Favoritensturz gesorgt hatte, unterlag Harimoto in sechs Sätzen. Die Berlinerin musste nach Erfolgen über Europe-Top-16-Siegerin Petrissa Solja und Top-16-Finalistin Britt Eerland (Niederlande) im ersten Aufeinandertreffen mit der routinierten Weltranglistenneunten Kasumi Ishikawa die Überlegenheit der Japanerin anerkennen.
Gold im Doppel, Silber im Mixed
Am Samstag hatten im Herren-Doppel Benedikt Duda und Patrick Franziska bei ihrer Doppel-Premiere auf Anhieb den Titel durch einen Finalsieg über die Inder Sharat Kamal Achanta/Sathiyan Gnanasekaran gewonnen. Im Mixed sicherte sich Patrick Franziska außerdem an der Seite von Europe-Tope-16-Siegerin Petrissa Solja die Silbermedaille. Das Duo verpasste den Titelgewinn nur um Haaresbreite: Gegen die Hongkong-Chinesen Wong Chun Ting/Doo Hoi Kem ließen die WM-Dritten und European-Games-Gewinner eine 8:5-Führung im Entscheidungssatz ungenutzt.
DIE SPIELE AM SONNTAG
Herren-Einzel
Finale
Tomokazu Harimoto JPN - Yukiya Uda JPN 4:1 (-7,8,2,6,9)
Halbfinale
Dimitrij Ovtcharov - Tomokazu Harimoto JPN 0:4 (-9,-8,-4,-8)
Liam Pitchford ENG - Yukiya Uda JPN 2:4 (11,-8,-8,5,-6,-7)
Damen-Einzel
Finale
Mima Ito JPN - Cheng I-Ching TPE 4:3 (7,-1,6,-7,-2,9,7)
Halbfinale
Han Ying - Mima Ito JPN 1:4 (-7,-9,10,-7,-4)
Kasumi Ishikawa JPN - Cheng I-Ching TPE 3:4 (9,-4,-9,10,-7,10,-7)
Ergebnisse auf der Turnierseite der ITTF
Das DTTB-Aufgebot bei den Hungarian Open (18.-23.2.)
Damen
Nina Mittelham (ttc berlin eastside), Han Ying (KTS Tarnobrzeg, Polen), Chantal Mantz (TTG Bingen/Münster-Sarmsheim), Shan Xiaona (ttc berlin eastside), Petrissa Solja (TSV Langstadt), Wan Yuan (TTG Bingen/Münster-Sarmsheim)
Herren
Benedikt Duda (TTC Schwalbe Bergneustadt), Patrick Franziska (1. FC Saarbrücken TT), Nils Hohmeier (TTC OE Bad Homburg), Steffen Mengel (Post SV Mühlhausen), Qiu Dang (AS Grünwettersbach), Kilian Ort (TSV Bad Königshofen), Dimitrij Ovtcharov (Fakel Gazprom Orenburg, Russland), Bastian Steger (TSV Bad Königshofen), Ricardo Walther (Borussia Düsseldorf)