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Hugo Calderano und die Fans (Foto: privat)

Huuugo! Huuugo!

FL 08.08.2016

Rio de Janeiro. Wenn viele brasilianische Zuschauer in der Halle sind, kocht das Riocentro 3 meist über. Oft gilt die Anfeuerung nicht nur den Landsleuten. Bei ihren Lokalhelden sind die Fans aber besonders laut. Hugo Calderano wurde so zum Sieg über Tang Peng getragen. Selbst für erfahrene Journalisten und langjährige Tischtennis-Begleiter ist diese Atmosphäre eine nicht alltägliche Erfahrung.

Sie waren mal wieder aus dem Häusschen. Selten haben Tischtennis-Zuschauer bei einem Tischtennis-Live-Event für eine solch euphorisierte Stimmung gesorgt wie in Rio. Feiern und ihren Lieblingen zujubeln – das können die Brasilianer. Und wenn dann noch einer ihrer Landsmänner zum großen Wurf ausholt, dann ist es noch eine Spur lauter, elektrisierender, euphorischer. So geschehen im Drittrundenmatch zwischen Hugo Calderano und dem Weltranglisten-15. Tang Peng (Hongkong). Getragen von der Menge und ca. 5000 Fans im Riocentro 3 wuchs der vermeintliche brasilianische Underdog, der in der TTBL für Ochsenhausen aufschlägt, über sich hinaus und besiegte den weit vor ihm in der Weltrangliste stehenden Tang Peng. Auch ausländische Athleten feiern die Brasilianer ab, meist sind das die Außenseiter, emotional agierende Athleten (zum Beispiel Quadri Aruna) oder auch Abwehrspieler, die rennen, kämpfen und für sehenswerte Ballwechsel stehen.

Pro und Contra

Den Lärm, den die Zuschauer zeitweise produzierten, war ohrenbetäubend. Den Ballaufsprung hören sicher nicht immer alle Akteure auf dem Feld. Für die tolle Stimmung der Brasilianer gibt es von vielen Seiten Lob. "Die brasilianischen Zuschauer sind fantastisch", sagt ITTF-Präsident Thomas Weikert auf der Weltverbands-Webseite. "Großartige Fans, großartige Atmosphäre", meint Englands Liam Pitchford. Und Bojan Tokic (Slowenien) überlegt sogar, angesichts dieser Stimmung, noch in Tokio 2020 zu starten. "Die Zuschauer hier sind unglaublich. Ich frage mich, was in vier Jahren in Tokio los ist, wo Tischtennis noch einen höheren Stellenwert hat."

Wie auf der ITTF-Webseite dargelegt, gibt es allerdings auch Kritiker der ausgelassenen und nicht selten sehr lauten Atmosphäre. Für seinen Schützling Jian Fang Lay sei es im Spiel gegen Maria Dolgikh (RUS) nicht einfach gewesen, die Konzentration aufrechtzuerhalten. "Die brasilianischen Fans waren so laut, weil Gui Lin am Nebentisch spielte", berichtet Jens Lang, Australiens Chefcoach, der ITTF. Sogar Gui Lin selbst forderte die eigenen Fans zu Ruhe und Zurückhaltung auf, als sie beim Aufschlag von Gegnerin Galia Dvorak (Spanien) dazwischenriefen. Wang Jianan (Kongo), der überraschend klar gegen Brasiliens Gustavo Tsuboi gewann, sagte, dass die Atmosphäre für seinen Kontrahenten einen gegenteiligen Effekt hatte. "Die Atmoshäre ist großartig. Aber es hat ihm so viel Druck mehr gegeben. Es war einfach zu viel, sodass er nicht gut spielen konnte."


Verlierer werden mit Applaus verabschiedet


Ob eine positive oder negative Einstellung zu dem Thema - was das brasilianische Publikum in jedem Fall sehr sympathisch macht neben der Gabe, sich wahrhaftig und authentisch zu freuen: Die Verlierer werden nie außer Acht gelasen. Und so wurde auch Tang Peng mit einem langen Applaus auf seinem Gang aus der Halle verabschiedet, seine erbrachte Leistung fair gewürdigt. Im Achtelfinale trifft der Sieger Hugo Calderano nun auf Japans Medaillenhoffnung Jun Mizutani. Damit Youngster Calderano die nächste Sensation schafft, muss die Tanz- und Samba-Fraktion im Riocentro 3 jetzt noch ein paar Dezibel drauflegen.

 

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