Tokio. Neun Monate vor den Olympischen Spielen in Tokio testet Japan mit dem Team World Cup der Damen und Herren (6. bis 10. November) die Austragungsstätte, in der die Gastgeber in einer ihrer prominentesten Sportarten den Angriff auf den Favoriten China starten wollen. Zum engsten Favoritenkreis im Tokyo Metropolitan Gymnasium gehört auch die Mannschaft von Herren-Bundestrainer Jörg Roßkopf.
Deutschland wird als aktuelle Nummer drei der Weltrangliste hinter Titelverteidiger China und dem Vorjahreszweiten Japan in Bestbesetzung mit Timo Boll, Dimitrij Ovtcharov und Patrick Franziska an den Start gehen. Insgesamt spielen bei Damen und Herren je zwölf Mannschaften im olympischen Spielsystem mit einem Doppel vornweg und maximal vier folgenden Einzeln um die Medaillen.
Auf wen Deutschland in seinen beiden Vorrundenspielen am Mittwoch trifft, wird erst bei der Auslosung von Stufe 1 am Dienstag um 6 Uhr deutscher Zeit (14 Uhr Ortszeit Tokio) entschieden. Die Erst- und Zweitplatzierten der vier Dreiergruppen spielen um Donnerstag beziehungsweise Freitag um den Einzug in das Halbfinale.
Vor der Abreise der DTTB-Auswahl nach Tokio am Montagabend sprachen wir mit Jörg Roßkopf:
Herr Roßkopf, gestern war noch Bundesliga. Sind alle Ihre Spieler fit?
Roßkopf: "Alle drei sind gesund und munter. Wir reisen fit und optimistisch nach Tokio."
Sie reisen ohne vierten Mann, also ohne Ersatzspieler an. Wie kommt das?
Roßkopf: "Leider ist die Terminplanung für dieses wertvolle Turnier eine Katastrophe. Dass gestern noch Bundesliga war, ist eine Sache. Aber dass unmittelbar nach dem Team World Cup ab Dienstag schon mit den Austrian Open das letzte World-Tour-Turnier der Platinum-Serie ausgetragen wird, bei dem es noch einmal um viele wichtige Punkte geht, das darf einfach nicht sein. Das ist unfair gegenüber den Spielern. Wer beim Team World Cup startet, in Österreich aber nicht zu den Top-16-Gesetzten gehört, für den ist die Teilnahme unmöglich oder nur unter unzumutbaren Anreisebedingungen. Wir beispielsweise landen am Montagabend um 19.10 Uhr in Frankfurt, das war der einzig mögliche Rückreisetermin. Um Dienstagmorgen beginnt aber schon die Einzel-Quali der Austria Open. Das konnte und wollte ich keinem vierten Spieler zumuten, der in Tokio ohnehin nur auf der Bank gesessen hätte. Team World Cup und Austria Open als Platinum Event sind zwei der Top-Turniere in der Welt. Hier hätten einige Tage dazwischen liegen müssen."
Timo Boll und Dima Ovtcharov galten in der Vergangenheit als gefährlichste Gegner der Chinesen, seit einiger Zeit tut es den beiden Patrick Franziska als dritter Deutscher gleich, zudem hat der DTTB in Boll/Franziska eines der besten Doppel der Welt. Sind beim Team World Cup, aber auch bei Olympia und der WM, die kleinen Chancen gegen China vielleicht so groß wie nie zuvor?
Roßkopf: "Wir haben jedenfalls sehr viel Selbstvertrauen und drei Spieler, die zuletzt über einen langen Zeitraum gut gespielt haben: Und natürlich wollen wir Tokio um den Titel spielen, wollen den World Cup gewinnen. Deutschland tritt nicht bei TWC, WM oder Olympia an, um das Finale oder Halbfinale zu erreichen. Unser Anspruch ist es, um den Titel zu spielen und diesen zu holen. Dass das angesichts der Stärke von China, aber auch von Japan, Südkorea und Taiwan, die alle ihre besten Mannschaften schicken, unglaublich schwer ist, steht jedoch außer Frage. Und eines ist klar, auch wenn wir besser geworden sind: China ist und bleibt natürlich der große Favorit."
Wir attackieren China - und welche Konkurrenten können Deutschland in der Olympia-Saison besonders gefährlich werden?
Roßkopf: "Japan als Nummer zwei der Welt, Südkorea als vier und mit Lin Yun-Ju stark verbesserte Taiwan sind schwierige Gegner aus Asien, aus Europa sind es vor allem die Schweden. All diese Mannschaften können und wollen uns angreifen. Nicht unwichtig wird die Setzung sein: Wir müssen sehen, dass es uns auch im Hinblick auf die Olympischen Spiele gelingt, die Weltranglistenplätze unserer besten Spieler zu halten oder sogar noch zu verbessern. Bis dahin laufen noch sehr viele Turniere, mal schauen wie sich unsere Spieler und die der Konkurrenz dabei positionieren. Das alles hat am Ende Einfluss auf die Setzungsliste für das Team."
Der TWC ist das offizielle Testevent für Olympia - gleiche Halle, gleiches Spielsystem. Hat es Bedeutung in Bezug auf Tokio 2020, das ja noch 9 Monate entfernt ist?
Roßkopf: "Wir fahren genau deshalb mit den drei Besten nach Tokio, eben genau mit der Mannschaft, die auch 2020 bei den Sommerspielen dort antreten soll. In der Olympiahalle wollen wir noch einmal testen und sehen, wie genau die Verhältnisse sind. 2014 waren wir zwar schon einmal hier und standen bei der WM auch im Finale, aber die Eindrücke sind schon ein paar Jahre her. Wie verhält sich der Schläger in der Halle, wie der Belag, ist es eine langsame oder eher eine schnelle Halle - das sind alles wichtige Dinge, die wir bei der Gelegenheit Team World Cup noch einmal unter die Lupe nehmen wollen. Auch werden wir schauen, wie weit ist das olympische Dorf von der Halle entfernt. Diese Details, diese Abläufe zu kennen, ermöglicht uns, bis und bei Olympia darauf zu reagieren."
Infos/Auslosung/Ergebnisse auf der Veranstaltungsseite des Weltverbands ITTF
Herren, Gruppe C oder D
03 Uhr: Deutschland – N.N.
09 Uhr: Deutschland - N.N.
Herren, Gruppe A
03 Uhr: China – N.N.
09 Uhr: China - N.N.
Herren, Gruppe B
03 Uhr: Japan – N.N.
09 Uhr: Japan – N.N.
Herren, Gruppe D oder C
03 Uhr: Südkorea – N.N.
09 Uhr: Südkorea - N.N.
Herren, Gruppe A
02 Uhr:
Herren, Gruppe B
02 Uhr:
Herren, Gruppe C
02 Uhr:
Herren, Gruppe D
02 Uhr:
Viertelfinale Herren (2 Spiele)
11.30 Uhr
Viertelfinale Herren (2 Spiele)
5 Uhr
Viertelfinale Damen (2 Spiele)
8 Uhr
Viertelfinale Damen (2 Spiele)
11.30 Uhr
Halbfinale Herren (1. Spiel)
3 Uhr
Halbfinale Damen (1. Spiel)
ab 5 Uhr
Halbfinale Herren (2. Spiel)
9.15 Uhr
Halbfinale Damen (2. Spiel)
ab 11.15 Uhr
Finale Herren
5 Uhr
Finale Damen
11 Uhr
Gruppe A: China, N.N., N.N.
Gruppe B: Japan, N.N., N.N.
Gruppe C: Deutschland oder Südkorea, N.N., N.N.
Gruppe D: Südkorea oder Deutschland, N.N., N.N.
1. (WR 1) China (Fan Zhendong, Xu Xin, Lin Gaoyuan, Ma Long, Liang Jingkun)
2. (WR 2) Japan (Tomokazu Harimoto, Koki Niwa, Jun Mizutani, Maharu Yoshimura, Jin Takuya)
3. (WR 3) Deutschland (Timo Boll, Dimitrij Ovtcharov, Patrick Franziska)
4. (WR 4) Südkorea (Jang Woojin, Lee Sangsu, Jeoung Youngsik, Lim Jonghoon, Cho Daesong)
5. (WR 5) Schweden (Kristian Karlsson, Jon Persson, Anton Kallberg, Elias Ranefur)
6. (WR 6) Brasilien (Gustavo Tsuboi, Vitor Ishiy, Eric Jouti)
7. (WR 7) Taiwan (Lin yun-Ju, Chen Chien-An, Liao Cheng-Ting, Peng Wang-Wei)
8. (WR 10) Österreich (Robert Gardos, Daniel Habesohn, Stefan Fegerl, Andreas Levenko)
9. (WR 11) England (Liam Pitchford, Paul Drinkhall, Samuel Walker, Tom Jarvis)
10. (WR 16) Nigeria (Quadri Aruna, Olajide Omotayo, Segun Toriola, Bode Abiodun, Azeez Solanke)
11. (WR 31) USA (Kanak Jha, Zhang, Feng Yijun)
12. (WR 34) Australien (Kane Townsend, Dillon Chambers, Xavier Dixon)
Herren: Timo Boll (Borussia Düsseldorf), Dimitrij Ovtcharov (Fakel Gazprom Orenburg), Patrick Franziska (1. FC Saarbrücken TT)
Trainer: Jörg Roßkopf
Sportdirektor: Richard Prause
Physiotherapeut: Peter Heckert (Olympiastützpunkt Hessen)
Schiedsrichter: Kerstin Duchatz
Es wird mit 12 Mannschaften gespielt.
In der Vorrunde wird am Donnerstag in 4 Gruppen à 3 Teams "jeder gegen jeden gespielt".
Die Gruppensieger und die Zweitplatzierten erreichen das Viertelfinale.
Ab dem Viertelfinale wird im K.-o.-System gespielt.
Der Gewinner der Gruppe A wird an 1, der Sieger der Gruppe B an 9 gesetzt, die Sieger der Gruppen C und D werden in die Position 4 und 5 gelost. Die Zweitplatzierten werden auf die übrigen Positionen verlost, allerdings in die jeweils andere Turnierhälte als die Sieger der jeweiligen Gruppe.
Alle Matches werden im "Neuen Olympischen Spielystem" ausgetragen, mit einer maximalen Anzahl von vier Einzeln und einem Doppel. Das Doppel wird unmittelbar zu Beginn eines Mannschaftsspiels ausgetragen. Die Mannschaftsaufstellung, die aus drei Spielern besteht, muss 20 Minuten vor Beginn des Matches festgelegt werden. Das Match ist mit dem dritten Punktgewinn für ein Team beendet.
Spielreihenfolge Team A - Team X
Doppel: B/C - Y/Z
Einzel: A - X
Einzel: C - Z
Einzel: A - Y
Einzel: B - X