Zhengzhou. Das Herren-Viertelfinale der mit 500.000 Dollar dotierten ITTF Finals in Zhengzhou findet ohne deutsche Beteiligung statt. Nach dem gestrigen Aus von Patrick Franziska gegen Chinas Weltmeister Ma Long erwischte es heute im Achtelfinale auch Dimitrij Ovtcharov, der dem Weltranglistensiebten Lin Yun-Ju (Taiwan) knapp mit 2:4 unterlag. Petrissa Solja kämpft heute um 7.30 Uhr noch gegen die World-Cup-Siegerin und Weltranglistenerste Chen Meng (China) um den Einzug in das Halbfinale. Alle Begegnungen sind im Livestream der ITTF zu sehen.
Ein Duell auf des Messers Schneide
Bis zum Schluss stand es auf des Messers Schneide, das Duell der Vereinskollegen des mehrfachen russischen Champions-League-Siegers Fakel Orenburg. Doch wenngleich Dimitrij Ovtcharov im sechsten Durchgang nach 1:6- und 5:9-Rückstand mit einem taktischen Aufschlagwechsel noch einmal den Rhythmus seines Gegners unterbrach und sogar bei 8:10 die beiden ersten Matchbälle von Lin Yun-Ju noch abwehrte: Vorentscheidend beim 11:8, 3:11, 11:4, 9:11, 6:11 und 10:12 war der verbissen umkämpfte vierte Satz, in dessen Endphase beide Spieler ihre Auszeiten nahmen. Im klar gewonnenen dritten Durchgang und im vierten Satz bis zur 7:5-Führung zeigte Deutschlands Weltranglistenelfter sein bestes Tischtennis und schien mit druckvollem, aggressivem Spiel seinen Satzvorsprung verdient auf 3:1 ausbauen zu können. Doch vier Punkte in Folge brachten Taiwans 19 Jahre Tischtennis-Juwel wieder in Position. Der dreizehn Jahre ältere Ovtcharov glich anschließend aus, vermochte aber seinen eigenen Aufschlag bei 9:9 nicht zum Satzgewinn zu nutzen. Für den asiatischen Linkshänder, der nun im Viertelfinale auf den Weltranglistenzweiten Xu Xin (China) trifft, war es der vierte Sieg im fünften Vergleich mit dem World-Cup-Sieger von 2017. Vor einer Woche beim World Cup hatte sich Lin mit dem gleichen Ergebnis gegen Patrick Franziska durchgesetzt.
Dimitrij Ovtcharov: "Bei einer 3:1-Führung sieht das Spiel anders aus"
Die Enttäuschung über die knappe Niederlage war Dimitrij Ovtcharov deutlich anzumerken: "Leider habe ich im vierten Satz nach Führung am Ende ein, zwei Konzentrationsfehler gehabt. Das führe ich darauf zurück, dass ich lange keine Wettkämpfe gespielt habe. Der vierte Satz war eigentlich meiner, und mit einer 3:1-Führung sieht das Spiel sicherlich ganz anders aus. Es war sehr eng heute, aber dafür kann ich mir nicht viel kaufen." Ovtcharov nimmt aber auch Positives mit aus dem Match: "Es war heute auf jeden Fall besser als letzte Woche. Ich denke, dass ich phasenweise spielerisch sehr gut und sogar besser war als er, das hat ihn auch verunsichert. Wenn ich etwas mehr Wettkämpfe habe und ein wenig besser meinen Rhythmus finde, dann ist das ein Zeichen, dass ich mit den Besten auf einem Niveau bin, und das freut mich."
Jörg Roßkopf: "Hochklassiges Match absolut auf Augenhöhe"
Bundestrainer Jörg Roßkopf haderte wie Ovtcharov zwar mit dem Ergebnis, die Leistung seines Schützlings ordnete der ehemalige Doppel-Weltmeister aber als deutliche Steigerung gegenüber der Vorwoche beim World Cup ein: "Das war ganz fraglos das beste Spiel, das Dima in diesen beiden Wochen in China gezeigt hat. Es war ein sehr hochklassiges Match, absolut auf Augenhöhe. Der Gewinn des vierten Satzes nach Führung wäre natürlich enorm wichtig gewesen. Schade, ich hätte Dima heute Abend gerne noch gegen Xu Xin gesehen. Aber um solch gefährliche Leute wie die Nummer fünf der Welt zu schlagen, brauchen wir noch mehr Fokus und damit weniger Schwankungen im Spiel."
Roßkopf ist froh, dass er Ovtcharov und den Weltranglisten-16. Patrick Franziska nach mehr als halbjähriger Pandemiepause wieder in internationalen Top-Wettkämpfen beobachten konnte: "Patrick hat gestern Lehrgeld bezahlt gegen Ma Long. Aber das hilft ihm, denn gegen den Weltmeister hat er genau gesehen, was noch fehlt, um noch weiter nach vorne in die absolute Spitze vorzudringen. Dima hat sich von Woche zu Woche gesteigert, das ist erfreulich. Ich hoffe, in der ersten Jahreshälfte gibt es das eine oder andere Turniere mehr. Es war doch deutlich bei allen zu sehen, nicht nur bei unseren Spielern, dass die Wettkampfpraxis fehlt und dadurch viele Schwankungen vorhanden sind."
Restart-Turniere sehr wichtig
Für Roßkopf war die Reise nach China überaus wertvoll: "Die Restart-Turniere der ITTF waren sehr wichtig für unseren Sport und sie waren von China und der ITTF sehr gut organisiert. Der Aufwand mit Quarantäne nach der Anreise war natürlich groß. Hier hatten die chinesischen Gastgeber, die durchtrainieren konnten, natürlich einen kleinen Vorteil. Für uns war es sehr wichtig, bei World Cup und ITTF-Finals am Start gewesen zu sein. Es gab viele Weltranglistenpunkte und wir haben damit unsere Mannschaftsposition als Nummer zwei in der Welt gefestigt."
Wann Roßkopf und Co. wieder deutschen Boden betreten, steht derzeit noch nicht fest: "Unser Flug Anfang der Woche wurde abgesagt. Wir müssen nun die Alternativen prüfen. Im Moment werden Flüge ja nur sehr reduziert angeboten."
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Sonntag, 22.11., 23.05 Uhr - 00.05: Eurosport, Zusammenfassung
ERGEBNISSE
Viertelfinale Damen (Freitag)
Petrissa Solja GER - Chen Meng CHN 7.30 Uhr
Suh Hyowon KOR - Sun Yingsha CHN 8.20 Uhr
Wang Manyu CHN JPN - Cheng I-Ching TPE 12 Uhr
Mima Ito JPN - Wang Yidi CHN 12.50 Uhr
Viertelfinale Herren (Freitag)
Fan Zhendong - Hugo Calderano BRA 9.10 Uhr
Jang Woojin KOR - Lin Gaoyuan CHN 14.30 Uhr
Ma Long CHN - Mattias Falck SWE 10 Uhr
Lin Yun-Ju TPE - Xu Xin CHN 13.40 Uhr
Achtelfinale Damen (Donnerstag und Freitag)
Chen Meng CHN - Miyu Kato JPN 4:2 (6,11,-7,6,-8,4)
Petrissa Solja GER - Feng Tianwei SGP 4:2 (8,-8,-9,5,7,9)
Kasumi Ishikawa JPN - Suh Hyowon KOR 1:4 (-8,3,-9,-5,-6)
Sun Yingsha CHN - Jeong Jihee KOR 4:0 (10,8,7,4)
Wang Manyu CHN - Hitomi Sato JPN 4:0 (6,14,5,9)
Cheng I-Ching TPE - Adriana Diaz PUR 4:1 (-9,4,10,5,11)
Wang Yidi CHN - Sofia Polcanova AUT 4:0 (3,12,7,7)
Mima Ito JPN - Doo Hoi Kem HKG 4:1 (11,-6,6,5,6)
Achtelfinale Herren (Donnerstag und Freitag)
Fan Zhendong CHN - Yeoung Youngsik KOR 4:0 (6,2,5,7)
Hugo Calderano BRA - Liam Pitchford ENG 4:0 (4,4,11,10)
Lin Gaoyuan CHN - Koki Niwa JPN 4.0 (8,3,4,9)
Tomokazu Harimoto JPN - Jang Woojin KOR 3:4 (6,2,-7,7,-10,-2,-5)
Patrick Franziska GER - Ma Long CHN 0:4 (-10,-1,-6,-4)
Matthias Falck SWE - Simon Gauzy FRA 4:3 (4,9,-5,-7,-10,6,7)
Dimitrij Ovtcharov GER - Lin Yun-Ju TPE 2:4 (8,-3,4,-9,-6,-10)
Xu Xin CHN - Quadri Aruna NIG 4:0 (10,8,6,5)
Halbfinale Damen (Samstag)
7 Uhr
8.40 Uhr
Halbfinale Herren (Samstag)
7.50 Uhr
9.30 Uhr
Finale Damen (Sonntag)
8 Uhr
Finale Herren (Sonntag)
8.50 Uhr
Die Termine und Spielorte der "China-Bubble":