Varazdin/Frankfurt. Annett Kaufmann ist Europameisterin im Schülerinnen-Einzel! Die 15 Jahre alte Böblingerin krönte mit einem 4:0-Erfolg über die Ukrainerin Veranika Matiunina ihre herausragenden Leistungen bei den 63. Jugend-Europameisterschaften der Altersklasse U15 in Varazdin. Für die Linkshänderin war es der dritte Titelgewinn in der Altersklasse U15 in vier Tagen. Zwei Stunden zuvor hatte sie bereits Gold im Doppel an der Seite der Rumänin Bianca Mei Rosu geholt und am Freitag mit der DTTB-Auswahl im Team-Wettbewerb triumphiert. Zusammen mit dem Hamburger Lleyton Ullmann, der auch Dritter im Doppel wurde, sicherte sie sich zudem mit Bronze im Mixed ihre vierte Medaille. Bei der aufgrund der Corona-Pandemie diesmal in zwei Teile gesplitteten EM hatte Deutschland vor einer Woche in der Altersklasse U19 je einmal Gold, Silber und Bronze gewonnen. Europameister im Schüler-Einzel wurde der Franzose Felix Lebrun.
Kaufmann fegt ihre Finalgegnerin vom Tisch
Eine Woche lang hatte Annett Kaufmann ihre Gegnerinnen nach Belieben beherrscht. Doch als wollte sie noch einmal ein Ausrufezeichen setzten, geriet besonders der letzte Auftritt zu einer Demonstration der Stärke. Mit 11:2, 11:1, 11:1 und 11:7 fegte die Böblinger Bundesligaspielerin ihre bedauernswerte Finalgegnerin Matiunina förmlich vom Tisch, nachdem sie vor sieben Wochen das letzte Duell mit der Ukrainerin erst im Entscheidungssatz für sich entschieden hatte. Doch genau das markierte in Varazdin den Unterschied zwischen der Linkshänderin und dem Rest der Konkurrenz. Kaufmann war auf die Sekunde topfit: 54:4 Sätze in 16 Spielen, darunter nur vier einzelne Satzverluste in jeweils ungefährdeten Begegnungen - noch Fragen offen?
Herausragende Annett Kaufmann: "Ich bin über-, über, überglücklich"
Der Titelgewinn im Schülerinnen-Einzel für Annett Kaufmann ist der insgesamt siebte für Deutschland in der Geschichte der Jugend-Europameisterschaften. Gold gewann zuletzt im Jahr 2012 Alena Lemmer. Prominenteste deutsche Siegerinnen im Schülerinnen-Einzel sind Petrissa Solja (2008, 2009) und Nina Mittelham (2012). Dicht gefolgt vom Franzosen Felix Lebrun, der sich ebenfalls mit drei Titel dekorierte, avancierte Annett Kaufmann mit dreimal Gold und einmal Bronze zur herausragenden Spielerin der kontinentalen Titelkämpfe und strahlte nach der Siegerehrung übers ganze Gesicht: "Ich bin definitiv über-, über, überglücklich mit meiner Leistung. Ich bin total stolz und hätte nie damit gerechnet, dass ich dreimal Gold und einmal Bronze hole - ich bin einfach überwältigt." Auch Bundestrainerin Lara Broich war begeistert: "Das war eine sensationelle Vorstellung im Finale. Sie hat supergenau auf den Punkt ihr allerbestes Tischtennis abgerufen und die gesamte Konkurrenz regelrecht dominiert. In allen Wettbewerben Medaillen abzuräumen und dreimal davon Gold - Chapeau!"
Erdrückende Dominanz auch im Doppel
Eine Stunde vor dem furiosen Final-Auftritt hatte Annett Kaufmann zusammen mit ihrer rumänischen Partnerin Bianca Mei Rosu den Titel im Schülerinnen-Doppel gewonnen. Das Duo besiegte die Russinnen Anastasiia Ivanova/Zlata Terekhova deutlich in drei Sätzen mit 11:8, 11:4 und 11:6. Im gesamten Turnier waren Kaufmann/Mei Rosu überhaupt nur einmal in Gefahr geraten, nämlich beim knappen 3:2 im Viertelfinale gegen die Ukrainerinnen Matuinina/Khachaturova. Bundestrainerin Lara Broich lobte nach dem Titelgewinn: "Die beiden harmonieren sehr gut und haben den Titel vollkommen verdient gewonnen." Es ist für Deutschland der sechste Titelgewinn im Doppel in der Geschichte der EM-Schülerinnen-Wettbewerbe. Zuletzt hatte Nina Mittelham 2011 zusammen mit Nicole Trosman (Israel) Gold geholt.
Bundestrainerin Lara Broich: „Viel besser geht es nicht“
Lara Broich fiel nach dem abschließenden doppelten Goldmedaillengewinn von Annett Kaufmann das Gesamtfazit dieser Euromeisterschaften nicht schwer: „Mit Gold in der Mannschaft, Gold im Einzel, Gold im Doppel und Bronze im Mixed haben wir eine fast maximal erfolgreiche EM gespielt, viel besser geht es nicht. Annett Kaufmann war eine Klasse für sich und darf sehr stolz auf sich sein: Sie hat ein überragendes Turnier gespielt und sich ihre drei Goldmedaillen redlich verdient. Bemerkenswert, dass sie ihre gute Form und den Fokus über die gesamte Woche auf höchstem Level halten konnte. Ein dickes Dankeschön an dieser Stelle auch für die ausgezeichnete Zusammenarbeit und Kommunikation mit Annetts Eltern und ihren Heimtrainern Evelyn Simon und Sönke Geil." Lara Broich weiter: "Mia Griesel hat ihre Aufgabe in der Mannschaft voll erfüllt und war im richtigen Moment voll da. Im Individualturnier hat sie solide gespielt, aber nicht ganz ihr bestes Tischtennis gezeigt, da wäre etwas mehr drin gewesen. Unsere beiden Minis haben bei dieser EM viel gelernt, und das war ja genau die Absicht. Josephina Neumann mit ihren erst 11 und Faustyna Stefanska mit ihren 13 Jahren haben gezeigt, dass sie sehr gute Perspektiven haben, wenn sie intensiv weiter an sich arbeiten. Die beiden waren eine Bereicherung für das Team.“
Positive Bilanz auch bei den Schülern: Zweimal Bronze, einmal Platz 5
Im männlichen Bereich war am Morgen als letzter Lleyton Ullmann im Doppel ausgeschieden. Der 14-jährige Hamburger vom TSV Sasel unterlag im Halbfinale des Doppel-Wettbewerbes den Favoriten Iulian Chirita/Dragos Alexandru Bujor. Ullmann nimmt von seiner ersten und letzten U15-EM zwei Bronzemedaillen mit nach Hause, nachdem er zuvor auch im Mixed mit Annett Kaufmann die Vorschlussrunde erreicht hatte. Bundestrainer Chris Pfeiffer war mit den Auftritten seiner Schützlinge bei dieser EM zufrieden: „Für den männlichen Bereich fällt die Abschlussbewertung dieser EM insgesamt positiv aus. Mit Platz 5 haben wir die nach der schweren Auslosung mit dem an Position eins gesetzten Team Rumäniens die maximal mögliche Platzierung erreicht. Erfreulich war, dass wir unser Ziel Viertelfinale unter anderem mit einem Sieg über den favorisierten, späteren Halbfinalisten Tschechien erreicht haben. In den Individual-Wettbewerben können wir mit den Bronzemedaillen für Lleyton im Doppel und Mixed zufrieden sein. Lleyton Ullmann hat eine solide EM gespielt, ist aber leider im entscheidenden Moment im Einzel unter seinen Möglichkeiten geblieben. Dafür haben Luis Kraus und der im nächsten Jahr noch spielberechtigte Manuel Prohaska sehr erfreuliche Leistungen gezeigt. Noah Hersel ist erst 13 und war zum Lernen dabei, sein Ausscheiden in der Qualifikation ist kein Beinbruch.“
DTTB-Vizepräsident Ralf Tresselt: "Gesamtbilanz kann sich hervorragend sehen lassen"
Bei den diesmal aufgrund der Pandemie in zwei Teile gesplitteten Europameisterschaften sammelte Deutschland insgesamt acht Medaillen, sogar eine mehr als vor zwei Jahren bei den letzten Titelkämpfen Ostrava (Tschechien). Ralf Tresselt, Vizepräsident Jugendsport des DTTB, zeigte sich angetan von den Leistungen der DTTB-Talente: „Annett Kaufmann hat mit ihren Leistungen dieser EM den Stempel aufgedrückt, das war beeindruckend. Meine Gratulation geht aber auch an das gesamte DTTB-Team, das sich in Kroatien toll verkauft hat, sowohl in der Altersklasse U15 als auch eine Woche zuvor bei den U-19-Wettkämpfen. Die deutsche Gesamtbilanz kann sich mit viermal Gold, einmal Silber und dreimal Bronze hervorragend sehen lassen.“
Ergebnisse
Weitere Links
Die Spiele am 2. August
Schülerinnen-Einzel, Finale
Annett Kaufmann - Veranika Matiunina UKR 4:0 (2,1,1,7)
Halbfinale
Annett Kaufmann - Sophie Earley IRL 4:1 (-9,7,2,9,6)
Agathe Anne Avezou FRA - Veranika Matiunina UKR 3:4 (12,5,7,-2,-4,-6,)
Viertelfinale
Annett Kaufmann - Anastasiia Ivanova RUS 4:1 (-12,6,1,7,6)
Schülerinnen-Doppel, Finale
Annett Kaufmann/Bianca Mei Rosu ROU - Anastasiia Ivanova/Zlata Terekhova RUS 3:0 (8,4,6)
Halbfinale
Annett Kaufmann/Bianca Mei Rosu ROU - Sophie Earley IRL/Silvia Coll ESP 3:0 (7,10,3)
Sofia Sheredeha/Olha Ponko UKR - Anastasiia Ivanova/Zlata Terekhova RUS 1:3 (-8,8,-7,-8)
Schüler-Doppel, Finale
Felix Lebrun/Flavien Coton FRA - Iulian Chirita/Dragos Alexandru Bujor ROU 3:1 (-7,7,9,5)
Halbfinale
Lleyton Ullmann/Daniel Berzosa ESP - Iulian Chirita/Dragos Alexandru Bujor ROU 0:3 (-6,-8,-3)
Milosz Redzimski/Adam Kulczycki POL - Felix Lebrun/Flavien Coton FRA 2:3 (6,-3,11,-6,-5)
Schüler-Einzel, Finale
Felix Lebrun FRA - Iualian Chirita ROU 4:1 (6,2,-8,6,4)
Halbfinale
Iulian Chirita ROU - Horia Stefan Ursut ROU 4:0 (11,4,8,5)
Felix Lebrun FRA - Milosz Redzimski POL 4:1 (-8,8,8,5,10)
Das JEM-Aufgebot des DTTB
Schülerinnen (U15)
Annett Kaufmann (SV Böblingen), Mia Griesel (MTV Tostedt), Josephina Neumann (alter Verein: TTC Staffel / neuer Verein: TSV Langstadt), Faustyna Stefanska (MTV Engelbostel-Schulenburg)
Schüler (U15)
Lleyton Ullmann (TSV Sasel), Manuel Prohaska (SC Staig), Luis Kraus (SV DJK Kolbermoor), Noah Hersel (1. FC Köln)
Mädchen (U19)
Sophia Klee (ESV Weil), Anastasia Bondareva (alte Saison: SV DJK Kolbermoor / neuer Saison: TTG Bingen/Münster-Sarsheim), Naomi Pranjkovic (SV DJK Kolbermoor), Leonie Berger (TTC Staffel), Sarah Rau (SC Niestetal)
Jungen (U19)
Kay Stumper (TTC Neu-Ulm), Daniel Rinderer (FC Bayern München), Tom Schweiger (FC Bayern München), Hannes Hörmann (TV 1879 Hilpoltstein), Heye Koepke (alte Saison: Oldenburger TB; neue Saison: SC Buschhausen)
Trainer:innen
U19
Zhu Xiaoyong (Bundestrainer NK1 männlich)
Jaroslav Kunz (verantwortlicher Trainer NK1 weiblich)
Gianluca Walther (Assistenztrainer NK1 männlich)
Krisztina Toth (Referentin Leistungssport Bayern)
U15
Lara Broich (Bundestrainerin NK2 weiblich)
Chris Pfeiffer (Bundestrainer NK2 männlich)
Jessica Böhm (Assistenztrainerin NK2 weiblich)
Michael Servaty (Assistenztrainer NK2 männlich)
Physiotherapeutinnen
Maria Först
Annette Zischka
Organisationsleitung
Carina Beck
Vertreter des Präsidiums
Ralf Tresselt (Vizepräsident Jugendsport)
Schiedsrichter:innen
Michael Zwipp (Oberschiedsrichter)
Ana Beja-Pütz (Schiedsrichterin)
Michaela Hübener (Schiedsrichterin)