Frankfurt/Varazdin. Deutschlands Mädchen-Auswahl beendet den Mannschafts-Wettbewerb der 63. Jugend-Europameisterschaften auf Platz fünf, Seite an Seite mit Ungarn. Der Titelverteidiger von 2019 bezwang am Nachmittag Italien in der Platzierungsrunde der unterlegenen Viertelfinalisten mit 3:1, Ungarn setzte sich gegen Polen mit dem gleichen Ergebnis durch. Die Spiele der Gewinner um Position fünf und der Verlierer um Rang sieben werden nicht ausgetragen. Am Mittwoch stehen in Varazdin bis zu den Finalbegegnungen der Team-Wettbewerbe am Abend auch die ersten Spiele in den Individual-Konkurrenzen Einzel, Doppel und Mixed auf dem Programm.
Pranjkovic wehrt sechs Matchbälle ab
Für die Statistik: Gegen Italien, das auf seine Spitzenspielerin Laurenti verzichtete, gingen wie in den fünf deutschen Begegnungen zuvor Sophia Klee, Anastasia Bondareva und Naomi Pranjkovic an den Tisch, während Leonie Berger und Sara Rauh auch diesmal wieder von der Bank aus mächtig Stimmung machten. Kurioses Highlight der Partie war der Entscheidungssatz des Auftaktmatches zwischen Pranjkovic und Valentina Roncallo. Die Bayerin wehrte bei 4:10 sechs Matchbälle ab und verwandelte anschließend gleich ihren ersten zur deutschen 1:0-Führung. Naomi Pranjkovic schildert die Aufholjagd: "Bei 4:10 glaubt man natürlich nicht, dass das noch klappen wird. Ich habe einfach versucht, jeden Ball auf den Tisch zu spielen und noch einmal das Beste zu geben. Aber schon nach zwei, drei Punkten spürte ich, dass vielleicht doch noch was geht. Ich habe dann vor allem versucht, mir selbst keinen Druck zu machen und mir gesagt, spiel wie bei null zu null, du hast ja nichts mehr zu verlieren. Es hat geklappt." Auch der Rest des deutschen Teams punktete. Klee sorgte an Position drei für die deutsche 2:1-Führung, Bondareva beendete dann das Italien-Match nach einer vorausgegangenen Niederlage gegen Adrianna Barani mit einem 3:1-Erfolg über Roncallo.
Ausrutscher am Vorrundentag kostete bessere Medaillenchance
Deutschlands Mädchen, als Goldmedaillengewinner 2019 und an Position vier gesetzt angereist, spielten auch ohne Medaillengewinn keine schlechte EM. Das verlorene Medaillen-Match gegen den überlegenen Turnierfavoriten Russland, der sich erfolgreich für die Finalniederlage 2019 revanchierte und morgen gegen Rumänien nach Gold greift, muss das Team nicht weiter grämen. Es war vielmehr ein einzelner Ausrutscher am anstrengenden Marathon-Sonntag mit drei Mannschaftsspielen, der eine günstigere Weichenstellung für das Medaillenrennen verhinderte. Den Sieg in der Gruppe D vor Augen, der die Setzung an Position Vier im Hauptfeld bedeutet und damit ein frühes Aufeinandertreffen mit den Favoriten verhindert hätte, fiel Deutschland nach Erfolgen über Italien und Ungarn durch eine überraschende Niederlage im letzten Gruppenspiel gegen Polen noch von Rang eins auf drei zurück und rutschte so gerade noch auf direktem Wege in das Achtelfinale. Sophia Klee erwies sich mit ihrer Einschätzung unmittelbar nach dem Polen-Match ungewollt als Prophetin: "Es ist natürlich sehr, sehr ärgerlich, weil dadurch haben wir uns jetzt alles verspielt." Auch der erfahrene Trainer Jaroslav Kunz, der die Mädchen akribisch auf die EM vorbereitet hatte, ist sich sicher: "Das Spiel gegen Polen war ein Schlüsselspiel und natürlich für unseren weiteren EM-Verlauf enorm wichtig. Wenn wir gewinnen, spielen wir garantiert um eine bessere Platzierung. Das Match hat offengelegt, dass es unseren Spielern gegen Konkurrenz mit langen Noppen noch an Erfahrung fehlt." Interessanter Aspekt am Rande. Die Ausgeglichenheit der starken Vorrundengruppe D dokumentiert sich in der EM-Statistik: Die vier Teams finden sich gemeinsam auf den Plätzen fünf bis acht wieder.
Jaroslav Kunz: "Eine Platzierung unter den ersten Acht ist auch ein Erfolg"
Zur ausgelassenen Chance gesellte sich auch noch das Lospech. Als bester Gruppendritter erreichte die DTTB-Auswahl zwar das Achtelfinale und zeigte gestern beim 3:1 über die starke Mannschaft der Ukraine eine gute Leistung, doch im Viertelfinale stellte sich mit Russland den Deutschen ausgerechnet die höchstmögliche Hürde auf dem Weg zu einer Medaille in den Weg. Für Jaros Kunz kein Beinbruch. Der Coach differenziert in seiner Bilanz die spielerischen Leistungen und das Ergebnis: "Natürlich hatten wir im Vorfeld gehofft, bei dieser EM eine Medaille mit dem Team gewinnen zu können, weil wir das Potential dazu haben. Nach langer Pandemiepause haben die drei Turniere im Vorfeld allerdings auch gezeigt, wie hoch die Qualität auch der anderen Nationen ist. Eine Platzierung unter den besten acht Teams, die wir jetzt mit Rang fünf erreicht haben, ist deshalb ebenfalls ein Erfolg." Der ehemalige EM-Zweite im Doppel verweist zudem auf die widrigen Umstände in den Monaten der Vorbereitung für zwei seiner Spielerinnen: "Hut ab für Sophie und Anastasia, die in diesem Jahr ihr Abitur gemacht haben und sich deshalb nicht optimal auf diese EM vorbereiten konnten. Hätten die beiden das ganze Jahr über den Kopf für Training und Tischtennis frei gehabt, hätte das ganz anders ausgesehen. Davon bin ich überzeugt. Insgesamt muss ich meinen Mädchen, auch Naomi, ein großes Kompliment machen. Sie haben noch nicht zu ihrer Bestform gefunden, aber hier bislang dank enormem Willen und toller Einstellung gute Leistungen gezeigt."
Kunz für das Einzelturnier optimistisch
Für das morgen beginnende Individual-Turnier ist der Routinier optimistisch: "Für das Einzelturnier erwarte und hoffe ich, dass sich alle sich noch einmal steigern. Das Wichtigste ist, dass sie jetzt das Mannschafts-Turnier abhaken und den Kopf wieder frei bekommen. Wenn ihnen das gelingt und sie in den nächsten Tagen ihr bestes Tischtennis zeigen, vielleicht gibt es dann ja doch noch in dem einen oder anderen Wettbewerb eine Medaille. Es entscheidet im Einzel, Doppel und Mixed nur die Tagesform - unschlagbar ist hier so gut wie keiner."
Ergebnisse und Livestream
Weitere Links
Dienstag, 20. Juli
Viertelfinale Mädchen-Mannschaft
Deutschland - Russland 0:3
Sophia Klee - Elizabet Abraamian 0:3 (-9,-8,-9)
Anastasia Bondareva - Liubov Tentser 0:3 (-8,-7,-8)
Naomi Pranjkovic - Natalia Malinina 2:3 (7,-5,-2,9,-9)
Frankreich - Italien 3:0
Polen - Türkei 1:3
Rumänien - Ungarn 3:1
Viertelfinale Jungen-Mannschaft
Spanien - Kroatien 3:2
Frankreich - Schweden 3:0
Deutschland - Polen 0:3
Kay Stumper - Maciej Kubik 2:3 (5,7,-9,-9,-10)
Hannes Hörmann - Samuel Kulczycki 1:3 (10,-8,-6,-7)
Daniel Rinderer - Milosz Redzimski 0:3 (-6,-9,-4)
Italien - Rumänien 1:3
Halbfinale Mädchen-Mannschaft
Russland - Frankreich 3:2
Rumänien - Türkei 3:0
Platzierungsspiele Mädchen, Positionen 5-8
Deutschland - Italien 3:1
Naomi Pranjkovic - Valentina Roncallo 3:2 (-9,6,-8,8,10)
Anastasia Bondareva - Arianna Barani 2:3 (13,1,-4,-8,-7)
Sophie Klee - Miriam Carnovale 3:0 (2,4,4)
Anastasia Bondareva - Valentina Roncallo 3:1 (4,-13,5,7)
Polen - Ungarn 1:3
Endstand
5. Platz: Deutschland und Ungarn
7. Platz: Italien und Polen
Halbfinale Jungen-Mannschaft
19.00 Uhr: Spanien - Frankreich
19.00 Uhr: Polen -Rumänien
Platzierungsspiele Jungen, Positionen 5-8
19.00 Uhr: Deutschland - Italien
19.00 Uhr: Schweden - Kroatien
Mittwoch, 21. Juli
Die Spiele der Deutschen
Jungen-Doppel, 1. Runde (128)
10.20 Uhr: Hannes Hörmann/Tom Schweiger – Mauro Scharrer/Chaltanya Vepa SUI
10.20 Uhr: Heye Koepcke/Denniss Vasiljevs LIT – Fredrik Buringrud-Langen NOR/Mart Luuk EST
Mädchen-Einzel, Qualifikation
Gruppe 18:
12.50 Uhr: Sarah Rau - Natalia Szymczyk POL
12.50 Uhr: Sarah Rau – Daniela Kucinska LAT
Gruppe 26
11.20 Uhr: Leonie Berger – Polona Horvat SLO
13.20 Uhr: Leonie Berger – Vitalia Reinol EST
15.20 Uhr: Leonie Berger –Juliana Sarofem AUT
Jungen-Einzel, Qualifikation
Gruppe 1
11.50 Uhr: Daniel Rinderer – Ekin Bahtiyar Toprak TUR Livestream, Tisch 1
13.50 Uhr: Daniel Rinderer – Loris Stephany LUX
Gruppe 2
13.50 Uhr: Tom Schweiger – Maksim Bokov RUS
15.50 Uhr: Tom Schweiger – Daniel Lindso SWE
Gruppe 10
11.50 Uhr: Hannes Hörmann – Filip Borovnijak CRO
15.50 Uhr: Hannes Hörmann – Aleksi Rasanen FIN
Gruppe 36
14.20 Uhr: Heye Koepcke – Naphong Bonyaprapa ENG
16.20 Uhr: Heye Koepcke – Dillon Byrne IRL
Mixed, 1. Runde (128)
Zeiten noch nicht festgelegt
Daniel Rinderer/Sarah Rau
Heye Koepcke/Leonie Berger – Hakan Isik/Ozge Yilmaz TUR
Tom Schweiger/Naomi Pranjkovic – Charlie Widing/Leah Tveit Muskantor SWE
Hannes Hörmann/Helga Dari HUN – Rokas Kisielius LIT/Natalia Szymczyk POL
Finale Mädchen-Mannschaft
20.15 Uhr: Russland - Rumänien
Spiel um Platz 3
20.15 Uhr: Frankreich - Türkei
Finale Jungen-Mannschaft / Spiel um Platz 3
20.15 Uhr
Das JEM-Aufgebot des DTTB
Spieler:innen*
Mädchen (U19): Sophia Klee (ESV Weil), Anastasia Bondareva (SV DJK Kolbermoor), Naomi Pranjkovic (SV DJK Kolbermoor), Leonie Berger (TTC Staffel), Sarah Rau (SC Niestetal)
Jungen (U19): Kay Stumper (TTC Neu-Ulm), Daniel Rinderer (FC Bayern München), Tom Schweiger (FC Bayern München), Hannes Hörmann (TV 1879 Hilpoltstein), Heye Koepke (Oldenburger TB)
Schülerinnen (U15): Annett Kaufmann (SV Böblingen), Mia Griesel (MTV Tostedt), Jele Stortz (DJK Offenburg), Josephina Neumann (TTC Staffel)
Schüler (U15): Lleyton Ullmann (TSV Sasel), Manuel Prohaska (SC Staig), Pavel Sokolov (TTG Marpingen-Alsweiler), Luis Kraus (SV DJK Kolbermoor)
*Die Vereinsnamen beziehen sich auf die Spielberechtigung für die Saison 2020/2021.
Trainer:innen
U19
Zhu Xiaoyong (Bundestrainer NK1 männlich)
Jaroslav Kunz (verantwortlicher Trainer NK1 weiblich)
Gianluca Walther (Assistenztrainer NK1 männlich)
Krisztina Toth (Referentin Leistungssport Bayern)
U15
Lara Broich (Bundestrainerin NK2 weiblich)
Chris Pfeiffer (Bundestrainer NK2 männlich)
Jessica Böhm (Assistenztrainerin NK2 weiblich)
Oliver Alke (compass Coach)