Schleswig. Seit Mai 2007 ist Jürgen Ahlert als Vizepräsident Jugendsport im Präsidium des Deutschen Tischtennis-Bundes aktiv. Am 15. Juni 2019 stellt er sich bei der Jugendwartetagung nicht mehr zur Wahl. Am Freitag, 14. Juni, ist seine letzte Präsidiumssitzung.
Jürgen Ahlert hatte vor seiner Wahl im Jahr 2007 vier Jahre als Beisitzer im Jugendausschuss mitgearbeitet. Der heute 64-jährige Schleswiger war unter anderem bis 2007 Vizepräsident Jugend im Norddeutschen Tischtennis-Verband und insgesamt 31 Jahre lang in der Jugendarbeit des NTTV aktiv.
Zu seinem Abschied vom DTTB ein Porträt von Gabi Bender
Vom „Moin, moin“ bis zu „Her Royal Highness“ ist es ein weiter Weg und für Menschen, die für ihre unkonventionelle Art bekannt sind, wohl ein noch weiterer. Doch wer als Volunteer im VIP-Bereich bei den Olympischen Sommerspielen 2004 in Athen die Ehrengäste wie Princess Anne angemessen und formvollendet ansprechen wollte, musste sich den königlichen Gepflogenheiten unterordnen.
Dabei sind Konventionen so gar nichts für Jürgen Ahlert. „Wenn ich schon alt bin, dann muss ich nicht auch noch einen Anzug tragen“, sagte er einmal, als es um die Kleiderwahl für eine Siegerehrung bei den Deutschen Meisterschaften ging. Auch im Rahmen von Gerichtsverhandlungen, bei denen der Oberamtsrat die Kreisverwaltung Schleswig-Flensburg vor dem Sozialgericht vertrat, sträubten sich bei ihm regelmäßig die Nackenhaare, während er sich einen Schlips umband.
45 Jahre ehrenamtliche Jugendarbeit in verschiedenen Ebenen
Schon als Jugendlicher vertraute er eher auf seinen Instinkt als auf Vorgaben von anderen. So griff er trotz Sportverbots zum Tischtennisschläger und holte sich eine Standpauke bei seinem Orthopäden ab, nachdem dieser von seinem Kreismeistertitel in der Zeitung gelesen hatte.
Derzeit befindet sich der vielseitig interessierte 64-Jährige in der Freistellungsphase der Altersteilzeit, Ende des Jahres ist er ganz raus aus dem Beruf. Dann geht es mit der Berufung weiter. „Für mich beginnt jetzt ein neuer Lebensabschnitt und bei dieser Gelegenheit habe ich innegehalten und mich gefragt, was ich in den kommenden Jahren machen möchte, wie ich mich neu aufstellen möchte“, erzählt Jürgen Ahlert. „Dabei ist mir bewusst geworden, dass ich nach 45 Jahren ehrenamtlicher Jugendarbeit in verschiedenen Ebenen, in denen ich alles drangesetzt habe, die Rahmenbedingungen im Tischtennis für Kinder und Jugendliche zu optimieren, dafür nicht mehr so brenne. Es war sehr schön, aber der Abschied fällt mir nicht schwer, denn alles hat seine Zeit.“
Akribischen Analytiker und emsiger Netzwerker
Zur Ruhe setzen wird sich der THW-Kiel-Fan aber noch lange nicht. „Stehen bleiben ist Rückschritt. Ich habe so viel Erfahrung und Wissen – da kann ich noch einiges einbringen und eine Menge bewegen.“ Und das macht dem akribischen Analytiker und emsigen Netzwerker große Freude.
Zugute kommen sein Engagement und seine Leidenschaft derzeit dem Kinderspielzentrum Schleswig-Friedrichsberg e. V. Der Verein engagiert sich in einem Stadtteil mit hohem Migrationshintergrund und hoher Arbeitslosigkeit. Als stellvertretender Vorsitzender und „Hahn im Korb“, wie Ehefrau Heike Ahlert verrät, nutzt er sein Wissen und seine Erfahrung aus dem Sozialbereich und seine zahlreichen Kontakte, die er unter anderem in den Schleswiger Serviceclubs Rotary, Round Table und Lions-Club geknüpft hat. Einiges hat er schon bewegt. Daher verfügt das Kinderspielzentrum, seit er sich dafür eingesetzt hat, beispielsweise über einen Mitarbeiter, der sein freiwilliges soziales Jahr in der Einrichtung absolviert.
Geiger: „Ein unheimlich guter Organisator“
Aufgrund seiner jahrelangen Erfahrung im Bereich Sozialhilfe weiß er genau, wo man was beantragen muss und wer der richtige Ansprechpartner ist. Wer Jürgen Ahlert kennt, weiß, wie unheimlich akribisch und analytisch-präzise der Beamte in solchen Dingen ans Werk geht. „Er hinterfragt alles, schaut, wo es etwas zu optimieren gibt, und ist ein unheimlich guter Organisator“, bestätigt DTTB-Präsident Michael Geiger.
Schlagartig vorbei mit seiner sachlichen Analysefähigkeit ist es allerdings, wenn er seine sieben Monate alte Enkelin Lise sieht. „Sie hat ihn mit ihren strahlenden Augen und ihrem bezaubernden Lächeln direkt um den Finger gewickelt“, so Heike Ahlert. „Am liebsten würde er seine ganze Zeit mit ihr verbringen.“ Ein verständlicher Grund, einfach mal innezuhalten und seine Prioritäten zu überdenken.
Das Präsidium des Deutschen Tischtennis-Bundes
DTTB-Präsident Michael Geiger überreicht eine Torte sowie zur Erinnerung und als kleines Dankeschön einen bebilderten Minitisch.