Jugend-WM-Fazit: Klein setzt Akzente / China holt alle Titel

La Roche-sur-Yon. Die Jugend-Weltmeisterschaften sind für Deutschlands Nachwuchsasse seit Samstagabend beendet. Drei Viertelfinal-Teilnahmen, eine davon glänzend herausgespielt im Einzel durch Dennis Klein als Highlight sowie ein sechster Platz für das Jungen-Team und Rang sieben für die Mädchen - das sind die besten DTTB-Ergebnisse dieser WM. Das Fazit von DTTB-Sportdirektor Richard Prause lautet: "Für uns war es eine ordentliche, eine solide JWM. Mit einigen ganz guten Ergebnissen, wo wir über die Setzung hinaus gespielt haben. Aber eben auch mit ein paar Hausaufgaben, die wir mit auf den Weg bekommen haben und an denen wir arbeiten werden."

Starker Klein und gute Teamleistung versüßen Schmittinger den Abschied

Bei den Jungen spielte sich Dennis Klein wenige Monate nach seinem Sieg beim Europe Youth Top 10 auch bei der Jugend-WM im Einzel erneut in das Rampenlicht. Der Viertelfinal-Einzug des Zweitligaspielers aus Saarbrücken ist das herausragende Ergebnis der Individualwettbewerbe aus deutscher Sicht. Für Klein ist es umso wertvoller, da der Gewinner des kontinentalen Ranglistenturniers im Achtelfinale keinen Geringeren als den in der Herren-Weltrangliste bereits auf Position 54 notierten Jugend-Europameister Anton Källberg besiegte.

Der in der TTBL für Hagen spielende Schwede macht seit Monaten mit internationalen Erfolgen auf sich aufmerksam. Bei seinem 4:2-Erfolg war es jedoch Dennis Klein, der das Spiel bestimmte, ebenso im anschließenden Achteflinale gegen den Hongkong-Chinesen Ng. Der erfahrene Herren-Bundestrainer Klaus Schmittinger, der schon die Chance seines Schützlings gewittert hatte, durfte sich nach 36 Dienstjahren bei seiner letzten WM vor seinem Ruhestand am 31. Dezember noch einmal über ein besonderes Erfolgserlebnis freuen: "Dennis hat sehr stark gespielt und damit noch einmal seine Möglichkeiten unterstrichen. Auch schon beim klaren 4:1 über den Rumänen Manole, immerhin auch Teilnehmer am Europe Youth Top 10, hat er auf ganzer Linie überzeugt."

Jungen-Team Sechster trotz des Ausfalls von Engemann

Schon im Mannschaftswettbewerb hatte Führungsspieler Klein noch mehr Verantwortung als gewöhnlich auf seinen Schultern tragen müssen, nachdem Deutschlands Nummer zwei Gerrit Engemann (Hamm) wegen einer Bizepsverletzung am rechten Schlagaarm nicht eingesetzt werden konnte. Der dennoch erreichte sechste Platz für den Nachrücker Deutschland war für Schmittinger unter diesen Umständen ein respektables Ergebnis, zumal auch Abwehrass Jonah Schlie (Lunestedt) und Linkshänder Tobias Hippler (Celle) erfolgreich in die Bresche sprangen.

Klaus Schmittinger: "Dennis hat eine tolle WM gespielt. Im letzten Spiel ist er mit den Aufschlägen des Gegners nicht klargekommen. Mit dem sechsten Platz im Teamwettbewerb und der Leistung von Dennis ist unser Abschneiden gut. Ich habe es genossen und hoffe, dass ich ab dem nächsten Jahr in irgendeiner Form meine Erfahrung weitergeben kann."

Mädchen-Bundestrainerin Weber: "Solide Leistung mit Luft nach oben"

Bei den Mädchen stand die Tür zum Achtelfinale zwei Spielerinnen am Samstag weit offen. Die Erfahrung sammelnde Luisa Säger, 16, duellierte sich mit der an Position fünf um 33 Setzungsplätze höher eingestuften Thailänderin Tamolwan Khetkhuan sechs Sätze lang auf Augenhöhe, bevor ihr trotz guter Chancen zu Satzgewinnen in den Durchgängen fünf und sechs der Einzug unter die Top 16 diesmal noch verwehrt blieb. Die andere, die erfahrene Yuan Wan, 18, unterlag der Russin Maria Taylakova mit 6:11 im entscheidenden siebten Satz. Hier trennten die auf 19 und 16 gelisteten Konkurrentinnen in der Setzung nur drei Plätze, allerdings auch hier zugunsten der Osteuropäerin.

Niederlagen gegen höher eingestufte Spielerinnen sind verkraftbarer als Ausrutscher gegen vermeintliche Außenseiter. Dennoch, die Enttäuschung stand Yuan Wan ins Gesicht geschrieben. Die Bundesligaspielerin aus Bingen hatte sich bei ihrer letzten Jugend-WM im Teamwettbewerb als wirkliche Führungsspielerin bewiesen und war mit einer überzeugenden 5:1-Bilanz in die Einzelwettbewerbe gegangen. Mädchen-Bundestrainerin Dana Weber sah jedoch ausgerechnet im Kampf um den Achtelfinaleinzug eine ganz andere Yuan Wan, als an den WM-Tagen zuvor: "Wir wussten, dass es schwer wird. Yuan hat es aber leider nicht geschafft, ihre starke Form der vorherigen Tage abzurufen, denn dann wäre sie weiter gekommen. Das ist natürlich bitter für sie."

Im Match der Offenburger Zweitligaspielerin Säger sah die erfahrene Trainerin eine Begegnung, die bis zum Schluss vollkommen offen war: "Luisa hat gut gespielt, auch heute: Leider konnte sie in den Sätzen fünf und sechs aber ihre 3:0-Führungen nicht zum Vorteil nutzen. Aber es war ein Match, bei dem sie von Anfang bis Ende eine 50:50-Chance hatte." Ihr WM-Fazit für den Mädchen-Bereich fasst Dana Weber so zusammen: "Im Einzel haben wir drei Spielerinnen ins Hauptfeld gebracht. Im Team sind wir als dritter Nachrücker ins Turnier gekommen, wurden an acht gesetzt und sind Siebter geworden. Allerdings kommt eine Chance auf eine Medaille, wie wir sie uns erarbeitet haben, wohl so schnell nicht wieder. Alles in allem würde ich sagen: eine ordentliche Leistung, allerdings auch mit Luft nach oben." 

Sportdirektor Prause: "Hausaufgaben mit auf den Weg bekommen"

"Solide und absolut im Soll, aber noch mit Luft nach oben", so lautete ähnlich wie bei Dana Weber auch das Gesamtfazit von Richard Prause, der sich trotz des Ausfalls von Gerrit Engemann in der Mannschaft bei Jungen, bei den Mädchen sowie durch Dennis Klein im Einzel über insgesamt drei Viertelfinal-Teilnahmen freuen durfte. In den Individualwettbewerben sah der Sportdirektor wesentlich mehr Licht als Schatten: "Dennis Klein hat ein herausragendes Turnier gespielt und seine tolle Entwicklung der letzten Monate weiter unterstrichen. Auch im Doppel haben wir zwei Achtelfinal-Teilnehmer gestellt. Zudem haben wir einige Matches über die Setzung hinaus gewonnen, das ist erfreulich."

Prause weiter: "Sehr positiv war die Leistung von Luisa Säger mit dem Sieg über die höher eingestufte Rumänin Clapa. Auch Yuan Wan hat sich bei dieser WM im Team und in Einzelrunde eins beim Erfolg über die Nordkoreanerin gute Noten verdient. Ich hätte ihr den Achtelfinal-Einzug gegönnt, aber gegen die Russin hat sie es nicht geschafft, die Spannung und die Form der anderen WM-Tage zu halten." Richard Prause richtete in Frankreich schon den Blick voraus: "Wir haben natürlich auch jede Menge Hausaufgaben in Frankreich mit auf den Weg bekommen, an denen wir nun im Training arbeiten müssen."

China ist am Final-Sonntag fast unter sich / Einzel-Titel für Wang Manyu und Liu Dingshuo

In Abwesenheit unter anderem der Japaner war der Final-Sonntag mit Ausnahme des Mädchen-Doppels eine rein chinesische Angelegenheit in La Roche-sur-Yon. Alle Titel gingen an China. Im Mädchen-Doppel kam immerhin mit Ko Un Gum/Ri Yong Hae eine nordkoreanische Kombination auf Platz zwei.

Die erfolgreichste Spielerin des Turniers war Wang Manyu mit dreimal Gold (Team, Einzel, Doppel mit Chen Ke) und einmal Bronze (Mixed mit Zhu Cheng). Den Einzel-Titel sicherte sich die nervenstarke 16-Jährige nach 1:3-Satzrückstand gegen Nationalteamkollegin Wang Yidi. Vorjahressiegerin Wang Manyu ist die erste Spielerin, die ihren Einzel-Titel bei Jugend-Weltmeisterschaften, die seit 2003 ausgetragen werden, verteidigen konnte.

Liu Dingshuo war im Jungen-Einzel das Maß aller Dinge und mit 4:0 im Endspiel Landsmann Xue Fei hoch überlegen. Für Dennis Kleins Kontrahenten Zhu Cheng war im Einzel-Halbfinale gegen Liu Dingshuo Endstation gewesen. Die Chance auf Gold verpasste er im Doppel knapp in sieben Durchgängen nach 3:0-Führung an der Seite von Liu. Doppel-Gold bei den Jungen gewannen Wang Chuqin/Xue Fei. Wang Chuqin stand auch im Mixed ganz oben auf dem Treppchen. Hier spielte er zusammen mit Chen Xingtong. So konnte sich Wang Chuqin - wie Wang Manyu - insgesamt über drei Goldmedaillen und einmal Bronze (Einzel) freuen.

Halbfinals und Finals am Sonntag

Jungen-Einzel, Halbfinale

Xue Fei CHN - Wang Chuqin CHN 4:3 (-8,13,8,-5,-6,6,7)

Liu Dingshuo CHN - Zhu Cheng CHN 4:1 (8,6,-9,3,9)

Finale

Xue - Liu 0:4 (-7,-8,-5,-7)

Mädchen-Einzel, Halbfinale

Wang Manyu CHN - Chen Ke CHN 4:2 (-5,9,-9,9,4,8)

Wang Yidi CHN - Chen Xingtong CHN 4:1 (5,-12,8,13,8)

Finale

Wang Manyu - Wang Yidi 4:3 (6,-18,-7,-6,6,7,7)

Gemischtes Doppel, Finale

Wang Chuqin/Chen Xingtong CHN - Xue Fei/Chen Ke CHN 3:4 (6,6,-7,-7,-4,6,-9)

Mädchen-Doppel, Finale

Chen Ke/Wang Manyu CHN - Ko Un Gum/Ri Yong Hae PRK 4:0 (9,9,9,7)

Jungen-Doppel, Finale

Wang Chuqin/Xue Fei CHN - Liu Dingshuo/Zhu Cheng CHN 4:3 (-2,-11,-11,10,11,8,6)

Die Ergebnisse der Deutschen am Samstag

Jungen-Einzel

2. Runde (32)

Dennis Klein - Anton Källberg SWE 4:2 (7,-5,8,10,-7,9)

Achtelfinale

Klein - Ng Pak Ham HKG

Viertelfinale

Klein - Zhu Cheng CHN 1:4 (-7,-6,-8,7,-8)

Die Ergebnisse im Jungen-Einzel

Mädchen-Einzel

2. Runde (32)

Luisa Säger - Tamolwan Khetkhuan THA 2:4 (10,-4,-9,10,-7,-9)

Yuan Wan - Maria Taylakova RUS 3:4 (-9,11,6,-14,-4,10,-6)

Die Ergebnisse im Mädchen-Einzel

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Das DTTB-Aufgebot in La Roche-sur-Yon / Département Vendée

Mädchen

Caroline Hajok (MTV Tostedt), Luisa Säger (DJK Offenburg), Yuan Wan (TTG Bingen-Münster/Sarmsheim), Jennie Wolf (TV Busenbach)

Jungen

Gerrit Engemann (TTC GW Bad Hamm), Tobias Hippler (TuS Celle), Dennis Klein (1. FC Saarbrücken TT), Jonah Schlie (TSV Lunestedt)

Trainer-Team

Richard Prause (Sportdirektor, sportlicher und organisatorischer Leiter)

Dana Weber (Mädchen-Bundestrainerin)

Klaus Schmittinger (Jungen-Bundestrainer)

Lara Broich (Schülerinnen-Bundestrainerin - Coach für die Individualwettbewerbe)

Physiotherapeutin

Jenny Jung

Schiedsrichter

Kerstin Duchatz, Stephan Lödige

Jungen-Einzel, Highlights des Viertelfinals Klein - Zhu