Berlin/Münster. An Parkinson erkranken zwar hauptsächlich ältere Menschen, aber auch jüngere kann es treffen. So auch Kathrin Wersing aus Münster in Nordrhein-Westfalen. Sie war erst 40, als sie im Jahr 2019 nach einer Odyssee verschiedener Arztbesuche in den Jahren zuvor die Diagnose bekam. „Unaufhaltsam fortschreitend und unheilbar – das haut einen erstmal um“, sagt die heute 42-jährige zweifache Mutter. Ihre größte Angst: nicht mehr für ihre Söhne da sein zu können, wenn die Krankheit voranschreitet. Ungefähr 30.000 Menschen in Deutschland sind jung, vor ihrem 40. Lebensjahr an Parkinson erkrankt.
Im Mai startete sie den Podcast „Jetzt erst recht“, „ein Herzensprojekt“, wie sie es nennt. Und anders als es die Perfektionistin sonst zumeist tut, hat sie das Podcasten ohne großartige vorherige Kenntnisse in einem kleinen Zimmer unterm Dach einfach ausprobiert. Im Podcast spricht Wersing darüber, wie man mit der Krankheit ein positives Leben führen kann. „Es gibt viele positive Geschichten. Sie werden nur nicht oft genug erzählt“, ist die Diplom-Sozialarbeiterin sicher.
Bei den German Open am Start / Besuch von ARD-Mann Eckart von Hirschhausen
Im Mai probierte sie noch etwas Neues aus: Sie begann mit dem Tischtennisspielen, wurde schnell PingPongParkinson-Gruppenleiterin an ihrem Wohnort – PPP ist eine Initiative mit deutschlandweit inzwischen 80 Standorten in Deutschland, die Tischtennistraining für Parkinson-Patienten anbietet – und nahm am vergangenen Wochenende sogar an den German Open für an Parkinson Erkrankte teil. „Eine spannende Wettkampferfahrung, aber ich habe auch ganz klar gemerkt, dass ich noch in keinster Weise mit den großartigen Spielern mithalten kann“, erklärt sie. Und so hat sie für die Parkinson-WM in Berlin (9. – 11. September) zwar nicht gemeldet, aber ein Start in den kommenden Jahren ist sicher nicht ausgeschlossen bei der vielfach engagierten Westfälin. Der Podcast über ihre Erfahrungen bei den German Open ist ab dem 12. September online.
Auch das Fernsehen ist schon auf Kathrin Wersing aufmerksam geworden. Der Arzt, Medizin-Journalist und Tischtennis-Fan Eckart von Hirschhausen besuchte sie und ihre Familie für die Sendung „Hirschhausens Quiz des Menschen“ zum Thema Parkinson und begleitete sie zum Training ihrer PPP-Gruppe. „Es geht darum rauszukommen, in Gemeinschaft zu sein und sich zu bewegen, denn gerade der Sport ist ganz wichtig bei Parkinson“, erklärt Wersing die Hauptziele der gemeinnützigen Organisation. Hirschhausen, der in dem Beitrag auch selbst zum Schläger greift, weiß: „Tischtennis kann die Verschlechterung der Symptome verlangsamen. “
Hintergrund
Die Parkinson-Krankheit ist eine Erkrankung des zentralen Nervensystems. Typische Symptome sind Zittern, Bewegungsverlangsamung, steife Muskeln und eine instabile Körperhaltung. Die Krankheit schreitet langsam voran und beginnt in der Regel jenseits des 50. Lebensjahres. Schätzungen zufolge leiden ein bis zwei von 1.000 Menschen in Deutschland daran. Parkinson ist nicht heilbar. Es gibt jedoch verschiedene Medikamente und Therapien, die die fortschreitende Verschlechterung der Symptome verlangsamen.
Tischtennisspielen hilft. Die Universität im japamischen Fukuoka hat bei einer Studie mit zwölf Parkinson-Patienten, die einmal pro Woche Tischtennis spielten, signifikante Verbesserungen beim Sprechen, Schreiben, Anziehen, Aufstehen und Gehen sowie in Bezug auf Gesichtsausdruck, Körperhaltung, Steifheit, Langsamkeit der Bewegung und Handzittern festgestellt.
Parkinson-Betroffene sollen nicht vorwiegend passiv therapiert werden. Das pro-aktive Tischtennis-Spielen hat einen durchweg positiven Einfluss auf alle wichtigen Behandlungsziele der physikalischen Therapie und verbindet die sportlichen und gesundheitlichen Aspekte mit dem Spaß am Spiel. Angesprochen sind auch Erkrankte, die sich nicht für ein selbst organisiertes Übungsprogramm motivieren können. (Quelle: Hilde-Ulrichs-Stiftung für Aktives Leben mit Parkinson)