Vila Nova de Gaia. Die Älteren kennen das vielleicht noch von Steffi Graf früher. Nicht selten hatte das Tennis-Ass nach klaren Siegen bei Turnieren direkt im Anschluss noch ein zusätzliches Training absolviert, meist gegen einen der männlichen Profis. Aber beim Tischtennis? Bei einer WM? Und dann noch gegen den Gegner, gegen den man gerade vorher gespielt hatte?
Das ist mehr als ungewöhnlich! So waren Deutschlands U19-Mädchen verwirrt, als sie beim Abklatschen nach ihrer 0:3-Achtelfinalniederlage gegen den Titelverteidiger von deren Trainer gefragt wurden, ob sie nicht noch eine Runde trainieren wollten. „The defender“, präzisierte Team China, „die Abwehrerin“ wollten sie sich ausleihen. Sarah Rau war überrascht. „Ich habe ja nicht mal gespielt. Sie haben mich nur in der Trainingshalle gesehen“, sagt die 16-jährige Gymnasiastin vom hessischen SC Niestetal. „Das ist schon eine große Ehre für mich gewesen, dass diese starken Chinesinnen mit mir spielen wollten. Ich habe mich ziemlich gefreut, auch wenn ich am Anfang ein bisschen verunsichert war.“
Ohne eigene Defensivkünstlerin nach Portugal gereist, wollen die Chinesinnen auf Nummer sicher gehen; schließlich weiß man nie, auf welche Spielsysteme man bei der WM noch treffen wird. Mit allen drei Jugend-Weltmeisterinnen des Teamwettbewerbs von 2019, Chen Yi, Kuai Man und Wu Yangchn, hat Rau trainiert. „Ich war sogar sehr gut: Ich habe lange Ballwechsel gespielt und auch ein paar Punkte gemacht“, erzählt Rau und klingt dabei zurecht ein bisschen stolz. „Der Trainer hat sogar ein paar Mal für mich geklatscht.“ Am Freitag hat Rau das nächste Date. Chen Yi, die wie die Deutsche nur für die Teamwettbewerbe qualifiziert war, hat sie direkt erneut gebucht. Am Samstag würde Sarah Rau planmäßig wieder nach Deutschland reisen. Falls ihre neuen Privatschülerinnen sie lassen.