Bingen. Es ist die drittletzte Partie der Bundesliga-Punktrunde und die vorletzte des SV DJK Kolbermoor, den wir Ende April überdies in den Play-offs wiedersehen werden. Für die TTG Bingen/Münster-Sarmsheim ist es aber definitiv das letzte Spiel einer besonders in der Vorrunde unbefriedigenden Saison 2024/25. Die Rheinhessinnen wollen dem Favoriten aus Bayern das Leben so schwer wie möglich machen und die eigenen Fans, die seit November letzten Jahres nicht allzu häufig Grund zur Freude hatten, mit einer starken Abschiedsvorstellung entschädigen.
Natürlich wird der Tabellensiebte, der die Rote Laterne nicht mehr loswerden kann und sich als einziger Klub nicht für die Play-offs qualifizieren konnte, gerade vor heimischer Kulisse nochmals hochmotiviert sein. Man möchte gegen den namhaften Gegner zeigen, dass die Saison mit etwas mehr Glück und ohne die “gebrauchte” Vorrunde auch anders hätte verlaufen können.
Eine gewiss etwas undankbare Aufgabe für das Team aus Oberbayern, das seine letzten drei Partien gewann und zuletzt sogar aus Weinheim mit zwei Punkten nach Hause fuhr. Kolbermoor ist gegenwärtig Tabellenvierter und könnte noch auf Rang drei vorstoßen – erst am 04.04. beschließt man die Punktrunde mit der natürlich schwierigen Partie in Berlin. Undankbar insofern: Gewinnen Kaufmann und Co. in Bingen, wird es heißen, dass dies ja zu erwarten gewesen sei, büßt man aber Punkte ein, wird man von einer faustdicken Überraschung sprechen und zugleich die Frage stellen, wie dies passieren konnte.
Wir können uns dagegen durchaus vorstellen, dass es eine enge, umkämpfte Partie am Binger Mäuseturm werden könnte. Der Gastgeber gilt als relativ heimstark, will sich positiv aus der Saison verabschieden und war zuletzt im Aufwind mit einem Remis in Weinheim und einem Heimsieg gegen Weil – in den letzten beiden Spielen verbuchte man somit 75 Prozent der bisherigen Saison-Ausbeute. Ferner hat man, psychologisch betrachtet, eher wenig zu verlieren, im Gegensatz zu Kolbermoor, das zudem womöglich nicht in Bestbesetzung anreisen kann. Und schließlich ist das Team aus Rheinhessen nicht gerade der Lieblingsgegner der Bayern, die sich mit Rakovac und Koleginnen schon öfters schwergetan haben.
Sogar in dieser Saison. Am ersten Spieltag stand man sich in Kolbermoor gegenüber und der Gastgeber, der – verstärkt mit Annett Kaufmann und Qianhong Gotsch – mit reichlich Vorschusslorbeeren ins Rennen gestartet war, musste sich mächtig mühen, um die Halle wenigstens mit einem Punkt zu verlassen, den Laura Tiefenbrunner ihrem Team im Schlusseinzel gegen Karolina Mynarova sicherte. Allerdings musste Gotsch beide Matches verletzungsbedingt abschenken.
Die Gäste, bei denen Elena Kuzmina überragte, waren am 15.11. mit der ambitionierten jungen Inderin Diya Chitale im vorderen Paarkreuz angetreten, die nur noch zu einem weiteren Einsatz kam, nämlich zwei Tage später beim ernüchternden 0:6 in Dachau. Hätte man auf Chitale durchgängig zurückgreifen können, hätte das gewiss die Qualität des Bingener Teams erhöht. Direkt nach dem Hinspiel hätte man sich jedenfalls nicht vorstellen können, dass eine schwarze Serie mit 0:16 Punkten folgen würde.
TTG-Vorstand Joachim Lautebach wünscht sich, dass sein Team den Fans zum Abschluss attraktives Tischtennis bieten kann. “Gespannt sein darf man, in welcher Aufstellung das Team aus Kolbermoor am Sonntag antreten wird. Sollten sowohl Annett Kaufmann, Deutsche Meisterin 2024 im Einzel und Doppel sowie U19- Jugendweltmeisterin 2025, als auch Qianhong Gotsch dabei sein, ist unsere Mannschaft klarer Außenseiter”, so Lautebach. “Allerdings hat sie nichts zu verlieren, und wir hoffen, dass unsere Spielerinnen Lea Rakovac, Katerina Tomanovska, Qi Shi, Elena Kuzmina und Karolina Mynarova an die guten Leistungen aus dem letzten Spiel gegen Weil anknüpfen können, damit die Zuschauer, die uns sicher gut unterstützen werden, zum Abschluss der Saison trotz des Verfehlens der Play-off-Runde attraktiven Tischtennissport zu sehen bekommen.“
Dr. Michael Fuchs hat mir personellen Problemen zu kämpfen: “Für uns aus organisatorischer Sicht ein schweres Spiel, weil einige meiner Spielerinnen an diesem Wochenende andere, nicht verschiebbare Verpflichtungen wahrnehmen müssen.” Von einem einfachen Spiel geht Kolbermoors Trainer und Abteilungsleiter ohnehin nicht aus, wenn der Gegner Bingen heißt: “Sportlich gesehen haben wir uns gegen Bingen häufig schwer getan, so auch in der Hinrunde. Wir wollen mit Punkten nach Hause gehen, uns ist aber auch bewusst, dass sich Bingen vor heimischen Publikum positiv aus der Saison verabschieden will und deshalb sicher hoch motiviert sein wird.“
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