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Mia Griesel steht im Halbfinale (Foto: ITTF)
Bronze bereits sicher / Am Freitag um Finaleinzug / Deutsches Endspiel möglich

Kaufmann, Griesel und Itagaki stehen im Halbfinale der Jugend-WM

MS 28.11.2024

Helsingborg. Der Viertelfinaltag der Jugend-Weltmeisterschaften im schwedischen Helsingborg bescherte dem Deutschen Tischtennis-Bund (DTTB) nach Bronze für das U15-Team sowie für Annett Kaufmann im U19-Doppel mit der Waliserin Anna Hursey heute die Medaillen drei, vier und fünf. Drei der fünf DTTB-Talente in der Runde der besten Acht gelang der Einzug ins Halbfinale. Während Koharu Itagaki (U15) sowie Mia Griesel und Annett Kaufmann (beide U19), die am Freitag ein deutsches Finale bestreiten könnten, am morgigen Finaltag ihre sichere Bronzemedaille noch veredeln können, blieb Josephina Neumann und Andre Bertelsmeier der Sprung auf das Podest verwehrt.

Kaufmann gewinnt ihre zweite WM-Einzel-Medaille

Ein ungemein intensives Duell lieferten sich Annett Kaufmann und Mao Takamori. Die Japanerin holte sich mit einem starken Start und einem weiteren Zwischenspurt die Durchgänge eins und vier und glich damit zum 2:2 aus. Am Ende jedoch setzte sich Deutschlands 18-jährige Nachwuchs-Europameisterin aller Altersklassen vollkommen verdient mit 4:2 durch. Allerdings musste die Bronzemedaillengewinnerin des Vorjahres in Satz sechs unerwartet noch einmal zittern, als sie nach einer hohen Führung und zwei ausgelassenen Matchbällen plötzlich einem Satzball zum 3:3-Ausgleich gegenüberstand.

Kaufmann erklärte die knifflige Situation: „Es war alles andere als ein einfaches Match. Ich habe am Anfang ihre Aufschläge nicht so gut gelesen, außerdem war sie in den Ballwechseln stark. Ich habe dann aber besser ins Spiel gefunden und konnte ihr meine Taktik aufzwingen. Der letzte Satz war natürlich sehr emotional, als ich nach einer 7:2-, 9:5- und 10:8-Führung plötzlich bei 10:11 einen Satzball gegen mich hatte. Das war nicht einfach, aber glücklicherweise habe ich mit solchen Situationen schon viel Erfahrung.“ Die Abiturientin hatte heute neben ihrer Ausnahmeklasse auch das nötige Quäntchen Glück: Ihr Punktgewinn zum 11:11 touchierte leicht die Tischkante und verhinderte so den Ausgleich für die spielerisch unterlegene Takamori. 

U19-Mädchen-Bundestrainerin Lara Broich analysierte die Viertelfinalpartie: „Annett hatte im ersten Satz noch Probleme mit den Aufschlägen ihrer Gegnerin. Danach hat sie über Rotation und Platzierung zu ihrem Spiel gefunden und hinten heraus sehr gut die Nerven behalten. Der Sieg war absolut verdient. Morgen ist alles möglich. Hana und Annett kennen sich gut und sind befreundet.“

Im Halbfinale trifft Kaufmann am Freitag um 12:15 Uhr auf die an Position eins gesetzte ägyptische Angriffsspielerin Hana Goda, die heute die Chinesin Qin Yuxuan ausschaltete. Kaufmann, die mit Goda gut befreundet ist, blickt voraus: „Gegen Hana wird es nicht einfach. Das ist ein Fifty-fifty-Spiel zwischen uns. Wir haben uns beide stark verbessert. Es wird bestimmt ein tolles Match mit vielen guten Ballwechseln.“

Griesel erntet die Früchte ihrer guten Leistungen

Im zweiten Halbfinale, ebenfalls um 12:15 Uhr, trifft Mia Griesel auf Turnierfavoritin Zong Geman. Unabhängig vom Ausgang des Spiels darf sich die deutsche U19-Meisterin schon jetzt freuen: Mit der sicheren Bronzemedaille in Helsingborg hat sie ihre starken Leistungen bereits belohnt.

Die für den ttc berlin eastside spielende Angriffsspielerin setzte ihre glänzende WM-Form fort. Nach ihrem Sieg im Achtelfinale gegen die an Position zwei gesetzte Yoo Yerin aus Südkorea gelang ihr heute mit dem Einzug ins Halbfinale der nächste Coup. Im Viertelfinale der U19-Konkurrenz setzte sie sich mit 4:1 gegen die französische Team-WM-Dritte und Olympiateilnehmerin Charlotte Lutz durch, die nur im dritten Satz ein probates Mittel gegen Griesels dominante Platzierungen und kluge Taktik fand. Griesel zeigte sich nach dem Match bester Laune: „Ich bin sehr zufrieden mit meinem Spiel und freue mich ungeheuer über meine Medaille. Da Lutz die Favoritenrolle hatte, bin ich relativ locker ins Spiel gegangen – frei nach dem Motto: ‚Mal sehen, was geht.‘“

Das beeindruckende Ergebnis war jedoch auch die Konsequenz einer ausgefeilten Strategie, wie sie verriet: „Lutz ist eine sehr gute Aufschlägerin. Die Basistaktik war, gut aus den ersten beiden Bällen herauszukommen. Das hat wunderbar funktioniert, auch weil ich bei ihrem Aufschlag Vorteile hatte. Sie hat mit Ausnahme des dritten Satzes kaum ihr Timing gefunden, während ich konstant und positiv geblieben bin. So werde ich auch morgen ins Halbfinale gehen. Ich bin Außenseiterin, aber gespannt, was möglich ist.“

Trainerin Lara Broich lobte: „Das war sensationell, wie konzentriert Mia gespielt hat. Sie war diszipliniert, taktisch clever und wusste genau, wann sie ihre Rückhand klug einsetzen musste. Mia belohnt sich hier in Helsingborg nach einer kleinen Durststrecke für ihre harte Arbeit und die guten Leistungen. Mal sehen, was morgen gegen die favorisierte Chinesin noch möglich ist.“

Itagaki zieht nach fünf umkämpften Sätzen verdient ins Halbfinale ein

Eine beeindruckende Leistung zeigte auch Koharu Itagaki, die am Donnerstag als erste der fünf deutschen Viertelfinalisten an den Tisch musste. Wu Ying-syuan hieß die Gegnerin, die der 14-jährigen Itagaki im Viertelfinale gegenüberstand. Nach einem 0:1-Satzrückstand gegen die starke Taiwanesin legte die jüngste Deutsche Mixed-Meisterin der Erwachsenen aller Zeiten ihre anfängliche Nervosität ab und steigerte sich deutlich. Die Bayerin Itagaki, im Einzelspielbetrieb für den TSV Bad Königshofen gemeldet und in der Bundesliga für den TSV Dachau aktiv, gewann mit einer spielerisch und mental beeindruckenden Leistung die nächsten vier umkämpften Sätze. Damit verbuchte sie nach Doppel-Bronze im Vorjahr erstmals in ihrer jungen Karriere auch im Einzel den Einzug in ein WM-Halbfinale.

Den Rückenwind und das Selbstvertrauen aus ihrem heutigen 4:1-Erfolg wird Koharu Itagaki im Halbfinale allerdings gut gebrauchen können: Dort wartet um 10:45 Uhr keine Geringere als die Chinesin Hu Yi, die sich im Mannschafts-Halbfinale gegen Deutschland in fünf Sätzen gegen Josi Neumann durchsetzte. Koharu Itagaki zeigte sich zu Recht stolz über ihren Erfolg: „Es fühlt sich super an, im Halbfinale zu stehen, nachdem ich im letzten Jahr bei meiner ersten WM noch in der ersten Runde verloren habe. Ich musste um jeden Ball kämpfen, denn meine Gegnerin hat keine Punkte verschenkt und keine leichten Fehler gemacht. Ausschlaggebend für meinen Sieg war, dass ich heute sehr sicher war und nur wenige Fehler in den Ballwechseln gemacht habe.“

Neumann unterliegt der stärksten Chinesin

Josephina Neumann, im Vorjahr an der Seite von Itagaki Dritte im Doppel, konnte ihre hohe Viertelfinalhürde heute nicht überwinden. Die für den ttc berlin eastside in der Bundesliga spielende und im Einzelspielbetrieb für den hessischen Klub TV Okarben gemeldete 14-Jährige musste ausgerechnet gegen die an Position eins gesetzte Chinesin Yao Ruixuan antreten. Yao dominierte das Turnier auch nach dem Spiel gegen Neumann weiterhin ohne Satzverlust. Ihre Teamkollegin Hu Yi, die nun im Halbfinale auf Itagaki trifft, hatte Neumann im Teamwettbewerb noch in den Entscheidungssatz zwingen können.

U15-Mädchen-Bundestrainerin Jie Schöpp sagte nach dem Ausscheiden ihres Schützlings: „Josie hat heute gegen die stärkste Chinesin gespielt und in den Ballwechseln gut mitgehalten. Aber leider war ihre Gegnerin am Ende zu stark. Ich hoffe, dass Josi in Zukunft weiter fleißig trainiert und dann bessere Chancen gegen sie haben wird.“

Favorisierter Bertelsmeier unterliegt der Turnierüberraschung Iizuka

Den Namen Leonardo Iizuka hätten selbst Experten der Szene wohl nur selten auf der Liste potenzieller Medaillenkandidaten geführt – anders als den von Andre Bertelsmeier. Als Gewinner von vier WTT-Nachwuchsturnieren, U21-EM-Halbfinalist und EM-Achtelfinalist der Herren war der Zweitligaspieler des 1. FC Köln in glänzender Form nach Schweden gereist. Doch im Viertelfinalduell mit dem Brasilianer waren alle bisherigen Ergebnisse bedeutungslos.

Das wusste auch Bertelsmeier. Der ging zwar mit einer weißen Weste gegen den Südamerikaner in die Partie. Doch in den Runden zuvor hatte sich Iizuka in Helsingborg durch Siege über den starken Polen Milosz Redzimski und den Singapur-Chinesen Izaak Quek bereits ins Rampenlicht gespielt. Auch gegen den 18-jährigen Abiturienten Bertelsmeier startete der Brasilianer furios. In der Rückschau lagen die entscheidenden Momente in den beiden Auftaktsätzen, die Bertelsmeier jeweils knapp mit 9:11 verlor. Iizuka sicherte sich daraufhin auch den dritten Durchgang. Bertelsmeier konnte zwar noch auf 2:3 verkürzen, doch Satz sechs ging erneut deutlich an den Überraschungshalbfinalisten Iizuka. Der an Position zwei gesetzte Bertelsmeier zeigte sich nach dem Spiel als fairer Sportsmann: „Iizuka hat sehr gut gespielt, und ich habe einfach keinen richtigen Zugriff auf das Spiel gefunden. Ich habe es danach zwei Sätze lang ganz gut gemacht, aber der Start mit dem 0:3-Rückstand war einfach zu groß, um das gesamte Spiel noch zu drehen.“

U19-Jungen-Bundestrainer Dustin Gesinghaus ergänzte: „Die Niederlage ist natürlich eine Enttäuschung. Andre wollte diese Medaille unbedingt gewinnen und hatte in den letzten Tagen gutes Tischtennis gezeigt. Außerdem hatte er gegen seinen Gegner eine 3:0-Bilanz. Aber ein Spiel um eine Medaille mit der dazugehörigen Erwartungshaltung ist eine völlig andere Situation. Damit hatte Andre noch keine Erfahrung, und das hat ihn heute blockiert, sein bestes Tischtennis abzurufen. Dennoch ändert das nichts an der fantastischen Entwicklung, die Andre in diesem Jahr genommen hat. Er wird daraus lernen und vielleicht schon beim nächsten Mal abgeklärter in einer ähnlichen Situation auftreten.“

Die Ergebnisse am Donnerstag

U15, Mädchen-Einzel, Viertelfinale
Koharu Itagaki - Wu Ying-syuan TPE 4:1 (-8,11,9,10,7)
Josephina Neumann - Yao Ruixuan CHN 0:4 (-5,-4,-5,-5)

U19, Mädchen-Einzel, Viertelfinale
Mia Griesel - Charlotte Lutz FRA 4:1 (9,9,-7,8,7)
Annett Kaufmann - Mao Takamori JPN 4:2 (-9,4,6,-4,8,11)

U19, Jungen-Einzel, Viertelfinale
Andre Bertelsmeier - Leonardo Iizuka BRA 2:4 (-9,-9,-6,6,5,-5)

Die Spiele am Freitag (u.a.)

U15, Mädchen-Einzel, Halbfinale
Koharu Itagaki - Hu Yi CHN 10.45 Uhr, Tisch 1
Yao Ruixuan CHN - Chen Min-Hsin TPE, 10.45 Uhr, Tisch 2
Finale
16.15 Uhr

U19, Mädchen-Einzel, Halbfinale
Annett Kaufmann - Hana Goda EGY 12.15 Uhr, Tisch 1
Mia Griesel - Zong Geman CHN 12.15 Uhr, Tisch 2
Finale
17.45 Uhr

Links

Zum WTT-Livestream bei YouTube
Auslosungen und Ergebnisse auf der WTT-Homepage
 

Das DTTB-Aufgebot bei der Jugend-WM in Helsingborg (22. bis 29.11.)

U19, Mädchen
Team: Mia Griesel (ttc berlin eastside), Eireen Kalaitzidou (TuS Uentrop), Annett Kaufmann (SV DJK Kolbermoor), Lorena Morsch (TSV Langstadt)
Einzel: Annett Kaufmann, Mia Griesel
Doppel: Annett Kaufmann/Anna Hursey WAL, Mia Griesel/Mariam Younes EGY

U19, Jungen
Einzel: Andre Bertelsmeier (1. FC Köln)
Doppel: Andre Bertelsmeier/Amirmahdi Keshavarzi IRI

U19, Mixed
Andre Bertelsmeier/Mia Griesel

U15, Mädchen
Team: Koharu Itagaki (Einzelspielbetrieb: TSV Bad Königshofen/Mannschaftsspielbetrieb: TSV Dachau), Josephina Neumann (TV Okarben/ttc berlin eastside), Elisa Nguyen (TTV Ettlingen/DJK Sportbund Stuttgart), Lisa Wang (1. FC Saarbrücken-TT/TTK Anröchte)
Einzel: Koharu Itagaki, Josephina Neumann
Doppel: Koharu Itagaki/Josephina Neumann

U15, Mixed
Josephina Neumann/Steven Moreno PUR, Koharu Itagaki/Samuel Michna POL

Betreuer
Lara Broich (Bundestrainerin Nachwuchskader 1, U19), Jie Schöpp (Bundestrainerin Nachwuchskader 2, U15), Dustin Gesinghaus (Bundestrainer Nachwuchskader 1, U19), Tamara Boros (Damen-Bundestrainerin)

Physiotherapeutinnen
Birgit Schmidt (OSP Hessen)

Sportliche Leitung
Richard Prause (Vorstand Sport)

Vertreter des Präsidiums
Ralf Tresselt (DTTB-Vizepräsident Jugend)

Organisatorische Leitung
Carina Beck (Nachwuchsleistungssportreferentin

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