Bad Königshofen. Lange gab es Hoffnung, dass Kilian Ort in den Court zurückkehren könnte. Seit Mittwoch steht fest, dass das Bad Königshofener Talent seine aktive Karriere mit 28 Jahren beendet. Zu groß waren die gesundheitlichen Strapazen. Ein Blick auf eine der treuesten Seelen im deutschen Profi-Tischtennis.
Als Kilian Ort am 3. Juli 2023 beim WTT Star Contender im slowenischen Ljubljana auflief, da hätte er sich kaum vorstellen können, dass es der letzte Auftritt auf der internationalen Tischtennis-Bühne werden würde. Zwei Jahre lang laborierte Ort an der untersten Bandscheibe, jetzt zieht das Ausnahmetalent die Reißleine: „Da bis zum heutigen Tag keine Besserung eingetreten ist, möchte ich offiziell das Ende meiner Tischtennislaufbahn bekanntgeben“, hat er am 19. Februar auf Instagram verkündet. Mit ihm verlässt einer der Großen im bayerischen Tischtennis den aktiven Sport – das zeigen nicht zuletzt auch die Reaktionen seines Umfelds auf die Nachricht. Der TSV Bad Königshofen, seit Beginn die sportliche Heimat des Unterfranken, bezeichnet ihn gar als „wahren Vereinshelden“.
Von Beginn an erfolgreich
Und tatsächlich sind Orts Verdienste im Grabfeld kaum zu leugnen. Als Kind war er dem Verein schon verbunden, bevor Tischtennis überhaupt ein großes Thema für ihn war. „Ich habe in der F-Jugend mit Fußball angefangen“, erinnert er sich. Als Teil einer tischtennisbegeisterten Familie führte es den jungen Kilian allerdings schnell an den Tisch – und das mit großem Erfolg. Am 29. Januar 2004 erhielt Ort seine Erstspielberechtigung, im Sommer 2006 stieß er in den Leistungskader 2 des bayerischen Verbands, ein Jahr später folgte der Aufstieg in die erste Riege. Als Ort zum ersten Mal in der ersten Mannschaft des TSV Bad Königshofen aufschlug, residierte die noch in der Landesliga. Es folgte Aufstieg um Aufstieg – bis zuletzt in die TTBL, wo der TSV mittlerweile längst einen Stammplatz hat. Dass Ort diesen Weg mitgehen konnte und nun auch seine Karriere in Bad Königshofen beenden darf, liegt an der engmaschigen Förderung vor Ort: Familie, Trainer, der TSV samt der Unterstützung durch Geschäftsführer Andy Albert, der Bayerische TTV und natürlich die Fans: „Ich wurde von klein auf gefördert“, sagt der nun Ex-Profi im Rückblick.
Bald im DTTB-Dress
Da ist es kein Wunder, dass auch der DTTB schnell seine Augen auf das Talent richtete. Ort wurde Schüler-Europameister im Team, außerdem Mixed-Europameister im tschechischen Ostrava 2013. Im gleichen Jahr stand der Deutsche Jugendmeister-Titel im Doppel mit Marius Zaus zubuche, 2014 folgten die Einzel-Jugendmeisterschaft und auch die Bayerische Meisterschaft. Bei den Deutschen Meisterschaften der Herren sicherte sich Ort 2018 Silber, unterlag im Endspiel niemand Geringerem als Timo Boll. Der passionierte Mixed- und Doppel-Spieler hat außerdem auch in diesen Disziplinen Erfolge feiern können. Silber an der Seite von Dang Qiu 2017, Bronze 2019 im Mixed mit Yuan Wan. „Ich hatte immer Spaß am Doppel und Mixed“, erinnert er sich. Und das, obwohl das Doppel für jeden TTBL-Spieler wohl eher ein Grund zur Aufregung sein dürfte. „Die Doppelspiele hinten raus im fünften Satz bringen eine Stimmung, für die man unbedingt mal in Bad Königshofen vorbeischauen sollte."
Privates Glück dank Tischtennis
Fragt man Kilian Ort, worauf er rund um Tischtennis am liebsten zurückblickt, dann stehen gar nicht einmal so sehr die sportlichen Erfolge im Vordergrund. Auch das private Glück fand der 28-Jährige durch den Sport, seine Freundin spielt weiterhin. Dem Tischtennis ist er auf vielen Ebenen dankbar. „Ich freue mich, dass ich schon als Kind Tischtennis als Mannschaftssportart kennenlernen durfte“, sagt Ort mit Blick auf den engen Familienzusammenhalt und die Unterstützung bei den Spielen. Die besondere Kombination aus Mannschafts- und Einzelsport habe es ihm angetan. Ort ist ein bescheidener Sportler – bewusst ist er sich aber dennoch, dass auch er einen Anteil am Aufstieg von Bad Königshofen zur Tischtennis-Hochburg hat. „Ganz viele Menschen, die sich vor zehn Jahren noch nicht für Tischtennis interessiert haben, sind jetzt große Fans“, sagt er. Fans, die ihm dankbar sind und ihn auch sicherlich gerne wieder in der Shakehands-Arena begrüßen werden, wenn auch in anderer Funktion.
Wie es für das unterfränkische Urgestein weitergeht, das steht nämlich noch nicht fest. Bis Ende März läuft noch der Vertrag bei der Bundeswehr. Er führt Gespräche für die Zukunft. Aber auch ein Trainerdasein ist denkbar: „Die A-Lizenz habe ich mir vorgenommen“, sagt Ort über seine Pläne. Gute Chancen also, dass Kilian Ort der Tischtennis-Welt erhalten bleibt.