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Kolbermoors Abwehr-Ass Linda Bergström kann auch Angriff – und das bisweilen sogar recht gut und zwingend (Bild: Dr. Stephan Roscher).
ttc berlin eastside - TTG Bingen/Münster-Sarmsheim 6:1, ESV Weil - TTC 1946 Weinheim 1:6, SV DJK Kolbermoor - TSV Langstadt 6:2

Klare Siege für Bundesliga-Spitzentrio

Dr. Stephan Roscher 06.02.2023

Berlin. Der ttc berlin eastside hat sich nach zuletzt zwei unglücklichen Niederlagen in der Liga und der Champions League am Sonntag so zurückgemeldet, wie man es von einem Titelverteidiger erwartet. Einer trotz personellem Handikap gar nicht einmal schwachen Bingener Mannschaft ließ man beim 6:1 keine Chance. Mit demselben Ergebnis zog Schlusslicht Weil gegen Spitzenreiter Weinheim den Kürzeren, wobei zwei fehlende Stammspielerinnen dem ESV doch arg zu schaffen machten. Der TSV Langestadt schließlich spielte in Kolbermoor viel besser als am Vortag in Schwabhausen, doch auch heute hieß es am Ende 2:6 aus Sicht der Hessinnen.
 

ttc berlin eastside - TTG Bingen/Münster-Sarmsheim 6:1

Nur das eastside-Doppel Ding Yaping/Kathrin Mühlbach musste seinen Gegnerinnen Lea Rakovac und Karolina Mynarova nach einem spannenden und umkämpften Match gratulieren. Alle Einzel gingen dagegen an die Hauptstädterinnen, die mit Shan Xiaona, Ding Yaping und Sabina Surjan zumindest drei Topspielerinnen einsetzten - und die erledigten allesamt ihren Job zur vollsten Zufriedenheit des Vereinsmanagements und der Fans. Die aktuelle Form der an Position vier aufgestellten Kathrin Mühlbach kann man nach dem heutigen Tag nicht wirklich beurteilen, allenfalls vielleicht nach dem Eindruck im Doppel. Sie gewann ihr Match gegen die Tschechin Katerina Tomanovska kampflos, deren alte Knieverletzung wieder aufgebrochen war und die folglich auch ihr Doppel abschenken musste.

Einem Enzelsieg am nächsten kam einmal mehr Lea Rakovac, die so schönes, beherztes Tischtennis spielt, am Ende ihrer meist über die volle Distanz gehenden Matches aber doch allzu oft ihren Gegnerinnen gratulieren muss - für Nervenstärke und taktische Cleverness in Schlüsselsituationen spricht das nicht unbedingt. Gegen die routinierte Ding Yaping egalisierte die 26-jährige Kroatin einen 1:2-Satzrückstand und machte dann im Entscheidungsdurchgang aus einem 5:9 ein 9:9. Doch die letzten beiden Punkte blieben der Berliner Defensivstrategin vorbehalten, die mehr als das doppelte Alter ihrer Kontrahentin aufweist und mit 55 die älteste aktuelle Bundesligaspielerin ist, dicht gefolgt von der 54-jährigen Qianhong Gotsch.

“Durch die Verletzung von Tomanovska war die ganz große Spannung von Anfang an aus der Partie raus", konstatierte eatside-Präsident Alexander Teichmann. "Nana, Yaping und Sabina hatten ihre Einzel, wie von uns erwartet, letzlich immer im Griff und haben deutlich gewonnen. Besonders begeistert waren die Fans vom Duell zwischen Yaping und Rakovac.“

"Es war eigentlich das erwartete Ergebnis, zumal Katerina Tomanovska nicht spielen konnte, weil sich ihre Knieverletzung wieder bemerkbar machte", so Bingens Vorsitzender Joachim Lautebach. "Schön war, dass das Doppel erfolgreich gestaltet werden konnte und auch Lea hat gegen Ding Yaping gut gespielt und erst im fünften Satz knapp verloren. Wir werden uns jetzt auf die vier ausstehenden Spiele konzentrieren. Vor allem das Spiel gegen Weil ist wichtig, ich hoffe, dass bis dahin alle Blessuren auskurier sind."
 

ESV Weil - TTC 1946 Weinheim 1:6

Wer ist Cynthia Lilly? Nun, wir haben ein wenig recherchiert und konnten herausfinden, dass die Ersatzspielerin des ESV Weil im Spiel gegen den TTC 46 Weinheim nicht einfach irgendein Notnagel war, um die Lücke zu schließen, die durch das Fehlen der Nummern eins und drei, Hana Arapovic und Polina Dobreva, ins Team des ESV Weil gerissen wurde. Vielmehr handelt es sich um das vermutlich größte Talent der für die Weiler so nahen Schweiz und war bereits auf einigen internationalen Jugendturnieren erfolgreich. Die 18-Jährige, die normal im Weiler B-Team in der Oberliga Baden-Württemberg aufschlägt und dort aktuell mit einer 12:8-Bilanz notiert ist, kam am Sonntag zu ihrem ersten Bundesligaeinsatz - und das gleich gegen die extrem starken Weinheimerinnen. Im Einzel kreuzte der Tischtennis-Teenager die Klingen mit der erfahrenen Kroatin Mateja Jeger, die mit 11:6, 12:10 und 11:6 die Oberhand behielt, trotz ihres unangenehmen Spiels richtig kämpfen musste und nun mit Sicherheit weiß, wer Cynthia Lilly ist. Und im Doppel durfte die jüngste Akteurin des aktuellen Bundesliga-Spieltags sogar gegen Weinheims Weltstar Bruna Takahashi an den Tisch. An der Seite der Ukrainerin Ievgeniia Sozoniuk verkaufte sich das ESV-Nesthäkchen ordentlich gegen Takahashi/Jeger. Zwar reichte es nicht zu einem Satzgewinn, doch im ersten Durchgang (9:11) war man nicht sehr weit davon entfernt.

"Hana Arapovic war in Tunesien am Start, Polina Dobreva fehlte aus gesundheitlichen Gründen", erläuterte ESV-Abteilungsleiterin Doris Spiess. "Cynthia Lilly hat ihre Sache aber richtig gut gemacht, ging ohne Scheu und mit Selbstvertrauen ins Match. Dass sie gegen eine erfahrene Mateja Jeger nicht ankommt, war zu erwarten. Trotzdem war sie kurz vor einem Satzgewinn, als sie im zweiten Satz einen Satzball beim 10:9 nicht nutzen konnte."

Das zweite Doppel war ärgerlich aus Sicht der Gastgeber: Izabela Lupulesku und Vivien Scholz, die bekanntlich prächtig harmonieren, hatten den Sieg gegen Giorgia Piccolin/Sophia Klee in Sichtweite, brachten aber das Match, in dem sie im fünften Satz noch von 6:10 auf 9:10 herankamen, nicht nach Hause, was richtungsweisend für den weiteren Verlauf des Baden-Derbys war. Von da an war eigentlich klar, dass die Gäste ohne viel Zeit zu verlieren auf einen sicheren Sieg zusteuern würden.

Dass der TTC ohne Yuan Wan spielte, fiel insofern ins Gewicht, als die an Position zwei aufgerückte Giorgia Piccolin das Match gegen Izabela Lupulesku mit 1:3 verlor. Doch es blieb der Ehrenpunkt des Teams aus dem Dreiländereck. Einzig Vivien Scholz hatte nach wenig überzeugendem Beginn noch eine reelle Chance gegen Sophia Klee und war in den Sätzen drei und vier auf Augenhöhe, am Ende hieß es aber 3:1 für ihre Gegnerin.

Die Weilerinnen müssen versuchen, die zum Ligaverbleib nötigen Punkte gegen andere Teams zu holen, während sich die Weinheimerinnen weiter auf dem Platz an der Sonne wohlfühlen dürfen. Nur noch zwei Partien hat man vor sich, nämlich in Langstadt und gegen Schwabhausen. Nirgends ist in Stein gemeißelt, dass Takahashi und Co. nicht bis zum Ende der Runde ganz oben bleiben können. Schließlich ist man das einzige Team, das Berlin zweimal geschlagen hat - zumindest bis jetzt, Kolbermoor könnte jenes Kunststück noch gelingen. Man wird sehen ......

"Es war die erwartete Niederlage gegen den TTC Weinheim. Ohne zwei Stammspielerinnen konnten wir nicht mit mehr rechnen", so eine keineswegs enttäuschte Doris Spiess nach dem Derby. "Trotzdem gab es spannende Spiele in der Halle zu sehen. Auch unsere Ersatzspielerin hat sich wacker geschlagen. Für uns sind jetzt aber die nächsten drei Spiele entscheidend über den Klassenerhalt."

"Ein deutlicher Sieg, wir sind überglücklich, bei uns läuft es wie verrückt", freute sich Weinheims Manager Christian Säger. "Ein super Team, das immer zusammenhält und sich gegenseitig puscht. Bruna Takahashi gewinnt Ihre beiden Einzel, obwohl Sie nicht zu 100 Prozent fit ist. Mateja Jeger gewohnt sicher und Sophia Klee in einem tollen Spiel mit 3:1 gegen Scholz. Giorgia Piccolin gewinnt den ersten Satz gegen Lupulesku und führt im zweiten 6:1. Dann aber dreht Lupulesku auf und gewinnt 3:1." Säger blickt nach vorne: "Wir sind absolut in der Spur und freuen uns auf die letzten beiden Spiele. Jetzt haben wir aber erst mal drei Wochen Pause."

 

SV DJK Kolbermoor - TSV Langstadt 6:2

Zwei 2:6-Niederlagen, wie sie unterschiedlicher nicht sein konnten: Der TSV Langstadt kehrte ohne Erfolgserlebnis aus Bayern zurück. In Schwabhausen lief - ohne die tolle Leistung des Gastgebers kleinreden zu wollen - nach den Doppeln nichts mehr zusammen, während man in Kolbermoor phasenweise auf Augenhöhe war, sich aber nicht belohnen konnte. Hatte der Sportliche Leiter der Hessen, Manfred Kämmerer, am Samstag noch von der "schlechtesten Saisonleistung" gesprochen, konnte er zum Kolbermoor-Auftritt nichts Negatives sagen. Was fehlte war einfach ein Tick Cleverness und Abgeklärtheit, um ein deutlich besseres Ergebnis zu erzielen. Es war ein 2:6, das Hoffnung macht, so paradox sich dies vielleicht anhören mag. Das war nämlich wieder der alte TSV Langstadt, der mit Herzblut kämpfte und mit etwas mehr Glück durchaus etwas Zählbares hätte verbuchen können.

Durch die beide Misserfolge fiel man mit nun 7:11 Punkten in der Bundesliga-Tabelle zwar lediglich um einen Platz zurück und ist nun Sechster, doch dahinter beginnt die Abstiegszone mit Bingen (4:16) und Weil (2:18). Zwar steigt nur der Letzte des Endklassements ab und dass die Weilerinnen fünf Punkte Rückstand auf Krämer und Co. wettmachen, ist eher unwahrscheinlich, dennoch braucht das Team noch einige Punkte in der Rückrunde, um auf Nummer sicher zu gehen. Zudem wäre ein sechster Platz nicht unbedingt günstig für die Play-offs, da die Gefahr besteht, im Viertelfinale gleich gegen einen Giganten an die Tische zu müssen.

Doch auch in diesem Fall müssen wir den Langstädter Gegner lobend hervorheben. Was der Tabellenzweite nämlich bot, war spielerisch hochwertig und auf einem sehr guten strategischen Niveau. Drei Stunden erbitterter Kampf vor über 160 Fans und fünf Matches über die volle Distanz von fünf Sätzen - drei davon gingen an die Bayern - dokumentieren, dass es kein einfaches Spiel für den SV DJK war. Wie er sich aus der Affäre zog, war erste Sahne.

Mit 12:10 im Entscheidungsdurchgang konnte sich das Langstädter "Verlegenheitsdoppel" Mantz/Lemmer behaupten und das Kolbemoor-Duo Bergström/Tiefenbrunner besiegen. Das erste sichtbare Zeichen, dass man auf Wiedergutmachung brannte. Mantz war beim 1:3 gegen Schwedens Defensiv-Ass Linda Bergström zumindest in drei Sätzen auf Augenhöhe. "Franzi" Schreiner führte zweimal nach Sätzen gegen Kristin Lang, musste aber am Ende ihrer Gegnerin zum knappen Sieg gratulieren. Alena Lemmer unterlag der Ukrainerin Solomiya Brateyko ebenfalls erst nach für Durchgängen und zwei zwischenzeitlichen Satzführungen. Tanja Krämer schuf Fakten, indem sie die 21-jährige Laura Tiefenbrunner besiegte (11:4, 11:4, 6:11, 9:11, 11:2). Da stand es dann 2:4 und eine Aufholjagd schien noch möglich. Doch das ersehnte Happyend aus hessischer Sicht blieb aus: Die nach Anlaufschwierigkeiten zum Saisonbeginn inzwischen richtig gut in Kolbermoor und der Damen-Bundesliga angekommene Bergström schlug auch Schreiner (3:1) und Lang Mantz (3:2). Die Messe war gelesen, dennoch konnten die Langstädterinnen die Halle erhobenen Hauptes verlassen.

"Das Spiel war knapper, als es das Ergebnis zeigt", meinte später auch Kolbermoors Trainer und Abteilungsleiter Michael Fuchs. "Wir haben viele knappe Spiele gewinnen können und es hätte genauso auch in die andere Richtung gehen können." Fuchs lobte natürlich nicht nur den Gegner, sondern auch sein eigenes Team: "Wir sind sehr glücklich über den Sieg. Insgesamt eine gute kämpferische Leistung von allen unseren Spielerinnen und letztendlich wichtige zwei Punkte für uns und auch ein toller Tischtennistag für unsere Zuschauer."

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Am kommenden Wochenende, beginnend mit der Freitagspartie Weil vs. Schwabhausen, wird wieder einiges los sein in Europas Topliga. Allerdings sind es dann "nur" vier Partien, aber wichtige und richtungsweisende: Langstadt empfängt Berlin und reist nach Weil, wo man sich letztes Jahr mit Petrissa Solja sehr schwer tat. Der TSV Schwabhausen empfängt ferner die SV Böblingen zu einem interessanten Mittelfeld-Duell. Auch solche Begegnungen sind keineswegs Geplänkel jenseits von Gut und Böse, sondern wichtig in Hinblick auf die Positionierung für die Play-offs nach Ende der regulären Punktrunde.

 

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