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Karolina Mynarova hatte einen Einstand nach Maß in der 1. Bundesliga Damen (Bild: Petra Steyer).
TSV Langstadt - SV DJK Kolbermoor 2:6; TTG Bingen/Münster-Sarmsheim - TSV Schwabhausen 5:3

Kolbermoor gewinnt in Langstadt - Erster Saisonsieg für Bingen, tolles Mynarova-Debüt

Dr. Stephan Roscher 17.01.2021

Das Topspiel zwischen dem am Samstag entthronten Spitzenreiter TSV Langstadt und dem bisherigen Tabellenzweiten SV DJK Kolbermoor verlief weniger spannend als von manchem im Vorfeld erwartet. Langstadts komplettes Spitzenpaarkreuz fiel aus, sodass am Ende nicht mehr als ein 2:6 drin war, wodurch die Oberbayern mit nun 9:3 Punkten die Poleposition in der Liga übernahmen. Im zweiten Match des Tages setzte die endlich wieder zu viert angetretene TTG Bingen/Münster-Sarmsheim eine echte Duftmarke und gewann gegen den TSV Schwabhausen mit 5:3 – die erlösenden ersten Punkte der Saison für die Rheinhessinnen, bei denen die Tschechin Karolina Mynarova mit zwei überzeugend herausgespielten Siegen ein fantastisches Debüt feierte

TSV Langstadt – SV DJK Kolbermoor 2:6

Durch einen letztlich ungefährdeten 6:2-Erfolg bei ersatzgeschwächten Langstädterinnen – Petrissa Solja hatte sich im Training eine Rückenverletzung zugezogen, die Ägypterin Dina Meshref konnte wegen der Corona-Maßnahmen ebensowenig einreisen wie die Taiwanerin Cheng Hsien-Tzu – hat Kolbermoor die Tabellenführung erobert und die Hessinnen auf Platz zwei verdrängt.

Dennoch wollte man den aufgrund der personellen Konstellation eindeutig favorisierten Klub aus Oberbayern, der – wie angekündigt – ohne Fu Yu angereist war, ärgern, was aber nur punktuell gelang.  

Tanja Krämer und Franziska Schreiner rückten ins vordere Paarkreuz. Dabei setzte Krämer gegen Kristin Lang ein Ausrufungszeichen und siegte mit 11:9 im Entscheidungssatz. Zu diesem Zeitpunkt stand es aber bereits 4:0 für Kolbermoor – Krämer war zunächst gegen eine sehr stark spielende Yuan Wan chancenlos geblieben, Schreiner hatte gegen Lang keinen Satzgewinn verbuchen können, die aus der Langstädter Drittligamannschaft aufgerückte Alena Lemmer hatte beim 1:3 gegen die 18-jährige Anastasia Bondareva nur im zweiten Satz gut ausgesehen und die ebenfalls hochgerückte Janina Kämmerer hatte den virtuosen Schnittwechseln von Svetlana Ganina in vier Durchgängen Tribut zollen müssen. 

Nach Krämers Erfolg, die trotz ihrer 40 Jahre eben doch noch die eine oder andere „Riesin“ bezwingen kann, wenn alles optimal läuft, musste „Franzi“ Schreiner gegen Yuan Wan zum zweiten Mal an diesem Nachmittag die Erfahrung machen, welch ein gewaltiger Sprung es vom hinteren zum vorderen Paarkreuz ist. Die 19-jährige Aschaffenburgerin hatte beim 7:11, 6:11, 5:11 keine Chance. „Ich kenne Yuan eigentlich sehr gut. Wir trainieren sehr oft gemeinsam in Düsseldorf“, so Schreiner nach dem Match. „Im Wettkampf haben wir heute allerdings das erste Mal gegeneinander gespielt.“ 

Alena Lemmer hielt gegen die ehemalige Weltklassespielerin Svetlana Ganina phasenweise recht gut mit und gewann sogar den ersten Satz mit 14:12, doch mit zunehmender Spieldauer bekam die Nummer drei des SV DJK das Match immer besser in den Griff und siegte mit 3:1. Janina Kämmerer sorgte im Abschlussmatch gegen „Nastja“ Bondareva noch für etwas Ergebniskosmetik und gewann mit 12:10, 7:11, 11:9, 11:7. Die Gewinnerin nach der Partie: „Ich bin natürlich sehr zufrieden mit meiner Leistung heute. Ich bin trotz teilweise hoher Rückstände in den Sätzen ruhig geblieben und habe auf meine Chancen gewartet. Nachdem wir in der 3. Liga seit Oktober kein Spiel mehr hatten, wusste ich natürlich nicht wo ich leistungsmäßig stehe. Umso schöner ist es, gerade auch in der 1. Liga einmal wieder ein Spiel zu gewinnen.“  

Aufgrund der Umstände war man bei den Verantwortlichen des TSV keineswegs enttäuscht. Coach Thomas Hauke betonte: „Wir haben heute alles gegeben und uns mutig gegen die Niederlage gewehrt, obwohl es uns personell heute voll erwischt hatte. Wir hätten zwar gerne ein bis zwei Matches mehr gewonnen, aber Kolbermoor war heute einfach besser und hat verdient gewonnen.“ 

„Natürlich kam uns der Umstand zu Gute, dass Langstadt ohne Peti und Dina Meshref aufgelaufen ist“, räumte Michael Fuchs ein. „Trotzdem haben es unsere Damen nicht auf die leichte Schulter genommen, eine konzentrierte Leistung abgeliefert und auch verdient gewonnen, denke ich.“ Kolbermoors Trainer mit der Einzelkritik: „Yuan und Svetlana sehr überzeugend. Kristin gegen Tanja ist immer ein sehr spezielles Duell, bei dem Tanja heute meiner Meinung nach wieder viel Risiko gegangen ist und in den entscheidenden Phasen ein paar Wahnsinns-Bälle getroffen hat, weshalb man Kristin hier auch keinen Vorwurf machen kann. Nastja hat im ersten Spiel überzeugt, im zweiten Spiel hat sie leider wieder gegen Ende etwas den roten Faden verloren, taktisch nicht mehr so konsequent gespielt beziehungsweise ein paar mehr leichte Fehler gemacht, aber das zu lernen, gehört halt auch zur Entwicklung dazu.“ Das Fazit von Fuchs fällt aber sehr positiv aus: „Insgesamt aber auf jeden Fall ein Lob an die Mannschaft, die sich die Tabellenführung heute verdient hat!“ 

TTG Bingen/Münster-Sarmsheim – TSV Schwabhausen 5:3

Nach 0:8 Punkten im alten Jahr hat sich die TTG Bingen/Münster-Sarmsheim in Europas Topliga eindrucksvoll zurückgemeldet – das 5:3 gegen den TSV Schwabhausen, der zeitweise sogar an der Spitze der 1. Bundesliga Damen gethront hatte, war mehr als nur ein Lebenszeichen. Man ist wieder mittendrin statt nur dabei, startet einen neuen Angriff auf die Play-off-Plätze und will am Sonntag zu Hause gegen Böblingen, das ohne Qianhong Gotsch auflaufen wird, zwei weitere Zähler einfahren.

Das Debüt der zur Rückrunde vom Zweitligisten Füchse Berlin verpflichteten 24-jährigen Tschechin Karolina Mynarova hätte erfolgreicher nicht verlaufen können. Da der Neuzugang beim Zweitliga-Schlusslicht als Spitzenspielerin eine 2:6-Bilanz verbucht hatte – in der Vorsaison hatte sie oben allerdings ein 12:12 erzielt –, glaubten manche, dass es sich nur um einen „Notnagel“ bei den Rheinhessinnen handele. Weit gefehlt, wie sie mit ihrem erfolgreichen, äußerst aggressiven Angriffsspiel eindrucksvoll unter Beweis stellte. So besiegte sie zunächst die Ungarin Mercedes Nagyvaradi klar mit 11:6, 11:7, 11:9, um später ein nicht minder überzeugendes 3:1 (6:11, 11:8, 11:9, 11:6) über die weißrussische Defensivspielerin Alina Nikitchanka nachzulegen. Ohne die Leistung ihrer Teamkolleginnen schmälern zu wollen, darf man Mynarova, die der Trainingsgruppe von Peter Engel in Luxemburg angehört, fraglos als Matchwinnerin in ihrem allerersten Erstligaspiel bezeichnen. Ein Traumdebüt!

Zwei Punkte steuerte das vordere Paarkreuz bei: Chantal Mantz und Giorgia Piccolin gewannen beide gegen Mateja Jeger, mussten aber Sabine Winter gratulieren, die ihre Ligabilanz auf 10:0 ausbaute. Wobei sich Winter gegen Piccolin erstaunlich schwer tat und beim 3:11, 11:6, 7:11, 11:4 und 11:7 über die volle Distanz gehen musste. Auch Katerina Tomanovska konnte einen Sieg verbuchen – mit 3:1 triumphierte die Tschechin gegen Alina Nikitchanka, die nicht ihren besten Tag erwischt hatte.

Für Schwabhausen, das mit nun 6:6 Zählern auf dem dritten Tabellenplatz bleibt, konnte neben Winter lediglich noch Mercedes Nagyvaradi ein Match gewinnen, die Katerina Tomanovska in fünf Sätzen bezwang.

Bingens Vorsitzender Joachim Lautebach war sehr angetan von dem, was er in den wirklich spannenden zweieinhalb Stunden zu sehen bekam: „Ein unerwartetes und erfolgreiches Ergebnis für unsere Mannschaft. Schön, dass alle Spielerinnen dazu beigetragen haben. Ein besonderes Lob an unseren Neuzugang Karolina Mynarova, die einen hervorragenden Einstand gegeben hat.“

TSV-Trainer Alexander Yahmed erkannte die Leistung der Gastgeberinnen neidlos an: „Also ich denke, die bessere Mannschaft hat gewonnen, Bingen hat ein super Spiel gezeigt und das Ergebnis geht absolut in Ordnung. Ich kann meinem Team keinen Vorwurf machen, sie haben alles probiert und gekämpft bis zum Schluss. Aber heute war es der Tag von Bingen, deswegen Gratulation und Glückwunsch an den Sieger.“

Auch Schwabhausens Abteilungsleiter Helmut Pfeil fand anerkennende Worte für die überzeugende Darbietung der Gastgeberinnen: „Wir konnten unsere guten Leistungen der Vergangenheit gegen das stark aufspielende Team aus Bingen nicht abrufen. Der Sieg für Bingen ist verdient.“

Am Sonntag spielen: 

ESV Weil – TSV Schwabhausen; TTG Bingen/Münster-Sarmsheim – SV Böblingen (beide 14.00 Uhr).

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