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Bruna Takahashi konnte die starke Liu Yangzi schlagen, musste aber Sabine Winter gratulieren (Bild: Armin Schimkat).
Gelungenes Mittelham-Debüt beim ttc eastside

Kolbermoor holt Punkt in Berlin, Weinheim schlägt Dachau

Dr. Stephan Roscher 20.11.2023

Berlin. Erneut zwei spannende Spiele auf sehr hohem Niveau erlebten die Fans am Sonntag in der 1. Bundesliga Damen. Eine gut aufgelegte Mannschaft aus Kolbermoor ergatterte nicht unverdient einen Punkt bei Serienmeister Berlin, bei dem Nina Mittelham bei ihrem Saisondebüt zu gefallen wusste. Bei Vizemeister Weinheim scheint der Knoten geplatzt zu sein, gegen ein im Spitzenpaarkreuz gleichwertiges Team aus Dachau gelang mit 6:3 der ersehnte erste Saisonsieg.

 

ttc berlin eastside – SV DJK Kolbermoor 5:5

Bei einer zwischenzeitlichen 4:2-Führung hatten sich die Gäste sogar Hoffnungen auf einen Sieg in der „Höhle des Löwen“ gemacht. Dass es nicht dazu kam, war maßgeblich Nina Mittelham zu verdanken, die bei ihrem Saisondebüt drei Punkte zum Remis beisteuerte. Zu kämpfen hatte die Weltranglisten-21. aber schon: Sowohl gegen Hana Arapovic als auch gegen Kristin Lang ging es über die volle Distanz. Das Doppel mit Britt Eerland gegen Apapovic und Svetlana Ganina war dagegen schon eine eindeutige Angelegenheit (3:0).

Der ttc eastside hatte Vorteile im Spitzenpaarkreuz, wo sich neben Mittelham auch Britt Eerland in guter Form präsentierte, die gegen Arapovic in fünf Sätzen gewann, allerdings gegen die wiedererstarkte Lang hauchdünn mit 14:16 im Entscheidungssatz den Kürzeren zog.

Hinten hatte Kolbermoor die Nase vorn. Überragend präsentierte sich Defensivstrategin Svetlana Ganina, die weder im Abwehrduell mit Ding Yaping noch im Match gegen die für die erkrankte Sabina Surjan kurzfristig ins Team gerückte Kathrin Mühlbach einen Satz abgab. Vor allem das 11:9, 13:11 und 11:2 gegen Ding war einer herausragenden Performance und – zumindest in den ersten beiden Durchgängen – großer Nervenstärke von Ganina geschuldet, die auch mit 45 immer noch Klassetischtennis zeigt.

Die zum dritten Mal in dieser Saison eingesetzte Swastika Ghosh hatte keine Mühe mit Mühlbach, verlor später jedoch gegen Ding ihr erstes Match in der 1. Bundesliga Damen, und das ziemlich glatt – gegen Abwehr scheint die Inderin also nicht so versiert zu spielen, während sie gegen Angriff auf atemberaubend hohem Niveau agiert. Wobei man natürlich berücksichtigen muss, dass Ding Yaping nicht irgendeine beliebige Defensivspielerin ist, sondern extrem clever agiert.

Da Kolbermoor zu Beginn einen Doppelpunkt errungen hatte – Lang/Ghosh besiegten Ding/Mühlbach mit 3:1 –, kam es somit zum leistungsgerechten Unentschieden. Eine Erleichterung für die Oberbayern nach zuletzt drei teilweise recht unglücklichen Heimniederlagen in Folge.

„Es war letztlich ein gerechtes Unentschieden“, so Berlins Präsident Alexander Teichmann. „Wir hätten auch gewinnen können, aber das gilt auch für Kolbermoor. Leider mussten wir kurzfristig Sabina Surjan ersetzen, die krank ist und Antibiotika nehmen musste. Kompliment an Nina, die zwar sicher noch besser spielen kann, aber am Ende doch zwei Punkte eingefahren hat.“

Michael Fuchs lässt die spannende Partie Revue passieren: „In den Doppeln 1:1, eine faire Punkteteilung. Vorne zwei sehr umkämpfte Spiele. Hana hat gut gespielt gegen Nina und Matchball im vierten Satz gehabt, den sie leider nicht nutzen konnte. Bei Kristin war es auch ein 50:50-Spiel, das sie hauchdünn im Fünften gewinnen konnte. Nach dem vorderen Paarkreuz hätte es sowohl 3:1 als auch 1:3 stehen können.“ Kolbermoors Trainer weiter: „Das hintere Paarkreuz stark von unserer Seite: Svetlana schlägt überraschend deutlich Ding Yaping, Swastika auch sehr stark, der allerdings im zweiten Spiel gegen Yaping, mit deren Abwehr sie nicht gut zurechtkam, die Grenzen aufgezeigt wurden.“ Und es blieb spannend: „Kristin hat dann gegen Nina ein 0:2 aufgeholt, aber es hat am Ende nicht gereicht, während Hana gegen Britt Eerland recht komfortabel 2:0 geführt hat, doch es ist gekippt, da Eerland mental stärker war und noch zulegen konnte, während Hana etwas den Rhythmus verloren hat. Svetlana hat uns dann gegen Kathrin den Punkt gesichert.“ Das Fazit des Gästetrainers fällt positiv aus: „Insgesamt ein guter Spieltag für uns und ein erfreulicher Punktgewinn."

Der ttc berlin eastside bleibt Tabellenzweiter mit nun 7:3 Punkten. Man hat noch zwei Partien in der Vorrunde zu absolvieren, eine davon ist ein echter Kracher. Am kommenden Sonntag empfängt man nämlich in der Hauptstadt den TTC 46 Weinheim zur Neuauflage des Meisterschaftsfinales der Saison 2022/23.

Kolbermoor ist nunmehr mit 4:8 Punkten notiert und steht auf dem siebten Tabellenplatz. Mit Leistungen wie in Berlin wird man dort gewiss nicht allzu lange verharren müssen. In der Vorrunde hat man allerdings nur noch einmal die Gelegenheit zu punkten, nämlich am 10.12. in Langstadt – sicher keine leichte Übung, denn die Südhessen sind derzeit Spitzenreiter mit 8:2 Zählern auf dem gut gefüllten Konto.
 

TTC 1946 Weinheim – TSV Dachau 65 6:3

Na also, es geht doch - das möchte man den Weimheimerinnen zurufen, ohne in irgendeiner Form Partei zu ergreifen und bei allem Respekt vor dem Team aus Dachau, dessen Qualität gerade im vorderen Paarkreuz beeindruckend ist. Nach einem durchwachsenen Saisonstart mit vier sieglosen Partien, konnte der TTC in der fünften Begegnung vor rund 150 begeisterten Fans den Bock umstoßen und beim 6:3-Erfolg über die Oberbayern in alter Form auftrumpfen, so wie man die Mannschaft aus der Vorsaison kennt. Man hat ganz offensichtlich die vierwöchige Pause nach der Niederlage in Bingen gut genutzt und zeigte sich auch mental auf der Höhe – nur mit einer gehörigen Portion Selbstbewusstsein kann man Teams wie Dachau schlagen.

In den Doppeln trennte man sich schiedlich-friedlich mit 1:1 - Takahashi/Jeger (3:1 gegen Nikitchanka/Feher) punkteten für Weinheim, Winter/Liu (3:0 gegen Wan/Klee) für Dachau.

Vorne schenkten sich die Kontrahenten nichts. Keiner Spielerin gelang ein 2:0, jede musste sich mit einem gewonnenen und einem verlorenen Match zufrieden geben. Im ersten Durchgang waren die Weinheimerinnen obenauf: Bruna Takahashi besiegte Liu Yangzi mit 3:1, eine bärenstarke Yuan Wan ihre Nationalmannschaftskollegin Sabine Winter sogar mit einem unerwartet glatten 3:0. Beim Gesamtstand von 1:5 zeigten dann aber die beiden Dachauerinnen ihr großes Potenzial und brachten ihr Team auf 3:5 heran – Winter schlug Takahashi ebenso mit 3:0 wie die international für Australien spielende Liu ihre Gegnerin Wan, die gegen Winter noch so begeistert hatte.

Die Crux aus Sicht der Gäste war, dass hinten kein einziges Match kam. Vielleicht hätte dies anders ausgesehen, wenn Tin-Tin Ho zur Verfügung gestanden hätte, doch Alina Nikitchanka und Orsolya Feher konnten es nicht richten. Feher unterlag Mateja Jeger, die endlich wieder so spielte, wie man sie kennt, mit 1:3, während Nikitchanka, die als Nummer drei zweimal an den Tisch musste, gegen Sophia Klee knapp den Kürzeren zog (2:3) und zum Schluss beim 0:3 gegen Jeger chancenlos blieb.

Weinheims Manager Christian Säger zeigte sich erleichtert. “Uns ist allen ein Stein vom Herzen gefallen”, räumte Säger nach der kurzweiligen Partie ein. “Es freut mich sehr fürs Team. Besonders freue ich mich persönlich für Sophia Klee. Sie hat es sich verdient. Nun denke ich, können wir wieder lockerer spielen und in voller Besetzung sind wir gegen alle Teams gefährlich.“ Säger zollte aber auch dem Gegner ein Lob: „Dachau hat ein tolles Team und auch sie sind, wenn Ihre Nummer drei mit dabei ist, ein Team, das gegen alle anderen gewinnen kann.“

„Es war schon ein enges Spiel und wir hatten unsere Chancen, haben sie aber nicht genutzt und somit geht das Ergebnis in Ordnung“, meinte TSV-Trainer Alexander Yahmed. „Wir müssen schauen, dass wir unsere Situationen besser nutzen, da fehlt noch ein wenig, aber das wird schon. Glückwunsch an Weinheim!“.

Der TTC 46 Weinheim verbesserte sich mit nun 4:6 Zählern auf Platz sechs der Tabelle. Der Anschluss ans Mittelfeld ist hergestellt. Zwei Partien hat man in der Vorrunde noch vor der Brust, am kommenden Sonntag bereits steigt der Kracher in Berlin, vor dem man rechtzeitig ein Ausrufezeichen gesetzt hat. Schafft man es, in der heutigen Form auch in der Hauptstadt an die Tische zu gehen, könnte es spannend werden.

Tja, und für das mit dem klaren Sieg gegen Böblingen so gut in die Runde gestartete Team aus Dachau bleibt einstweilen tatsächlich nur der letzte Tabellenplatz. Mit 2:6 Punkten steht man in dieser unglaublich ausgeglichenen Liga eben ganz hinten. Doch die Saison ist noch lang und den Oberbayern bleiben noch drei Vorrundenpartien, um eine Aufholjagd zu starten. Dem Spiel am kommenden Samstag beim Pokal-Gruppengegner Jena kommt allerdings wegweisende Bedeutung zu. Ginge man da leer aus, würde es allmählich etwas einsam im Tabellenkeller, im Fall eines Sieges würde man indes zum Mittelfeld aufschließen. Es bleibt einfach unglaublich spannend in der fraglos stärksten Liga des gesamten Kontinents.

 

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