Beratzhausen. Deutschland hat zwei neue mini-Meister. Nach umkämpften Spielen in der Beratzhausener Gottfried-Kölwel-Grundschule schnappt sich der Hannoveraner Konstantin Kindlein den Sieg über Hunor Deak. Bei den Mädchen triumphiert Esil Ahmed über Carina Beckersjürgen. Sie ist damit nur ein Jahr nach ihrem Bruder die neue Bundessiegerin.
Sonntagmorgen im bayerischen Beratzhausen: Alle neun Tische sind bereits wieder belegt, aktuell kämpfen die Jungs um die letzten Punkte. Am Eingang stehen unterdessen Sophie Hornung, Esil Ahmed und Miecia Ye. Die drei Mädchen tauschen sich beschwingt aus, sie ahnen bereits, dass sie in der Endrunde aufeinander treffen werden. „Ich bin sehr zufrieden“, sagt Sophie über den Tagesstart. Letztlich wird das Trio noch um Carina Beckersjürgen vom niedersächsischen Landesverband ergänzt werden. Im Halbfinale trifft die Badenerin Esil auf die Münchnerin Miecia. Gleich zu Beginn geht Esil in Führung, lässt sich den Vorsprung auch nicht mehr streitig machen. Am Ende zieht sie mit 3:0 ins Finale ein.
Etwas länger dauert das Halbfinale ein paar Tische weiter: Dort kämpft Carina mit Sophie um die Chance auf den Titel. Sophie geht im ersten Satz in Führung, gewinnt ihn schließlich für sich. Dann dreht Carina das Spiel, triumphiert letztlich mit 3:1. Sie spielt seit zehn Monaten Tischtennis, wird bei der TSG Dissen von ihren Trainern Doris Diekmann und Anton Manalaki gefördert.
Hunor Deak und Konstantin Kindlein im Jungs-Finale
Bei den Jungs schlägt Hunor Deak seinen Bonner Konkurrenten Ole Brack mit 3:1. Spätestens beim Stand von 2:1 blickt die ganze Halle gespannt auf das Spiel. Nach einem zwischenzeitlichen 10:10 sichert sich Hunor mit 13:11 sein Finalticket. Zuschauer beim Spiel ist Konstantin Kindlein, er hat zuvor 3:0 gegen den Limburger Milo Weyand gewonnen. „Lief gut“, kommentiert er knapp, dann setzt sich Konstantin gleich an die Box von Hunor und Ole, um seinen Finalgegner zu analysieren.
Die Strategie geht auf: Im Finale kommt Konstantin gut ins Spiel, gewinnt erst 11:5, dann mit seinen lehrbuchmäßigen Topspins noch 11:4 und 11:6 gegen Hunor. Mit nur einem verlorenen Satz ist er durch das gesamte Turnier marschiert, dabei hat er praktisch keine Erfahrung mit Wettkampftischen. Der Hannoveraner spielt seit zwei Jahren mit Vater Nicki auf Outdoortischen. „Ich habe maximal zehnmal in der Halle gespielt“, sagt er. Nach dem jetzigen Gewinn des Bundesfinales, so viel ist ihm und seiner Familie klar, soll es nun in den Verein gehen. „Konstantin war echt bärenstark“, kommentiert sein Vater.
Esil Ahmed folgt ihrem Bruder nach
Bei den Mädchen gewinnt eine Spielerin, die zumindest vom Namen her eine alte Bekannte ist: Esil Ahmed ist die Schwester des letztjährigen Bundessiegers Eren Ahmed vom TTV Weinheim-West. Ihr Vater Ahmed Nazam war bulgarischer Nationalspieler, hat seine Kinder bereits im Kader untergebracht. „Sie sollen beide in die Nationalmannschaft“, sagt er zielstrebig. Um dieses hohe Ziel zu erreichen, trainieren beide jeden Tag mit ihrem Vater, außerdem geht es zum Training mehrmals die Woche zur Sportschule Schöneck in Karlsruhe.
Der Leistungsanspruch, wie er in den Finalspielen in Beratzhausen wieder zu sehen war, steht bei den mini-Meisterschaften aber eigentlich gar nicht im Vordergrund. Stattdessen hat das Wochenende gezeigt, was Tischtennis besonders macht: Gastfreundschaft, Fairplay und Nahbarkeit. Letzteres beweisen nach dem Finale zwei Profis, die extra einen langen Weg nach Bayern angereist sind – Bundesliga-Spieler Fan Bo Meng und Tischtennis-Legende Steffen „Speedy“ Fetzner. Dessen Ruf eilt ihm bereits bei den Kleinsten voraus. „Der war Doppel-Weltmeister mit Jörg Roßkopf“, sagt Sophie Hornung begeistert. Für Fetzner ist es eine Ehrensache, bei den mini-Meisterschaften mit dabei zu sein. „Das Turnier ist eine tolle Möglichkeit, um junge Menschen für den Sport zu begeistern“, sagt der Ex-Profi. Vor Ort haben beide keine Scheu, sie nehmen sich auch abseits ihres extra organisierten Schaukampfs jede Menge Zeit für die minis, Eltern und Helfer, geben fleißig Autogramme und machen Fotos.
Nach der Siegerehrung herrscht langsam Aufbruchstimmung. Toni Pfeffer, der Hauptorganisator auf Seiten des TTV 1980 Beratzhausen, stellt fest, dass das Motto „Finale dahoam“ von seinem engagierten Helferteam perfekt umgesetzt wurde. Hört man in die Menge, bestätigen das auch die vielen Besucherinnen und Besucher aus ganz Deutschland. So wie Marcus Anbau, dessen Tochter Bella für den Landesverband Sachsen-Anhalt aufgeschlagen hat: „Ich wollte unbedingt noch mitteilen, dass es hier sehr angenehm und gastfreundlich war.“