Frankfurt/Main. Nur zwei Punkte trennen den ersten und den sechsten Platz in der 2. Bundesliga der Herren. Das Unterhaus ist ausgeglichen wie selten, ein einzelner Spieltag kann die Tabelle kräftig durchwirbeln. Am Ende der Vorrunde steht der TV Hilpoltstein an der Spitze – und möchte nun auch weiter vorne bleiben.
Geplant oder gar angestrebt hatten Ulrich Eckert und sein Team vom TV 1879 Hilpoltstein die Herbstmeisterschaft nicht. „Uns war wichtig, dass wir nicht hinten rein kommen“, sagt er am Ende einer erfolgreichen Vorrunde. 12:6 Zähler weist die Bilanz seiner Mannschaft auf, die punktgleich zu den direkten Verfolgern aus Mainz und Jülich ist. Besonders überzeugt hat für Eckert der Spanier Juan Perez, der auch Teil eines – Zitat Eckert – „phänomenalen Doppels“ ist. An der Seite von Matthias Danzer wurden sieben Spiele gewonnen, nur zwei Doppel-Matches gingen verloren. Und auch wenn es zu Beginn primär um die Absicherung gegen den Abstieg ging, jetzt möchten die Mittelfranken gerne vorne mitspielen.
Denn wer weiß, wer sich am Ende die Meisterschaft schnappt und damit auch die Chance auf einen Aufstieg in die TTBL? „Jeder kann jeden schlagen“, ist sich Eckert sicher. Ob es tatsächlich einen Aufsteiger ins Oberhaus geben könnte, dass steht noch keinesfalls fest. „Die TTBL kommt für uns nicht infrage“, sagt Michael Krebs vom 1. FSV Mainz 05. Sein Verein hatte die vergangenen zwei Spielzeiten in der höchsten deutschen Spielklasse verbracht. Ähnlich geht es dem TTC indeland Jülich, die in der Vergangenheit bereits TTBL-Luft geschnuppert haben. „Für uns ist das kein Thema“, teilt Vereinspräsident Mike Küven mit. Sein TTC stand während der Vorrunde vor großen Herausforderungen. Die langjährige Spielstätte in der Gemeinschaftsgrundschule Nord war aufgrund von Bauarbeiten nicht zur Verfügung gestanden, anders als im Vorfeld geplant. „Aus zwei Monaten Bauzeit ist ein halbes Jahr geworden“, sagt Küven. Nun ist aber alles fertig, der Umzug zurück an die alte Wirkungsstätte steht bevor. Dabei hatte das Ausweichquartier in der katholischen Grundschule den Jülichern durchaus Erfolg beschert: Fünf Siege in fünf Heimspielen sind die Bilanz. „Wir sind sehr zufrieden und punktgleich mit dem Tabellenführer“, sagt Küven über den dritten Platz seiner Truppe. Die Devos-Brüder Laurens und Robin hätten von Beginn an performt. Auch Kas van Oost und Barry Berben sind als Youngster nun fest im Team und haben ihren Beitrag geleistet.
Aufstellungen sorgen teils für Unmut
Dennoch spricht Küven ein Thema an, dass man im Austausch mit den Vereinsvertretern in der 2. Bundesliga immer mal wieder hört. „Die Aufstellerei laste ich der Liga an“, sagt Küven und meint damit die teils uneinheitliche Kaderstärke in den jeweiligen Spielen. Gespürt hat das laut eigener Aussage etwa das Team von Aufsteiger Lampertheim. „Fast etwas sauer“ ist Teammanager Uwe van gen Hassend dort über Aufstellungen von Favoriten gegen die direkte Abstiegskonkurrenz. Stellenweise hätte man aber auch selbst mehr machen können. „In den ersten beiden Heimspielen mussten wir Lehrgeld lassen“, meint van gen Hassend. Mit der Stimmung im Team ist er sehr zufrieden: „Wir haben tolles Tischtennis in Lampertheim gesehen“, sagt der Funktionär. Er hofft, dass sein mit Nachwuchstalenten gespicktes Team in der 2. Bundesliga halten kann.
Knapp hinter Lampertheim steht zum Vorrundenabschluss der TTC SR Hohenstein-Ernstthal. „Wir haben nach wie vor Probleme, auf den einzelnen Positionen zu punkten“, konstatiert dort Christian Hornbogen. Mit Carlos Mühlbach habe man ungeplant einen Langzeitverletzten in den eigenen Reihen. Zur Rückrunde hat man sich mit Andrew Baggaley verstärkt, auch Jeongmun Ho wurde gemeldet. „Wir möchten beide Teams in ihren Ligen halten“, erklärt Hornbogen. Die zweite Mannschaft des Vereins schlägt in der 3. Bundesliga Süd auf – ein Abstieg aus dem Unterhaus hätte einen Zwangsabstieg der zweiten Mannschaft zur Folge.
Ebenfalls mit jeweils einer Mannschaft in der 2. und 3. Bundesliga vertreten ist der SV Union Velbert. Im Unterhaus residiert die Mannschaft aktuell auf dem achten Platz und damit kurz vor der Abstiegszone. „Die Mannschaft hat mit dem achten Platz das Ziel eines Nichtabstiegsplatz erreicht“, meint dort Abteilungsleiter Harald Ricken. Man habe aber gleichzeitig nur zwei Punkte Vorsprung zur Konkurrenz. Sein Team hatte einen Sieg gegen die favorisierten Mainzer einfahren können, auch gegen Passau und Jülich gab es zwei punktebringende Unentschieden. Teilweise sei Ricken aber von der Leistung enttäuscht gewesen, es brauche deshalb zur Rückrunde eine Steigerung. „Den besten Eindruck hinterließ der Jüngste, unser Neuzugang Wim Verdonschot“, erklärt er. In der Rückrunde hofft man, den 21-jährigen Chinesen Yuan Xuansong einsetzen zu können, bei dem es aber noch Probleme mit dem Visum gibt.
Mainz möchte nicht nachlassen
Bei Vizeherbstmeister Mainz ist man zurück in der 2. Liga angekommen. „Wir sind nach einem schwierigen Start sehr zufrieden“, erklärt Michael Krebs. Zum Saisonauftakt hatten direkt zwei Niederlagen gegen Saarbrücken und Velbert zu Buche gestanden. Kirill Fadeev war teils krankheitsbedingt ausgefallen, auch Tom Jarvis hatte mit einer Verletzung zu kämpfen. In der Rückrunde möchten die Asse aus der rheinland-pfälzischen Landeshauptstadt weiter oben dabei bleiben.
Auch die Mannschaften hinter dem Treppchen sind alles andere als weit von der Spitze entfernt. Der 1. FC Saarbrücken-TT hat mit seiner zweiten Mannschaft nur einen Punkt Rückstand auf die Spitze. „Wir sind total zufrieden mit der Vorrunde“, sagt Teammanager Nicolas Barrois. Geholfen habe laut ihm die Unterstützung durch Eduard Ionescu und Cedric Meissner, die bei einer makellosen Bilanz im Unterhaus stehen. Beide spielen auch regelmäßig in der TTBL mit. „Es ist für uns sehr wichtig, dass die beiden sich nicht zu schade sind, auch in der zweiten Mannschaft auszuhelfen“, meint Barrois. Er hätte gerne Punkte aus dem Auswärtswochenende in Bayern mitgenommen: Mitte Dezember musste die Mannschaft eine 0:6-Niederlage gegen Passau einstecken, tags darauf setzte sich Hilpoltstein mit 6:4 über die Saarländer hinweg. Zur Rückrunde verstärkt nun Samuel Arpas die Mannschaft, das Ziel ist nach wie vor der Klassenerhalt.
Köln möchte die Tabellenspitze jagen
Direkt hinter Saarbrücken stehen in der Tabelle der 1. FC Köln und der TTC Fortuna Passau Seite an Seite. „Wir sind mit dem Verlauf der Vorrunde so weit zufrieden“, sagt Abteilungsleiter Gianluca Walther, der sich auf die „Jägerrolle“ in der Rückrunde einstellt. Gerade gegen die Spitzenteams sollen dann Siege her, um Punkte im engen Rennen gutzumachen. Nach der Rückrunde wird es dann einen Umbruch beim FC geben. Spitzenspieler Tobias Hippler wechselt nach Grünwettersbach, Shootingstar Andre Bertelsmeier zum TSV Bad Königshofen. Das sei für Walther einerseits schade, aber auch in der Strategie des Vereins begründet, mit jungen Talenten zu arbeiten. „Deshalb sind wir sehr stolz, dass sie sich weiterentwickelt haben“, meint er.
In Niederbayern arbeitet man nach wie vor an dem großen Ziel, ein Vierteljahrhundert in der 2. Bundesliga verbracht zu haben. Aktuell hat das Team einen Vorsprung von fünf Punkten auf die Abstiegsränge. „Wir wollten einen gesicherten Mittelfeldplatz, den haben wir erreicht“, sagt Fortuna-Vorstand Walter Reichert. Es sei für die Mannschaft noch möglich, im oberen Drittel zu landen. Die von Küven und van gen Hassend kritisierte Aufstellungsthematik hat auch er bemerkt. „Das verwischt die Situation“, sagt der Passauer. In der Rückrunde freut man sich unter anderem auf das bayerische Derby gegen Hilpoltstein, als Ergänzungsspieler kommt der Taiwanese Liu Shih-Ming in die Dreiflüssestadt.
Die Staffel komplettiert die Mannschaft von Hertha BSC Berlin. „Wir müssen mit dem Verlauf der Vorrunde zufrieden sein“, sagt Pressesprecher Lukas Bieber. Gut blieb ihm unter anderem der 6:3-Sieg gegen die favorisierten Mainzer im Gedächtnis, mit einer Bilanz von drei Siegen, einem Unentschieden und fünf Niederlagen stehen die Hauptstädter auf dem siebten Platz der Liga. In der Rückrunde ist das Ziel für die Hertha klar: Gegen die Mannschaften, die aktuell hinter den Berlinern stehen, soll ein Sieg her, am besten gegen den Tabellennachbarn Passau noch ein 5:5. „Das ist aber leichter gesagt als getan“, meint Bieber.