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Langstadts Team mit der Welle nach dem mehr als vierstündigen Krimi gegen Dachau, v.l. Franziska Schreiner, Izabela Lupulesku, Lorena Morsch, Sophia Klee, Chantal Mantz (Bild: Dr. Stephan Roscher).
TSV Langstadt – TSV Dachau 6:4; SV DJK Kolbermoor – TTC 1946 Weinheim 1:6; ttc berlin eastside – TTG Bingen/Münster-Sarmsheim 6:1

Langstadt gewinnt Advents-Krimi gegen Dachau, Weinheim brilliert in Kolbermoor, Berlin ohne Mühe gegen Bingen

Dr. Stephan Roscher 16.12.2024

Langstadt. Ein ereignisreiches Wochenende ist in der 1. Bundesliga Damen zu Ende gegangen. Dem Remis zwischen Dachau und Weinheim am Samstag, folgten drei mehr oder weniger spektakuläre Partien am dritten Adventssonntag: Spektakulär war der länger als vier Stunden dauernde Krimi zwischen Langstadt und Dachau mit dem besseren Ende für die Hessinnen. Spektakulär kann man auch den tadellosen Auftritt der Weinheimerinnen in Kolbermoor nennen, die unerwartet deutlich mit 6:1 gewannen. Eher unspektakulär war dagegen der klare Heimsieg von berlin eastside über Bingen, zumindest ergebnistechnisch. Der Hauptstadtklub konnte – und das war dann doch wiederum spektakulär – sogar mit einer „Teenie-Truppe“ mit einem Altersschnitt von 17,5 Jahren an die Tische gehen, ohne beim 6:1-Erfolg auch nur annähernd in Bedrängnis zu geraten.

Die Vorrunde ist noch nicht beendet, denn am kommenden Freitag steigt noch die Neuauflage der letzten beiden Meisterschaftsfinals, wenn der als Herbstmeister so gut wie feststehende TTC 46 Weinheim die Berlinerinnen zu einem prestigeträchtigen Duell empfängt – nur wenn der Vizemeister der letzten beiden Jahre mit 0:6 verliert, würde Langstadt noch auf den Spitzenplatz klettern. Nicht allzu wahrscheinlich, auch wenn der ttc eastside sicher hochmotiviert zu Werke gehen wird.

Alle Bundesligisten sind danach erst wieder im neuen Jahr gefordert – am 4. und 5. Januar möchten sie beim großen Pokalturnier im badischen Sinzheim Akzente setzen. Dabei werden – wie immer – auch einige Zweit- und Drittligisten sein, die sich natürlich so teuer wie möglich verkaufen wollen. Teams wie Weinheim, Langstadt, Dachau, Kolbermoor und natürlich Cup-Verteidiger Berlin werden, sofern sie in Bestbesetzung anreisen können, den ersten Titel des Jahres 2025 vermutlich unter sich ausmachen.

 

ttc berlin eastside – TTG Bingen/Münster-Sarmsheim 6:1

Der Serienmeister, in der diesjährigen Champions League bereits mit sieben Siegen notiert, kann auch anders, als nur den kurzfristigen Erfolg im Visier zu haben. In der Liga hat man es sich zur Aufgabe gemacht, besonders die jungen Talente wie Mia Griesel (18) und Josi Neumann (14) zu fördern und weiter nach oben zu bringen. Und das hat man konsequent umgesetzt und in sämtlich fünf Partien bisher eine junge Mannschaft mit den Stars von morgen, nicht denen von heute - auch wenn Neumann bereits ziemlich populär ist -, ins Rennen geschickt.

Und man hat dabei auch Niederlagen in Kauf genommen, was denn auch dreimal der Fall war. Zweimal unglücklich, einmal indes mit voller Wucht gegen das an diesem Tag übermächtige Team aus Dachau. Viele hatten nach dem 1:6 gegen Winter und Co. damit gerechnet, dass man gegen Bingen auf Nummer sicher gehen würde und zumindest eine der beiden stärksten Spielerinnen einsetzen würde. Doch man blieb seiner Linie treu, zeigte sich mutig und schickte sogar ein noch jüngeres Team an die Tische – für Kathrin Mühlbach kam diesmal die 14-jährige Lilian Ma zum Einsatz und machte ihre Sache für den Anfang gar nicht schlecht. Wobei man die Stars gegen einen Gegner, der mental eindeutig nicht auf der Höhe war, auch gar nicht brauchte. So benötigte das Quartett Surjan, Griesel, Neumann, Ma nur zwei Stunden und zehn Minuten, um die Rheinhessen mit einer deutlichen Packung nach Hause zu schicken.

Nach gelungenem Doppelstart – der Premieren-Formation Griesel/Ma gelang ein bemerkenswerter Viersatz-Erfolg über Lea Rakovac/Karolina Mynarova –, zog der ttc eastside rasch auf 5:0 davon. Sabina Surjan (3:0 gegen Shi Qi), Mia Griesel (3:1 gegen Lea Rakovac) und Josi Neumann (3:0 gegen Karolina Mynarova) sorgten für die hohe Führung. Die erfahrene Elena Kuzmina konnte zwar den Ehrenpunkt gegen die junge Lilian Ma verbuchen (11:4, 11:7, 8:11, 11:4), doch anschließend machte Sabina Surjan mit einem glatten 3:0 über Lea Rakovac den Sack zu.

Berlins Präsident Alexander Teichmann freute sich und erläuterte nochmals das Konzept: „Ein toller Sieg unsere Teenie-Truppe, die mit einem Durchschnittsalter von 17,5 Jahren wohl das jüngste Bundesliga Team ever war. Mit der 14-jährigen Lilian Ma haben wir das nächste große Talent in der Bundesliga eingesetzt und mit einem Erfolg im Doppel hat sie die Erwartungen erfüllt. Ein großes Kompliment an Sabina Surjan, die als Älteste mit 24 Jahren die Mannschaft hervorragend führte und mit zwei Einzelsiegen glänzte. Wir werden auch weiterhin auf unsere jungen Spielerinnen setzen und diesen Entwicklungsmöglichkeiten geben. Dafür eignet sich die 1. Bundesliga in dieser Saison hervorragend.“

Mia Griesel etwa, in der letzten Saison noch im Unterhaus am Ball, hat auf Anhieb im vorderen Paarkreuz 4:4 gespielt – ein wirklich vorzügliches Ergebnis. Und Josi Neumann steht in den Einzeln zwar 3:5, besitzt aber das Potenzial, das Ergebnis in der Rückrunde in den positiven Bereich zu wenden. Ihr Doppel mit Sabina Surjan (4:1) ist ohnehin eines der Besten der gesamten Liga.

Das Team der TTG wurde von Helge Meyer, im Vorstand zuständig für den Bereich Organisation, begleitet. Meyer brachte nach der Partie die gegenwärtigen Probleme klar auf den Punkt: „Die Mannschaft zeigte sich insgesamt verunsichert, es gelingt zu selten, den entscheidenden Ball, der ein knappes Spiel beendet, durch uns zu spielen. Die Doppel, die in der letzten Saison eine Stärke waren, funktionieren im Moment überhaupt nicht, Lea Rakovac ist sehr verunsichert und spielt zwar nicht schlecht, aber unglücklich.“ Meyer fährt fort mit der Einzelkritik: „Shi Qi konnte auch heute keinen Beitrag liefern, da sie ihr erstes Einzel gegen Surjan klar verlor, und ihr zweites Einzel gegen Griesel, bei dem sie führte, kam nicht mehr in die Wertung. Einzig Elena Kunzmina zeigte eine ansprechende Leistung und gewann deutlich. Karolina Mynerova war in zwei von drei Sätzen sehr dicht dran, doch ihr fehlte das Momentum, was sie in den letzten Jahren hatte. So kommt ein insgesamt schnelles 1:6 aus Binger Sicht zustande.“

Die Truppe vom Rhein steckt, bei realistischer Betrachtung, tief in der Krise. Nach dem ansprechenden Auftritt in Kolbermoor (5:5) lief nicht mehr viel zusammen, und es setzte eine klare Niederlage nach der anderen. In den letzten Spielen blieben alle deutlich unter ihren Möglichkeiten – sinnbildlich dafür steht eine eigentlich so gute Spielerin wie Lea Rakovac mit ihrer 1:11-Bilanz. Da man in dieser Saison ja nichts verlieren kann und kein Abstieg möglich ist, kann man eigentlich ziemlich stressfrei versuchen, wieder in angenehmere Fahrwasser zu gelangen. Man kann dem sympathischen Team aus Rheinhessen nur wünschen, dass die Spielerinnen die Festtage nutzen können, die Köpfe wieder freizubekommen, um vielleicht schon beim Pokalturnier ein anderes Gesicht zu zeigen. Wenn das Selbstvertrauen zurück kommt, kann man in dieser Saison sicher noch einiges bewegen und den Fans noch gute, spannende Spiele bieten. Die sportliche Substanz ist allemal vorhanden.

Am 18. und 19. Januar kann man sich wieder in der Liga präsentieren, wobei die Gegner Langstadt und Dachau happig sind – doch zu verlieren hat man ja nichts mehr, es kann eigentlich nur besser werden.

Berlin tritt am kommenden Freitag noch in Weinheim an, erst dann ist die Vorrunde für alle beendet. In die Rückserie startet man am 25. und 26. Januar mit den Auswärtsspielen in Bingen und Langstadt.

 

TSV Langstadt – TSV Dachau 65 6:4

Der TSV Langstadt hat am Sonntagnachmittag die Nerven der circa 150 Fans lange strapaziert, doch am Ende war der Jubel in der Eckehard-Colmar-Halle groß. Vier Stunden und acht Minuten dauerte das Tischtennis-Spektakel, das nach 48 gespielten Sätzen erst in der Verlängerung des allerletzten Satzes seinen Sieger fand. So lange wurde im wahrsten Sinne des Wortes bis zum letzten Schweißtropfen gekämpft. Es war nicht nur, laut Langstadts Sportlichem Leiter Manfred Kämmerer, das längste Bundesligaspiel der Südhessen in sechseinhalb Jahren Bundesliga, sondern das längste der gesamten Liga in der laufenden Saison - am Vorabend hatten es Dachau und Weinheim immerhin 13 Minuten kürzer gemacht.

Am Ende war es schon fast tragisch für die Bayern, dass man an zwei Tagen acht Stunden spielte, dazwischen noch rasch die 400 Kilometer nach Langstadt düste und am Ende nur mit dem einen Punkt gegen Weinheim belohnt wurde, obwohl man in beiden Partien gleichwertig war.

Dachau war in Topbesetzung angereist, wobei „Nesthäkchen“ Koharu Itagaki nur im Doppel an der Seite von Seoyoung Byun zum Einsatz kam, in dem die beiden wie gewohnt prächtig harmonierten, an jedem gelungenen Ball sichtlich ihre Freude hatten und rasch auf der Siegerstraße zu sein schienen. Nach 0:2-Satzrückstand bissen sich aber ihre Gegnerinnen Chantal Mantz und Izabela Lupulesku in das Match hinein, konnten ausgleichen und es bis zum Ende offenhalten. Doch Byun und Itagaki bleiben entspannt, strahlten weiter um die Wette und gewannen mit 11:9 im fünften Satz.

Langstadt, erstmals ohne seine Spitzenspielerin Orawan Paranang am Start, war gewiss nicht als Favorit in das Duell um Platz zwei gegangen. Die starke Nummer eins der Gäste, die südkoreanische Defensivstrategin Seoyoung Byun, erwies sich dann auch als eine Nummer zu groß für ihre Gegnerinnen. Ihre Schnittabwehr ist bombensicher und wenn sie mal mit der Vorhand angreift, ist das so gut wie immer erfolgreich. Ihre Kollegin im vorderen Paarkreuz, Sabine Winter, konnte zwar Chantal Mantz in fünf umkämpften Sätzen schlagen, zog später aber gegen Franziska Schreiner den Kürzeren.

Machen wir einen Sprung zu Sophia Klee, die im ersten Durchgang etwas überraschend Englands Nummer eins Tin-Tin Ho bezwungen hatte. Die 21-Jährige stand im letzten Match des Tages der 19-jährigen Dachauerin Naomi Pranjkovic gegenüber. Und es wurde zu einem Duell der Nerven und war gewiss nichts für Herzinfarkt-Gefährdete. Klee legte zweimal eine Satzführung vor, musste aber jedes Mal den Ausgleich hinnehmen - und dann schien ihr im Entscheidungsdurchgang gar nichts mehr gelingen zu wollen. 0:5 lag sie beim Seitenwechsel hinten, dann sogar 0:6, kurz darauf stand es 1:7, dann 3:8 und 4:9. Die Nordhessin in Diensten der Südhessen war aber nicht am Ende mit ihrem Latein, sondern startete eine furiose Aufholjagd. Bei 7:10 hatte ihre Gegnerin dennoch drei Matchbälle. Die Langstädterin antworte mit fünf Punkten in Folge zum heftig umjubelten 6:4-Sieg ihres Teams. „Wir kennen uns beide sehr gut seit der Jugendnationalmannschaft, Naomi konnte mein Spiel unglaublich gut lesen“, erklärte Klee. „Um jeden Punkt musste ich wahnsinnig kämpfen, doch diese tollen Fans haben mich getragen, allein schon für sie war es das alles wert, sie hatten unseren Sieg einfach verdient.“

„Das war unglaublich“, freute sich Franziska Schreiner“. „Wir haben immer weiter gekämpft, auch in den schwierigen Situationen, und einen sehr starken Gegner mit unseren Fans im Rücken sicher etwas glücklich, aber irgendwo auch verdient geschlagen.“ Auf Ihr Spiel gegen ihre Nationalmannschaftskollegin Sabine Winter angesprochen, räumte sie ein, dass sie zum ersten Mal überhaupt gegen diese gewonnen habe – nach 1:2-Satzrückstand hatte sie das Match gegen die Weltranglisten-60. gedreht und den Entscheidungssatz mit 11:8 ins Ziel gebracht. Als Grund für ihren Erfolg führte die Langstädterin nicht nur an, dass sie selbst gut gespielt habe, sondern erwähnte auch das Material ihrer Gegnerin: „Sabine spielt jetzt mit Antitop auf der Rückhand, dadurch ist ihr Spiel nicht mehr ganz so schnell und liegt mir besser.“ Hätte Schreiner verloren, womit nicht wenige vorher gerechnet hatten, wäre der Gast aus Oberbayern mit 5:3 in Führung gegangen und hätte ein Remis schon sicher gehabt. Und mit dieser Gewissheit hätte es sich sicher dann auch hinten etwas leichter spielen lassen.

Zu Beginn hatte die 22-jährige Schreiner übrigens bereits ein tolles Doppel mit der 16-jährigen Lorena Morsch gespielt – auch der TSV war zu fünft angetreten. Dies ist umso bemerkenswerter, als die Doppel in der Vorrunde eindeutig die Langstädter Achillesferse waren. Einen extrem starken Eindruck hinterließ auch die Serbin Izabela Lupulesku, die sowohl Pranjkovic als auch Ho jeweils mit 3:1 auf Distanz hielt. Die 4:0-Ausbeute im hinteren Paarkreuz sicherte dem TSV letztlich den Sieg.

Manfred Kämmerer war noch Stunden später hellauf begeistert: “Unfassbares Spiel heute. Es gab mehrere Wendungen. Anfangs auf der Verliererstraße, dann auf der gefühlten Gewinnerstraße und dann dachten alle, es wird wohl ein Unentschieden. Nach 0:6 und Abwehr von drei Matchbällen bei 7:10 hat Sophia ganz starke Nerven gezeigt. Wir sind überglücklich über den Sieg.“

Izabela Lupulesku strahlte über das ganze Gesicht: „Der perfekte Abschluss der ersten Halbrunde für uns! Wir haben gezeigt, dass wir ein tolles Team sind und jede bis zum letzten Ball für die anderen mitkämpft. Es war aber eine richtige Achterbahnfahrt heute. Dass wir es gewonnen haben, obwohl es zeitweise nicht so gut für uns aussah, lag ganz entscheidend auch an den Fans, die in den gut vier Stunden nie aufgehört haben, uns mit Begeisterung anzufeuern. Wir alle in Langstadt sind wie eine große Familie.“

Ihr Team schloss damit eine sehr gute Vorrunde mit 9:3 Punkten auf Platz zwei ab. Herausragend die Einzelbilanz von Orawan Paranang (9:1). Im hinteren Paarkreuz überzeugten Izabela Lupulesku (6:1) und Sophia Klee (6:2). An den Doppeln (4:8) muss man allerdings noch arbeiten.

"Es war wieder ein Highlight", so das Urteil von Dachaus Trainer Alexander Yahmed. "Über ein 5:5 hätte sich keiner beschweren können, aber ich finde nicht, dass Langstadt zu Unrecht gewonnen hat. Die Zuschauer waren wieder spitze, es war laut und alle haben mitgefiebert. Wir hatten unsere Chancen, die haben wir leider nicht genutzt, trotzdem finde ich, dass meine Mannschaft ein super Spiel geliefert hat. Wir werden jetzt daran arbeiten, etwas effizienter zu werden. Und gratulieren Langstadt zum Sieg."

Mit 7:5 Punkten beendete Dachau die Hinrunde als Tabellendritter. Man hat eine Reihe toller Spiele im Stil einer Spitzenmannschaft gezeigt, sodass die Punktausbeute fast schon zu niedrig ist, zumindest gemessen an der hohen Qualität der Mannschaft. Seoyoung Byun ist klar die Beste mit 9:2 in den Einzeln und 5:0 im Doppel mit Koharu Itagaki. Doch auch Sabine Winter (5:3), Tin-Tin Ho und Itagaki (jeweils 3:3) zeigten ansprechende Leistungen.

Am 18.01. geht es für Langstadt wieder um Bundesligapunkte, wenn man Schlusslicht Bingen zum Nachbarschaftsduell empfängt. Dachau muss am selben Tag das schwere Auswärtsspiel in Weinheim absolvieren und geht tags darauf in Bingen an die Tische.

 

SV DJK Kolbermoor – TTC 1946 Weinheim 1:6

Was für ein Spiel! Viele hatten nach dem Vier-Stunden-Remis der Weinheimerinnen am Vortag in Dachau erneut mit einer ganz engen Kiste gerechnet, selbst noch nachdem sie erfahren hatten, dass Annett Kaufmann im fernen Japan weilte und folglich nicht mitspielen konnte. Dafür waren ja die zuletzt erkrankte Qianhong Gotsch und Kristin Lang, die bis dahin erst zweimal eingesetzt werden konnte, dabei, sodass man sich durchaus etwas Zählbares ausrechnen durfte, zumal man frisch und ausgeruht war, während der Gegner noch ein hoch spannendes Match in den Knochen hatte.

Doch es kam anders. Auch wenn es deutlich enger zuging, als es das Endergebnis vermuten lässt - so ging es viermal in den Entscheidungssatz, dreimal durften dabei die Gästespielerinnen jubeln -, schien die Partie in Dachau den Nordbadenern gar nichts ausgemacht zu haben, die auf den Punkt topfit und hoch fokussiert an die Tische gingen.

Und die, auch das kann man nach vier Einsätzen zweifelsfrei aussagen, in der taiwanesischen Linkshänderin Chien Chung-Tuang (Einzelbilanz 7:0, Doppel 4:0) eine Nummer zwei am Start haben, die wohl in fast jedem anderen Klub locker die Nummer eins wäre. Chien hatte allerdings gegen „Hongi“ Gotsch zu kämpfen, die immerhin einen 0:2-Satzrückstand egalisieren konnte, im fünften Durchgang dann aber mit den Kräften am Ende war und keinen Stich mehr machte. Das 2:0 in der Doppeln spielte dem vermutlichen Herbstmeister zudem in die Karten, auch wenn beim Stand von 0:3 aus Sicht der Bayern eine stark aufspielende Hana Arapovic in fünf Sätzen gegen Yuan Wan für den Anschluss sorgte. 10:1 lautet die Einzelbilanz der 20-jährigen Kroatin – 6:0 hinten, 4:1 vorne. Eine echte Ansage. Doch Arapovics Sieg blieb der Ehrenpunkt, denn Mateja Jeger, Ece Harac und Yuan Wan machten anschließend vor immerhin 230 Fans den Sack zu.

Nach einer nicht immer befriedigenden Vorrunde belegt Kolbermoor, nach wie vor einer der Favoriten auf Meisterschaft und Pokalsieg, mit 5:7 Punkten den fünften Tabellenplatz. Dass die Ausbeute nicht besser war, ist allerdings Verletzungspech, Erkrankungen und anderen Gründen geschuldet, die wiederholt verhinderten, dass das Team in Topbesetzung antreten konnte.

Dr. Michael Fuchs, Abteilungsleiter und Trainer des SV DJK, kommentierte das Geschehen ausführlich. „Das Ergebnis spiegelt für mich nicht wirklich den durchaus spannenden Spielverlauf wieder, da mehrere Spiele auf Messers Schneide waren und leider drei Fünfsatzspiele an Weinheim gingen“, so Fuchs. „In den Doppeln sind wir immer hinterher gelaufen und im Falle von Laura und Hongi waren wir auch wirklich nicht mit Glück gesegnet. Hongi in beiden Spielen mit sehr starker kämpferischer Leistung auch wenn sie sich noch nicht wieder bei 100 Prozent ihres Niveaus befindet. Diese letzten fehlenden Prozent haben am Ende leider zweimal den Ausschlag für Weinheim gegeben. Außerdem sind Yuan und Tung-Chuan Chien auch keine Laufkundschaft und zum Beispiel Yuan durch ihr Spielsystem für eine Abwehrerin sehr unangenehm.“ Fuchs fährt fort in der Einzelkritik: „Hana, die ins obere Paarkreuz aufgerutscht ist, hat gerade in den Einzeln heute sehr gut gespielt, was speziell nach dem Doppel, wo nicht viel zusammenlief, eine sehr gute mentale Leistung war. Gegen Yuan knapp gewonnen, aber vor allem mit dem Sieg gegen Chien, der leider nicht mehr in die Wertung kam, hat sie heute ihre wirklich gute Entwicklung an den Tisch gebracht. Bei Kristin wäre heute sicher mehr drin gewesen, sie war auch selbst nicht zufrieden. Laura hat gegen Ece Harac durchaus ihre Chancen gehabt, leider hat es sich aber wie in den anderen Spielen durchgezogen, dass in den entscheidenden Momenten Weinheim einfach die Punkte gemacht hat. Deshalb Glückwunsch nach Weinheim, die durch eine kompakte Mannschaftsleistung heute verdient gewonnen haben, auch wenn der Sieg wie gesagt etwas zu hoch ausgefallen ist.“

Abschließend erklärte Fuchs noch das Fehlen von Annett Kaufmann: „Annett ist nicht verletzt. Sie befindet sich in Japan, wo sie die besondere Möglichkeit erhalten hat, in der hochkarätigen Trainingsgruppe um Miwa Harimoto zu trainieren. Diese einzigartige Chance wollten wir ihr nicht verwehren, da sie eine wichtige Gelegenheit für ihre Weiterentwicklung darstellt.“

Christian Säger, Macher und Manager des TTC 46 Weinheim, war naturgemäß hoch zufrieden: „Das 6:1 ist natürlich überragend. Natürlich kam uns auch entgegen, dass Kaufmann nicht spielen konnte. Es waren auch einige knappe Ergebnisse für uns dabei, aber insgesamt eine tolle Mannschaftsleistung aller. Das Team agiert auch als solches und jeder ist für jeden da.“ Eine Spielerin erhielt ein Sonderlob: „Yuan Wan spielte am Wochenende trotz einer starken Erkältung und stellte sich in den Dienst der Mannschaft. Passend dazu machte sie gegen Gotsch den Endpunkt zum Sieg.“

Weinheim empfängt nun noch am Freitagabend den ttc berlin eastside und will die inoffizielle Herbstmeisterschaft endgültig eintüten. Kolbermoor werden wir in der Liga erst wieder am 26. Januar beim Bayern-Derby in Dachau sehen.

 

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