Kolbermoor. Drei Partien in der 1. Bundesliga Damen wurden am Wochenende ausgetragen, alle drei waren recht spannend und jedes Mal gewann der Gastgeber mit 6:4. Über das Samstagsspiel in Dachau haben wir bereits berichtet, nun befassen wir uns mit den beiden Sonntagspartien. Den Langstädterinnen war auch beim 4:6 in Kolbermoor die Glücksgöttin nicht gewogen. Freude dagegen in Bingen: Gegen die bis dahin so starken Weilerinnen gelang der heiß ersehnte erste Saisonsieg.
SV DJK Kolbermoor – TSV Langstadt 6:4
Dritte Niederlage für den TSV Langstadt binnen einer Woche – alle drei auswärts. Überhaupt hapert es bei den Hessinnen in fremder Halle, Auswärtsbilanz 3:9 Punkte. Zu Hause dagegen ist man eine Macht: fünf Spiele, fünf Siege. Macht summa summarum 13:9 Punkte und Platz drei. Von Position zwei musste man sich von Dachau verdrängen lassen.
Auf der Bayern-Tour fehlte die thailändische Spitzenspielerin Orawan Paranang, die noch zu keinem Rückrundeneinsatz kam, an allen Ecken und Enden. Man war zwar zu fünft unterwegs, doch konnte Toptalent Lorena Morsch, die ihre versprochenen Einsätze erhielt, ihrem Team nur mit einem Erfolg im Doppel helfen – in den Einzeln ging die 16-Jährige leer aus. Wobei sie in einem Match ganz nahe an einem Erfolg war.
Dass mit Sophia Klee die erfolgreichste Spielerin des TSV in den Einzeln pausierte, die 21-Jährige ist mit einer 11:2-Bilanz notiert und hat in der Rückrunde (5:0) noch kein Match verloren, war womöglich mit ausschlaggebend für die knappe Niederlage.
In Kolbermoor gab es auch im Doppel eine Ernüchterung: Hatte das Duo Schreiner/Morsch tags zuvor in Dachau noch für einen Punkt gesorgt, ging man diesmal richtig baden, gegen Kaufmann/Arapovic musste man ein fast schon brutales 3:11, 4:11, 4:11 quittieren. Dafür punkteten aber Lupulesku/Klee, die Ghosh/Tiefenbrunner keine Chance ließen.
Im vorderen Paarkreuz zog Annett Kaufmann bei den Gastgebern, die ohne Qianhong Gotsch und Kristin Lang aufgelaufen waren, einsam ihre Kreise. Franziska Schreiner machte gegen die 18-jährige Linkshänderin keinen Stich, während Chantal Mantz zwar den ersten Satz gewann, in den übrigen Durchgängen aber nichts mehr holen konnte.
Ausgesprochen positiv gestaltete sich das späte Saisondebüt von Swastika Ghosh, die ihre beiden Einzel gewann: Gegen Lorena Morsch siegte die Inderin mit wirklich hauchdünnem Vorsprung, nämlich mit 15:13 im Entscheidungssatz – zuvor hatte die Langstädterin zwei Matchbälle vergeben. Gegen Izabela Lupulesku, die Laura Tiefenbrunner in ihrem ersten Einzel keine Chance gelassen hatte, gewann Ghosh etwas entspannter in vier Durchgängen. Im Schlusseinzel behielt Tiefenbrunner vor über 200 Zuschauern in der B2X-Arena aber die Nerven und gewann mit 11:8, 11:4, 2:11, 11:6 gegen Morsch.
Kolbermoors Vorstandsmitglied und Co-Trainer Florian Wiesener, der gemeinsam mit Krisztina Toth coachte – Cheftrainer Dr. Michael Fuchs war auf einem Lehrgang mit der Para-Nationalmannschaft –, stand uns nach der Partie Rede und Antwort. “Es war das erwartete umkämpfte Spiel“, so Wiesener. „Die Doppel haben wir wie geplant getroffen. Laura und Swastika fanden leider in ihrem ersten gemeinsamen Doppel nicht die optimale Abstimmung zueinander, zeigten aber dennoch keine schlechte Leistung. Wenn Sie den ersten Satz, in dem sie von 5:9 auf 9:9 zurückgekommen sind, gewonnen hätten, hätte das Spiel eventuell offener gestaltet werden können. Trotzdem war der 1:1-Start eine solide Ausgangslage.“ Zu den Einzeln gab Wiesener zu Protokoll: „Annett zeigte eine starke Performance. Gegen „Franzi“ dominierte sie klar, und auch gegen „Chanti“ setzte sie sich nach zwei umkämpften Sätzen letztlich souverän durch. Hana erwischte leider nicht ihren besten Tag und hatte mit einigen unglücklichen Bällen zu kämpfen. Swastika absolvierte ihr Saisondebüt mit einer klugen taktischen Leistung gegen Lupulesku. Im ersten Spiel gegen Lorena startete sie stark, konnte nach einer 2:0-Führung die Spannung jedoch nicht durchgehend halten. Am Ende bewies sie Nervenstärke und gewann den entscheidenden Satz in der Verlängerung. Für Laura war das Spiel gegen Lupulesku nicht einfach und sie fand nicht zu ihrem Spiel. Doch im letzten Einzel des Tages zeigte sie eine taktisch clevere Leistung und holte einen wichtigen Sieg gegen Lorena.“ Wieseners Fazit samt Ausblick: „Insgesamt war es ein intensives Match, das zwar knapp war, aber dennoch nicht unverdient an uns ging. Eine geschlossene Teamleistung, auf die wir für nächste Woche aufbauen können.“
Chantal Mantz sagte kurz nach Spielende: „Auch wenn ich mit meiner eigenen Leistung nicht unzufrieden war, ist es natürlich sehr schade, dass wir ohne Punkte aus Bayern heimfahren. Kämpferisch haben wir auch heute wieder alles gegeben, in einigen knappen Matches fehlte uns erneut etwas das Glück. Jetzt haben wir eine kleine Pause und können uns regenerieren. In 14 Tagen hoffen wir dann, zu Hause gegen Weinheim die Punktrunde mit einem Sieg beenden zu können.“
Manfred Kämmerer, Sportlicher Leiter des TSV, hatte nach der ersten Niederlage am Samstagabend beklagt: “Wir treffen im Moment in den entscheidenden Situationen die falschen Entscheidungen.” Nach Kolbermoor gab Kämmerer zu Protokoll: “Heute waren wir noch näher dran als gegen Dachau. Ich denke, ein Punkt wäre auch verdient gewesen. Doch aus diesem Wochenende müssen unsere jungen Spielerinnen lernen. Kopf hoch!”.
Am 1. März empfangen die Langstädterinnen Spitzenreiter Weinheim zu ihrem letzten Punktrundenspiel. Im Fall eines Sieges wäre durchaus noch der zweite Platz, der zum direkten Einzug ins Play-off-Halbfinale berechtigt, möglich. Kolbermoor hat dagegen noch vier Partien zu bestreiten, die nächste am kommenden Freitag zu Hause gegen den ESV Weil.
TTG Bingen/Münster-Sarmsheim – ESV Weil 6:4
Jede Serie reißt irgendwann – diesen Umstand durften die Spielerinnen, Vorstandsmitglieder und Fans der TTG Bingen/Münster-Sarmsheim am Sonntagnachmittag erfreut zur Kenntnis nehmen. Im elften Versuch in einer ziemlich verpatzten Saison gelang den Rheinhessinnen, deren Aufwärtstrend in der Rückrunde unübersehbar ist, endlich der heiß ersehnte erste Saisonsieg. Die Leistung der TTG gegen den ESV Weil, der zuvor Topteams wie Berlin, Kolbermoor, Weinheim und Langstadt “gefleddert” hatte, war aller Ehren wert, auch wenn man, bei realistischer Betrachtungsweise, die rote Laterne bei noch einer ausstehenden Partie gegen Kolbermoor (16.03.) nicht mehr loswerden dürfte. Zum Einzug in die Play-offs müsste man nämlich den Serienmeister und aktuellen Champions-League Halbfinalisten ttc berlin eastside vom sechsten Tabellenplatz verdrängen, der noch viermal an die Tische geht und sich höchst wahrscheinlich noch weiter nach oben arbeiten wird. Doch darum ging es gar nicht. Man wollte den 110 Zuschauern gutes, hochklassiges und spannendes Tischtennis bieten – und das löste man ein.
Wie bei allen Spielen des Wochenendes, so auch hier ein 1:1 nach den Doppeln: Shi Qi und Elena Kuzmina besaßen gegen Anna Hursey und Ievgeniia Sozoniuk keine Chance, jedoch konnten sich Elena Kuzmina und Karolina Mynarova – beide Teams waren zu fünft aufgelaufen – in vier umkämpften Sätzen gegen Daniela Ortega und Kornelija Riliskyte behaupten.
Anna Hursey, Einzelbilanz im Spitzenpaarkreuz nunmehr 10:2, war einmal mehr Weils beste Spielerin, die Chilenin Daniele Ortega die zweitbeste (9:3 hinten und vorne). Hursey besiegte Katerina Tomanovska haushoch und Lea Rakovac mit 3:1 nach einem hochklassigen Duell. Ortega, eigentlich die Entdeckung der Saison, weil viele sie zuvor eher für ein “Backup” gehalten hatten, während sie sich dann als richtig gute, ambitionierte Bundesligaspielerin entpuppte, musste sich in ihrem ersten Einzel etwas überraschend einer taktisch ungemein clever agierenden Elena Kuzmina geschlagen geben (2:3), während sie später Shi Qi besiegen konnte, ebenfalls in fünf spannenden Durchgängen. Das war es dann aber auch mit der Ausbeute des Gästeteams aus dem Dreiländereck. Ievgeniia Sozoniuk und Lea Lachenmayer gingen diesmal nämlich leer aus.
Bei den Rheinhessen überzeugte Elena Kuzmina auf ganzer Linie, die ihrem Sieg über Ortega später ein 3:1 gegen Defensivstrategin Lachenmayer folgen ließ. Shi Qi gestattete Lachenmayer nicht einmal einen Satzgewinn. Lea Rakovac, deren Vorrundenflaute längst nur noch Geschichte ist, schlug Kurznoppen-Ass Ievgeniia Sozoniuk in vier Durchgängen.
Mit spielentscheidend war aber auch, dass der Tschechin Katerina Tomanovska nach ihrer langen Verletzungspause endlich der erste Saisonsieg gelang. Im zehnten Versuch, zuvor hatte sie neun Einzel überwiegend sehr deutlich verloren, durfte die 29-jährige Linkshänderin einen Sieg bejubeln. Dass dieser ausgerechnet gegen Sozoniuk mit ihrer unangenehmen Spielweise gelang, hätte man nicht unbedingt erwartet. Nach fünf spannenden Sätzen durfte Tomanovska die Gratulation ihrer Gegnerin entgegennehmen.
“Es war das erwartete hartumkämpfte Spiel gegen eine starke Weiler Mannschaft in Bestbesetzung - also mit Anna Hursey. Es gab eine Reihe spannender Spiele mit engen Ergebnissen, sodass die Zuschauer voll auf ihre Kosten kamen”, freute sich Bingens Vorsitzender Joachim Lautebach. “Erwarten konnte man nach den letzten guten Ergebnissen, dass Lea Rakovic gegen Sozionuk eine Gewinnchance hat, dass aber Katerina Tomanovska auch gegen sie gewann, war unerwartet und für uns sehr erfreulich. Entscheidend für den Ausgang des Spiels war natürlich das erneut überzeugende hintere Paarkreuz mit Shi und Kuzmina, die drei Punke zum Sieg beisteuerten.” Lautebachs Fazit samt Ausblick: “Diesen Sieg hat sich die Mannschaft letztlich verdient. Wir freuen uns nun auf das letzte Spiel im März gegen Kolbermoor. Dann will die Mannschaft den Zuschauern nochmals eine ähnlich überzeugende Vorstellung bieten.”
Der ESV Weil, der am Freitag in Kolbermoor an die Tische muss, wurde dagegen etwas unsanft auf den Boden zurückgeholt. Nach dem grandiosen 6:3 gegen Langstadt ohne Spitzenspielerin Anna Hursey, konnte man beim Tabellenschlusslicht trotz Topbesetzung nicht die entscheidenden Akzente setzen. Dies ändert natürlich nichts an der tollen Saison, die der Aufsteiger spielt, der sich mit 10:8 Zählern weiter über eine positive Punkteausbeute freuen darf. Abteilungsleiterin Doris Spiess nahm die Niederlage folglich gelassen: “Ja, wir sind wieder auf dem Boden der Tatsachen gelandet. Es war schon klar, dass es ein schweres Spiel wird und Bingen hat von Anfang an auf Angriff gespielt. Wir haben zwar alles versucht, aber heute war nicht unbedingt unser Tag. Glückwunsch an das Team von Bingen, das sich heute fokussierter und entschlossener präsentiert hat.“
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