Weil am Rhein. Eine einzige Partie steht am kommenden Wochenende in der 1. Bundesliga Damen auf dem Spielplan. Favoritenschreck ESV Weil, aktuell Tabellenvierter, empfängt am Sonntagnachmittag den Zweiten TSV Langstadt, der bei einem Sieg die Tabellenführung übernehmen würde.
Manche hatten vor Saisonbeginn gemutmaßt, Aufsteiger Weil sei das schwächste Team in der 1. Bundesliga Damen - weiter daneben konnten sie nicht liegen. Die Truppe aus dem südbadischen Dreiländereck konnte die Vorrunde mit ausgeglichenem Punktekonto abschließen und hat dabei Giganten wie Berlin und Kolbermoor geschlagen. Daraufhin ließen die Zweifler verlauten, der Eisenbahner Turn- und Sportverein Weil am Rhein 1926 e.V. - so die ganz korrekte Bezeichnung - habe eben die Anfangseuphorie des Aufsteigers genutzt, würde nun aber gewiss in der Rückrunde einbrechen. Die Weilerinnen nahmen das lächelnd zu Kenntnis und brachten in ihrem ersten Rückrundenspiel vor drei Wochen dem bis dahin ungeschlagenen Spitzenreiter Weinheim die erste Saisonniederlage bei, die mit 6:2 auch noch erstaunlich deutlich ausfiel.
Und nun muss der TSV Langstadt, zuletzt immerhin gegen Berlin erfolgreich, nach Weil. Liegt etwa der nächste Favoritensturz in der Luft?
6:1 hieß es am 23.11. im ersten Aufeinandertreffen mit Weil für den TSV Langstadt. Doch da waren die Südhessen in Topbesetzung zugange mit ihrer Weltklasse-Thailänderin Orawan Paranang, während der ESV Weil auf seine beste Spielerin, die 18-jährige Waliserin Anna Hursey – Bilanz im Spitzenpaarkreuz inzwischen 8:2 –, verzichten musste, die zur gleichen Zeit bei der Jugend-WM in Helsingborg an die Tische musste.
Ob Paranang wieder an Bord sein wird, wissen wir nicht, die Hessen aus dem Babenhäuser Stadtteil verraten traditionell nichts über die Aufstellung. Beim letzten Vorrundenspiel gegen Dachau sowie in den ersten beiden Rückrunden-Partien gegen Bingen und Berlin fehlte sie – gewonnen wurde trotzdem.
Der TSV freut sich, nach etwas wackligem Saisonstart, über sechs Siege in Folge und steht nach Minuspunkten mit 13:3 Zählern momentan besser da als Ligaprimus Weinheim (14:4). Bei einem Sieg würden Mantz und Co. folglich den Vizemeister von der Spitzenposition verdrängen. Dies hat man im Visier und möchte die stolze Serie unbedingt ausbauen, weiß aber, dass es kein Sonntagsspaziergang im Dreiländereck zu werden verspricht, auch wenn Hursey, wie wir inzwischen aus Weil erfahren haben, erneut fehlen wird.
Somit wird die normalerweise an Position zwei spielende routinierte Kurznoppenspielerin Ievgeniia Sozoniuk, die zuletzt in gigantischer Form war, auf die Spitzenposition vorrücken. Sozoniuk hat in diesem Jahr bereits die Weinheimerinnen Yuan Wan und Cheng Hsien-Tzu geschlagen, ebenso wie Berlins Topstar Nina Mittelham beim Pokalturnier in Sinzheim. Desweiteren dürften die Chilenin Daniela Ortega, die junge deutsche Defensivspielerin Lea Lachenmayer sowie die Litauerin Kornelija Riliskyte im Weiler Team zum Einsatz kommen.
ESV-Abteilungsleiterin Doris Spiess geht davon aus, dass er schwierig werden wird, auch den Langstädterinnen ein Bein zu stellen: “Mit einem erneuten Favoritensturz wird es wahrscheinlich schwer werden. Wir müssen leider auf Anna Hursey verzichten, die in Singapur beim internationalen Youth Smash-Turnier am Start sein wird. Nichtsdestotrotz werden wir natürlich unser Bestes geben, um auch gegen Langstadt gut auszusehen.”
Gäste-Trainerin Anna Rauch rechnet damit, dass ihrem Team im äußersten Südwesten ein heißer Tanz bevorsteht. „Weil hat auch ohne Anna Hursey ein sehr ausgeglichenes Team“, so Rauch. „Eine schwierige Aufgabe für uns. Doch wir sind bereit, uns dieser Herausforderung zu stellen. Wir wollen unsere Serie unbedingt ausbauen.“ „Mit einem Sieg könnten wir einen großen Schritt in Richtung einer guten Platzierung für die Play-offs machen“, fügt der Sportliche Leiter Manfred Kämmerer hinzu. Sollte Paranang noch nicht wieder zur Verfügung stehen, würden Chantal Mantz, Franziska Schreiner, Izabela Lupulesku und Sophia Klee die 320 Kilometer weite Reise antreten.
Es könnte eine spannende Angelegenheit am Sonntag bei den Weiler Eisenbahnerinnen werden, die sechs ihrer bisher acht Punkte im heimischer Halle eingetütet haben, also durchaus als heimstark gelten dürfen.
Links