Rio de Janeiro. Er hat den Golden Grand Slam – und das völlig verdient: Der amtierende Weltmeister und World-Cup-Gewinner Ma Long ist jetzt auch Olympiasieger. Im Finale von Rio ließ er seinem Teamkollegen, dem Titelverteidiger Zhang Jike, keine Chance. "Wir kennen uns beide sehr gut, so war es eher ein psychologischer als ein spielerischer Kampf“, sagte der 27-jährige Ma Long.
Die ganz große Jubelgeste, wie sie sein Gegenüber Zhang Jike allzu oft spektakulär inszeniert hatte, fiel aus. Stattdessen gab es einen Liebesgruß, ein Herz, geformt aus seinen beiden Händen. Ganz Bescheiden kommt er daher, dieser Ma Long, der von der FAZ zum „Menschlichen Außerirdischen“ getauft worden war. Warum, das bewies er einmal mehr am Donnerstagabend im Riocentro 3. Abseits des Tisches ruhig, explodiert er innerhalb der Box. Nur im ersten Durchgang musste sich der 27-Jährige ein wenig eingrooven, wehrte sogar Satzbälle ab. Danach war es eine Demonstration der Stärke des Mannes, der zuletzt alle wichtigen Turniere hat gewinnen können. Der Golden Grand Slam aus Olympiasieg, Weltmeister- und World-Cup-Titel gehört Ma Long – und das völlig verdient. Der beste Spieler auf dem Planeten ist es nun auch auf dem Papier. „Ich habe das gesamte Match hindurch gut gespielt. Der Titel ist nur auf diesem hohen Level möglich“, sagte der Weltranglistenerste. „Ich bin stolz darauf, Olympiasieger zu sein.“
Hollywood-Star schaut zu
Die beiden Finalisten lieferten sich unter den Augen von Hollywood-Superstar Matthew Mcconaughey mitunter Ballwechsel in aberwitziger Geschwindigkeit, es war aber auch jede Menge Taktik im Spiel. "Wir kennen uns beide sehr gut, so war es eher ein psychologischer als ein spielerischer Kampf“, sagte Ma Long. „Nach dem Sieg bin ich ruhig. In diesem Moment denke ich, dass ich mich verbessert habe.“
Zhang Jike musste sich dieses Mal mit Silber begnügen. „Entscheidend war der erste Satz. Wenn ich den gewonnen hätte, wäre das Match womöglich in eine andere Richtung gegangen. Ich war zu Beginn zu langsam im Reagieren und in den Ballwechseln mit der Rückhand schwächer“, analysierte der Weltmeister von 2013 und 2011. Zhang gab außerdem zu: „Ma Longs Fähigkeiten sind besser als meine, egal ob es die ersten drei Bälle sind oder der Wechsel vom Angriff zum Blocken. Gratulation an Ma Long.“
Mizutani sichert sich Bronze
Es war das Match zweier Spieler, die beide noch keine Einzelmedaille bei olympischen Spielen geholt hatten. Für Vladimir Samsonov wird das wohl auch so bleiben. Der weißrussische Routinier, der im Viertelfinale Dimitrij Ovtcharov bezwungen hatte, musste sich Japans Star Jun Mizutani in fünf Sätzen geschlagen geben. Vorentscheidend war der dritte Durchgang, den Samsonov nach drei eigenen Satzbällen aus der Hand gab.
„Ich bin sehr glücklich. Das ist das beste Gefühl überhaupt“, sagte Mizutani. Der 27-jährige Weltranglistensechste hat wie auch "Vladi" einen großen Bezug zu Deutschland. Als 14-Jähriger kam er in die Bundesrepublik, spielte für Borussia Münster in der Regionalliga, für Germania Holthausen in der 2. Bundesliga und später für Borussia Düsseldorf im Oberhaus, gewann einen Meistertitel und einmal den ETTU-Cup. In der kommenden Saison wird Mizutani Teamkollege von Dimitrij Ovtcharov und Samsonov beim russischen Verein Orenburg sein.
Für den früheren Europameister und WM-Zweiten Samsonov war es die wohl letzte Chance, noch einmal eine Olympia-Medaille zu holen. „Das ist definitiv kein gutes Gefühl, wenn du das Bronze-Match verlierst. Das war wahrscheinlich meine letzte Chance“, sagte der 40-Jährige.
Finale
Ma Long – Zhang Jike 4:0 (12,5,4,4)
Spiel um Bronze
Jun Mizutani – Vladimir Samsonov 4:1 (4,9,-6,12,8)
Halbfinale
Zhang Jike CHN – Vladimir Samsonov BLR 4:1 (9,11,10,-6,9)
Ma Long CHN – Jun Mizutani JPN 4:2 (5,5,5,-7,-10,5)