Anzeige
Ein Herz für die Fans: Olympiasieger Ma Long (Foto: ITTF)

Liebesgruß vom Außerirdischen

FL 12.08.2016

Rio de Janeiro. Er hat den Golden Grand Slam – und das völlig verdient: Der amtierende Weltmeister und World-Cup-Gewinner Ma Long ist jetzt auch Olympiasieger. Im Finale von Rio ließ er seinem Teamkollegen, dem Titelverteidiger Zhang Jike, keine Chance. "Wir kennen uns beide sehr gut, so war es eher ein psychologischer als ein spielerischer Kampf“, sagte der 27-jährige Ma Long.


Die ganz große Jubelgeste, wie sie sein Gegenüber Zhang Jike allzu oft spektakulär inszeniert hatte, fiel aus. Stattdessen gab es einen Liebesgruß, ein Herz, geformt aus seinen beiden Händen. Ganz Bescheiden kommt er daher, dieser Ma Long, der von der FAZ zum „Menschlichen Außerirdischen“ getauft worden war. Warum, das bewies er einmal mehr am Donnerstagabend im Riocentro 3. Abseits des Tisches ruhig, explodiert er innerhalb der Box. Nur im ersten Durchgang musste sich der 27-Jährige ein wenig eingrooven, wehrte sogar Satzbälle ab. Danach war es eine Demonstration der Stärke des Mannes, der zuletzt alle wichtigen Turniere hat gewinnen können. Der Golden Grand Slam aus Olympiasieg, Weltmeister- und World-Cup-Titel gehört Ma Long – und das völlig verdient. Der beste Spieler auf dem Planeten ist es nun auch auf dem Papier. „Ich habe das gesamte Match hindurch gut gespielt. Der Titel ist nur auf diesem hohen Level möglich“, sagte der Weltranglistenerste. „Ich bin stolz darauf, Olympiasieger zu sein.“


Hollywood-Star schaut zu


Medaillengewinner-Selfie (Foto: ITTF)Die beiden Finalisten lieferten sich unter den Augen von Hollywood-Superstar Matthew Mcconaughey mitunter Ballwechsel in aberwitziger Geschwindigkeit, es war aber auch jede Menge Taktik im Spiel. "Wir kennen uns beide sehr gut, so war es eher ein psychologischer als ein spielerischer Kampf“, sagte Ma Long. „Nach dem Sieg bin ich ruhig. In diesem Moment denke ich, dass ich mich verbessert habe.“


Zhang Jike musste sich dieses Mal mit Silber begnügen. „Entscheidend war der erste Satz. Wenn ich den gewonnen hätte, wäre das Match womöglich in eine andere Richtung gegangen. Ich war zu Beginn zu langsam im Reagieren und in den Ballwechseln mit der Rückhand schwächer“, analysierte der Weltmeister von 2013 und 2011. Zhang gab außerdem zu: „Ma Longs Fähigkeiten sind besser als meine, egal ob es die ersten drei Bälle sind oder der Wechsel vom Angriff zum Blocken. Gratulation an Ma Long.“


Mizutani sichert sich Bronze


Es war das Match zweier Spieler, die beide noch keine Einzelmedaille bei olympischen Spielen geholt hatten. Für Vladimir Samsonov wird das wohl auch so bleiben. Der weißrussische Routinier, der im Viertelfinale Dimitrij Ovtcharov bezwungen hatte, musste sich Japans Star Jun Mizutani in fünf Sätzen geschlagen geben. Vorentscheidend war der dritte Durchgang, den Samsonov nach drei eigenen Satzbällen aus der Hand gab.

Am Boden, aber vor Freude: Jun Mizutani (Foto: ITTF)„Ich bin sehr glücklich. Das ist das beste Gefühl überhaupt“, sagte Mizutani. Der 27-jährige Weltranglistensechste hat wie auch "Vladi" einen großen Bezug zu Deutschland. Als 14-Jähriger kam er in die Bundesrepublik, spielte für Borussia Münster in der Regionalliga, für Germania Holthausen in der 2. Bundesliga und später für Borussia Düsseldorf im Oberhaus, gewann einen Meistertitel und einmal den ETTU-Cup. In der kommenden Saison wird Mizutani Teamkollege von Dimitrij Ovtcharov und Samsonov beim russischen Verein Orenburg sein.

Für den früheren Europameister und WM-Zweiten Samsonov war es die wohl letzte Chance, noch einmal eine Olympia-Medaille zu holen. „Das ist definitiv kein gutes Gefühl, wenn du das Bronze-Match verlierst. Das war wahrscheinlich meine letzte Chance“, sagte der 40-Jährige.

Finale

Ma Long – Zhang Jike 4:0 (12,5,4,4)


Spiel um Bronze

Jun Mizutani – Vladimir Samsonov 4:1 (4,9,-6,12,8)


Halbfinale

Zhang Jike CHN – Vladimir Samsonov BLR 4:1 (9,11,10,-6,9)

Ma Long CHN – Jun Mizutani JPN 4:2 (5,5,5,-7,-10,5)

 

weitere Artikel aus der Rubrik
Olympische Spiele 09.04.2024

Mit Timo Boll und Ying Han: DTTB schlägt DOSB seine Aufgebote für die Olympia-Nominierung vor

Die Vorschläge des Deutschen Tischtennis-Bundes für die Aufgebote zu den Olympischen Spielen in Paris liegen auf dem Tisch. Die offizielle Nominierung durch den DOSB-Vorstand erfolgt im Nominierungszeitraum Mitte Mai bis Anfang Juli 2024.
weiterlesen...
Olympische Spiele 21.10.2021

Kramp-Karrenbauer ehrt Sportsoldaten um Solja und Mittelham

Zu Gast im Verteidigungsministerium in Berlin: Die gut 150 Frauen und Männer waren als Mitglieder des Bundeswehr-Teams Tokio an mehr als der Hälfte der deutschen Medaillen beteiligt.
weiterlesen...
Olympische Spiele 20.09.2021

Sporthilfe-Wahl zu „Die/Der Beste“ 2021: Ovtcharov nominiert

Dimitrij Ovtcharov ist einer von zehn Kandidatinnen bzw. Kandidaten, die in einer Vorabwahl von den Athletenvertreter der nationalen Sportfachverbände nominiert wurden. Paralympicssieger Valentin Baus darf im Sporthilfe-"Club der Besten" in Südspanien aktivurlauben und netzwerken.
weiterlesen...
Olympische Spiele 05.07.2021

Olympische Spiele: DOSB bestätigt Trainer und 'Club Med'

Fünfeinhalb Wochen nach der Nominierung des deutschen Aufgebots für die Olympischen Spiele in Tokio hat der Deutsche Olympische Sportbund (DOSB) nun auch das Begleitpersonal für die Tischtennis-Mannschaften bestätigt.
weiterlesen...
Olympische Spiele 25.06.2021

DTTB und Sportstadt Düsseldorf laden zur Tokio Challenge

Nach der EM ist vor Olympia. Um vor Tokio zusätzliche Matchpraxis unter Wettkampfbedingungen zu sammeln, werden Deutschlands Herren ein zweitägiges Vorbereitungsturnier absolvieren. Schauplatz der „Tokio Challenge“ ist das CASTELLO in der Sportstadt Düsseldorf. Alle Partien werden kostenlos im Livestream übertragen. Am 9. und 10. Juli stellt sich das Olympia-Quartett aus Dimitrij Ovtcharov, Timo Boll, Patrick Franziska und Ersatzmann Benedikt Duda seinen Nationalteamkollegen.
weiterlesen...
Olympische Spiele Stars & Stories 28.05.2021

„2008 war ich gefühlt schon sechs Monate davor in Peking“

Dimitrij Ovtcharov ist so etwas wie der Mr. Olympia im deutschen Tischtennisteam. An drei Spielen hat er teilgenommen und insgesamt vier Medaillen gewonnen. So viel wie kein deutscher Tischtennisspieler vor ihm. Im Podcast "Ping, Pong & Prause" hat er kürzlich erzählt, was die Spiele für ihn bedeuten, warum jede Teilnahme dramatisch war und was in und vor Tokio alles anders ist.
weiterlesen...
© Deutscher Tischtennis-Bund e.V. - DTTB - Alle Rechte vorbehalten

Datenschutz | Impressum